Thilo Schneider / 05.06.2019 / 17:00 / Foto: VitVit / 31 / Seite ausdrucken

Neues von der Buntewehr

Wenn Sie den Begriff „moderne Armee“ hören – woran denken Sie? An schwerbepackte menschliche Schrankwände mit Helm, Gewehr und eventuell Panzern? Oder an lustige Clowns im Einhorn-Onesie? Falls Sie an ersteres gedacht haben – lesen Sie etwas anderes. Denn hier geht es nicht um eine moderne Armee, sondern um die Bundeswehr. Die interpretiert den Begriff „moderne Armee“ anders als Sie.

Die Buntewehr stellt sich nämlich in einem Tweet vom 28.5.2019 die existenzielle militärische Frage nach ihrer sexuellen Orientierung. Im Malstil einer Collage einer X-chromosom beliebigen achten Irrealklasse interessiert sich die „Army formally known as Bundeswehr“ für die Themen „Was ist schon normal?“ und stellt fest, dass „Liebe ein GRUNDBEDÜRFNISS“ (steht genau so wie zitiert da) ist. Wobei die beiden SS doch sehr eindeutig aus der Schriftgröße herausfallen. Man will „sensibilisieren, aber nicht übersensibilisieren“… Geht’s noch selbstironischer? 

Ich verstehe ja, dass die ehemals stolze Bundeswehr und/oder NVA Nachwuchsprobleme hat. Wer möchte sich schon gerne auf seinem Arbeitsplatz erschießen lassen, weil sein Arbeitsmaterial nicht funktioniert? Da muss man als Arbeitmacher eben nehmen, was man kriegt. Und sogar, was man nicht kriegt. „Krieg ist die Hölle“, hat General Sherman einst gesagt. „Krieg ist Krieg und keine Beliebtheitskonkurrenz“, hat er auch gesagt, der Ahnungslose.

Hätte man dem Bürgerkriegsgeneral von damals das Bundesweh von heute vorgesetzt, er wäre vor Lachen gestorben. Was bitte soll das für eine Armee sein, die sich darum Gedanken macht, ob ihre Soldaten nun Männer, Frauen, Schwule, Lesben, Transgender, Cisgender, Crossdresser, Drag-Queens, Neutrois, Girlfag, Guydyke, Bigender oder einfach nur Behämmerte und Durchgeknallte sind? Wellington bezeichnete die Männer, die bei Talavera und Waterloo Napoleons Truppen besiegt hatten, einst als „Scum of the earth“, aber eben dieser Abschaum konnte kämpfen und sogar siegen. Hatte aber auch funktionierende Waffen. Weder Napoleon noch Wellington machten sich Gedanken, ob der Erste in der Bresche eigentlich eine Frau im Körper eines Mannes ist oder ob die Kavallerieattacke von einem Offzier*in dritten Geschlechts geführt wurde. Obwohl Marschall Murat immer recht bunt und lustig gekleidet war. Vielleicht war er doch eine verkappte Drag-Queen. 

Eine wertschätzende und respektvolle Antwort

Bei der Buntewerbistdu des 21. Jahrhunderts ist das anders. Die stellt sich als Armee dar, deren erste Priorität nicht der Erfüllung eines Kampfauftrags dient, sondern der fairen und gleichen Behandlung aller möglichen Geschlechter. Die Zeiten, in denen ein Offizierender vor seine Soldatenden trat und „Männer, wir haben folgenden Auftrag…“ sagte, sind vorbei. Glaube ich dem bunten Kinderbildchen, dann darf heute da jeder die Hand heben und „ich bin aber kein Mann, ich bin eine Frau im Körper eines Mannes, der sich für einen Unteroffizierenden hält, gilt das auch für mich?“ fragen. Und erhält dann selbstverständlich eine wertschätzende und respektvolle Antwort.

Wie wählt man da Soldatende für einen Einsatz aus? Beachtet die bunte Truppe Quoten, wenn sie eine aus vier Personen bestehende Patrouille zusammenstellt? Nicht, dass sich die Frauen beschweren, dass nur heterosexuelle Männer singulären Geschlechts losziehen dürfen und sich die Transgender benachteiligt fühlen, weil einer der Männer gestern als Drag-Queen aufgetreten ist. Oder geht das im Wechsel? An Montagen singuläre heterosexuelle Männer, dienstags bisexuelle Neutrois, mittwochs die Drag-Queens und donnerstags die Cross-Dresser? Wird das bei den einzelnen Einsätzen abgewogen? Dürfen nur singulär heterosexuelle Männer vor der Moschee in Kabul patrouillieren, während die Trans- und Cis-Gender geeigneter sind, als Frauen verkleidete Taliban-Terrorist*Innen aufzuspüren? Wie ist das unter Beschuss? Beschweren sich dann die Girlfags bei den Anfeindenden, dass bisher nur Guydykes beschossen wurden? Oder stellt sich dann einer auf die Deckung und brüllt „Ihr macht das nur, weil ich schwul bin, Ihr Schweine“? Und brüllt dann einer „Nein, weil Du ein Feind bist, ist jetzt nichts Persönliches, sorry, nicht böse sein“ zurück?

