Namibia – ein Reality-Check

Namibia soll der Joker in der deutschen Energiewende werden. Viel Sonne, stetiger Wind und weites Land rufen geradezu nach flächendeckenden PV Anlagen und Windparks. Da aber Namibia weit weg ist – zwar keine 100.000 km, aber doch rund 10.000 km – ist der Stromtransport in Hochspannungsleitungen nicht machbar. 

Man muss die Energie also in anderer Form befördern, wozu einige Schritte notwendig sind. Der Strom wird vor Ort durch Elektrolyse in Wasserstoff H2 verwandelt, der dann unter Zuführung von Stickstoff N2 (aus der Luft) und elektrischer Energie (woher wohl?) zu Ammoniak NH3 gebunden wird. Dieses Gas wird unter Druck (woher wohl?) verflüssigt und auf dem Seeweg nach Europa gebracht. 

Von Namibias Hafen Walvis Bay nach Hamburg sind es rund 13.000 km. So ein Tanker, angetrieben von einem 62.000-PS-Turbo-Diesel, macht 26 km/h wenn er mal in Fahrt ist. Er braucht für die Reise also rund drei Wochen und verbrennt nebenher ein paar Liter Sprit (woher wohl?). Nach seiner Ankunft geht der Ammoniak dann an Land, und dort wird bei einigen hundert Grad (woher wohl?) der Wasserstoff zurückgewonnen. Brennstoffzellen erzeugen daraus dann Elektrizität, die ins Netz gespeist wird, um bei uns Kühlschrank und Fernseher am Laufen zu halten. Einfacher geht’s nicht.

Auch ohne Supercomputer wird offensichtlich, dass nach dieser Odyssee nur ein kleiner Bruchteil der ursprünglich erzeugten Energie beim Verbraucher ankommt, angeblich 25 Prozent, vielleicht noch weniger. 

Dieses Konzept für die deutsche Stromversorgung ist sehr extravagant, um es höflich auszudrücken. Aus technisch-ökonomisch-ökologischer Sicht grenzt es an Wahnsinn. Aber es gibt noch andere Aspekte: menschliche.

Was das Land rettet, sind Diamanten, Gold und Uran

Dazu ein paar Worte zu Namibia, welches ich sowohl im Auto als auch auf eigenen Schwingen bereist habe. Mein Resümee: Es ist das Land der gigantischen Entfernungen. Von A nach B sind es immer mindestens 500, meist aber 1.000 km. 

Es ist eine riesige Wüste, auf der ein paar bewohnbare Flecken verteilt sind, wo dann Städte entstanden. Es sind aber so wenige, dass es genügt, jeweils die erste Hälfte des Namens zu sagen, und jeder weiß, was gemeint ist: „Swakop“, „Otji“ oder „Walvis“. Die unendlich lange Atlantikküste ist bis auf ein paar Häfen unbewohnbar, der Name „Skeleton Coast“ deutet darauf hin. Besatzungen von gestrandeten Schiffen, die sich hier an Land retten konnten, sind dann verdurstet statt zu ertrinken.

Das Land hat 823.000 km2, ist also zweieinhalbmal so groß wie Deutschland, und es hat so viele Einwohner wie Hamburg und Umgebung. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf beträgt $9.000 im Vergleich zu $51.000 für Deutschland. Falls das ein Maß für die Wirtschaftskraft ist, so entspräche die Produktivität Namibias nach deutschem Standard einer Gemeinde von einer halben Million, bei 38 Prozent Arbeitslosigkeit.

Was das Land rettet, sind Diamanten, Gold und Uran, die im Boden darauf warten, gefunden zu werden. Vor hundert Jahren genügten dafür Spaten, Wasserflasche und „Südwester“. Inzwischen ist das schwieriger geworden, und gigantische, teure Maschinen und technisches Know-how sind erforderlich. Das Ganze ist also zu einem Spielfeld für internationale Konzerne geworden. De Beers kümmert sich um die Diamanten und die Guangdong Nuclear Power Group um das Uran. Soweit so gut. Es ist eine „win-win“ Situation, welche für Entwicklungsländer typisch ist. 

Die Realität ist kein Kinderbuch

Wenn zu diesen Schätzen des Bodens nun ein weiterer Schatz kommt, der dem Land von Wind und Sonne geschenkt wird – wäre das nicht wunderbar? 

