Von Matthias Weik.
Das Versagen der Politik und staatlicher Institutionen ist nicht mehr wegzudiskutieren. Doch sie machen einfach weiter wie bisher. Eine vorläufige Schadensbilanz.
„Ja, wir leben heute in dem besten Deutschland, das es jemals gegeben hat.“
(Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident, beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020)
Ist diese Aussage des Bundespräsidenten tatsächlich richtig? Es stellt sich die Frage: Was ist aus Deutschland geworden? Lassen die Befunde nicht eher an Heinrich Heine denken, der vor 180 Jahren seine Verzweiflung über Deutschland in die folgenden Worte fasste?
„Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.“
(Heinrich Heine, Nachtgedanken, 1843/44)
Was also ist aus Deutschland geworden? Ein Land, in dem wegen stetig steigender Mietkosten, explodierender Energiekosten und immer teuer werdender Lebensmittel mehr als 2 Millionen Menschen zu den mehr als 960 Tafeln gehen müssen. Ein Land, in dem es in den 1990er Jahren noch rund drei Millionen Sozialwohnungen gab und in dem es heute 1,1 Millionen gibt. Ein Land, in dem jeder Dritte kein Geld für Weihnachtsgeschenke hat und mehr als jeder Fünfte sich keine einzige Woche Urlaub im Jahr leisten kann und in dem selbst für Normalverdiener eine eigene Wohnung oftmals unbezahlbar ist.
Deutschland ist ein Land geworden, in dem Gesellschaftsverächter Polizei und Rettungskräfte angreifen, in dem sich nur noch ein Drittel der Frauen und 60 Prozent der Männer nachts ohne Begleitung im öffentlichen Personennahverkehr „sehr sicher“ oder „eher sicher“ fühlen und mehr als jede zweite Frau „häufig“ oder „sehr oft“ bestimmte Straßen, Parks oder Plätze meidet. Die Bundesrepublik belegt auf dem globalen Kriminalitätsindex den 43. Platz, Freibäder müssen von Security und die Eingänge von Weihnachtsmärkten von Polizisten mit Maschinenpistolen bewacht werden.
Bildungskrise, drohender Pflegekollaps, Brain-Drain, Energie-Desaster
Was ist aus dem einstigen Land der Dichter und Denker geworden, in dem sich keine einzige Universität unter den 49 besten Universitäten der Welt befindet? Ein Land, in dem Privatschulen boomen und der Anteil Jugendlicher ohne grundlegende schulische Fähigkeiten dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung zufolge bei 23,8 Prozent liegt.
In dem „besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“ herrscht bei über 2,6 Millionen Arbeitslosen branchenübergreifend ein akuter Fachkräftemangel. Dort liegen Eltern im Dezember 2022 mit ihren Kindern auf Krankenhausfluren, da kein ausreichendes Personal zur Stelle ist. Ohne schnelle Verbesserungen droht der Pflegekollaps nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Altenheimen. Es ist ein Land, in dem in den letzten zwei Jahrzehnten Millionen un- und geringqualifizierte Menschen einwanderten, während Hunderttausende Hochqualifizierte auswanderten – drei Viertel der Auswanderer haben eine Hochschulausbildung.
Wir leben in einem Land, in dem nur 48 Prozent der Menschen denken, dass man seine Meinung frei sagen könne, in dem politische Eliten ihre Bürger und die Wirtschaft erst in die Abhängigkeit Russlands und schlussendlich in ein energiepolitisches Desaster getrieben haben und offenkundig mit Vehemenz weiter treiben. In einem Land, dessen „Energiewende“ seinen Bürgern und der Wirtschaft jahrelang mit die höchsten Strompreise weltweit beschert und dem Wirtschaftsstandort Deutschland geschadet hat – mit dem Resultat, dass im November und Dezember 2022 der meiste Strom durch die als CO2-Dreckschleudern bekannten Kohlekraftwerke erzeugt wurde.
