Sehr geehrter Herr Müller, gegen Ende Ihres Artikels wird vollends unklar, ob Sie denn nun die Freiheit oder den Kapitalismus amerikanischer Prägung (turm-)hoch halten wollen. “Beides!” höre ich Sie im Geiste antworten, aber da scheinen Sie sich neueren Erkenntnissen und Beobachtungen vollends verschliessen zu wollen. Wenn Freiheit per se es einigen wenigen Grosskapitalisten erlauben soll, so reich zu sein, dass sich ganze Volkswirtschaften bei ihnen verschulden und sie bei jeder Richtungsentscheidung um ihr Plazet bitten müssen, dann ist eine solche Gesellschaftsordnung eines nicht mehr: eine Demokratie. Eher schon eine Plutokratie. Und in einer solchen, das wissen Sie sehr wohl, gibt es immer auch scharenweise Habenichtse mit de facto null Freiheiten (achso, ich vergass: die Freiheit, sich umzubringen haben sie natürlich jeder Zeit. “He says, it’s a free country.” “OK. Tell him, he is free to leave.”). Und wenn Sie sagen wollten “Den Kapitalismus in seinem Lauf halten weder Feuer noch Schwerkraft auf”, dann ehrt Sie das meinetwegen, aber es zeigt auch, dass die Anschläge vom 11. September 2001 für Sie in einer ganz eigenartigen Weise abgehandelt sind. Auf “verübt von den Feinden einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung” würde ich mich gerne noch mit Ihnen einlassen. Aber wer soll das im einzelnen gewesen sein? Weiss man das? Hat man die Täter schon bestraft? Es gibt die Version “die Araber waren’s” und die haben ihr Fett weggekriegt, wir (der “Westen” bis Vorderasien und Nordafrika, gelle!) hat sie ordentlich zusammengerummst. Jetzt haben sie was zu tun. So hohe lange Dinger wie wir kriegen die nicht hin. Weil: sind ja Araber. Nur glaubt das heute kein aufgeklärter Mensch mehr. Man kann sich - und einige meiner besten Freunde, die ich für nicht weniger gebildet halte als mich, tun das - in als Friedlichkeit getarnter Lethargie und Feigheit verschanzen à la: Gut möglich, dass die volle Wahrheit mehr als neunzehn Spargeltarzans mit Teppichmessern umfasst, aber besser, man stochert da nicht weiter nach, sonst können die Toten niemals ruhen und die Hinterbliebenen niemals wieder in ein normales Leben zurückfinden. Ich wünsche Ihnen ein intellektuelles Leben, das mindestens lang genug dafür ist, zu erkennen, dass die Zerstörung der Zwillingstürme an 9/11 auf das Konto einer sonderbaren Junta aus Kapitalisten und Bolschewisten geht. Ihnen bleibt bis heute nicht viel anderes, als einander um jeden Preis zu decken. Koste es eine Ukrainekrise, einen IS, eine Epidemie, einen Aufruhr in Ferguson, eine Finanzkrise…egal, Hauptsache Dauerausnahmezustand, sprich: Kriegszustand. Haben Sie sich einmal vergegenwärtigt, wo da mittelfristig die Freiheit des Individuums bleiben muss?
Gründen vernichten wollen, sondern Israel hätte aus ideologischen Gründen gar kein Interesse an einem “gemäßigten Iran”: https://aron2201sperber.wordpress.com/2014/11/21/gottesstaat-muss-so-oder-so-mit-satan-kooperieren/ Ein demokratischer Iran wäre zwar tatsächlich wünschenswert – insbesondere für die Iraner. Gerade Israel würde jedoch jedes iranische Regime, das bereit wäre, in Frieden mit Israel zu leben, akzeptieren.
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