Gerade mal neun Stimmen mehr als nötig hat Ursula von der Leyen im EU-Parlament bekommen und ist damit nun die neue EU-Kommissionspräsidentin. Das bleibt jetzt übrig von der großen „Schicksalswahl“, in der es doch um die europäische Demokratie gegangen sein soll. Nach vielen langen Gesprächen hatte es die Kandidatin mit ihren Mitstreitern geschafft, die nötige Mehrheit zusammen zu bekommen.
Etliche Abgeordnete, die sich zuvor wochenlang laut empört hatten, dass statt der Spitzenkandidaten nun eine Frau zur Abstimmung stand, die von den EU-Regierungschefs ausgekungelt wurde, stimmten am Ende für von der Leyen. Sie begründeten das unisono mit der staatspolitischen Verantwortung, denn in diesen bewegten Zeiten dürfe es doch keine Führungskrise in der EU geben. Ein mehrheitlich so führungsfixiertes Parlament kämpft natürlich nicht um mehr parlamentarische Rechte, sondern freut sich, wenn die ihnen von der neuen Kommissionspräsidentin versprochen wird. Ein peinliches Bild für angeblich selbstbewusste Demokraten.
Doch auch jene, die konsequent blieben und Frau von der Leyen ihre Stimme versagten, sehen nicht besonders strahlend aus nach der frühabendlichen Straßburger Parlamentsaufführung. Insbesondere die deutschen Sozialdemokraten, die ihr extremes Schwächeln daheim mit starken Worten auf der europäischen Bühne auszugleichen suchten. Es gehe schließlich ums Prinzip.
Die Koalitionspartner aus CDU/ CSU sekundierten die peinliche Aufführung am Ende noch mit einem ganz besonderen Schmankerl. Ausgerechnet in diesen Zeiten, in denen doch alles Nationale nur noch verteufelt und mit den Unberührbaren von der AfD in Verbindung gebracht wird, kam es manch Christdemokraten wieder in den Sinn, die SPD wegen ihrer Ablehnung von Ursula wie ganz früher zu vaterlandslosen Gesellen zu erklären. Ganz so nannte man es natürlich nicht. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Söder sagte, es könne nicht sein, dass sämtliche EU-Regierungschefs eine deutsche Kandidatin vorschlügen und ausgerechnet Deutschland ausschere, weil die SPD sich verweigere. Dies sei ein Schaden für das Land. Im Klartext: Deutsche, wählt deutsche Kandidatinnen!
„Kein Nachkarten“
Doch jetzt, nachdem die SPD-Genossen im EU-Parlament ihren kleinen Auftritt in Sachen Prinzipien hatten, ist alles wieder gut. Von der Leyen ist gewählt – auch mit den Stimmen der nichtdeutschen Sozialdemokraten – und die SPD hatte einen Moment der Reinheit genießen dürfen. Jetzt ist alles vergessen und selbst Ralf Stegner, der sonst keinem verbalen Sticheln und Nachtreten aus dem Weg geht, twitterte friedlich:
„Das Parlament hat entschieden und es kann jetzt kein Nachkarten geben. Wir wünschen Frau von der Leyen im Interesse eines gemeinsam handelnden Europas allen Erfolg! Wir erwarten, dass sie die Zusagen einhält, die sie in ihrer Bewerbungsrede vor dem EU Parlament gemacht hat!“
Ja diese sagenhafte Rede in drei Sprachen, die in vielen deutschen Medien gefeiert wurde, enthielt in der Tat neben einem wohldosierten Pathos-Anteil auch ein Feuerwerk schön klingender Versprechen für alle, von denen sie sich einige Stimmen erhoffte. Doch die Mehrheit hat sie wohl nicht wegen ihres wundervollen Auftritts errungen – vielmehr dürfte eine Personalie wichtig gewesen sein, die in den Stunden zwischen Rede und Abstimmung bekannt wurde: Der umstrittene Generalsekretär der Kommission, Martin Selmayr, verlässt sein Amt.
