Susanne Baumstark / 20.03.2018 / 16:00 / Foto: Yann / 15 / Seite ausdrucken

Mythos Islamunterricht

Die Leidenschaftlichkeit, mit der die Süddeutsche Zeitung Werbung für den Islamunterricht an hiesigen Schulen betreibt – wie auch schon 2016 – und die Aggressivität, mit der die Huffington Post gegen die erfahrene Migrationsforscherin Necla Kelek hetzt, ist schon auffallend. Beiden Postillen geht es einmal mehr vorrangig um Pflege von Freund-Feind-Bildern, anstatt um sachliche Erörterung.

Dass der „Nutzen des Islamunterrichts“ weder unumstritten ist noch bei Experten und Bildungspolitikern Einigkeit über den staatlichen Islamunterricht als Schlüssel zur Integration herrscht, wie die Süddeutsche fälschlicherweise verbreitet, zeigt zum Beispiel dieses zehnminütige Interview der Plattform Addendum über die Situation in Wien ab Minute 6:20: 

„Mit der Sorge, dass der Islam-Unterricht die Integration erschwere, ist der Schuldirektor nicht allein.“ Ein irakischer Vater sagt – anonym, aus Angst vor negativen Konsequenzen: „Ich will, dass meine Tochter weder Arabisch noch Islam lernt. Ich habe sie hierher gebracht, um Deutsch zu lernen.“

Die Islam-Lehrerin aber bestehe auf den „obligatorischen“ Unterricht. „Die Gefahr für die Kinder ist groß, sie nutzen die Kinder aus. Sie versuchen, über den Unterricht einen Zugang zu bekommen.“ Mehr zur islamischen Religionspädagogik in Österreich steht an dieser Stelle

Was den Sichtweisen übergeordnet ist, formuliert ein Leser in seiner Zuschrift:

„Als aktiver Garant und Beschützer der Grund- und Menschenrechte muss für den säkular-demokratischen Rechtsstaat die Prämisse gelten, dass religiöse Glaubenssysteme nur in einer Form akzeptiert werden können, in der die Grund- und Menschenrechte nicht verletzt werden.“  

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Leserpost

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Werner Arning / 20.03.2018

Es gibt Religionsunterricht und Religionsunterricht. Ist die Art von Religionsunterricht gemeint, wie wir ihn von christlichen Schulen in Deutschland gewöhnt sind? Also der ganz harmlose? Würde die Botschaft, die Jesus verbreitete, ernst genommen, würde man wahrscheinlich auch den christlichen Religionsunterricht stark beargwöhnen. Ist die Botschaft aus den Evangelien in Teilen doch recht radikal. Die Schulen und Kirchen haben sich auf die Verbreitung der harmlosen, der abgespeckten Interpretation geeinigt. Also lieber „Heilige Familie“ als die Verkündigung der etwas unbequemen Dinge, die man auch in den Evangelien findet. Es lohnt sich, sie zu lesen. Manch unbedarfter Atheist oder auch Kirchengläubiger dürfte desöfteren höchst überrascht sein während der Lektüre. Ungefiltert ist sie am interessantesten.

Elmar Thembrock / 20.03.2018

Ich beobachte seit Jahren immer wieder wie türkische und arabische Jungs, die vorher lebensfroh und offen waren, deutsche Freunde hatten und keinerlei Anwandlungen von Verachtung gegenüber Andersdenkenden zeigten, nach dem Besuch vom Islamunterricht ein völlig verändertes Verhalten an den Tag legen. Angefangen von eingestellten Sozialkontakten über religiöse Belehrungen bis hin zur öffentlich zur Schau gezeigten Verachtung für Christen, Juden, Atheisten und Frauen, die kein Kopftuch tragen. Mich erinnert das immer sehr an die Indoktrination, von der mir mein Vater erzählte, die er um 1940 in der HJ erlebte.      

Gertraude Wenz / 20.03.2018

So allmählich platzt mir der Kragen. In einer säkularen Gesellschaft (die wir allerdings nicht sind) hat der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen eigentlich nichts verloren. Religionsunterricht ist die Verdummung unschuldiger Kinder, so ähnlich hat es ein kluger Kopf mal formuliert. Viele können sich von dieser frühkindlichen Indoktrination nicht mehr befreien. Es sollte stattdessen für alle verbindlich Ethik unterrichtet werden, so könnte man auch noch am ehesten zu gleichen Werten kommen, die der Wissenschaft und der Vernunft nicht widersprechen und ein Zusammenleben erleichtern. Mir ist es unverständlich, wie meine geschätzten Achse-Leser immer wieder dem Christentum ihre Reverenz erweisen. Einfachste Erklärung: Sie kennen es nicht. Sie wissen nicht, was sie glauben (müssten).

Chris Lock / 20.03.2018

Der Islamunterricht gehört nicht an die Schulen, ebenso wie katholischer oder evangelischer Religionsunterricht. Deutschland ist ein säkularer Staat und sollte alte Zöpfe abschneiden, statt Gleichheit im Überholten herstellen zu wollen. Das sage ich als Katholik.

Karla Kuhn / 20.03.2018

“Als aktiver Garant und Beschützer der Grund- und Menschenrechte muss für den säkular-demokratischen Rechtsstaat die Prämisse gelten, dass religiöse Glaubenssysteme nur in einer Form akzeptiert werden können, in der die Grund- und Menschenrechte nicht verletzt werden.“  Damit sollte die Debatte beendet werden !! Wir leben immer noch in Deutschland !!  Ich frage mich, was passieren würde, wenn massenhaft deutsche Bürger z.B. nach Saudi Arabien emigrieren würden. Abgesehen davon, daß sie wahrscheinlich nach kurzer Zeit das Land wieder verlassen müßten, würde bestimmt nicht diskutiert, ob Religionsunterricht eingeführt werden sollte. Auch gäbe es sicher keine Deutsch- Verbände und ob sofort Kirchen gebaut würden,bezweifle ich stark. Ich vermute, die Saudis- und das zu Recht- würden verlangen, daß wir uns ihren Gesetzen anzupassen haben. In Indonesien werden Dealer, egal welcher Nation und Alter sofort verhaftet und streng bestraft.  Das ist die einzig richtige Antwort auf ein Verbrechen!

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