Gunter Frank / 13.04.2020 / 14:00 / 32 / Seite ausdrucken

Neue Studienergebnisse zu Corona

Vor Ostern wurden in Österreich die Ergebnisse der SORA Studie (Institute for Social Research and Consulting) per Pressekonferenz vorgestellt.

Prof. Andreas Sönnichsen (siehe seinen Brief in diesem Achgut.com Bericht zur Coronalage vom 9. April) stellte das Ergebnis in seinem wichtigsten Aspekt schon einmal in aller Kürze vor: 

„Heute früh wurde in Österreich die SORA-Studie publiziert – eine PCR-Stichprobe an 1544 ‚repräsentativ‘ ausgewählten Personen in ganz Österreich. Die Stichprobe ist natürlich viel zu klein für eine repräsentative Aussage, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Von den 1544 getesteten Personen waren 5 positiv (0,33%, 95% KI 0,12-0,76). Damit rutscht die CFR für Österreich zwischen 0,4 und 1,2. Natürlich fehlen alle diejenigen, die CoViD-19 schon durchgemacht haben und jetzt nur noch Antikörper haben, aber keinen Virus mehr – dadurch wird die CFR noch weiter sinken und wir bewegen uns stark in Richtung „ganz normaler Auswirkungen“ von Influenza und Influenza-like-Infections."

Worterklärung: CFR = Englisch: case fatality ratio, entspricht der Letalität

Meine Anmerkung: Dies steht nicht im Widerspruch des oft zitierten Editorials im New England Journal of Medicine, welches ja die Letalität auf 0,1 Prozent schätzte. Wie Andreas Sönnichsen erklärt, wird die in der SORA Studie errechnete Letalität noch deutlich weiter sinken, wenn man die Dunkelziffer der bereits durchgemachten Erkrankungen z.B. durch Antikörpertestung erfassen kann. Dafür spricht jede klinische Erfahrung. 

Eine emotionale Bitte an die Leser solcher Beiträge. Bitte bedenken Sie, wenn Ärzte wie Professor Sönnichsen oder auch ich selbst  von „nur“ X-Prozent sprechen, dann ist uns in aller Deutlichkeit klar, dass hinter dem Wort „nur“ oder „ganz normale Auswirkung“ immer schreckliche Todesfälle stehen. Meist sehr alte Menschen und vereinzelt auch junge, verstorben im Falle von Covid-19 vor allem an einer schweren Lungeninfektion. Andreas Sönnichsen und ich haben schon viele Menschen beim Sterben begleitet, haben Atemgeräte bei Verstorbenen abgeschaltet, haben die Leichen der Verstorbenen betrachtet, mit denen wir Tage zuvor noch gesprochen haben, kennen das Leid, das damit verbunden ist. Aber in der derzeitigen Krise muss der Maßstab für die zu treffenden Maßnahmen nicht die Tragik des Einzelfalles sein, sondern eine verantwortungsvolle Abwägung unangenehmer Optionen, um insgesamt den kleinsten Schaden für die Gesellschaft zu verursachen.

Reaktionelle Ergänzung: In einem aktuellen Interview des Tagesspiegel äußert sich der Virologe Hendrik Streek ebenfalls zur Frage der Letalität, die laut seiner Untersuchung im Kreis Heinsberg in der "Größenordnung von 0,37 Prozent" liegt. 

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Thomas Weidner / 13.04.2020

Alles gut und schön. Ungeklärt bleibt für mich die Frage, was in z.B. Italien vorgeht… Und ganz ehrlich - rein wissenschaftlich: Diese obigen Aussagen gelten natürlich nur für den Corona-Stamm im Bereich der Untersuchungsgebiete. Hoffentlich war die Bestimmung des Corona-Stammes bzw. der -Stämme Teil der Untersuchung? Oder irritiere ich jetzt die Leserschaft?

