Nicht der IS, sondern die IR

Von Arye Sharuz Shalicar. Während der Islamische Staat (IS) in seinen Hochburgen in Syrien und Irak keine bedeutende Gefahr mehr darstellt und die Organisation sich auf dem Rueckzug befindet, macht sich ein viel ausgeklügelteres regionales Schwergewicht breit und füllt das entstandene Vakuum: der Iran.

Mit seiner aggressiv-expansionistischen Weltanschauung arbeitet das iranische Regime, insbesondere mit Hilfe der Revolutionsgarden (Pasdaran) und der ihnen unterstellten Al Quds Auslandseinheit ununterbrochen daran eine neue Realität in der Region herzustellen, in der die schiitische Ausrichtung des Islams unter der Führung der Islamischen Republik Iran den Ton in der muslimischen Welt angeben soll.

Seit der Islamischen Revolution im Jahre 1979 haben zuerst Ayatollah Chomeini und danach sein Nachfolger Ayatollah Chamenei sich geostrategische und regionale Situationen zu nutze gemacht, um ihren Eroberungsfeldzug schrittweise zu planen und umzusetzen, das ohne dramatische Reden und Ankündigungen, sondern eher mit viel Geduld, dem Willen zu handeln und dem Prinzip Taqiyya, das heißt wenn es sein muss auch zu lügen, um "sich zu schützen".

Mittlerweile sind iranische Militaers und Berater in etwa einem Dutzend Länder in der Region stationiert. In Syrien und im Irak haben sie den inner-muslimischen Konflikt für sich entschieden und besetzen das Territorium nicht nur mit mehrenen Zehntausend schiitischen Legionären, unter anderem aus Zentral Asien, sondern etablieren sich auch in mehreren Wirtschaftsbereichen, wie zum Beispiel in den Bereichen Elektrizität, Landwirtschaft, Tourismus (Hotelbau an der Küste) und in die Planung Hafen am Mittelmeer und die Öl-Reserven.

Der Libanon ist de facto unter der Kontrolle des Irans durch seinen erweiterten Arm im Libanon, der Terrororganisation Hisbollah. Darueber hinaus unterstützt der Iran Terrorbanden unter anderem im Jemen, in Gaza, in Afghanistan sowie schiitische Gruppierungen in den Golfstaaten, um langsam aber sicher zu internen Revolutionen zu verleiten.

Es geht keineswegs nur um die Atombewaffnung des Iran

Das Streben der Iraner nach Macht besorgt bei weitem nicht nur Israel, sondern in erster Linie die sunnitischen Golfstaaten, die Vereinigten Staaten und mittlerweile, zumindest unter vorgehaltener Hand auch die Europäer.

Das vor zwei Jahren unterzeichnete Atom-Abkommen zwischen dem UN-Sicherheitsrat und den Iranern hat sich auf eine Thematik konzentriert, und zwar die der iranischen Atom-Abrüstung. Es lässt sich darüber streiten, ob es klug wäre, diesen, in Augen der Europäer "erfolgreichen" Vertrag jetzt zu stornieren oder abzuändern, wenn es ausschliesslich um dieses eine Thema ginge, denn zumindest ist die atomare Gefahr vorerst aufgeschoben (ganz gewiss nicht aufgehoben).

Jedoch geht es um weitaus mehr, denn bei der Unterzeichnung des Abkommens wurde nicht mit einbezogen, beziehungsweise gefordert, dass der Iran die Aufrüstung und den Export von offensiven Waffen an Terrororganisationen, insbesondere interkontinetale Langstreckenraketen, die mittlerweile einen Grossteil des europäischen Kontinentes erreichen können und seine destabilisierenden Handlungen in der Region, einzustellen hat.

Genau diese zwei absichtlich ausser Acht gelassenen Punkte, um der Welt einen Vertrags-Erfolg zu präsentieren, führen den Nahen Osten jeden Tag einer Eskalation der anderen Sorte näher, denn der Iran hat sicherlich nicht vor Gebiete abzugeben und das wird ziemlich sicher zu einer zunehmenden Aufrüstung in der sunnitischen Welt führen und der Wiederauferstehung von noch gefaehrlicheren globalen sunnitischen Terrororagnisation a la Al Qaeda und IS.

Nicht der IS ist die primäre Bedrohung für den Nahen Osten, sondern die IR (Islamische Republik - Iran).     

