News-Redaktion / 17.05.2024 / 12:30 / 0 / Seite ausdrucken

Neukaledonien im Ausnahmezustand

Nach anhaltenden gewalttätigen Protesten gegen eine Wahlrechtsreform herrscht in der französischen Überseebesitzung Neukaledonien der Ausnahmezustand.

Bei den Unruhen in Neukaledonien, einem französischen Überseegebiet, sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen und hunderte verletzt worden. Unter den Opfern ist auch ein Polizist, der durch einen Kopfschuss schwer verletzt wurde und später seinen Verletzungen erlag.

Innenminister Gérald Darmanin bestätigte, dass die Sicherheitskräfte mit Äxten und scharfer Munition angegriffen wurden.

Die Regierung in Paris verurteilt die Gewalttaten und verspricht, die Ordnung wiederherzustellen. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, hat die Regierung den Ausnahmezustand ausgerufen. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat ein entsprechendes Dekret erlassen, das es ermöglicht, Ausgangssperren zu verhängen und Demonstrationen zu verbieten. Sogar der Einsatz des Militärs wird erwogen.

Die Situation in Neukaledonien ist ernst, es gibt Plünderungen und Zusammenstöße und die Ausgangssperren werden von vielen Demonstranten ignoriert. Es besteht die Sorge vor Versorgungsengpässen, da Geschäfte geschlossen sind und der Flughafen nicht betrieben wird. Es wird befürchtet, dass dies der Beginn eines Bürgerkriegs auf der Inselgruppe im Südpazifik sein könnte.

Der Auslöser für die Unruhen ist eine Verfassungsreform, die Einwohnern, die in das Gebiet zugezogen sind, früher das Wahlrecht für die Volksvertretung von Neukaledonien gewährt. Statt nach 25 Jahre sollen sie dies nun schon nach 10 Jahren erhalten.

Dies hat zu Protesten von Unabhängigkeitsbefürwortern geführt. In dem Fall sind die Zugezogenen, die früher das Wahlrecht bekommen sollen, Franzosen aus dem Mutterland und die Gegner die einheimischen Neukaledonier, die sich selbst Kanaken nennen, zur ethnischen Gruppe der Melanesier gehören. (Der Terminus Kanake, der „Mensch“ bedeutet, wird keinesfalls als diskriminierend angesehen). Die Einheimischen befürchten, dass die Machtverhältnisse dadurch verschoben werden und eine von Ihnen angestrebte und bereits mehrmals, zuletzt 2021, knapp abgelehnte Unabhängigkeit unmöglich wird.

Neukaledonien wurde Mitte des 19. Jahrhundert von Frankreich kolonisiert und hat etwa 270 000 Einwohner. Davon sind etwa 40 % Einheimische Kanaken, 30% Europäer, hauptsächlich Franzosen oder von französischer Herkunft und der Rest hauptsächlich Immigranten aus Ozeanien und Südostasien.

Es gibt aber auch eine große Gruppe einheimischer Weißer, die sich als Caldoche bezeichnen und bereits im späten 19. Jahrhundert auf der Insel angesiedelt wurden, teilweise als Sträflinge. Sie unterscheiden sich wiederum von den neuzugezogenen Metropolitains, für die die Wahlrechtserleichterung vor allem gedacht ist.

(Quellen: Tagesschau, Le Monde)

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