Schon vergessen wie ein Politiker zurücktreten musste weil er meinte das geistig Behinderte nicht jeden Beruf ausüben könnten? Ausserdem heisst Behinderter jetzt “anders Begabter”.
Ich stelle es mir schon jetzt mit Vergnügen vor, wenn die Wahlanalyse dann lautet: „Menschen mit geistiger Behinderung haben überwiegend SPD gewählt.“
Es findet zusammen, was zusammen gehört
Bitte kein aktives Wahlrecht für geistig Behinderte. Es reicht, daß sie schon das passive besitzen. Beispiele gefällig?
@ Sebastian Weber: die Psychiatrie-Insassen natürlich nicht, deren Ärzte nach eingehender Begutachtung jedoch schon.
Na, da will ich mal nichts gegen sagen. Warum sollten Behinderte nicht wählen dürfen? Die Frage ist natürlich, ob die Stimmabgabe ganz oben auf der Wunschliste der Zielgruppe steht. Gustl Mollath zum Beispiel, den man über Jahre in einer Anstallt festgehalten hat, hatte seltsamerweise nie darüber geklagt, dass er nicht wählen darf. Wie ist das eigentlich mit Psychiatrieinsassen? Dürfen sie dann zukünftig auch an den Wahlen teilnehmen?
In Ermangelung eines besseren Ausdrucks werde ich geistig Behinderte im Folgenden als geistig Behinderte bezeichnen, und weise nur an dieser Stelle darauf hin, dass dumme Menschen lieb sein können, Psychotiker manchmal mathematisch sehr begabt sind, und Borderliner und Bipolare kreativ. Man möge meinen Ausdruck so verstehen, dass er auf Menschen bezogen ist, die aufgrund ihrer kognitiven Prozesse, oder eines Mangels derselben, nicht auf sich allein gestellt zurecht kommen. Und nun zum Artikel: Oh mein Gott. Es sagt einiges über den Zustand unserer “Demokratie” aus, wenn man Menschen, die ihr Leben nicht selbst regeln können, das Recht einräumen will, über staatliche Entscheidungen mitzubestimmen. Mal ernsthaft, Staaten bestimmen Dinge, die durchaus dazu geeignet sein können, das Leben zahlreicher Menschen zu zerstören, und setzt diese Dinge mit überwältigender Gewalt durch, der niemand etwas entgegenzusetzen hat. Dass man überhaupt auf den Gedanken kommt, Menschen, die aufgrund ihrer geistigen Beschaffenheit selbst nicht zurecht kommen, in die Entscheidung, ob und wie diese extreme Gewalt eingesetzt wird, einzubeziehen, ist grotesk. Aus meiner Sicht gibt es viel zu viele Menschen mit Wahlrecht, die in ihrem Leben jeden Tag aufs Neue beweisen, dass sie nicht dazu in der Lage sind, wichtige Entscheidungen zu treffen. 80000 Entmündigte, die bereits vor einem Richter bewiesen haben, dass man ihnen nicht die Entscheidung für ihr eigenes Leben überlassen kann, mögen da nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, aber sie sind ein sehr veranschaulichender Tropfen.
Die SPD lässt nichts unversucht, um an den Fleischtöpfen zu bleiben. Problem ist, dass die Genossen dringend der Betreuung durch Vernunft und Sachlichkeit bedürfen. Jede der jüngsten Entscheidungen ist ein Schrei danach und ein Zeichen der Angst, aus den warmen, nährenden Betten der hart arbeitenden Menschen zu fallen. Die dafür inszenierten Versprechungen sind aufgebraucht und man dürfte sich nicht wundern, wenn für antifaschistisch reine Gesinnungsgenossen bald eine doppelte Stimme gefordert wird.
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