Überstürzter Atomausstieg, Einladung zur Massenzuwanderung, das Rückgängig-machen der Wahl eines Ministerpräsidenten und die generelle Alternativlosigkeit ihrer Entscheidungen sind bekannte Hinterlassenschaften der Kanzlerin Merkel. Jetzt kommt vielleicht noch eine Personalie hinzu.
Viele deutschsprachige Medien flechten gerade en masse in Worte gegossene Lorbeerkränze für die scheidende deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nun sind so viele Lobgesänge nicht verwunderlich. Aus Politik und Publizistik stehen all jene für gute Worte zur Verfügung, die schon ihre letzten Jahre mit wortreichem Applaus begleiteten und bereit waren, die verheerenden Folgen ihrer Politik konsequent zu übersehen. Zwar geht mancher aus der bisherigen Gefolgschaft schon auf Abstand, aber gute Worte zum Abschied möchte kaum jemand verweigern. Soweit ist das alles vollkommen erwartbar.
Ebenso erwartbar haben die allermeisten dieser Elogen kaum einen Informationswert und auch nur einen äußerst mäßigen Unterhaltungswert. Nur Liebhaber von Textbaustein-Sammlungen kommen da voll auf ihre Kosten. Doch jetzt gab es eine interessante Ausnahme.
Bei watson.de durften über 100 Abgeordnete des Deutschen Bundestags erklären, was sie an Angela Merkel vermissen werden, gern auch ergänzt um Angaben dazu, wie wichtig ihnen die Kanzlerin in ihrem Leben war. Auch hier stößt man in den meisten Fällen nicht auf unerwartete Originalität. Auch die Abweichler, wie die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel, überraschen nicht. Dass sie Angela Merkel nicht vermissen wird, dürfte jedem auch vorher klar gewesen sein.
Doch dann erfährt der Leser von Katrin Göring-Eckardt etwas Neues zu Angela Merkels weiterwirkenden Taten. Die Grünen-Politikerin gehört ja zu jenen Vertretern ihrer Spezies, auf deren Auftritt mancher Bürger mit dem Stoßseufzer reagiert, warum sich der oder die Betreffende keine andere Beschäftigung außerhalb der Politik gesucht hat. Meist bekommt man darauf keine Antwort. Doch warum Göring-Eckardt noch immer in der politischen Arena auftritt und sich nicht anderweitig besolden lässt, können wir bei watson.de erfahren: Angela Merkel war schuld.
Göring-Eckardt schreibt:
„Als 2005 die Union stärkste Kraft wurde und die rot-grüne Regierung zu Ende ging, stellte sich auch die Grüne Bundestagsfraktion neu auf.
Ich wäre damals sehr gern Fraktionsvorsitzende geblieben, verlor die Wahl aber gegen Renate Künast und Fritz Kuhn. Ich hatte mich geärgert, wohl am meisten über mich selbst und war bereit, ein neues Kapitel aufzuschlagen und der Politik den Rücken zu kehren. Ich hatte ein sehr gutes Angebot, außerhalb der Politik, Leitung einer Akademie, und war schon in Gesprächen.“
Ein sehr gutes Angebot hatte sie also. Wahrscheinlich zwar keines, das man nicht ablehnen kann, aber Katrin Göring-Eckardt wahrscheinlich ein Leben in Wohlstand, garniert mit ein paar netten kleinen Amtsprivilegien, die schließlich auch Ämter bieten können, die nicht im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung stehen. Aber hier geht es ja nicht darum, welches Angebot sie bekam, sondern warum sie es ablehnte:
„‘In dieser Phase aus Wandel, Ärger, Besinnung und Neuorientierung erhielt ich eines Tages eine SMS von Angela Merkel – sie war ja damals schon fast berühmt für ihre SMS-Nutzung – in der sie sinngemäß sagte: ‚Sie steigen doch jetzt hoffentlich nicht aus der Politik aus. Sie werden noch gebraucht.‘
Das war direkt, empathisch und sehr persönlich und hat dadurch etwas bewegt, meine Entscheidung beeinflusst. Später fragte ich sie mal nach dieser SMS und sie kommentierte nur: ‚Ich hatte so ein Gefühl, ich sollte das mal sagen.‘"
Also hat eine SMS von Angela Merkel dafür gesorgt, dass Göring-Eckardt immer noch Politikerin ist und in manchen Medien als mögliche künftige Bundespräsidentin gehandelt wird? Das müsste dann also der Liste des fortwirkenden Erbes der Angela M. hinzugefügt werden.
Oder doch nicht? Vielleicht war das alles gar nicht so gemeint mit der SMS und Katrin G.-E. hat selbige nur zu ernst genommen. Grund zu dieser Annahme bietet die Aussage von Noch-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU): "Besonders werde ich Angela Merkels extrem tiefgründigen und trockenen Humor vermissen, der sogar in ihren SMS Einklang fand und ihre bescheidene Art.“
Vielleicht hätte die Katrin nach Angelas Willen auch nur auflachen und ihr „sehr gutes Angebot“ annehmen sollen? Dann trüge die Ex-Kanzlerin natürlich keine Mitschuld an der möglichen künftigen Bundespräsidentin.