Der deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann (1822-1890) begründete mit seinen privat finanzierten Expeditionen die moderne Feldarchäologie. Nahe dem osmanischen Dorf Tevfikiye, heute Teil der türkischen Provinz Çanakkale, entdeckte Schliemann die zuvor schon von anderen Forschern hier vermuteten Ruinen des bronzezeitlichen Trojas.
Schon zu Lebzeiten wurde Schliemann vorgeworfen, viele der in Troja gefundenen Artefakte illegal außer Landes gebracht zu haben. In seinem 1881 erschienenen Buch Ilios gab Schliemann zu, 8833 archäologische Funde nach Griechenland geschmuggelt zu haben. Laut einem aktuellen Bericht der türkischen Zeitung „Hürriyet“ könnte die tatsächliche Zahl jedoch viel höher gewesen sein.
Nach Angaben von „Hürriyet“ hat der Historiker Ali Sönmez von der türkischen Çanakkale Onsekiz Mart Universität kürzlich in einem Archiv ein Dokument von İzzeddin Efendi aus dem Jahr 1884 entdeckt. Der leitende osmanische Zollbeamte habe seine Untergebenen sowie Arbeiter, die an den Ausgrabungen bei Tevfikiye beteiligt waren, befragt, und anschließend eine Liste von 73.139 entwendeten Einzelstücken erstellt. Seinen Bericht mit detaillierten Beschreibungen der betreffenden Objekte habe İzzeddin Efendi ans Bildungsministerium des Osmanischen Reiches übermittelt.