Nicht nur der Bundespräsident zeigt Gesicht

Einerseits predigen deutsche Spitzenpolitiker inzwischen fast gebetsmühlenartig, wie wichtig Maskenzwang und Mindestabstand sind. Doch zuweilen erinnert man sich dennoch in Deutschlands Politik-Elite gern an das alte Motto „Gesicht zeigen“. Auf einem Foto aus Süd-Tirol sieht man vier Frauen und zwei Männer eng bei einander stehen und in die Kamera lachen. Von einer Maske ist weit und breit nichts zu sehen. Die Frauen haben stattdessen Musikinstrumente in der Hand, es ist also anzunehmen, dass sie für die Männer musiziert haben. Bei den beiden Männern weiß man immerhin sicher – das ist ja in Zeiten von Corona-Ausnahmezustandsregeln inzwischen wichtig – dass sie nicht in einem Haushalt leben, denn es handelt sich bei ihnen um den Süd-Tiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher und den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Und das Bild ist dummerweise in der Süd-Tiroler tageszeitung erschienen, was zumindest den Landeshauptmann zur öffentlichen Reue nötigte: „Asche auf mein Haupt, wir sind auch Menschen“, so Kompatscher.

Damit hat er unzweifelhaft recht und hier soll auch gar nicht über die Maskenlosigkeit genörgelt werden. Etwas störend ist nur, wenn deutsche Politiker ihre Bürger mit beschränkten Bürgerrechten nicht nur in hochmoralischem Ton dazu mahnen, Masken zu tragen, sondern auch ein konsequentes Vorgehen gegen alle fordern, die dies nicht so konsequent tun, sich gleichzeitig aber Maskenfreiheit gönnen.

Aber vielleicht ist das jetzt auch ungerecht gegenüber unserem Bundespräsidenten, denn die deutschen Behörden zeigen sich ja durchaus hier und da auch anderswo großzügig, wie jüngst in Essen. Wie der WDR berichtet, ist niemand bevormundend eingeschritten, als sich fast 800 Trauergäste am Donnerstag auf dem „Friedhof am Hallo“ in Essen-Stoppenberg versammelten, um ein hochrangiges Mitglied des Al-Zein-Clans zu beerdigen:

Wegen der Corona-Pandemie dürfen zurzeit eigentlich nur Beerdigungen mit 150 Teilnehmern stattfinden. Die Angehörigen des Toten seien aber aktiv auf die Stadt zugegangen und hätten im Vorfeld versichert, dass man auf Abstandsregeln und Maskenpflicht achten werde, sagte eine Sprecherin der Stadt Essen.

Doch eingehalten wurde dieses Versprechen nicht. Am Grab standen die 800 Trauergäste dicht an dicht, nur wenige davon trugen Masken. Polizei und Ordnungsamt schritten allerdings nicht ein, um die äußerst ruhige Lage nicht zu gefährden, sagte eine Sprecherin. Die Verstöße gegen die Corona-Regeln hätten sich nach Ansicht der Mitarbeiter vor Ort im Rahmen gehalten.“

Also bei manchen Menschen muss man nicht so konsequent sein, sondern kann Verstöße gegen Regeln tolerieren, wenn sie sich „im Rahmen“ halten. Und das betrifft nicht nur Spitzenpolitiker. Deshalb wäre es wohl unangebracht, voller Sozialneid am Bundespräsidenten herumzunörgeln, wenn deutsche Behörden auch an anderer Stelle so großzügig sind.

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Leserpost

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Harald Unger / 01.08.2020

Die Schonabgewickelten haben, als gesichtsloses, infantilisiertes Maskenvieh, endlich wieder zu sich selbst und ihrer Bestimmung gefunden. Rinder stört es ja auch nicht, wenn der Bauer keine Hörner hat. Man gehorcht ihm trotzdem.

Wilfried Cremer / 01.08.2020

Es geht darum, dass die potentiellen Nazis eins aufs Maul bekommen und die Schnauze halten, wenn dasselbe blutig ausgeführt wird. Der potentielle Täterkreis ist freilich suspendiert.

Dr. med. Jesko Matthes / 01.08.2020

Die FAZ titelt soeben “Altmaier will härtere Strafen für Fehlverhalten”. Frage an Radio Jerewan: Meint er den Bundespräsidenten oder meint er Peter Grimm?

Jürgen Fischer / 01.08.2020

Orwell ist halt gerade aktuell. Nachdem immer mehr Politiker 1984 als Gebrauchsanweisung hergenommen haben, ist zwischendurch auch mal wieder Animal Farm dran. Wobei zu bemerken ist, dass letzteres nach der Realität geschrieben wurde. Die Geschichte wiederholt sich aber nicht nur einmal, das geschieht in Zyklen. Die Politiker sind in der Regel gleicher als ihre Untertanen; dazu fällt mir ein herrliches Zitat eines meiner früheren Mathelehrer ein: »Bedenkt, dass ich am längeren Hebel sitze und das auch ganz gehörig ausnutzen werde!«

Bernhard Freiling / 01.08.2020

Unter Merkel zeigt man Gesicht, wenn man sich verhüllt. Unter Merkel ist man ein Kämpfer für die Wahrheit, wenn man Andere zum Schweigen bringt. Unter Merkel verteidigt man die Demokratie, wenn man Wahlen rückgängig macht. Unter Merkel hat man den Durchblick, wenn man Hetzjagden sieht, wo keine sind. Unter Merkel vermeidet man Umweltbelastung indem man 0-Immissions-Kraftwerke abschaltet und Braunkohle-Dreckschleudern weiter laufen läßt. Unter Merkel schützt man die Vogelwelt, indem man Windmühlen aufstellt, die Hunderttausende Vögel jährlich schreddern und stellt diese Dinger in geschlossen bewaldete Gebiete. ++ Gibt es wirklich noch Ernst zu nehmende Zweifel? Wird dieses Land nicht von Irren regiert, die alle 4 Jahre von Vollidioten gewählt werden? ++ Obwohl: das wäre noch die harmlosere Erklärung. Ein Irrer ist nicht Frau ihrer Sinne und kann deshalb auch nicht zur Verantwortung für ihr Tun gezogen werden. Viel schlimmer wäre, Roosevelt hätte Recht mit seinem Statement, “in der Politik geschähe Nichts aus Zufall sondern Alles genau so wie es geplant sei”. Dann hätten wir es mit einer Bande von Verbrechern zu tun, die gerade dabei ist, Deutschland plangemäß in Grund und Boden zu wirtschaften. Unter dem Jubel der Vollidioten!

giesemann gerhard / 01.08.2020

Kann man nur hoffen, dass Corona den ganzen Clan hinweg rafft, Inschallah. Denn in Abwandlung des Ausspruches von Josef Stalin stellen wir fest: Ein Clan, ein Problem - kein Clan, kein Problem. Warum sollen sich die Deutschen da die Hände schmutzig machen? Gar auf die Hucke hauen lassen? Ab ins Paradeis mit denen, samt Corona, Allah wird sie willkommen heißen, Herrgottnochmal. Wo ist das Problem? Wenn’s endlich weg ist?

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