Nach den Taten von Aschaffenburg, Magdeburg und zuletzt München herrscht nun seit einigen Wochen Ruhe an der Attentatsfront, die sich aber – da bedarf es keiner prophetischen Gaben – demnächst wieder als trügerisch erweisen wird.
Ich möchte diese momentane relative Ruhe dafür nutzen, einiges Grundsätzliches zu den Motiven solcher Attentate anzumerken. Eines der beiden hier zu diskutierenden Hauptmotive, nämlich das islamistische, dürfte zumindest für die Achse-Leser ganz überwiegend unstrittig sein. Für die zweite hier in Betracht kommende Hauptmotivgruppe, nämlich die psychiatrische, gilt das nach meiner Einschätzung nicht so ohne Weiteres. Denn bei diesem Thema wird nicht selten von kritischen Bürgern unterstellt, dass eine psychiatrische Erkrankung als wesentliche Ursache für die furchtbare Tat eines Asylmigranten von Behörden und Politik nur vorgeschoben werde, weil so Tat und Täter rasch und nachhaltig aus dem medialen und damit auch öffentlichen Fokus verschwinden. Zudem bleiben dann in der Regel auch die weiteren Ermittlungsergebnisse unter Verschluss und erfolgt die Gerichtsverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Und mit einer dürren Presseerklärung schließen sich die Akten.
Wenn bei den hier zur Diskussion stehenden Mordtaten eine psychische Störung geltend gemacht wird, geht es aus forensisch-psychiatrischer Sicht zumeist nicht bloß um eine verminderte, sondern aufgehobene Schuldfähigkeit. Es muss bei dem Täter zur Tatzeit also eine schwere seelische Störung vorgelegen haben, die bei ihm zu einer Unfähigkeit geführt hat, das Unrecht seiner Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. Bei den Attentaten von Asylmigranten spielt – wenn es um die Frage der Schuldfähigkeit – in aller Regel eine Psychose die entscheidende Rolle. Nicht selten kommt komplizierend ein Alkohol- oder Drogengebrauch hinzu, was das Risiko für Gewalttaten noch einmal erhöht.
Bei der Psychose handelt es sich fast immer um eine akute Schizophrenie, typischerweise geprägt von Wahn, Halluzinationen und Denkzerfahrenheit. Als Lehrbuchfall sei hier der Attentäter von Hanau angeführt, auch wenn es sich bei ihm bekanntlich nicht um einen Asylmigranten handelte. Er hinterließ mehrere Schreiben und ein Video, aus denen sein vollständig von der Psychose dominiertes Denken, Fühlen und schließlich Handeln auch für den Laien problemlos erkennbar werden.
Das allerdings hielt bis heute eine fest geschlossene Allianz von Politik und Medien nicht davon ab, bereits wenige Stunden nach der Tat ganz genau zu wissen, dass es sich hier keinesfalls um ein krankheitsbedingtes, psychiatrisches Tatmotiv in Reinkultur handelte, sondern ausschließlich um ein rassistisch-fremdenfeindliches. Aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich mich jüngst anlässlich des fünften Jahrestages dieser Tat noch einmal geäußert habe.
Ein blutiges Dauerrauschen
Die Attentate von Asylmigranten ereignen sich vor dem steten Hintergrundrauschen der auch im vergangenen Jahr wieder zugenommenen Gewalt-, insbesondere der Messerkriminalität. Dieses blutige Dauerrauschen sollte uns daran gemahnen, dass die hiesigen Asylmigranten ganz überwiegend aus muslimischen und damit vergleichsweise deutlich gewaltaffineren Gesellschaften stammen. Interessant wäre aus psychiatrischer Sicht deshalb auch eine Antwort auf die Frage, ob unter der hiesigen Asylmigranten-Population eine spezielle, mit Kriminalität stark assoziierte Persönlichkeitsstörung, die antisoziale Persönlichkeitsstörung, häufiger vorkommt als bei der autochthonen Bevölkerung.
Diese spezielle Persönlichkeitsstörung ist vorrangig charakterisiert durch Eigenschaften wie notorisches Lügen, Impulsivität, Reizbarkeit, Aggressivität, Rücksichts- und Verantwortungslosigkeit sowie fehlende Reue. Angesichts eines solchen Symptomspektrums kann es nicht überraschen, dass diese psychiatrische Störung – vor knapp 20 Jahren im Rahmen einer Studie – bei fast drei Viertel der männlichen Insassen eines norddeutschen Gefängnisses diagnostiziert wurde.