Der Wirtschaftsstandort erodiert
Mit einer Politik, die Fracking verbietet, aber Fracking-Gas in rauen Mengen importiert, die gegen Gas- und Ölbohrungen in Nord- und Ostsee ist, aber Nordseeöl aus Norwegen importiert und die Atomkraftwerke abschaltet, während Wirtschaftskonkurrenten neue Atomkraftwerke bauen, die aber Atomstrom auch zukünftig aus den Nachbarländern zu importieren beabsichtigt. Wir erleben Politiker, die eine Gaspreisbremse feiern, durch die es weder mehr Gas auf dem Markt gibt noch die Nachfrage nach dem in Deutschland knappen und in großem Umfang benötigten Gut senkt, geschweige denn für mehr Gas sorgt.
Wir leben in einem Land, in dem zahlreiche Politiker von der Vision beseelt sind, die Welt zu retten und mit moralisch erhobenem Zeigefinger versuchen, ebendiese zu bekehren. Denen offenkundig nicht klar ist, dass Deutschland weder politisch noch gemessen an der Bevölkerungszahl eine Rolle spielt – und auch in puncto CO2-Emissionen nicht, mit 1,85 Prozent Gesamtanteil am globalen Ausstoß.
Der Wirtschaftsstandort des einstigen Exportweltmeisters kann kein einziges Unternehmen unter den wertvollsten 100 börsennotierten Unternehmen der Welt mehr vorweisen und verliert im internationalen Vergleich kontinuierlich an Attraktivität. Dies aufgrund der viel zu hohen Energiepreise, einer bröselnden logistischen Infrastruktur (Straßen, Brücken, Schienen, Schleusen), einer unzureichenden digitalen Infrastruktur, eines grassierenden Bürokratie-Irrsinns, sehr hoher Steuern und Abgaben, hoher Arbeitskosten für Unternehmer einerseits und im internationalen Vergleich niedrigen Nettolöhnen andererseits.
800 Millionen für den Kanzleramts-Protzbau in Zeiten knapper Kassen
Deutschland ist zu einem Land geworden, das bei der Digitalisierung des öffentlichen Dienstes schlechter abschneidet als Griechenland, sich dafür aber nach der Volksrepublik China das größte Parlament weltweit gönnt und in Zeiten knapper Kassen das Kanzleramt in Berlin für knapp 800 Millionen Euro Baukosten zu einem Protzbau erweitert, der global seinesgleichen sucht.
Deutschland hat Preissteigerungen zu verzeichnen wie seit 1951 nicht mehr. Die Saat der irrsinnigen Gelddruckpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in Form einer von ihr mit angefachten immensen Inflation aufgegangen. Der Staat entschuldet sich auf Kosten der Bürger und profitiert obendrein nicht nur kraft der Umsatzsteuer von den steigenden Preisen.
Die Kaufkraft des Euro schwindet sukzessive, und die Sparguthaben, Altersvorsorge zahlloser Bürger, werden tagtäglich pulverisiert. Jahrzehntelang war die Geldwertstabilität das höchste Gut der Bundesbank. Diesen Kernauftrag erfüllt die EZB nicht einmal ansatzweise. Sie erhält faktisch bankrotte Staaten Südeuropas am Leben und macht Struktur- anstatt Geldpolitik. Von Geldwertstabilität ist beim Euro nichts mehr zu sehen. Allein in den letzten fünf Jahren hat der Euro gegenüber dem US-Dollar über 10 Prozent und gegenüber dem Schweizer Franken mehr als 15 Prozent seines Wertes verloren. Einerseits verkommt er zu einer Weichwährung, andererseits ist der US-Dollar nach wie
vor unumstritten die dominierende Währung auf dem Weltmarkt für Gas, Öl und zahlreiche weitere Waren. Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland bedeutet ein schwacher Euro dementsprechend importierte Inflation.
Rette sich, wer es sich noch leisten kann!
