Henryk M. Broder / 21.05.2019 / 14:09 / Foto: Tim Maxeiner / 39 / Seite ausdrucken

Nächste Station: Stuttgart

Letzte Woche gastierte ich vor dem Amtsgericht Duisburg, wo das Stück "Die beleidigte Frau Kaddor" Premiere hatte, die aber schon nach dem Vorspiel abgebrochen werden musste, weil die Staatsanwaltschaft ihren Text vergessen hatte. Übermorgen, am Donnerstag, 23. Mai, hätte ich wieder einen Auftritt, diesmal vor dem Landgericht Stuttgart, Sitzungssaal 155, 1. OG, Urbanstr. 20, 9 Uhr. Es geht um einen etwa fünf Minuten langen Clip aus der "Deutschland-Safari" mit Hamed Abdel-Samad und mir vor dem Berliner Holocaustmahnmal. Hamed und ich streiten uns darüber, ob wir das "Bürgerfest" zum fünfjährigen Bestehen des Mahnmals besuchen sollten oder nicht. Ich bin dafür, Hamed ist dagegen, weil ich mich als eine mobile Mahnmal-Stele verkleidet habe. Ich finde das witzig, Hamed findet es geschmacklos.

Diesen Clip hat Facebook als "Hassrede" eingestuft und gelöscht, den Nutzer, der den Clip auf seine FB-Seite eingstellt hatte, für 30 Tage gesperrt. Der Nutzer klagt nun gegen FB, er wird vertreten von Joachim Steinhöfel, der viel Erfahrung in solchen Fällen hat. Umso erstaunlicher ist, dass FB es auf einen Prozess ankommen lässt. Ich neige zu der Vermutung, dass die in Irland ansässige Firma sich von Frau Kaddor, einer Fachfrau für hoffnungslose Fälle, beraten lässt.

Hamed und ich können an der Verhandlung leider nicht teilnehmen. Hamed lernt grade Sushi in Japan, mir verbietet es mein Glaube, vor zehn Uhr morgens aufzustehen. Kommen Sie bitte trotzdem zu der Verhandlung, seien Sie dabei, wenn RA Steinhöfel die schwarze Robe an- und alle Hemmungen ablegt!

Nachbemerkung: Der Nutzer nahm Kontakt zu der aus Spenden finanzierten Initiative „Meinungsfreiheit im Netz“ auf, die das Prozessrisiko für diesen Rechtsstreit übernahm. https://meinungsfreiheit.steinhoefel.de/

Foto: Tim Maxeiner

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Thomas Hechinger / 21.05.2019

Ich kenne die Szene aus der “Deutschland-Safari” und habe mich fast totgelacht, als ich das gesehen hatte. Das Problem, des Judenmordes in Deutschland geeignet zu gedenken, besteht darin, daß dieses deutsche Verbrechen im Ausland, vor allem in Polen, begangen wurde. Es fehlt also an Originalstätten hierzulande. Ich kenne keine einfache Lösung. Das monströse Holocaust-Mahnmal in Berlin ist jedenfalls keine solche. Es dient nur dazu, daß sich gewisse Leute in Pharisäermanier auf die Schulter klopfen, was für gute Menschen sie doch seien und daß so etwas nie, nie wieder geschehen dürfe. Und das war es dann auch schon. Wie Sie, Herr Broder, diese Attitüde in jener Szene demaskierten, hat in mir einen heftigen bitterbösen Lachanfall ausgelöst. Ihr Auftritt war geschmacklos, aber genau richtig. Was ist die Lehre? Es beginnt mit dem Ausgrenzen, mit dem ungezügelten Haß auf andere. Vielleicht finden einige den Vergleich unangebracht oder gar zynisch. Aber mir fällt da jenes Restaurantverbot letztens für prominente AfD-Politiker in Berlin ein. Oder daß die AfD die Wahlparty für nächsten Sonntag absagen mußte, weil der Besitzer der Lokalität aus Antifa-Kreisen Morddrohungen erhielt. Ich bin mir bewußt, daß eine verweigerte Pizza nicht mit einem Menschenleben gleichgesetzt werden kann. Aber als die National-Sozialisten die Macht übernahmen, wurden auch nicht gleich alle Juden totgeschlagen. Es begann mit Aufrufen “Kauft nicht bei Juden!”, es folgten Berufsverbote und die Entziehung der bürgerlichen Rechte, bevor alles im industriellen Massenmord gipfelte. Ich bin daher irritiert, daß man bei Vorgängen wie in Berlin nichts vom deutschen Innenminister oder Berliner Innensenator hört. Ich erwarte mir eine Verurteilung und unparteiische Verfolgung jeglicher Morddrohung, und zwar unabhängig davon, gegen wen sie sich richtet. Hier stimmt etwas grundsätzlich nicht mehr in Deutschland. Und dagegen die Stimme zu erheben, das ist für mich die Folgerung aus jenen zwölf schlimmen Jahren.