Aber auch in anderen gesellschaftlichen Gruppen kommt sie gehäuft vor. Laut dem weltweit verbreiteten Diagnosemanual DSM-5 gilt das vor allem für Gruppen, „die von ungünstigen sozioökonomischen (d.h. Armut) oder soziokulturellen (d.h. Migration) Faktoren betroffen sind.“ Aussagefähige Studien zu der Frage, wie hoch der Anteil dieser Persönlichkeitsstörung bei den (nicht inhaftierten) hiesigen Asylmigranten ausfällt, liegen natürlich nicht vor. An solche Fragen traut sich die deutsche Psychiatrie nicht heran. Die Ergebnisse könnten ja Wasser auf die rechten Mühlen sein. Da beschäftigt man sich lieber mit der angeblich massenhaften Traumatisierung der hiesigen Asylmigranten.
Die Schizophrenie bei Asylmigranten
Nach diesem kleinen Exkurs soll es im Folgenden wieder um die Attentate durch Asylmigranten gehen. Und zwar um die Verbrechen, die nicht auf ein islamistisches Motiv zurückzuführen sind, sondern auf ein psychiatrisches, also meist eine Schizophrenie oder eng verwandte Störung. Die Schizophrenie ist zwar eine relativ seltene Erkrankung – weltweit und ohne wesentliche nationale Unterschiede sollen etwa 0,7 Prozent im Laufe ihres Lebens daran erkranken. Aber Flüchtlinge und Asylmigranten, die ihr Glück in westlichen Ländern suchen, erkranken, je nach der Weltregion aus der sie stammen, sage und schreibe zwei- bis fünfmal häufiger. Ein Befund, der in einschlägigen Studien immer wieder reproduziert werden konnte. Ein für die linientreue akademische Psychiatrie ausgesprochen vermintes Gelände.
Als Hauptursache für diese hohe Zahl von Schizophrenie gilt dort zunehmend der Rassismus in den Aufnahmegesellschaften – ungeachtet einer dafür nicht überzeugenden Studienlage. Die sich dem unvoreingenommenen Wissenschaftler dagegen aufdrängende Erklärung geht in eine ganz andere Richtung, die ich an anderer Stelle bereits ausführlicher dargestellt habe. Deshalb hier nur in aller Kürze: Ein völlig unstrittiger und zudem sehr starker Risikofaktor für Schizophrenie ist die Intelligenz: Jeder IQ-Punkt weniger erhöht das Erkrankungsrisiko um beachtliche 3,5 Prozent. Da der nationale IQ in den Herkunftsländern der Asylmigranten bekanntlich deutlich oder auch sehr deutlich unter dem hiesigen liegt, spricht vieles dafür, dass es eben dieser IQ-Unterschied ist, der auf noch genauer zu klärende Art und Weise zu dem erhöhten Schizophrenierisiko führt.
Neben diesem zwei- bis fünffach erhöhten Schizophrenierisiko der Asylmigranten sind aber noch weitere Gründe für die ungewöhnlich hohe Zahl von psychisch kranken Attentätern zu berücksichtigen: Die hier typische Tätergruppe, nämlich männlich und im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, ist mit 65 bzw. 42 Prozent bei den Asylmigranten der zum Beispiel letzten fünf Jahre stark überrepräsentiert. Hinzu kommt, dass die Behandlung, aber auch die Gefährdungseinschätzung von psychisch kranken Asylmigranten auf Grund von kulturellen und sprachlichen Barrieren erheblich erschwert oder auch nahezu unmöglich sein kann.
Auffällig ist bei Attentaten von psychisch kranken Asylmigranten, dass diese Verbrechen überwiegend gegen das für sie Fremde gerichtet sind: also eher nicht zum Beispiel gegen Bewohner von Flüchtlingsheimen, deren Treffpunkte oder gar Moscheen. Möglicherweise, aber auch hier verweigert die akademische Psychiatrie die Arbeit, dominieren in den schizophrenen Wahnwelten von Asylmigranten, so der Wahn nicht völlig bizarr ist, das bedrohliche Fremde und Ungläubige.