Frances Johnson / 13.04.2020

So ist es. Ich selbst habe auch viele Sterbende gesehen. Die meisten Stationären starben, ganz gleich, welche Grunderkrankung sie gehabt haben, am Ende an einer Infektion und sehr oft an Lungenentzündung. Manche konnte man nicht mehr operieren, weil man wusste, dass sie die Narkose nicht überleben würden. Viele waren irgendwann einmal “austherapiert”. Der Laie weiß natürlich nicht, dass es das gibt: Eine Endlichkeit in der Medizin. Einer meiner liebsten Patientinnen erzählte der Chef über ein Jahr lang, sie würde wieder gesund. Irgendwann durchschaute sie das und fragte mal einen ehrlichen Menschen. Der riet ihr und dem netten Ehemann, zum Sterben heimzugehen. Der Chef versetzte mich natürlich in die unbeliebteste Abteilung. Die Geldquelle ging nach Hause, der Ehemann kam nach einem halben Jahr und bedankte sich. Sie hätten noch eine wunderbare Zeit gehabt. Da er auch zum Chef ging, holte der Chef den ehrlichen Menschen in sein office und sagte, er könne sich eine Abteilung aussuchen. Ehrlich währt am längsten, fürwahr. Es ist lange her. Ich weiß heute noch, wie sie hießen, die beiden, auch, wie sie aussahen. Es war schwer, so etwas. Wir leben in einer Gesellschaft, die es sich gern leicht macht und böse Bilder meidet.

Ulla Schneider / 13.04.2020

Hallo, Herr Dr. Frank, danke für die Information. Ich las auf business insider, rein zufällig, dass Ärzte in New York , aufgrund invasiver Beatmungsmethoden, den Verdacht hegten, 80 %  seien daran verstorben. Sie hatten ja schon gewarnt Gut das Sie hier schreiben!  Desweiteren würde ich gerne wissen wollen, wo man einen Antikörpertest machen lassen kann. Wir hatten Anfang Februar eine Grippe über einen Zeiraum von fast 4 Wochen, Husten mit aussergewöhnlicher Atemnot und Schwäche. Diese Atemnot hatten alle 5 Personen. Erst jetzt sind wir wieder fit. Kein Arzt hat damals ein Test gemacht. Virus? Da kann man nix machen. Schonen .....und das Übliche. Aber - ich kannte noch die alten Methoden meiner Mutter.

Rudhart. M. H. / 13.04.2020

OK, über wissenschaftliche und pseudo-wissenschaftliche Studien läßt sich trefflich streiten. Für mich gibt es jedoch ein viel einfacheres Kriterium , ob ich mir Sorgen machen muß oder eben nicht: Das ist simpel - nämlich wenn es notwendig werden sollte, daß auf dem kleinen Gottesacker unserer Dorfkirche ein Minibagger jeden Tag 50 neue Gruben aushebt, weil man mit dem Schaufeln von ab und an einem Loch nun partout nicht mehr nachkommt. Der Minibagger arbeitete nicht und es sieht so aus, daß er auch in absehbarer Zukunft erstmal nicht gebraucht wird. Und deshalb mache ich mir bis dahin auch keine größeren Sorgen ! Simpel. Und wie ich finde, durchaus nicht ganz unlogisch.

Klaus Beck / 13.04.2020

Zitat: “Aber in der derzeitigen Krise muss der Maßstab für die zu treffenden Maßnahmen, nicht die Tragik des Einzelfalles sein, sondern eine verantwortungsvolle Abwägung unangenehmer Optionen, um insgesamt den kleinsten Schaden für die Gesellschaft zu verursachen.” Da sollten Sie, werter Kollege, vielleicht noch einmal im “Ärztlichen Gelöbnis der (Muster-)Berufsordung der in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte” nachlesen: “Als Mitglied der ärztlichen Profession gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patientin oder meines Patienten werden mein oberstes Anliegen sein.” Weiß eigentlich die Landesärztekammer Baden-Württemberg um Ihre medizinischen Bemühungen um die “Abwendung unangenehmer Optionen, um insgesamt den kleinsten Schaden für die Gesellschaft zu verursachen”?

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