Sehr geehrter Frau Lengsfeld,ich finde es wohltuend und danke Ihnen dafür, dass Sie in ihrem ins Schwarze treffenden Text es vermieden haben, das Wort "Flüchtling" zu nennen (der zitierte "Flüchtlingsgipfel" zählt hier natürlich nicht.) Jörg Baberowski (FAZ, 14.9.15, auch hier auf Achse verlinkt) hat es auf den Punkt gebracht, indem er schrieb: "In der veröffentlichten Meinung ist nur noch von Flüchtlingen die Rede, nicht von illegalen Einwanderern. Der Flüchtling ist verfolgt. Über ihn darf man nur Gutes sagen. Darüber wissen jene, die über den Wortgebrauch entscheiden, sehr gut Bescheid."Damit fing auch die ganze Misere an!
Eine in jeder Hinsicht gelungene Beschreibung der gegenwärtigen (albtraumhaften) Lage in Deutschland.Nur: Wo sind die Demokraten, die das Nötige tun?Welchen Sinn hat die Gewaltenteilung, wenn die jetzt geforderte (3.) Instanz keinen Handlungsbedarf sieht?Warum können Gesetzesbrüche und - beugungen in diesem Ausmaß ohne Folgen bleiben? Weil der "Staat" oder die "Regierung" diese Ungesetzlichkeiten begeht?Aber genau DAFÜR ist doch die Gewaltenteilung da.Die Regierung im Zaum halten!(Der Bürger wird schon von der Exekutive gepackt, wenn er die Gesetze mißachtet.)
Sie verwechseln Medien mit dem Staat - ein Denkfehler, der Konservativen eigen ist. Es hat nichts mit Zensur zu tun, wenn eine Redaktion entscheidet, welche Beiträge sie veröffentlicht. Das gebietet alleine schon die Ästhetik, denn was dort an rhetorischen Salven abgefeuert wird, ist meist in so schlechtem Deutsch geschrieben, dass man sich fragt, wer hier eigentlich Deutschkurse braucht: die Zuwanderer oder die "Asylkritiker". Ich bin mir sicher, dass es auch auf der Achse des Guten viele kritische Beiträge zu den Artikeln gibt, die nicht freigeschaltet werden. Und es ist auch ihr gutes Recht, das zu filtern. Außerdem wurden auch im "freien Westen" früher nur die Leserbriefe abgedruckt, die sich die Redaktion ausgesucht hat. Der Vergleich mit der DDR ist daher gleich auf mehreren Ebenen unsittlich."tausende junge Männer mit gefälschten oder gar keinen Pässen""hunderttausende junge Männer"Es ist schon seltsam: Monatelang wurden hier Beiträge verlinkt, in denen der heterosexuelle Mann als Germany's Next Top Victim, Deutschlands Super-Opfer, auserkoren wurde. Da ließ man sich in ätzender Weise über angebliche "Männerfeindlichkeit" aus. Seit der Einwanderungsdebatte kommt nun in jedem Artikel mindestens ein Verweis auf die schlimmen jungen Männer. Tatsächlich las ich bisher nirgendwo so viel pauschale Männerverurteilung wie auf der Achse des Guten in den letzten Wochen... schon eine seltsame Ironie, oder?
Vielen Dank Vera!M.E. treten die konzeptionellen Schwächen unseres alternden Parlamentarismus immer offener zutage. In der Politik geht es längst nur noch um Belange von Bürgern, sofern deren "Verwertung" dem persönlichen Machterhalt oder der der Partei dient. Ein Kernproblem ist die fehlende Legitimation der Regierung, wenn ja ganze Teile der Bevölkerung nicht wählen gehen oder auch "nur" andere Parteien wählten. Viele Regierungen im Land vertreten faktisch keine echte Mehrheit mehr.Statt unsere Politiker als unsere Angestellten zu behandeln, deren Arbeit uns voll-transparent zugänglich ist und deren persönlichen Charakterzüge weithin irrelevant für den Erfolg der Arbeit sind, verdrehen wir dies in der Politik: hier müssen wir einzig der Persönlichkeit von Personen trauen, die uns selbst persönlich eh nicht bekannt sind - wir können jedem nur vor den Kopf schauen.Statt allein seinem Bürgerauftrag, sind Politiker allein IHREM Gewissen verpflichtet - der unqualifizierte, lebensferne Politiker "weiß" ja angeblich besser als die Bürger, was "gut" für sie ist.Diese Grundsätze und Strukturen dienten in früheren Jahrhunderten dem Übergang von der Monarchie in die FDGO - inzwischen aber sind sie (viel zu hoch bewertet) selbst längst zum Ausläufer geworden. Heutige Infrastrukturen und Informationsmöglichkeiten erlauben es, das Bürger sich selbst ein Bild zu Sachfragen machen können bzw selbst an der Entscheidungsfindung mittelbar teilhaben.Es wird Zeit, das WIR - die Bürger die freiheitliche Demokratie endlich ganz übernehmen, bei maximaler Transparenz und ohne Parteien, die um Versorgung und persönliche Bemächtigen von Personen samt ihres Hofstaates aus Lobbyisten und Gewerkschaften, Kirchen und anderen Privilegierten. Wir müssen dem Strudel der Macht vom Bürger weg zu politischen Zentren stoppen und schon die zugrundeliegenden Interessenverzerrungen beseitigen.Mit stetig neuen Parteien werden wir das Grundproblem ebenso wenig lösen wie mit einem ja/nein Bürgerentscheid.Wir brauchen eine Initiative für die FDGO - aus Leuten, die selbst von vornherein auf Machtpositionen verzichten.
Der Hinweis von Hjalmar Kreutzer auf die Entstehung einer "DDR 2.0" ist wichtig. Bislang war meist von einer "DDR light" oder einer "EUSSR" die Rede.Nach der Moralisierung der Wirtschaft (und sogar des Geschlechts, als "Gender") ist jetzt die Migration an der Reihe. Statt über richtig oder falsch, machbar oder utopisch zu reden dreht sich jetzt alles um GUT oder BÖSE.
Das Bestürzende ist die beschämende Rolle der Medien, deren Vertreter in großer Mehrzahl ihre journalistische Pflicht nur noch einseitig wahrnehmen. Da kann man nur mit Davila sagen: "Die Presse will den Leser nicht informieren, sondern überzeugen, dass sie ihn informiert."
"Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht", lautet ein bekannter Gedichtvers, der selten so zutreffend war wie heute. Es ist dieses chiliastisch-romantisierende Politikverständnis der Deutschen, das uns offenbar so anfällig für Diktaturen und den ständigen Rückfall ins Totalitäre ("was richtig ist, muss eben rigide durchgesetzt werden!") sein lässt.Ich habe jede Hoffnung aufgegeben, dass wir da aus eigener Kraft und ohne erhebliche Verwundungen wieder herauskommen...
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