Die Rechnung bezahlt der Steuerzahler. In Deutschland herrscht eine der höchsten Steuer- und Abgabenlasten weltweit. Bereits heute arbeiten die Bürger im Durchschnitt bis Mitte Juni nicht für die eigene Existenz, sondern stattdessen für das Gemeinwesen. Im Jahr 2021 umfasste der Bundeshaushalt die Summe von rund 498,6 Milliarden Euro. Knapp 13,7 Prozent davon flossen im selben Jahr ins Ausland – das meiste davon an die Europäische Union (EU). Mit rund 47 Prozent stammte fast die Hälfte aller europäischen Nettozahlungen aus der Bundesrepublik. In den vergangenen 21 Jahren wurden aus
dem Hochsteuerland Deutschland 212 Milliarden Euro mehr an die EU – und somit indirekt auch an zahlreiche Niedrigsteuerländer – überwiesen, als zurückflossen.
Dennoch werden von Politikern, insbesondere von jenen, die in ihrer beruflichen Laufbahn selbst nicht allzu viel zum Bruttosozialprodukt beigetragen haben, kontinuierlich weitere Steuererhöhungen gefordert, um die Umverteilung weiter voranzutreiben. Dies kann und wird auf Dauer nicht funktionieren.
Nein, wir leben nicht „in dem besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“. Ganz im Gegenteil, wir leben in einem Land, in dem zusehends eine Minderheit aus linken, rechten, religiösen und sonstigen Extremisten, Fundamentalisten, Aktivisten, Ideologen sowie Weltuntergangsanhängern und Populisten jeglicher Couleur versucht, uns zu erklären, wie wir zu essen, zu sprechen und zu schreiben, zu wohnen und zu heizen, zu fahren und zu reisen, zu glauben und schlussendlich zu leben haben. Damit dies nicht so bleibt, muss sich einiges in der Bundesrepublik Deutschland ändern – und zwar gravierend. Findet die Veränderung nicht statt, dann heißt die Devise: Deutschland – rette sich, wer es sich noch leisten kann.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht es vielen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland, wenn sie den gegenwärtigen Zustand und die äußerst trüben Zukunftsaussichten des einstigen Landes der Dichter und Denker betrachten, ähnlich wie Heinrich Heine vor 180 Jahren. Egal ob Energie, Inflation, Euro-Verfall, Infrastruktur, Bildungsmisere, Gesundheitssystem, Fachkräftemangel, Migration, Steuer- und Abgabenwahnsinn ... Der Wirtschaftsstandort Deutschland und somit seine Bürger stehen vor riesigen Problemen und Herausforderungen. Das Versagen der Politik und staatlicher Institutionen ist nicht mehr wegzudiskutieren.
Lesen Sie im zweiten Teil: Der Personalmangel in Deutschland wird immer problematischer. Es fehlt an hochqualifizierten Fachkräften, die für Wertschöpfung und Wohlstand sorgen. Doch sie kommen nicht nach Deutschland, sie verlassen das Land.
Dies ist ein Auszug aus „Die Abrechnung – Das einzige Buch, das Ihr Erspartes vor Umverteilung und Krisen rettet" von Matthias Weik (www.matthias-weik.com). Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen. Er zählt seit Jahren, mit fünf Bestsellern in Folge, zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen.
Als der Bundeshosenanzug Kanzlerin wurde, hatte ich mich nach spontanem Dejavu sofort vom Acker gemacht. Wer noch kann, sollte dies auch tun und nicht mehr lange überlegen (wie in dem Märchen : schlechter als hier kann es nirgens sein). Deutsche Fachkräfte mit einem wirklich messbaren IQ werden überall auf der Welt gesucht und mit Kusshand eingekauft. Noch Fragen ?
Als ich Kohlekraftwerke als “Dreckschleuder” gelesen habe, war meine Lesezeit zu Ende. Natürlich bin ich mit dem Text einverstanden. Er trifft den Kern, außer wenn sich der Autor zu naturwissenschaftlichen Dingen äußert. Da liegt vieles im Argen. Von Kraftwerkstechnik versteht er leider nichts. Schwefelabscheidung, Quecksilberabscheidung u.s.w. Vielleicht kann mir der Autor erklären, was er mit “Dreck ” meint. Auch empfehle ich ihn den Besuch des Kraftwerks Lippendorf zwecks Weiterbildung.
