Zum ersten Mal seit dem Ende der Financial Times Deutschland 2012 und der Insolvenz und Sanierungsfusion der Frankfurter Rundschau 2013 steht mit dem „Neuen Deutschland“ wieder eine Tageszeitung auf der Kippe. Wie die „taz“ berichtet, stand das „Neue Deutschland“ bereits vor einem Jahr kurz vor der Pleite. Damals sollen die Gesellschafter die Zeitung durch eine Finanzspritze von etwa einer Million Euro gerettet haben.
Das 1946 in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands gegründete „Neue Deutschland“ war bis 1989 Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Heute gehört die Zeitung zu je 50 Prozent der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“ und der Beteiligungsgenossenschaft Communio e.G., die der Partei nahesteht. Die „Wende“ und das Ableben älterer ostdeutscher Leser haben das „Neue Deutschland“ in eine anhaltende finanzielle Krise gestürzt. 1990 soll die Auflage laut ndr.de bei rund einer Million gelegen haben, heute sind es weniger als 25.000 Exemplare.
In den letzten Jahren hat das „Neue Deutschland“ die Anzahl der Mitarbeiter auf 100 reduziert (zu DDR-Zeiten waren es noch über 500). Der Haustarif beträgt 60 Prozent des Flächentarifvertrags für Tageszeitungen. Trotz dieser Sparmaßnahmen könnte die „sozialistische Tagesszeitung“ bald nicht mehr existieren. Bis Sommer 2020 bestünde eine gesicherte finanzielle Grundlage, zitiert die „taz“ den Geschäftsführer Matthias Schindler. Was danach komme, sei unklar.
Beim Bundesparteitag im Juni 2018 hatte der Linken-Vorstand dem „Neuen Deutschland“ in einer Resolution noch die Unterstützung ausgesprochen. Dennoch fühlen sich die Mitarbeiter der Zeitung von der Partei im Stich gelassen. Ein besonderes Streitthema ist der Umgang mit dem Grundstück am Berliner Ostbahnhof, auf dem das Verlagsgebäude steht.
Hochrangige Linken-Politiker wie der Parteivorsitzende Bernd Riexinger wollen die Eigentumsanteile am Grundstück, dessen Wert auf eine zweistellige Millionensumme geschätzt wird, weg vom Verlag und hin zu den Eigentümern Linkspartei und Communio e.G. verschieben. So könne man Kredite bekommen, die der fast insolvente Verlag nicht erhalten würde. Mitarbeiter der Zeitung werfen der Partei jedoch vor, durch den Entzug des Grundstücks die finanzielle Sicherheit des Verlags weiter zu gefährden. Die Partei wolle dem Verlag nicht helfen, sondern sich im Falle einer Insolvenz ihr Vermögen sichern.