Mein Bruder trifft immer häufiger auf Bekannte, die unumwunden erklären, bei der kommenden bayrischen Landtagswahl AfD wählen zu wollen. Die Betonung liegt auf unumwunden. Dass Markus Söder in Erdingen ausgebuht wurde, sprach ebenfalls Bände.
Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der AfD in den Charts löst allenthalben Beunruhigung und wechselseitige Schuldzuweisungen aus, ist aber sicher nicht mehr als ein Symptom der wachsenden Entfremdung der bundesdeutschen Ampelpolitik von den Interessen ihrer Bürger, oder auch – man ist versucht das unumwunden zu sagen – ihrer Untertanen. Noch prallt die Partei an der 20-Prozent-Grenze ab, ähnlich wie eine Aktie an einem Widerstand, wobei die Frage ist, ob dieser Widerstand nicht in den klammheimlichen Berichtigungen liegt, mit der die Institute ihre Umfragen an eine gedachte Realität anpassen. Die Nervosität steigt auf jeden Fall, und das Gespenst des Parteiverbots geht um in der Republik. Was ein solches aber auslösen würde, das wagt sich keiner auszumalen.
Nun lebt ja jeder in seiner Blase, und die meine ist nicht unbedingt repräsentativ für den Durchschnitt der Bevölkerung. Eher ist das schon das Milieu meines Bruders: Schrauber, eine eher „normale“ Nachbarschaft, bestehend aus Leuten, die man mal die Werktätigen oder ehemals Werktätigen nannte.
Und in diesen Kreisen scheint tatsächlich eine tektonische Verschiebung vor sich zu gehen. Wie mir mein Bruder berichtet, trifft er immer häufiger auf Bekannte, die unumwunden erklären, bei der kommenden bayrischen Landtagswahl AfD wählen zu wollen. Die Betonung liegt auf unumwunden. Bisher, so meinte er, seien Sympathiebekundungen in der Richtung eher hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen oder indirekt angedeutet worden. Klar, für einen Beamten, der sich zu AfD bekennt, kann das Leben kritisch werden, oder das „Coming-Out“ geradezu existenzgefährdend.
Am Weißwurstäquator brodelt es
Die Zeiten scheinen vorbei zu sein. Die Ettikettierung als „Nazis“ scheint nicht mehr zu ziehen, mit dem Heizungschaos, dem peinlichen Postengeschiebe in der Regierung, dem enervierenden Genderwahn, glaube ich, ist eine Art Grenze für viele überschritten, hinter der ihnen, um es Deutsch zu sagen, einfach „scheißegal“ ist, was man von ihnen offiziell denken mag, zumal sie sich zunehmend auch unter Geleichgesinnten fühlen. Das linksgrüne Narrativ bröckelt, und ein zentraler Vorteil der vor allem Grünen, erfolgreich vorzugeben, Wissenschaft und Zeitgeist zu verkörpern, wird langsam hinterfragt. Auffallend ist, dass die Witze über grüne Politiker zunehmen. Einer sei hier erwähnt: Im Reisebüro. Der Kunde: „Wir wollen in ein Land, das von Baerbock noch nicht gemaßregelt worden ist!“ Der Agent: „Oh, das könnte schwierig werden.“
Aber Scherz beiseite. Natürlich sind die 20 Prozent eine Art von Grenze, nach deren Durchbrechen es weiter nach oben gehen kann. Die Bayernwahl dürfte interessant werden. Wir schätzen, dass Söder und „der Hubert“ Aiwanger bereits über 50 Prozent erreichen werden, aber was passiert, wenn die AfD stark zulegt? Oder wenn die FDP rausfliegt, was nicht unwahrscheinlich ist? Hätten wir dann 70 Prozent Konservative unter dem weißblauen Himmel? Den Rest teilen sich dann SPD und Grüne, abzüglich der „Fernerliefen“ und der Liberalen. Das wäre schon interessant und sollte Herrn Lindner langsam beunruhigen.
Am Weißwurstäquator brodelt es. Und was auch immer man von Söder halten mag, in unserem Fall wenig: Die Parteigenossen der CSU auf unterer und mittlerer Ebene sind oft solche „Huberte“, die die Nase voll haben. Und das Schlimmste für die etablierten Parteien haben wir noch nicht angesprochen: Sahra ante portas – vielleicht?
Hubert Geißler stammt aus Bayern und war Lehrer für Kunst/Deutsch/Geschichte. Er schreibt diese Serie zusammen mit seinem Bruder.
Bernhard Geißler gehört zu den sogenannten Fachkräften und Technikern, also zum gut ausgebildeten Teil der produktiven Arbeiterschaft, hier kurz „Schrauber“ genannt. Der arbeitet viel, kommt aber selten zu Wort, was diese Serie ein wenig wettmachen will.
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Die AfD gibt bekannt, Herr/Frau XY ist unser/e Kanzlerkandidat/in für die nächste Bundestagswahl! ... Wie, wer? - Ich konnte leider bisher Nichts in dieser Richtung sehen und hören. Und aktuell immer noch nicht. Die zunehmende Akzeptanz ist gut und schön. Aber für was? Außer teilweiser, guter Reden aber auch genauso viel Polemik, habe ich bis jetzt Nichts wirklich fassbare Substanz erkennen können, Parteiprogramm hin oder her. Papier ist geduldig. ... Wie geht’s nun weiter? Man sollte jetzt wirklich mal zu Potte kommen. ... Mano! - Man könnte jetzt knallhart ein hypothetisches Schattenkabinett etc. aufstellen. Wer steht für was in seiner hoffentlich echten Kompetenz, sollte es zu einer Win/Win-Situation kommen. ... Wir stehen immer noch im Freien. Ansonsten war alles für die Katz, und von so einer Luftnummer würde die Partei sich auf absehbarer Zeit nicht mehr erholen. Es geht nicht darum, ob sie jetzt gewinnt oder verliert. Es geht darum es zu tun, anzutreten und dafür zu stehen.
