Thomas Rietzschel / 08.05.2018 / 17:17 / 5 / Seite ausdrucken

Nahles, Kauder und Dobrindt: Die drei Gipfelstürmer

Mit dem „Unbewussten“ ist nicht zu spaßen. Es hat sich in unserer Psyche eingenistet. Es schaut uns aufs Maul und sorgt dafür, dass dem Heuchler bisweilen entfährt, was seine Rede verbergen soll: Verachtung, böse Absichten, Betrug und mehr noch. So hat Angela Merkel einen ihrer „engsten“ Parteifreunde einmal begrüßt mit den Worten „Lieber Roland Kotz … ähm … Koch“.

Wenn es dem Unbewussten in uns zu bunt wird, legt es uns Versprecher in den Mund, die die Tassen wieder zurecht rücken. Als erstem ist das Sigmund Freud aufgefallen. Der „Freudsche Versprecher“ wurde zum Terminus. Er ist nicht das Einzige, das als „Fehlleistung“ zu verbuchen ist, weil es peinlich verrät, was einen tatsächlich antreibt, was sie oder er insgeheim denken, wie sie sich sehen, wofür sie sich halten.

Mehr als eine Fehlleistung

Seit dem vergangene Wochenende wissen wir, dass es auch eine Freudsche Ortsverwechslung gibt. Das Gipfelreffen von Nahles, Kauder und Dobrindt auf dem höchsten Gipfel Deutschlands hat es an den Tag gebracht. Was es zu besprechen gab, hätten die Fraktionsvorsitzenden ebenso in Berlin untereinander ausmachen können. Ein paar Schritt über die Straße, die Reise im Fahrstuhl von einem Stockwerk zum nächsten hätten genügt, auf den kurzen Dienstwegen der Hauptstadt an einen Tisch zu kommen. Und wenn man schon einmal raus wollte, um frische Luft zu schnappen, hätte auch das Berliner Umland viel freien Raum geboten, zum Beispiel in der idyllisch gelegenen Ortschaft mit dem schönen Namen Kaputt, sorry Caputh.

Ein Blick in die eigenen Abgründe

Doch ihr „Unbewusstes“ mag das politische Dreigestirn weiter hinauf gezogen haben, ganz nach oben. So wenig ihr Treffen auf der Zugspitze vernünftig geboten war, so eindeutig hat die Ortswahl gezeigt, wo sich die Politiker sehen, on top, über allem, in einem Wolkenkuckucksheim, ungestört von dem Geplärr des Volkes drunten in den Tälern.

Was in der Psyche der Drei von der Höhe schlummert, hat die Freudsche Ortsverwechslung peinlich offenbart. Sieht man allerdings, wie sie vor dem Gipfelkreuz in die Kameras lächeln, scheinen sie mit sich selbst durchaus zufrieden zu sein. Der Hochmut kommt nicht bloß vor dem Fall, öfter noch bewahrt er vor dem Blick in die eigenen Abgründe. Bleiben wir also gespannt auf die nächste Fehlleistung unserer Volksvertreter.

PS. In Caputh lebte einst auch Albert Einstein. Neben der Relativitätstheorie verdanken wir im die Erkenntnis, dass nur „zwei Dinge … unendlich“ sind: „das Universum und die menschliche Dummheit“, wobei ei sich beim Universum „noch nicht ganz sicher“ war. 

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Leserpost

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Robert Bauer / 08.05.2018

Das wirklich idyllische Caputh hätte die Drei nicht verdient. Aber wie wär´s mit Görlitzer Park? Dort gäbe es auch viel frische Luft und super Stimmung. Nebenbei hätten die Drei dort das Seehofersche Theorem von der sinkenden Kriminalität im wahrsten Sinne des Wortes schlagend belegen können.

Karla Kuhn / 08.05.2018

“PS. In Caputh lebte einst auch Albert Einstein. Neben der Relativitätstheorie verdanken wir im die Erkenntnis, dass nur „zwei Dinge … unendlich“ sind: „das Universum und die menschliche Dummheit“, wobei ei sich beim Universum „noch nicht ganz sicher“ war. ”  Ich ergänze mit Tucholsky “Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.”

Bettina Federlein / 08.05.2018

Nach der privaten Sause zum Kennenlernen in Meseberg, natürlich auf Steuerzahlers Kosten, musste es diesmal ganz hoch hinaus gehen, um sprichwörtlich von oben herab die Geschicke des Landes zu steuern oder genauer, um es von oben herab vollends zu ruinieren. Ein Konferenzsaal in Berlin ist wohl nicht mehr ausreichend, nicht elitär genug für diese abgehobene und weltfremde Politikerkaste.

Bernhard Krug-Fischer / 08.05.2018

Als ich von dem “Gipfeltreffen” hörte,  kam mir die Galle hoch. Wir (Bundesoberbehörde) müssen jedes Jahr berichten, was wir im Sinne der Nachhaltigkeit, wie es der Staatssekretärausschuss festgelegt hat, unternommen haben. Unter anderem steht da geschrieben, dass Besprechungen verstärkt mittels Videokonferenzen abgehalten werden sollen. Auch soll u.a. der CO2- Ausstoß der Dienstfahrzeugflotte verringert werden. Wir haben ja letztens gelesen, dass die Ministerien hier genau das Gegenteil machen. Ich glaube, dass bei dem Gipfeltreffen die Nachhaltigkeit nicht berücksichtigt wurde. Ach ja, wie war nochmals der Spruch mit Wasser und Wein??

Siegurd Möller / 08.05.2018

Wo treffen sie sich wohl das nächste Mal? Vielleicht in der Südsee oder Karibik. Hauptsache es besteht Konsens und das sie sich gut verstanden haben.  Das lässt sich der Steuerzahler schon etwas kosten. Frau Merkel nutzt auch den frei finanzierten Ausflug zum einem Bierchen in Argentinien oder Mexiko. Da ist CO2 nicht so wichtig. Ein Verhandlungsergebnis ist nicht notwendig. Schließlich ist die Mileage zum Outer space noch nicht erlangt. Auch die Treffen in schönen Schlössern oder in der Philharmonie Hamburg wird gern von denen die besonders schon länger hier Nazu-Sklaven sind bezahlt. Ein reiches Land wird doch wohl für den Protz und Prunk, der dargestellt werden muss ein paar wertlos-Euros übrig haben.  Sicher wurde auf der Zugspitze das End e der “Bonhomme-Ära” beschlossen. Jetzt kommt erst die richtige Krötenwanderung. Da ist die von Schröder nichts dagegen. Also mit dem Dreiergespann: Auf in die Zukunft, die sind wie die gesamte Regierung einfach: alternaivlos.

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