Arye Sharuz Shalicar wurde 1977 in Deutschland als Sohn persisch-judischer Eltern geboren. Seine Autobiographie  "Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude" ist 2010 im DTV erschienen. Heute ist er Abteilungsleiter für Internationale Beziehungen im israelischen Ministerium für Nachrichtendienste im Büro des Ministerpräsidenten.

 
 

 

 

 

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Leserpost

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Dietmar Schmidt / 19.10.2017

Das ist eine vorstellbare Realität. Alle die Herrn Trump wegen seiner Haltung zum Atomabkommen kritisieren und verunglimpfen, sollten diese Aspekt mit einbeziehen und vielleicht das Ganze dann überdenken.

Kurt Werners / 19.10.2017

Achgut? Habe ich mir gedacht als ich den wenig differenzierten Text von Herrn Shalicar gelesen habe. Ach gut! habe ich mir dann gedacht, als ich gelesen habe wo die Wurzeln des Autors liegen und vorallem wo und für wen er arbeitet. Ohne ein Freund des Iran zu sein, ist es nicht so das es dem Iran nicht unähnlich Israel geht? Umringt von einer Überzahl an Feinden, von agressiven Nachbarn in Kriege reingezogen? Ich wage zu bezweifeln das es Israel besser gehen würde wenn es keine Schiiten in der Region geben würde und sich Israel bipolar nur mit Sunniten auseinandersetzten müsste. Genaus wie wohl Israel ein Glücksfall für die Shiiten (10% der Umma) in deren Kernland, dass ich mal “alt Persien” nenne, ist, da diese wohl schon längst von ihren in der deutlichen Überzahl befindlichen sunnitischen “Glaubensbrüdern” (85% der Umma) zerfleischt worden wären, wenn nicht plakativ der an erster Stelle stehende gemeinsame Kampf gegen die Juden wäre. Das der Iran die Wirren der Kriege in seiner Nachbarschaft nutzt um die eigene Machtpoistion zu fundamentieren ist in diesem Zusammenhang in meinen Augen nur nachvollziehbar. Ich verstehe das ein Israeli aus seiner subjektiven Sicht primär ein Problem mit der von Iran gepamperten Hamas hat, die unterstützt vom Teheran einen kontinuierlichen Kampf gegen Israel führt.  Global gesehen sind es aber vornehmlich wohl eher die sunnitischen Terrorstrukturen die versuchen mit Gewahlt ihre Gottesstaaten wahabitischer Coleur in aller Herren Länder zu etablieren.

Volker greve / 19.10.2017

Sehr geehrter Herr Shalicar, mit Interesse verfolge ich ihren politischen Werdegang. Israel ist und bleibt in erster Linie für sich selbst verantwortlich. Auf Unterstützung irgendwelcher Art aus Europa zu hoffen ist illusorisch. Selbst der kraftvoll gestartete USPräsident knickt zunehmend ein. Ob das an der liberalen Gesinnung seiner Tochter oder des jüdischen Schwiegersohnes liegt oder ob andere Trump auf Kurs bringen wollen? Anyway, als Christ glaube ich dass Israel nicht fallen wird , weil der bisherige Weg schon in alttestamentlichen Prophetien vorhergesagt wurde. Als das größte Problem unserer Zeit sehe ich nicht den Islam, so furchtbar er auch ist, sondern den Liberalismus des Westens. Leider ist auch Israel davon nicht verschont. Dieser Geist verweigert die Erkenntnis des absolut Bösen , weil es nach ihm eben keine absolute Wahrheit gibt, alles relativ ist. Der Westen wird daran zugrunde gehen, allein aus Widerwillen das Böse im Anderen zu sehen. Dieser Realitätsverweigerung folgt die Weigerung staatssichernde Massnahmen zu ergreifen , letztlich der kollektive Selbstmord.