Nun, die Realität ist kein Kinderbuch, und sie spricht eine andere Sprache. Fakt ist, dass das ganze Konzept vom Grünen Wasserstoff grotesk unökonomisch ist und das es nur durch astronomische, vom deutschen Steuerzahler geleistete Subventionen funktionieren kann. Aber eines Tages könnte jener merken, dass man ihm das Fell über die Ohren zieht. Und dann wird er für eine andere Energiepolitik sorgen. Und dann würden die Ausgaben für den Grünen Wasserstoff aus Namibias Wüste gestoppt werden.

In der Folge würden dann tausende von lokalen Mitarbeitern dieses Projekts arbeitslos. Die Windmühlen, Solarpanels und chemischen Anlagen würden verrotten und die wunderbare Landschaft mit ihrem Schrott verunstalten.

Das ist also der entscheidende Unterschied: der Abbau von Diamanten, Gold und Uran etc. ist nachhaltig. Er wird immer ein – mehr oder weniger – lukratives Geschäft sein. Der Grüne Wasserstoff ist das Gegenteil von nachhaltig. Er ist von Anfang an nichts als eine sinnlose Geldvernichtung. 

Vielleicht fragen Sie jetzt, ob die Regierung Namibias das nicht auch sieht. Vermutlich schon, aber ihr Blick könnte etwas verschwimmen, wenn da jemand mit einem Scheck in Milliardenhöhe winkt. Bei einem Bruttosozialprodukt von ganzen 23 Milliarden ist das schon ein starkes Argument. Bestechung? Nein, um Gottes Willen, man ist hier ebenso unbestechlich wie im EU Parlament oder im Rest der Welt – zumindest so lange, wie zu wenig geboten wird.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors, Think-Again. Seine Bestseller „Grün und Dumm“ sind bei Amazon erhältlich.

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Leserpost

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Dr. Joachim Lucas / 18.12.2022

Alles was von Grünen kommt sind Schnapsideen. Wer das immer noch nicht gemerkt hat in D. ist nicht mehr zu retten. Vielleicht klappt das ja alles beim Habeck in den Märchenbüchern. Bevor die das aber merken, werden wieder ein paar Milliarden verballert. Denn die Cash-burn-Rate ist bei grünen Projekten in der Welt wohl einsame Spitze. Und mit Erkenntnissen, rechnen, Naturgesetzen, Ökonomie usw. haperts bei denen bekanntermaßen sowieso. Aber Hauptsache wieder eine Sau durchs Dummland getrieben.

giesemann gerhard / 18.12.2022

Ein Café an der Walvisbay am Atlantik, vor einigen Jahren: Wir bestellten Kaffee zu Schwarzwälder Kirschtorte, strahlend brachte uns eine junge Kellnerin das Gewünschte, pechschwarz, ganz süß. Als wir etwa die Hälfte verspeist hatten kam sie an unseren Tisch, verbeugte sich leicht und fragte: Alles recht? Und wie die erst gestrahlt hat, als sie unser Trinkgeld in Empfang nahm! Dort gibt es Austern zum Niederknien, auf einem Boot in der Bucht serviert, mit Champagner - wie Gott in Frankreich. Die Pelikane flogen eine Armlänge entfernt mit, unglaubliche Flieger, ich war ganz neidisch. Ein Fisch in die Luft - und weg war er. Plötzlich macht es platsch - ein Seehund saß an Deck. Der Kaptain: He is as stinker, fürwahr, der hat derart nach Fisch gestunken, irrwitzig. Nachdem er sich ein paar Fische abgeholt hatte, war er wieder weg. Gute Restaurants, gleich neben dem “Kaiserlichen Amtsgericht”, jeden Tag Löwenkeule, Zebra, Orix (Gams), Antilope. Am Flughafen in Windhoek steht ein großes Plakat: Namibia, the land where milk and honey flow. Wenn es die Einheimischen dort nicht versauen, ein Paradies. Die Wüsten sind atemberaubend, der kalte Benguelastrom aus der Antarktis sorgt dafür, dass das so bleibt. Nebenan das Okawango-Binnendelta - die Wüste lebt. Fahren sie mal hin, auf einem Dickschiff, das CO2 runterfährt, damit die dort Methanol draus machen können - o.k., nicht schon wieder. Für den Heimweg. Usw.

