Marcus Ermler / 24.11.2020 / 10:40 / 33 / Seite ausdrucken

Neonazi-Partei will Mahnwache vor Synagoge abhalten

Heute will die vom Verfassungsschutz beobachtete neonazistische Kleinstpartei „DIE RECHTE“ in Braunschweig eine „Mahnwache gegen Zionismus“ unter dem Motto „Freiheit für Palästina – Menschlichkeit ist nicht verhandelbar! Zionismus stoppen“ abhalten.

Der ursprüngliche Versammlungsort war direkt gegenüber der Braunschweiger Synagoge und der Jüdischen Gemeinde Braunschweig gelegen. Als Versammlungszeit wurde „19.33 – 19.45“ angegeben, wie es das lokale Nachrichtenmedium news38.de und das Braunschweiger „Bündnis gegen Rechts“ berichten. Die Braunschweiger Stadtverwaltung sagte gegenüber „news38.de“:

Es kann aber schon jetzt als sicher gelten, dass die Versammlung am angemeldeten Ort und in angemeldeter Art und Weise nicht stattfinden kann.“

Räumlich und zeitlich, so das „Bündnis gegen Rechts“ auf seiner Facebook-Seite (hier im Kommentarbereich zu finden), soll die Mahnwache von der Versammlungsbehörde mittlerweile verlegt worden sein, findet aber weiterhin am selben Tage statt.

Das „Bündnis gegen Rechts“ ruft zu einer Gegenkundgebung auf, bei der die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweig wie auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen jeweils eine Rede halten werden.

Wahlplakate mit dem Slogan „Israel ist unser Unglück“

Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz schreibt in seinem „Lagebild Antisemitismus“, welches im August 2020 veröffentlicht wurde, der Partei „DIE RECHTE“ ein „rechtsextremistisches Weltbild, einhergehend mit geschichtsrevisionistischen Thesen und antisemitischen Positionen“ zu. So zeige sich die antisemitische Grundhaltung der Partei in ihren Wahlplakaten, wie demjenigen mit dem Slogan „Israel ist unser Unglück“, der 

die aus dem 19. Jahrhundert stammende und seit 1927 auf jeder Titelseite des antisemitischen NS-Hetzblatts ‚Der Stürmer‘ abgedruckte Losung ‚Die Juden sind unser Unglück‘ auf[nahm]“

Ferner sei der von der Partei vertretene Antisemitismus, so der Verfassungsschutz weiter, in „den Jahren 2018 und 2019 in zahlreichen Aktionen deutlich“ geworden. So hielt die Partei am siebzigsten Jahrestag der Gründung des Staates Israel, das heißt am 14. Mai 2018, eine Mahnwache „der 70. Jahrestag der israelischen Staatsgründung ist kein Grund zu feiern: Wir fordern endlich einen gerechten Frieden im Nahen Osten!“ ab. Brisant hieran war seinerzeit:

In zeitlichem Zusammenhang mit der Mahnwache wurde durch einzelne Personen der vergebliche Versuch unternommen, eine vor dem Rathaus der Stadt Dortmund gehisste Israel-Flagge vom Fahnenmast zu entfernen.“

„Existenzrecht Israels verneinen und den jüdischen Staat diffamieren“

Der deutsche Verfassungsschutz dokumentiert in seinem Lagebild das Ausmaß des israelbezogenen Antisemitismus im Rechtsextremismus und schreibt auch über die neonazistische NPD, dass diese „das Existenzrecht Israels verneint und den jüdischen Staat diffamiert“. So veröffentlichte die NPD-Jugendorganisation ferner ein Grundsatzpapier, das Israel zum „Feind aller Völker“ erklärt. 

Benjamin Weinthal informiert in seiner Monographie Germany’s Battle Against the Delegitimization of Israel“ vom August 2020, dass im Jahr 2009 „ein hochrangiger NPD-Funktionär (ein Holocaustleugner) zum Boykott aller israelischen Waren aufgerufen“ hatte. 

Nicht nur in der NPD und in der Kleinstpartei „DIE RECHTE“ manifestiere sich diese Variante des Antisemitismus, so der Verfassungsschutz weiter, sondern überdies auch bei der neonazistischen Kleinpartei „Der III. Weg“, die Israel als „Terrorstaat“ und „zionistisches Geschwür im Nahen Osten“ bezeichnet sowie „offen zum Boykott von Produkten aus Israel“ auffordert. 

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Leserpost

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Peer Munk / 24.11.2020

Da kännen sich doch Heiko Maas und all die linksgrünen “Israelkritiker” und “Freunde Palästinas” dazustellen. Ist doch im Grunde dieselbe Linie…

Karl Eduard / 24.11.2020

Das ist so furchtbar, so furchtbar! Fällt aber unter Meinungsfreiheit. Und wieso ist das eine neonazistsche Kleinstpartei? Hält die sich selbst dafür oder kriegt wieder jeder den Stempel aufgedrückt, der nicht ins eigene Weltbild passt? Natürlich ist es nicht schön, wenn Leute Meinungen äußern, die einem nicht gefallen aber nennt sich das nicht irgendwie und sollte man das nicht aushalten? Ich bin mir auch sicher, das Bestehen des Staates Israel hängt nicht an den Deutschen, andernfalls wäre das wirklich erbärmlich für den jüdischen Staat. Und bedenken Sie bitte, das sind Auswirkungen der Berichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die bevorzugt weinende Palästinenserkinder und brennende Häuser zeigen und das ganze selbstverschuldete Elend der Palästinenser als Ergebnis israelischer Unterdrückung darstellen.  Aber die Gründung Israels war insgesamt auch dubios, denn sie geschah, nach dem Jahre auf Jahre immer neue palästinafremde Juden in ein Gebiet einwanderten, das weder menschenleer, noch verlassen war. Es fand also eine jüdische Einwanderung statt, die am Ende in der Gründung eines Staates mitten in fremden Siedlungsgebiet endete. Die Puritaner in Neuengland sind ja auch nicht ins Nirgendwo gekommen, sondern sie haben die Eingeborenen verdrängt und ihre Sitten und Gesetze durchgesetzt. Die Sache sieht immer etwas anders aus, wenn man zu den Verdrängten gehört. Warum die jetzt aber 70 Jahre danach immer noch darauf herumreiten, erschließt sich mir nicht. Wegen des Geschreies in Deutschland wird sich der jüdische Staat gewiß nicht auflösen.

Andreas Hagenbach / 24.11.2020

Wer hat da die Zuschreibung “Neonazi” vorgenommen? Ich bitte um genauere Erklärungen. Der Begriff Antisemitismus wird ja mittlerweile als Kampfbegriff verwendet, um allesmögliche ‘unmöglich’ zu machen. Es ist durchaus vorstellbar, dass womöglich die genannte Partei rechtsextremes Gedankengut vertritt. Ich kann aus den kolportierten Infos des Artikels vermuten, dass solches zutrifft, aber es wäre doch wünschenswert, wenn dies mit geeigneten Beispielen erhärtet würde. Der Vorwurf des Rechtsextremismus ist ein schwerer und sollte darum sorgfältig und nicht als Dutzendware verwendet werden, denn so würde der Begriff Schaden erleiden.

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