Dürre Forschungslage für Deutschland
Die deutsche Nachkriegspsychiatrie fußt in Bezug auf die von psychischen Kranken ausgehende Gewalt auf einer eher unseligen Tradition, nämlich der einer Relativierung und Unterschätzung. Lange Zeit galt die einschlägige Studie eines ihrer seinerzeit prominentesten Vertreter, Prof. Häfner, als Maß aller Dinge. Und der kam 1973 zusammen mit einem Co-Autor zu der Schlussfolgerung, „daß Geisteskranke und Geistesschwache insgesamt nicht häufiger, aber auch nicht wesentlich seltener zu Gewalttätern werden als Geistesgesunde.“
Es hat zwar lange gedauert, aber mittlerweile liegt wenigstens eine etwas aktuellere deutsche Untersuchung vor, publiziert im Jahre 2014, bei der nur das Abstract nicht hinter der Bezahlschranke liegt. Entgegen den Regeln unterließen es die Autoren leider, im Abstract die Hauptergebnisse, also vor allem konkrete Zahlen, mitzuteilen. Aber immerhin hat man wohl einen Schritt in Richtung Wirklichkeit getan: „Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, haben im Vergleich zur restlichen Bevölkerung ein erhöhtes Risiko, wegen Gewalttaten verurteilt zu werden oder sich anderweitig aggressiv zu verhalten.“
Aber immer noch gibt es mutige Forscher, die weiterhin das Interesse haben, die Wirklichkeit – und das auch noch nach den Regeln der Kunst – möglichst getreu zu erfassen und abzubilden. So kann die folgende Studie derzeit als das Maß aller Dinge gelten. Auf der Grundlage einer umfassenden, systematischen und internationalen Literaturübersicht aus dem Jahr 2022 zum Thema der Assoziation von Schizophrenie und Gewaltverbrechen fanden sich die folgenden Ergebnisse: für die an Schizophrenie erkrankten Männer ein 4,5-fach erhöhtes Risiko für Gewaltdelikte, ein 5,1-fach erhöhtes für Sexualdelikte und ein – allerdings nicht geschlechtsspezifisch berechnetes – 19,8-fach (!) erhöhtes Risiko für Totschlagsdelikte.
Die aktuellen ideologischen Varianten
Gemäß der alten Lebensweisheit je linker, desto ideologielastiger und desto unbeschwerter im Umgang mit der Realität, kann die folgende Einlassung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) nicht verwundern. In einem sog. Fact Sheet aus 2022 übernimmt sie – unter ausschließlicher Berufung auf die o.e. Uralt-Studie von Häfner – deren Ergebnisse 1:1. Also: alles easy, alles kein Problem, wenn es nicht „die Medien“ gäbe, die uns „bei Attentaten ohne direkt ersichtliches Motiv (…) mit Vorurteilen gegenüber betroffenen Menschen“ konfrontieren.
Und wie verhält es sich mit der DGPPN, der größten deutschen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit?
Sie fragt: „Geht von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein erhöhtes Gewaltrisiko aus?“ Und antwortet knapp im Wesentlichen wie folgt: „Nur äußerst selten können bestimmte Krankheitsbilder in Verbindung mit besonderen Einflussfaktoren zu Gewalttätigkeit führen.“ Es mag Geschmackssache sein, aber ein 19,8-fach erhöhtes Risiko für Totschlagsdelikte sollte man vielleicht doch wohl besser nicht mit "äußerst selten" in Verbindung bringen.
In einer aktuellen Pressemitteilung lehnt sich die Präsidentin der DGPPN weit aus dem Fenster, wenn sie feststellt: „Psychisch kranke Menschen sind als Gesamtgruppe nicht gewalttätiger als Menschen ohne psychische Erkrankungen.“ Und: „ Auch unter terroristischen Gewalttätern finden sich nicht mehr psychisch kranke Menschen als in der Allgemeinbevölkerung.“ Einmal ungeachtet der Tatsache, dass niemand psychisch kranken Menschen schlechthin eine besondere Gewalttätigkeit unterstellt, stimmt der erste Satz vielleicht sogar. Aber deutlich wahrscheinlicher ist, dass alleine schon die Gewalttaten von zwei großen Gruppen, nämlich der mit einem Alkoholproblem und der mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, ausreichen dürften, um die Präsidentin Lügen zu strafen. Eine nähere Beschäftigung mit ihrem zweiten Satz erübrigt sich, da es offen bleibt, welche Tätergruppe sie nun genau mit den terroristischen Gewalttätern meint. Aber zumindest hat sie damit vermieden, etwas grob Falsches zu sagen.
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im zivilrechtlichen Bereich.