Walter Schmidt / 29.07.2007 / 21:01 / 0 / Seite ausdrucken

Nächtens bei Morales

Nach einer etwa fuenfundzwanzigjaehrigen Bedenkzeit bin ich nun endlich
vor kurzem im Reich des “Grossen Satans” angekommen und voll des Lobes
ueber die Hoeflichkeit der Amerikaner, die in der U-Bahn sofort
anstandslos ihren Platz fuer Alte und Behinderte freimachen, ueber die
Sauberkeit auf oeffentlichen Strassen und Plaetzen sowie ueber das
gegenseitige Verstaendnis der diversen Kulturen untereinander.

Allein der Bostoner Vorort Jamaica Plain scheint hier eine unruehmliche
Ausnahme von der Regel darzustellen. Mehrheitlich bewohnt von Latinos
und Hispanics sowie politisch eher links stehenden Amerikanern, die am
liebsten sofort das Land an seine indianischen Ureinwohner zurueckgeben
wuerden, zeigen sich speziell nach 22.00 Uhr abends zum Teil
erhebliche Defizite im Zusammenleben zwischen den Bewohnern der sog. Co-Housing
Area sowie der mexikanischen Familie Morales, die erst zu spaeter
Stunde, wenn saemtliche Oekos bereits im Bett sind, die Puppen tanzen
laesst.

Waehrend bei der Morales Family der Rost brennt und die Kinder laut im
Pool plantschen, ueberlegt der eine oder andere friedensbewegte
Bewohner der Co-Housing Area schon mal, die Polizei zu holen, um der bis
vier Uhr nachts anhaltenden Lebensfreude durch die ansonsten hoch
geschaetzten mexikanischen Nachbarn den Garaus zu machen, waehrend die
naechste “Eine-Welt-Veranstaltung” an der naheegelegenen U-Bahn-Station
Stony Brook im August bereits ihre Schatten voraus wirft.

In der Zwischenzeit wachen unsere Oekos der Co-Housing Area ueber die
peinlich genaue Einhaltung der Muelltrennung und erwarten mit Spannung
den Bericht einer nationalen Untersuchungskommision ueber die angebliche
Wahlfaelschung seitens der Bush-Administration im Jahre 2004, die
womoeglich noch kurz vor Ende von dessen Amtszeit im Jahre 2008 dem vor
dreieinhalb Jahren nur denkbar knapp unterlegenen John Kerry
noch im Nachhinein verdienten Sieg bescheren koennte.

Nichtsdestotrotz ist selbst der hinterletzte durchgeknallte
amerikanische Oeko noch tausendmal sympathischer als Reinhard Buetikofer und
Claudia Roth zusammen, und gegenueber der einstigen “Saftbar” in
Berlin-Moabit ist selbst das kubanische Restaurant mit dem schoenen Namen
“Guantanamo Bay” in Jamaica Plain ein Hort der
Weltlauefigkeit und der Urbanitaet.

Und last but not least:

Was geht schon ueber Iced Coffee bzw. Tea sowie ein leckeres Stueck
Kuchen bei “Starbucks” und einen schoenen Nachmittag am Strand von
Manchester by the Sea in New Hampshire?

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