Sabine Heinrich / 21.05.2019

Ach, sehr geschätzter Herr Broder, könnten Sie Ihre Auftritte nicht weiter in den Norden unserer Republik verlegen, damit ich Sie auch einmal live erleben kann? In diesen beiden Städten wäre Ihnen die Aufmerksamkeit nicht nur der auf links gedrehten Einheitspresse gewiss, sondern auch jener dort zahlreich vertretenen Personen, die ihre Meinung gern mit Übergriffen auf Sachen und Personen ganz demokratisch durchsetzen wollen. Ich habe schon eine Idee, wie Sie nach Lübeck kommen könnten: Schreiben Sie doch etwas Unfreundliches über die Leute, die durch einen Brandanschlag das Auto des AfD-Landesvorsitzenden Herrn Schaffer in Lübeck in der Nacht zu Montag zerstört haben - und vermutlich - wie bei nahezu allen Antifa - Attacken - nie ermittelt werden. Natürlich ist allen klar, dass doch gar nicht feststeht, ob es die Antifa war - bla - bla - bla…. - Zack - schon haben Sie einen Gerichtstermin in Lübeck! Vielen Dank im Voraus! Ihre Sabine Heinrich

Sabine Schönfelder / 21.05.2019

Meiner auch (Glaube). Aber beim nächsten mal gerne!

Karl-Heinz Vonderstein / 21.05.2019

Diesen Ausschnitt aus der “Deutschland-Safari” bzw. aus “Entweder Broder” kenn ich.Wieso wurde das von Facebook als “Hassrede” eingestuft?Wenn jetzt Herr Abdel-Samad das auch gut gefunden hätte, was Herr Broder da vorhatte bzw. gemacht hat, könnte man es zumindest nachvollziehen, die Reaktion von Facebook.Aber Herr Abdel-Samad fand das ja nicht gut und geschmacklos von Herrn Broder.Er hatte seine moralischen Bedenken ausgedrückt gegenüber der Aktion von Herrn Broder.Und der Zuschauer kann somit selber ein Urteil darüber fällen, ob sowas erlaubt sein darf oder nicht.Die Szene lässt offen, ob sowas eine “Hassrede” ist (ist das so was wie Volksverhetzung?) oder ob es mit der Meinungsfreiheit und dem Grundgesetz vereinbar ist.

Dietmar Schubert / 21.05.2019

Welcher Glaube verbietet es vor 10 Uhr aufzustehen? Gehört der zu Deutschland?

Friedemann Dussler / 21.05.2019

Kein Wunder,daß die Gerichte überlastet sind.Wir überlegen uns fast täglich zu flüchten.Wohin?Na dorthin,wo es immer sicherer wird.Afrika oder Naher Osten. Die Gefängnisse dort leeren sich zusehends.

Archi W Bechlenberg / 21.05.2019

Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn der Dolmetscher Steinhoefelmans Satz “Facebook, Meinungsfreiheit kommt nicht von Frei von Meinung!” ins Arabische übersetzt.

Andre Grummeln / 21.05.2019

Das erste Mal in meinem Leben, dass ich bedaure, nicht in Stuttgart zu wohnen.

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