Hubert Geißler, Gastautor / 13.06.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 59 / Seite ausdrucken

Neues vom Schrauber: Am Weißwurstäquator brodelt es

Mein Bruder trifft immer häufiger auf Bekannte, die unumwunden erklären, bei der kommenden bayrischen Landtagswahl AfD wählen zu wollen. Die Betonung liegt auf unumwunden. Dass Markus Söder in Erdingen ausgebuht wurde, sprach ebenfalls Bände.

Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der AfD in den Charts löst allenthalben Beunruhigung und wechselseitige Schuldzuweisungen aus, ist aber sicher nicht mehr als ein Symptom der wachsenden Entfremdung der bundesdeutschen Ampelpolitik von den Interessen ihrer Bürger, oder auch – man ist versucht das unumwunden zu sagen – ihrer Untertanen. Noch prallt die Partei an der 20-Prozent-Grenze ab, ähnlich wie eine Aktie an einem Widerstand, wobei die Frage ist, ob dieser Widerstand nicht in den klammheimlichen Berichtigungen liegt, mit der die Institute ihre Umfragen an eine gedachte Realität anpassen. Die Nervosität steigt auf jeden Fall, und das Gespenst des Parteiverbots geht um in der Republik. Was ein solches aber auslösen würde, das wagt sich keiner auszumalen.

Nun lebt ja jeder in seiner Blase, und die meine ist nicht unbedingt repräsentativ für den Durchschnitt der Bevölkerung. Eher ist das schon das Milieu meines Bruders: Schrauber, eine eher „normale“ Nachbarschaft, bestehend aus Leuten, die man mal die Werktätigen oder ehemals Werktätigen nannte.

Und in diesen Kreisen scheint tatsächlich eine tektonische Verschiebung vor sich zu gehen. Wie mir mein Bruder berichtet, trifft er immer häufiger auf Bekannte, die unumwunden erklären, bei der kommenden bayrischen Landtagswahl AfD wählen zu wollen. Die Betonung liegt auf unumwunden. Bisher, so meinte er, seien Sympathiebekundungen in der Richtung eher hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen oder indirekt angedeutet worden. Klar, für einen Beamten, der sich zu AfD bekennt, kann das Leben kritisch werden, oder das „Coming-Out“ geradezu existenzgefährdend.

Am Weißwurstäquator brodelt es

Die Zeiten scheinen vorbei zu sein. Die Ettikettierung als „Nazis“ scheint nicht mehr zu ziehen, mit dem Heizungschaos, dem peinlichen Postengeschiebe in der Regierung, dem enervierenden Genderwahn, glaube ich, ist eine Art Grenze für viele überschritten, hinter der ihnen, um es Deutsch zu sagen, einfach „scheißegal“ ist, was man von ihnen offiziell denken mag, zumal sie sich zunehmend auch unter Geleichgesinnten fühlen. Das linksgrüne Narrativ bröckelt, und ein zentraler Vorteil der vor allem Grünen, erfolgreich vorzugeben, Wissenschaft und Zeitgeist zu verkörpern, wird langsam hinterfragt. Auffallend ist, dass die Witze über grüne Politiker zunehmen. Einer sei hier erwähnt: Im Reisebüro. Der Kunde: „Wir wollen in ein Land, das von Baerbock noch nicht gemaßregelt worden ist!“ Der Agent: „Oh, das könnte schwierig werden.“

Aber Scherz beiseite. Natürlich sind die 20 Prozent eine Art von Grenze, nach deren Durchbrechen es weiter nach oben gehen kann. Die Bayernwahl dürfte interessant werden. Wir schätzen, dass Söder und „der Hubert“ Aiwanger bereits über 50 Prozent erreichen werden, aber was passiert, wenn die AfD stark zulegt? Oder wenn die FDP rausfliegt, was nicht unwahrscheinlich ist? Hätten wir dann 70 Prozent Konservative unter dem weißblauen Himmel? Den Rest teilen sich dann SPD und Grüne, abzüglich der „Fernerliefen“ und der Liberalen. Das wäre schon interessant und sollte Herrn Lindner langsam beunruhigen.

Am Weißwurstäquator brodelt es. Und was auch immer man von Söder halten mag, in unserem Fall wenig: Die Parteigenossen der CSU auf unterer und mittlerer Ebene sind oft solche „Huberte“, die die Nase voll haben. Und das Schlimmste für die etablierten Parteien haben wir noch nicht angesprochen: Sahra ante portas – vielleicht?

 

Hubert Geißler stammt aus Bayern und war Lehrer für Kunst/Deutsch/Geschichte. Er schreibt diese Serie zusammen mit seinem Bruder. 

Bernhard Geißler gehört zu den sogenannten Fachkräften und Technikern, also zum gut ausgebildeten Teil der produktiven Arbeiterschaft, hier kurz „Schrauber“ genannt. Der arbeitet viel, kommt aber selten zu Wort, was diese Serie ein wenig wettmachen will.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Klaus Keller / 13.06.2023

