1. Warum hat es Natascha Kampusch in der deutschen Öffentlichkeit leichter als Ingrid Betancourt?
2. Sonntags versammeln sich die lustigen Witwen grüppchenweise am Berliner Tauentzien, und die Reiseleiterinnen, die nicht müde werden, auf die gegenüberliegende Straßenseite zu zeigen, rufen ihnen angesichts des KaDeWe munter zu: Das ist der Hammer!
3. Dass Alice Schwarzer nur in Deutschland denkbar ist, wissen wir längst, aber dass ihre Zeitschrift „Emma“ gelesen wird, können wir uns trotzdem immer noch nicht vorstellen. Der wahre Unterschied zwischen Alice Schwarzer und Karl Kraus aber, so fügen wir hinzu, besteht im Unterschied zwischen „Emma“ und der „Fackel“. Nicht die Leserschaft macht den Mythos aus, sondern der Stil.
4. Wenn in Deutschland heute ein Buch verboten wird, so geschieht dies nicht durch eine Zensurmaßnahme, sondern per Gerichtsbeschluss. Es wird auch nicht die Herstellung eines Buches verboten, sondern seine Auslieferung an den Buchhandel. Damit aber wird jedes Thema zur Schadensersatzfrage, und so wird es auch nie einen Solschenizyn der Erlebnisgesellschaft geben.
5. In früheren Krisenzeiten wurden Zigaretten oft zur Ersatzwährung. In den Zeiten der Prohibition ist es der Euro. Dass er der Ersatz für den Dollar ist, könnte schließlich bedeuten, dass er auch nicht länger leben wird als der Verschmähte.
6. Wenn der Bundesbauminister Windparks in der Ostsee einrichten will, könnte man denken, er meint, dass der BMW, den die Nation zu fahren beliebt, mit Wind zu betreiben wäre. Für den Fall, dass Sie Kalauer mögen: Der Mann heißt Tiefensee.
7. Egal, was drin ist, Hauptsache es steht Bio drauf.
8. Angela Merkel sagt, sie wolle in der Arbeitslosenfrage noch dickere Bretter bohren als bisher. Selten wirkte ein Komparativ fragwürdiger als dieser. Deutsche Politiker lieben den Handwerksvergleich. Ein Hinweis auf das tatsächliche Alter unserer Gesellschaft?
9. Vom Elsass aus betrachtet, bei Flammkuchen, wie eh und je, wird man in 20 Jahren das atommeilerfreie Deutschland als Land der Amischen wahrnehmen.