Wie spricht man sich in einer derart liebevollen und achtsamen Armee an? Statt „zu Befehl, Herr Leutnant“ künftig „Sehr gerne, Leutnantskonstrukt!“? Gibt es den guten alten Tagesbefehl noch oder lautet das heute unverbindlich „Handlungsempfehlung“ oder „Lösungsvorschlag“? Muss bei den berühmten Parolen heute auf nichtdiskriminierende Inhalte („Antworten Sie auf das Wort „Jäger“ mit „Zaun““ – „Jäger und Jägerin bitte, oder Jagende“) geachtet werden? Bonusfrage: Haben die Untenrumwer und ihre Befehlsinhaberinnende noch alle Patron*Innen im Magazin?

Der Quark kommt ja aus dem Kapitulationsministerium

Weitergedacht könnte die Buntewehr auch künftig zur Inklusion einen wertvollen Beitrag leisten. Warum Blind*innen mit ihrem ausgeprägten Tastsinn nicht zum Minenräumen einsetzen? Warum nicht Nichtschwimmer*innen zur Marine versetzen, die gegebenenfalls die Schiffe länger verteidigen? Warum nicht schwer adipöse Nerds Drohnen fliegen lassen? Das können die! Und machen das sogar für lediglich eine Pizza und zwei Liter Cola am Tag mit Freude! 

Ach, da finden Sie jetzt alles albern und/oder zynisch? Kann sein – aber ich habe ja nicht damit angefangen. Der Quark kommt ja aus dem Kapitulationsministerium. Das augenscheinlich keine dringenderen Probleme hat. 

Schaffen wir doch die „Armee“, die früher mal die Bundeswehr war, ganz ab und stecken wir das Geld lieber der Gender- und Friedensforschung ins Kanonenrohr. Die können dann weiter ihren lustigen Firlefanz mit Diversity- und Friedensfesten und Nackedeidemos durchziehen, und falls wir doch einmal Soldaten brauchen, dann rufen wir uns eben eine richtige Armee zur Hilfe, bevor zuerst der Satz „Wie? Kämpfen soll ich? Das hat mir keiner gesagt!“ und anschließend der Fragende fällt. Beispielsweise irgendeinen Libanesen-Clan oder die berühmten Youtuber. Oder gleich eine Superheldin

Oder wir ergeben uns einfach. Was sollten wir auch verteidigen? Für wen oder was würde sich das denn lohnen? Und wer sollte eigentlich überhaupt dieses um sich selbst stuhlkreisende Gaga-Land angreifen wollen? „Hier gibt es nichts zu erobern, jetzt echt und so – marschieren Sie weiter!“

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Leserpost

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Wiebke Lenz / 05.06.2019

Ich würde wahrscheinlich eher aus dem naheliegenden Polen eine Kalaschnikow organisiert bekommen, als dass mich die Bundes"wehr” verteidigen könnte. Was deren Aufgabe wäre. Als ausgesprochen wohltuend und auch erheiternd empfand ich die Wortwahl. Wie z.B. “Offizierende” oder “Soldatende”. Armee ist Dienst an der Waffe. Punktum. Spielplatz ist was anderes - und leider werden hierzulande auch 16-Jährige rekrutiert (Ausbildung etc.) obwohl dies den Tatbestand von Kindersoldaten erfüllt.

Sebastian Gumbach / 05.06.2019

Ich kann darüber weder lachen noch schmunzeln. Vielleicht hysterisch kichern - aber sonst?

Eugen Richter / 05.06.2019

Warum macht man solchen Unsinn? Ganz einfach, sie soll abgewickelt werden.

B.Klingemann / 05.06.2019

Wir haben erkannt, dass schießen töten kann. Wir werden uns edel fühlen und stolz darauf sein, dass wir die erste Armee sind, die das Kämpfen überwunden hat. Unsere Gegner werden uns nach allen Regeln der Kunst lieben.

Werner Geiselhart / 05.06.2019

Ich bin gespannt, wann der erste BW LKW mit Schminkkofferaufsatz ausgeliefert wird.

Reiner Gerlach / 05.06.2019

Herr Schneider, sie können doch nicht die Bemühungen um eine “bunte und vielfältige” Truppe so durch den Kakao ziehen. Ich sehe dafür nur zwei mögliche Motive: die Regierung inklusive Hofstaat braucht sich keine Sorgen zu machen wegen eines möglichen Militärputsches und falls doch mal ein böser Feind vorbeikommt (Besuch aus dem Morgenland) besteht berechtigte Hoffnung, dass selbiger sich totlacht. Sieg ohne einen einzigen Schuss.

Reiner Gerlach / 05.06.2019

Mann Herr Schneider, sie können doch nicht die echten Bemühungen um eine “bunte und vielfältige” Truppe so durch den Kakao ziehen. Ich sehe dafür eigentlich nur zwei mögliche Motive: die Regierung nebst Hofstaat braucht sich keine Gedanken um einen eventuellen Militärputsch machen und falls doch mal ein böser Feind vorbeikommt (Besuch aus dem Morgenland) kann man ja darauf hoffen, dass sich selbiger totlacht. Also Sieg ohne einen einzigen Schuss.

M. Sondermann / 05.06.2019

Hier empfehle ich, wie früher schon auf Achgut zu lesen, dringend das Buch des israelischen Militärhistorikers Martin van Crefeld :“Wir Weicheier”, der diese Situation perfekt beschreibt und mit den Konsequenzen daraus nicht hinter dem Berg hält. Das Buch wird von einigen meiner Freunde als “distanzlos” bezeichnet, ist es auch und daher so lesenswert. Dies schreibe ich als bekennender Kriegsgegner, der sich aber bewusst ist, dass NUR die beste aller Armeen den Frieden sichern kann. Für Kindergärten sind andere Leute zuständig.

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