Auch in Freiburg brodelt es. Ein Stadtrat klagte gegen die neuen Anwohnerparkgebühren. Das Bundesverwaltungsgericht gab ihm Recht, berichtet die faz. Der deutschen Umwelthilfe gefällt das gar. Ggf sollte man eine Deutsche Bürgerhilfe gründen so dies noch nicht geschehen ist. Auch Bürger bedürfen der Hilfe und des Schutzes wenn Politiker verrückt spielen. Das Gericht rügte aber nicht die neue Regelhöhe von 360 € statt ca. 30€ an sich, sondern die Staffelung nach Fahrzeuglänge, die es als Ungleichbehandlung ansieht.  Auch die Ermäßigungen für Bezieher von Sozialleistungen und für Schwerbehinderte seien unwirksam; der Gesetzgeber habe eine Privilegierung aus sozialen Gründen nicht zugelassen. Außerdem monierten die Richter, dass der Gemeinderat die falsche Rechtsform für die Neuregelung der Anwohnerparkgebühren gewählt habe, schreibt die faz. Wenn Sie jetzt glauben der Kläger muss ein Sozialist gewesen sein, könnten sie falsch liegen. Er ist Mitglied der Schwefelpartei (Schwefel ist bekanntlich gelb! Also Mitglied der angeblichen FDP)

Lao Wei / 13.06.2023

Ist der Ruf erst ruiniert, regiert sich‘s völlig ungeniert. Ohne das geringste Schamgefühl. Gell ihr Ampelkoalitionäre.

Thomin Weller / 13.06.2023

Die SPD, der große Desintegrator, hat alle Parteien extrem rechts überholt, sogar den H. Himmler!, die meisten haben das nicht mitbekommen. Die infantile pseudo Linke, eher die NEO-SPD, zerfetzt sich aktuell durch ihre A-Faschisten die ihre eigenen Parteimitglieder wie Amira Mohamed Ali angreifen. In Deutschland ist die Armut dramatisch gestiegen, es dürften schon weit über 20 Millionen Bundesbürger sein. Und genau die Gruppe wird restlos ausgeblendet, im Gegenteil, sie wurde und wird jahrelang mit Füßen getreten. Das Totalversagen der alten und aktuellen Regierung inklusive Staatskirchen für die Restgläubigen, ist das Problem. Regieren nach Gutsherrenart führte immer in den Untergang. Da hilft auch keine Mitmachfalle wie die pseudo Bürgerbeteiligung. Muslimische Studenten prügeln sich mit LGBT Studenten. Die Frage eines Forenten ob Muhammad ein rosa TuTu anhat, würde wohl zum Eklat führen. “Heute die, morgen du” im besten Deutschland(der Minderheiten) aller Zeiten.

Anna Hegewald / 13.06.2023

Danke, Herr Geißler, für das Stimmungsbild. Ich meine nicht, dass irgendwo bei den Politikern der Altparteien oder den Mainstream-Medien Angst herrscht davor, dass die AfD weiter zulegt. Es ist quasi völlig gleich, ob man CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne oder Linke wählt - wir haben schon längst und anhaltend eine Nationale Front der Politiker, die an der Macht hängen, berechtigte Kritik als Demokratie-Feindlichkeit abtun und verfolgen, und nur noch ihr eigenes Wohl und das ihrer Entourage im Sinne haben. Es handelt sich um Leute, die selbst sehr oft noch nie nennenswerte Steuern erwirtschaftet haben, viele können nicht mal eine Ausbildung vorweisen. Aber genau diese Heerscharen von Besserwissern erklären denen, die hier den Laden am Laufen halten, worauf sie gefälligst zu verzichten haben, wozu sie sich besser nicht äußern dürfen, dass sie bis 70 arbeiten sollen, wem alles sie hier die soziale Hängematte aufzuspannen haben. Leistung in diesem Land lohnt nicht mehr - und das ist das Ergebnis von jahrelanger auf links-rot-grün gebügelter Politik. Irgendwann merkt es auch der letzte Leistungsträger, wie er gnadenlos beschi….. wird. Und das ist der Punkt, an dem man eine Alternative sucht. Ja, die musste sich noch nicht im Politikbetrieb bewähren - man gab ihr ja keine Chance dazu. Und wenn hier jemand davon schreibt, dass es sich um eine „widerwärtige“ Partei handelt (die weitgehend das Programm der früheren CDU übernahm …. war die CDU eigentlich widerwärtig?), frage ich Sie: Ist die Postenschieberei, der Sumpf und Filz bei den Grünen BESSER? Die enge Verflechtung zwischen zwangsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen und Altparteien - ist das so, wie wir alle uns Demokratie vorstellen?

Chr. Kühn / 13.06.2023

ErDING, wohlgemerkt, wir sind ja im Bayrischen, und net in Schwaben. Ich war letzten Samstag auch dort, und was soll ich sagen, das buhende Pfeifkonzert und die damit kundgetane Respektlosigkeit hat sich ein Söder Maggus wohlverdient!

Reinmar von Bielau / 13.06.2023

Plattdeutscher Schrauber: Mien Opa het jümmers segt, besopen geit wedder wech. Beschüert blivt! Mein Opa hat immer gesagt, besoffen geht wieder weg. Bescheuert bleibt!

Rupert Drachtmann / 13.06.2023

Unsere Freunde bekommen exakt das was sie befürchten serviert. Diese Typen spucken uns rotzfrech und unverblümt ins Gesicht. Also ich lass mir das nicht der bieten. Die Maß ist voll! Es bleibt nur die Wahl der AfD. Der Rest hat sich geoutet als „Altparteienkartell“. Exakt das trifft zu. Ich muss mich dafür bei niemanden entschuldigen oder gar rechtfertigen. Ich hab die Faxen aber sowas von dicke. Es grenzt an Hochverrat. Verramschen unsere hart erarbeiteten Steuergelder in die Gane Welt und treten uns in den Arsch. Wir sollen hackeln bis zum sozialverträglichen Ableben. Leute - euch helf ich in die Schuhe.

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