Steffen Schwarz / 18.12.2022

Also bei uns in der Schule nannte man das Problem Wirkungsgrad. Und das in Physik 5 oder 6 Klasse. Und sogar die Kommunisten haben von Energiedichte Ahnung gehabt. , Man speichert keine Energie mittels Wasserstoff.

giesemann gerhard / 18.12.2022

Also Fazit: Ammoniak ist Blödsinn - es sei denn, man macht Stickstoffdünger draus. Ammoniumnitrat, also Ammoniak plus die Stickoxide ausm Auspuff ... . Ein Feststoff, gelegentlich rummst das hoch, mit einem Doppelwumms - so wie neulich in Beirut, Rumsami, großer Rumms im Hafen. Aber nur, wenn die Triefl nicht aufpassen. Ich biete seit Jahr und Tag Methanol als Transporteur für den Wasserstoff an; warum da keiner anbeißt? Methanol siedet bei plus 56°C, Ammoniak bei minus 33°C, Methan (entspricht Erdgas) bei minus 160°C, Wasserstoff selbst ist unterirdisch, gefühlt minus 250°C. Was noch ginge ist Hydrazin, siedet bei plus 110°C. Wie Ammoniak ist es aber recht giftig, im Gegensatz zu Methanol, das nur giftig ist, wenn man es säuft („Blindmacher“). Zudem wird dabei CO2 verbraucht, das so entstandene Methanol kann als Erdgasersatz verstromt werden in den vorhandenen GasKW. Zumindest solange, wie der Russe# nichts oder zu wenig liefert. Das CO2, das bei der Verbrennung des Methanols auch entsteht, kann wiederum zu Methanol recycelt werden nach Olah, ad infinitum und iterativ, sodass am Ende gar kein CO2 mehr produziert wird. Sage das nur zur Beruhigung jener Dummköpfe, die CO2 für ein Problem halten. Methanol kann drucklos und ohne Kühlung gelagert und transportiert werden – das spart Kosten und Nerven. Die Energiebilanz ist u.a. deshalb auch nicht schlechter als bei Wasserstoff direkt, als Ammoniak oder Methan (außer Pipelinemethan, vulgo Erdgas, das ist konkurrenzlos billig, falls der #Russe …). (Oder auch Hydrazin, von mir aus. Da ist aber kein CO2 weg - politisch nicht so gut). Aus Methanol kann mensch zudem Synthesesprit machen – mit etwas Esprit, versteht sich. Elektrisch damit herumfahren dito. Sage das gerne noch 100 mal. Warum so lernresistent? O.k., was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Porca miseria.

A. Ostrovsky / 18.12.2022

Man muss es mal klar sagen. Die Idee, die Kolonien einfach aufzugeben, war nicht so großartig. Man hätte doch die wenigen Leute in Namibia zu Deutschen machen können und dann Namibia zum Mutterland Südwest-Görmaniy. Dann hätten wir dort inzwischen rauschende Wälder, Baugrund in Massen und genügend Fachkräfte aus Ostdeutschland. Wozu will man so kompliziert den Strom für den Kühlschrank transportieren, wenn man auch den Kühlschrank dort hin stellen könnte, wo der Strom ist. Die Chinesen liefern sicher auch nach Namibia. Es war einfach politisch die falsche Strategie, Afghanistan und Marokko nach Deutschland zu holen, statt Deutschland nach Namibia zu schaffen. Denkt doch mal an die Menschen!

Ludwig Luhmann / 18.12.2022

” Fakt ist, dass das ganze Konzept vom Grünen Wasserstoff grotesk unökonomisch ist und das es nur durch astronomische, vom deutschen Steuerzahler geleistete Subventionen funktionieren kann.”—- Es ist an der Zeit, dass dieser zersetzende Defätimus mit Stumpf und Stil final gelöst wird. Philosophen-Führer Robert von Klaus Gnaden hat alles be- und ausgerechnet. Wer nicht für die Grüne Weltkraft ist, ist gegen Freiheit, Demokratie und Wohlstand! Am Great Reset wird die Welt genesen!

Nico Schmidt / 18.12.2022

Sehr geehrter Herr Hofmann-Reinicke, Wenn unsere Politiker etwas hassen, ist es Logik und Rechthaberei. Da werden Sie wohl bald ale Reichsdenker und Schwurbelbürger an Deutschland übergeben werden! Robert hat mit Annalena und Olaf immer so schöne Ideen und Sie? Nur Gemecker. Mfg Nico Schmidt

A. Ostrovsky / 18.12.2022

Uups, das Bild zeigt ja deutlich, dass die seit Monaten den Staubsauger nicht anschalten konnten. Aber Dunkelflaute kann es nicht sein. Namibia finde ich trotzdem gut. Dort singen sie im Sommer deutsche Weihnachtslieder. Schade, ich würde mitsingen, komme aber dort nicht hin mit dem Lastenfahrrad.

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