Der Mann hat einen eher zweifelhaften Ruf als mächtigster Strippenzieher der EU hinter den Kulissen. Jahrelang war der Spitzenbeamte der Kanzleichef von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, bis dieser ihn handstreichartig und unter Missachtung einiger Regeln im März 2018 zum Generalsekretär der Kommission machte. Das sorgte für erheblichen Unmut, auch im Parlament. Zwar hätte er – nach ungeschriebenen Gesetzen – als Deutscher nicht Generalsekretär bleiben können, wenn schon die Kommissionspräsidentin eine Deutsche ist, doch es wurde spekuliert, er könne wieder auf den Posten des Kanzleichefs wechseln. Das aber wird er auch nicht, sondern verlässt die Kommission. Rechtzeitig vor der Abstimmung gab er seinen Rücktritt bekannt.
Tausch der Spitzenplätze zum Strippenziehen
Also wurde Selmayr geopfert, um eine Mehrheit zu bekommen? Das ist eine Lesart, die einige Berichterstatter und Kommentatoren offenbar teilten. Im Handelsblatt heißt es beispielsweise. „Zugleich beugt sie sich dem Druck etlicher Abgeordneter aus den eigenen Reihen: Diese hatten ihre Zustimmung zur Wahl von der Leyens an die Personalie geknüpft.“
Doch vielleicht war Selmayrs Abgang ohnehin eingeplant, weil es bei dem ganzen Personalpaket an der EU-Spitze auch von vornherein schon um die Schlüsselstellung des Strippenziehers im Hintergrund ging. Aufmerken lässt ein anderer Satz im bereits zitierten Handelsblatt-Bericht:
„Wer auf Selmayr nachfolgt, ist noch unklar. Als Kandidat gehandelt wird der Franzose Olivier Guersent, bislang Generaldirektor für Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion.“
Zuvor war Guersent von 2010 bis 2014 Kabinettschef des EU-Kommissars Michel Barnier und anschließend stellvertretender Generaldirektor für Binnenmarktfinanzdienstleistungen. Das klingt nach einem Spitzenbeamten, der für die Realisierung der Wünsche, die der französische Präsident Macron an die EU hat, durchaus hilfreich sein könnte. Das ist natürlich Spekulation, aber naheliegend sind solche Gedanken schon. Auch Selmayr wird nun nicht ins Bodenlose fallen. Das Handelsblatt schreibt von Gerüchten, nach denen er zur Europäischen Zentralbank wechseln könnte, womöglich als Generalsekretär.
Klingt plausibel, doch vielleicht gibt es ja noch einen anderen einflussreichen Spitzenposten zum Strippenziehen zu besetzen. Oft ist ja die prominente Personalie, über die alle reden, gar nicht die Interessanteste. Warten wir also gespannt, wer tatsächlich Selmayr-Nachfolger wird. Das könnte erhellender sein, als die vielen Versprechungen der neuen EU-Kommissionspräsidentin. Schön klingende Versprechen hatte sie auch als Bundesverteidigungsministerin formulieren können. Nur war’s das dann eben auch. Wer also wirklich auf Rettung der EU durch Reformen des Apparats gehofft hat, für den war der Dienstag kein guter Tag.
Beitragsbild: U.S. Department of State via Wikimedia Commons

Werden in Brüssel jetzt Schminkspiegel auf der Herrentoilette installiert?
Gestern Abend habe ich schon gedacht: Total blöd gelaufen. Als EU-Kommissionspräsidentin kann die Dame von der Leyen noch viel mehr Unheil anrichten. Hier setze ich aber meine Hoffnungen auf die Länder, die östlich von uns liegen. Gott gebe, dass dieses gelingt! Leider habe ich persönlich keine Verfügungsmacht darüber. Als ich heute früh im Radio hörte, wer das Verteidigungsministerium übernehmen wird, habe ich deutlichst in Fäkalsprache (vollkommen undamenhaft) Sch...e gesprochen. Danach war mein Gedanke, um wieder rational zu werden: "Gott hat euch nicht den Geist der Verzagtheit gegeben [könnte bei solchen Personalien ja durchaus passieren], sondern einen Geist der Liebe [wobei auch in der Bibel belegt ist, dass grenzenlose Liebe Blödheit und Tod bedeutet - und ich jetzt nicht Jesus meinte], der Kraft [es soll nicht klein beigegeben werden] und der Besonnenheit [agiere nicht emotional, sondern rational]. Mein dritter Gedanke war: Ob die Bundeswehrangehörigen wohl in laute Jubelrufe ausgebrochen sind ob der Entscheidung, dass nun Frau AKK die Leitung übernimmt? Wobei ich denke, dass auch der Herr Gesundheitsminister nicht bedeutend besser agieren würde, der ja gehandelt wurde. Aber das wissen die Soldaten besser als ich. Zuletzt, das die Hintergrundpersonen betrifft: Eigentlich machen die alles richtig. Setzen mehr oder minder durch, was sie wollen. Fallen weich, wenn sie nicht zu doll ausscheren. Und medial werden sie in Ruhe gelassen ...
