Susanne Baumstark / 08.03.2019 / 14:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 20 / Seite ausdrucken

Neues Framing bei Swiss Re

Einer der „bestbezahlten und angesehensten Spitzenleute“ der Schweizer Wirtschaft, nämlich Swiss Re-Chef Christian Mumenthaler aus der Rückversicherer-Branche, untersagt Angestellten den Gebrauch der Worte „Heirat“, „Mann“ und „Frau“. Denn damit könnten rein traditionelle Familienmuster identifiziert und in der Folge Minderheiten ausgeschlossen sein. Aus dem Index: To avoid (zu vermeiden): „General use of the gendered pronouns ‚he/she‘ or family relation identifiers such as ‚mother‘, ‚father‘, ’sister‘, ‚brother‘, ‚aunt and uncle‘, unless it is known that this word is preferred by a particular individual/audience and will not exclude anyone.“

„Das ist lediglich die Spitze, wie interne Unterlagen zeigen“, berichtet „Inside Paradeplatz“ weiter: „Die Swiss Re-Führung hat einen ganzen Katalog von erlaubten und untersagten Begriffen für ihre 10.000 Angestellten rund um den Globus zusammengestellt.“ Ein anderes Beispiel für inkorrekten Sprachgebrauch: „Using the word ‚marriage‘ without first considering whether the word and the context are or should be inclusive of same-sex relationships / partnerships.“ Die Mitarbeiterschaft erhält auch praktischen Unterricht zum korrekten Sprechen. Pietätsgründe jucken die Sprachdiktatoren nicht. Die Vorgaben über unerwünschte Formulierungen gelten explizit auch für Beileidsbekundungen im Todesfall eines Familienmitglieds! Loyale Mitläufer werden belohnt: „Es gibt den ‚Embassy status‘, eine Art Zertifikat beim ‚Creating a safe and inclusive working environment for all our LGBTI+ employees‘.“ 

„Mister Diversity and Inclusion“ lässt sich das Ganze eine Stange Geld kosten. „Wie viel, das will die Firma nicht sagen … Die Swiss Re hat ganze Heerscharen von Leuten, die sich um nichts anderes kümmern als um die Belange der internen Lesben, Schwulen, Transgender, Nicht-Verheirateten … Bei vielen Betroffenen kommt die große Diversity and Inclusion-Offensive der Swiss Re offenbar gut an. Im Intranet hagelt es seitenlange Begeisterungsstürme … Weniger zu reden geben die 50+ der Swiss Re, die ihren Job verlieren, nachdem sie junge Inder eingearbeitet haben. Sie landen im Rahmen eines großen Auslagerungsprogramms von Backoffice-Arbeiten nach Bangalore auf der Straße – und danach oft auf dem Arbeitsamt.“ Aha. 

Leserkommentare dazu: „Der Kampf um das größte Irrenhaus der Welt geht offenbar in die Endphase.“ – „Ist Swiss Re zu einer Sekte verkommen?“ – „Wirklich geschützt werden müssten die älteren Arbeitnehmer.“ Die Antwort darauf: „Etwas böse: Sie sind ein Auslaufmodell.“ Aha.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Frank Pressler / 08.03.2019

Und was geschieht jetzt mit dem phallischen Gherkin Building in London (“The Best Uncircumcised Building in the World”)? Bleibt die Swiss Re da jetzt noch weiterhin Mieter?

P.Steigert / 08.03.2019

Ich hatte mal Hoffnungen in die Schweiz, bis ich endeckte, dass man dort (fast) genauso naiv, angepasst, übersättigt und bildungsfern ist wie bei uns. Nur das besondere politische System erleichtert eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Mal kurz abstimmen und das war’s dann auch mit den Engagement für die Zukunft. Auch ist die Schweiz leider kaum eine noch richtige Nation sondern eher nur eine lebelose Zugewinn- und Konsumgemeinschaft. Schweden, Deutschland und die Schweiz sind sich ähnlich und werden, glaube ich, in den nächsten Jahrzehnten viel dramatischer abstürzen als ihre Nachbarn.

Bernart Welser / 08.03.2019

Höchstwahrscheinlich liegt’s daran, dass die Quellen, aus denen ich meine Informationen bezüglich der auf ACHGUT vorrangig behandelten Themen beziehe, so gut wie ausschließlich in Deutschland beheimatet sind - jedenfalls ist mir die Eidgenossenschaft bislang nicht als Nährboden für politkorrekten Fundamentalismus oder Extremismus aufgefallen. Sollte ich mich getäuscht haben? Oder macht sich nunmehr auch unter den Helvetiern, nachdem lange Zeit tatsächlich der gesunde Menschenverstand vorherrschend gewesen war,  das Bedürfnis breit, ihr Land zu einem Ab- oder Ausleger der “nicht überdachten Irrenanstalt” (frei nach Henryk M. Broder) jenseits ihrer Nordgrenze zu machen? Na denn Prööschterli!

beat schaller / 08.03.2019

Sehr geehrte Frau Baumstark,  offensichtlich handelt es sich hier nicht um Satire und darum sollte man solche Firmen schlicht und einfach aussen vorlassen, sprich boykottieren. Es wird offensichtlich zu einem immer grösser werdenden Trauerspiel. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das Management eines solchen Konzerns zu solchem Schwachsinn hinreissen lässt. Das geht wohl nur in einer Versicherung oder einer Bank. Vielleicht habe ja auch nur ich ein Problem, mich zu verleugnen, aber ich bleibe dabei, weil ich nicht anders kann.  Es gibt da auch schon ein paar deutsche Automarken, die ich weiträumig umgehe, nicht wegen Qualität, aber wegen dem Verhalten des Managements, welches man bereits auf die Stufe der heutigen Politiker stellen kann. Das ist viel zu weit unten um es zu unterstützen. Danke dass Sie das hier öffentlich machen. b.schaller

Udo Kemmerling / 08.03.2019

In einer gerechten Welt käme dieser Christian Mumenthaler unverzüglich vor Gericht, wegen Bigotterie gegen die Menschlichkeit, Diskriminierung und Mobbing, schweren Verstößen gegen das Arbeitsrecht, die freie Meinungsäußerung, Nötigung und die allgemeinen Freiheitsrechte, sowie die (noch zu formulierende Unantastbarkeit der Muttersprache). Nach Tat und Schuld angemessen wären zwischen 125 und 165 Jahren Festungshaft!!!

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