Hervorragend den miserablen Zustand des Landes zusammengefasst! Wo sind aber rechte Extremisten die den Bürgern vorschreiben und „uns zu erklären, wie wir zu essen, zu sprechen und zu schreiben, zu wohnen und zu heizen, zu fahren und zu reisen, zu glauben und schlussendlich zu leben haben“ erschließt sich mir leider nicht. Wer sind diese rechten Extremisten die der Autor hier erkannt haben will?
Noch ein Nachtrag: “... durch die als CO2-Dreckschleudern bekannten Kohlekraftwerke erzeugt wurde.” War die grüne Farbe aus oder meint der Autor das ernst? CO2 ist kein Dreck, sondern ein zwingend lebensnotwendiges Spurengas. Und auch bei echtem Dreck trifft diese Aussage nicht zu, da deutsche Kohlekraftwerke dank aufwendiger Rauchgasreinigung zu den saubersten der Welt gehören.
Rund 44 Prozent der Deutschen würden nach wie vor eine der Ampelparteien wählen. Ein Land, dass sich einen drittklassigen Wirtschaftsminister und Vizekanzler leistet, der offen bekundet, dass er mit genau diesem Land noch nie etwas anzufangen wusste und mitten in einer Energiekrise moderne Kraftwerke abschalten lässt, weil seine Kernklientel dieses verlangt, diesem Land ist nicht mehr zu helfen. Herr Weick hat fast alle wesentlichen Themen angesprochen. Deutschland muss wohl wieder am Boden liegen bevor Einsicht einkehrt, nur werden die Amerikaner uns dieses Mal nicht beim Wiederaufbau helfen. Vielleicht übernehmen die Muselleute oder der Chinese kauft den Rest.
Nun wuerden mich nur noch die rechten! Extremisten interessieren, die uns zusammen mit den anderen die genannten Vorgaben machen. Die, und allein das beschreibt das Elend hinreichend, liberalste Partei ist tatsaechlich die AfD, die nicht einmal mit diesem, ohnehin als solches naeher zu beleuchtenden, Anspruch antritt. Das Kartell, und ( nur) mit diesem sollte man sich politisch oder gerne auch faktisch befassen, ist der Taeter alldessen, was der Autor durchaus zutreffend aufgezählt hat. Es hilft nur den Transformatoren, wenn man “links” und “rechts” in einen Topf wirft, denn genau mit diesem Narrativ arbeitet die Umwandler und Zerstörer der Bestände oder des Eigenen aktuell ueberaus erfolgreich. Also bitte den sachlich richtigen Befund nicht durch die ebenso lästigen wie ueblichen, aber falschen rhetorischen Schlenker entwerten. Der Feind kommt ausschließlich von der anderen Seite, keine echte linke im uebrigen, sondern eine mit durchaus feudalistisch/ grosskapitalistischem und auch deshalb antibuergerlichem Gepraege, wie bereits Frau Wagenknecht erkannte. Abgesehen davon “erklären “uns die anderen nicht, wie wir zu leben haben, sie sorgen qua Politik dafuer, was durchaus noch einen gewissen Unterschied machen duerfte. Wie merken uns : Unser im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlicher Feind ist gruen und seine Helfer sind rot, schwarz und gelb. Nachdem, was elementar ist, der reale Feind endlich ausgemacht wurde, koennte er nun angemessen bekämpft werden. Theoretisch. In anderen normalen Gesellschaften auch praktisch. Es ist kognitiv hoechst erstaunlich, dass es bereits massiv an der Vorstellungskraft oder dem Willen darueber mangelt, wie dieses Land, diese Gesellschaft usw usw ( allein) nur ohne Gruene, ob farbecht oder schwarz getarnt, aussaehe. Das waere den Schweiß der hierzulande allerdings ausgestorbenen Edlen Wert.
Populus vult. Der Einzelne zieht seine persönlichen Konsequenzen. Ich habe den deutschen Arbeitsmarkt bereits 1990 verlassen, obwohl sehr gut bestallt. Aber eben nicht gut genug - dazu musste ich nicht mal das Land selbst verlassen. War die beste Entscheidung meines gottgefälligen Lebens, allez.