Einige Abgeordnete haben für vdL gestimmt, um eine Führungskrise EU zu vermeiden. Das heißt nichts anderes, als dass die Führungskrise als Schwelbrand weiter existiert und das nächste laue Lüftchen die Flammen auflodern lassen wird. Man könnte prophylaktisch fast Mitleid mit der Dame haben.
Das erste, was diese "Dame" getan hat, war, klar zu machen, dass sie ihr deutschsein hinter sich lassen will. So etwas hätte kein möglicher Präsidentschaftskandidat eines anderen Landes gewagt. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein Franzose, Däne oder Grieche es bereits am Anfang so klar gestellt hätte, dass ihn sein französisch etc-sein nicht interessiert? Das nächste dann war eine Beschimpfung vdL in Richtung der osteuropäischen Staaten, so, als wenn sie denen gerne "Demokratie" per deutsche Panzer nahebringen will. Der deutsche Größenwahn ist mal wieder ausgebrochen, schlimm ist nur, dass die anderen europäischen Staaten dies mitzumachen scheinen, wahrscheinlich ist die deutsche Wirtschaftsmacht zu erpresserisch für andere Staaten. In jedem Fall ist es ernüchternd, mit anzusehen, wie Deutsche diesen Kontinent für ihr eigenes islamophiles Süppchen in den Dreck zerren, und dabei absolut kein Ende abzusehen ist. Ein Ende brächte erst ein kollossaler, langer und tiefer Wirtschaftseinbruch der BRD, der wohl die einzig verbliebene relativ friedliche Lösung ist, damit Europa wieder zu sich selber findet. Und weg geht vom alles wie Mehltau überlagerten neuen deutschen Herrenmenschentum. Wenn es einen gerechten Gott gibt, bestraft er die BRD mit einer tiefen Rezession.
Meine Güte, die Frau kann nichts, außer Beraterfirmen Geld zuschanzen, und nun kann sie in der EU eben auch nichts. Als Geld verschleudern. Preisen wir die Demokratie, als beste Regierungsform, die solche Leute mit Geld überschüttet. Wären wir eine Monarchie, wäre für die Dame der Konigsstein Endstation, in einer netten Monarchie, und unter Stalin, Chrustschow oder Breschnew, wäre jemand, der die Streitkräfte ruiniert ... jedenfalls wäre dann ein lobender Nachruf geschrieben worden mit "Nach langer, schwerer Krankheit und so." Wie gesagt, preisen wir die Demokratie, die die Faulen, Unfähigen und Verschwender belohnt. Nicht umsonst gilt ja Frau Holle als Märchen.
Mehrheit ist Mehrheit, das sagte schon Konrad Adenauer. Und nur das zählt bei Wahlen. Bis auf die Knochen blamiert haben sich die deutschen Sozialdemokraten und die deutschen Grünen. Aus kindlichem Trotz am rechtlich überhaupt nicht vorgesehenen "Spitzenkandidatenprinzip" festzuhalten, stellte ein Armutszeugnis dar, auch im europäischen Kontext der Schwesterparteien. Und sich gemein zu machen mit den Rechtsparteien im EU-Parlament, nur aus Prinzipienreiterei, ist nur noch peinlich. Hoffen wir mal, dass Grüne und SPD bei den nächsten nationalen Wahlen in D die Quittung dafür bekommen werden.
Die Betonblondine zur Erfüllung franz. Wünsche, man darf sich getrost eine im Hinblick auf den feschen Macron positiv eingestimmte ehemalige deutsche Ministerin vorstellen, die jetzt endlich die Träume ihres Vaters erfüllen kann: ordentlich Handel treiben und Gewinne machen - denn es verhindert Kriege. Für diese gute Sache ist alles erlaubt und dabei etwas mehr französisch zu fühlen - ein guter Nebeneffekt.