Wie auch immer, jetzt geht’s echt dadrum: Leit hoit‘s z‘samm, Sonst dauert‘s nimmer recht lang Auf oamoi duad‘s a g‘scheitn Scheberer und dann kracht ios z‘samm Drum Leit‘l seid‘s g‘scheit Sonst kemma nimma recht weit Da holt ma liaba alle z‘samm Sonst dauert nimma recht lang Gruß nach Haindling ;-) zu Hans-Jürgen Buchner
“...ist eine Art Grenze für viele überschritten, hinter der ihnen, um es Deutsch zu sagen, einfach „scheißegal“ ist, was man von ihnen offiziell denken mag, zumal sie sich zunehmend auch unter Geleichgesinnten fühlen.”—> Ich frage mich immer wieder, ob die Leute nicht wissen, dass Wahlen geheim sind und sie auch ihre Wahlabsichten nicht jedermann mitteilen müssen. Sie können also offiziell verkünden, dass sie linksgrüne Politik total super finden und trotzdem insGEHEIM die AfD wählen.
Nicht nur das erinnert mich stark an das Ende der DDR. Auch damals konnte man beobachten, wie es den Menschen zunehmend gleichgültig (s. “scheißegal”) wurde, was die Partei von ihnen dachte. Und der nächste Schritt zeichnet sich auch schon ab. Langsam verlieren auch die “Funktionäre” die Zuversicht, dass da noch etwas zu retten wäre. Man sollte sich nichts vormachen: Die DDR ist nicht an den Montagsdemos gescheitert. Die hätte man notfalls auf “chinesische Art” gestoppt. Entscheidend war, dass das ökonmische Desaster jedem vor Augen stand und keiner wusste, wie man aus der Misere herauskommen könnte. Es ist viel zu wenig bekannt, dass gerade am Abend der Maueröffnung dem ZK die binnen zwei Jahren bevorstehende Zahlungsunfähigkeit gegenüber westlichen Gläubigern eröffnet wurde. Ohne die damit verbundene Schockstarre wäre die Geschichte vielleicht anders verlaufen. - Gewisse Zeichen von Panik sind m. E. bei noch nicht ganz abgehobenen Politikern hin und wieder bereits sichtbar.
Wenn ich das schreiben darf. Im Oktober zur Landtagswahl werde ich wieder für die Bayernpartei antreten. Im Stimmkreis Neuburg- Schrobenhausen bin ich Direktkandidat und werde auf der Oberbayernliste der BP zu finden sein. Meine Frau Michaela tritt im Stimmkreis Neumarkt i. d. Oberpfalz als Direktkandidatin sowie auf der Oberpfalzliste für die BP an. Mein Sohn Michael ist Direktkandidat im Stimmkreis Ansbach Süd- Weißenburg- Gunzenhausen sowie auf der Mittelfrankenliste der BP. Ich bin seit 2003 Kreisvorsitzender der BP im Landkreis Eichstätt und im Landkreis Eichstätt tritt mein Stellvertreter Wolfgang Distler als Direktkandidat an. Was noch Erwähnenswert ist, Mit Simon Weinhuber war im Landkreis Erding bis 1978 ein Bayernparteiler Landrat. Er gewann sogar gegen den späteren Kultusminister Zehentmeier 1972 die Landratswahl, obwohl die BP 1972 schon auf 1% Bayernweit geschrumpft war. Meines Wissens war dann Zehentmeier in den 90 ger Jahren für die Rechtschreibreform federführend verantwortlich.
Wenn die AfD jetzt noch die Professorenpartei wäre, als die sie mal gestartet ist, wäre ja alles bestens. Ist sie aber nicht mehr. Die Leute, die man auf allen Ebenen dem Bürger hätte präsentieren können, haben die Partei schon lange verlassen. Klaus Kelle schrieb, von 100.000, die eingetreten seien, sind nur noch 30.000 übrig. Bereits jetzt ist man nicht in der Lage, alle Direktmandate zu besetzen. Also, das wird noch richtig spannend. Andererseits sehe ich auch keine Alternative zur AfD. Das Programm, und dann von glaubwürdigen Leuten vertreten, wäre schon etwas. Aber wir sind schließlich in der Realität und nicht bei Wünsch-Dir-Was.
Die Kundgebung vom letzten Wochenende gegen das sog. Heizungsgesetz sollte wahrscheinlich eine CSU Wahlkampfveranstaltung werden. Da hat sich der Franke total verzockt. Die Moni ist für mich jetzt nicht mehr relevant. Ich wünsche der AfD 20%+X bei den nächsten Wahlen. Wenn der AfD Kandidat in Sonneberg (Thüringen) die Stichwahl gewinnen würde, dann bin ich mal sehr gespannt was der Erfurter Bodo dann für eine Rede hält. Wäre ein AfD Landrat wirklich so schlimm?