Köhler , Manfred / 18.10.2017

AHA .... !! ... und   ansonsten scheint überall die Sonne in der   arabischen Welt   ?? Der   gesamte   Artikel   lässt   sich   auf   die   Feststellung   reduzieren   :  ” Nicht der IS ist die primäre Bedrohung für den Nahen Osten, sondern die IR (Islamische Republik - Iran). ”  !! Wer   sich   einer   derartigen Schlichtheit   im Worte   bedient   ,  bedarf eigentlich   keiner   Gegenrede - lediglich   also   einer   un-eigentlichen .... ?! OKIEDOKIE ,  guter   Mann!!?? Gleichwohl   darf   noch angemerkt   werden   :  Wer   ,  mit Fug und Recht ,  , wie   es   der   Staat   Israel versucht   ,  sich einen   sogen.  Erzfeind   “vom Hals”  zu halten ,  muss   Zustimmung   erfahren ! Darüber   debattieren   zu   wollen   ,  erscheint   mehr   als   müssig ! Meine   Sympathien   zugunsten des   Staates   Israel   sind   also   klar und deutlich zu erkennen ! Dessen unbeschadet   mutet   jedoch   das   zu   häufige   Getöse   mit den   Schalmeien des   Krieges ,  welches   seitens   israelischer   Staatsführer   veranstaltet   wird ,  mehr   als   nur   befremdlich   und   insoweit   ebenfalls   mehr   als   nur   überflüssig   an   ! Wer   sollte   es   sich   bei Strafe seines   direkten   Unterganges   erlauben   ,  die   Existenz   Israels   ernsthaft   in   Frage   zu   stellen   ,  einen derartigen Suicid   herbeiführen zu   wollen   (  zumal   das   israel.  Militär   über   Atomwaffen verfügt und mittlerweile   bekannt   ist und aus welchen Gründen auch immer ,  die   Nachfahren   der Meder und Perser   derzeit ,  und zwar   factisch   über   keine   einsatzfähigen   atomaren   Sprengköpfe   verfügen !  )  ? Abschliessend sei noch die   ebenfalls   und   zweifelsohne   schlichte   Frage erlaubt   :  Wem   darf   die   Gunst   des   “freien , westlichen   Abendlandes”  eher   zuteil   werden   ....  den   wahabistisch - faschistischen   Fürsten   Arabiens ,  mit   Königs -  bzw. Herrschaftssitz   in Riad   , oder   dem   Kader   des   grenzdebilen   Totschläger - Systems   in Theran   ? Wobei   es erlaubt   sein sollte ( .. besser   muss ? )  ,  die Beantwortung   dieser Frage nicht   ausschliesslich   daran   zu   fixieren ,  ob   selbige   nachgerade   die   aussen - politischen und primären   militärischen   israelischen   Interressen   nicht   nur   tangiert ,  sondern als etwas   Nachgeordnetes   betrachtet   ? Mit freundlichen Grüssen ! Manfred   Köhler Diplom - Pädagoge und Sozialarbeiter ( grad. ) ,     

Matthias Junglewitz / 18.10.2017

Ein guter Bericht, den man ehr unter Menaa-watch erwarten würde. Allerdings verfügt der schiitische Flügel des Islams maximal über 15-20% (mit Alawiten) Anhänger. Der Rest sind mit grossen Abstand die Sunniten mit ein paar Sufi Orden. Das heisst die Schiiten werden sich um den Nahen Osten sprich um das Kernland des Islam konzentrieren. Und das mit bisher viel Gechick. Allerdings kommen sie zunehmend in Konflikt mit ihren Nachbarn. Die da sind die Golf-Staaten mit Saudi-Arabien, aber auch zunehmend die Kurden und die Türken und nicht zu vergessen Russland wo auch nicht unerhebliche schiitische Minderheiten wohnen. Und nicht zu vergessen der mit Abstand härteste Gegner Israel, das eigentlich mit den Persern und frühen Iranern gut gefahren ist und nicht zu vergessen die USA, die nach den 444 Tagen der US-Botschaftbesetzung auf Rache sinnt. Die Iraner brauchen das Atomwaffenprogramm. Wenn nicht geraten sie in einen Krieg, den sie nicht gewinnen können. Juden, Christen und Moslems (sunnitische) werden sich gegen sie verbünden und sie vernichtend schlagen. Mit unabsehbaren Folgen. Da wird sie wohl auch der Mehdi nicht schützen können. Der wird es sich wohl eher bei den Sunniten gut gehen lassen.

Wilfried Cremer / 18.10.2017

Die Iraner wollen Israel immer noch an den Amur verfrachten. Das ist kein Witz, sondern Staatsräson bei denen. So ein Land gehört boykottiert, und zwar deftig, und das heißt heute: unter Einbeziehung Chinas.

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