...between two worlds I do belong”, besang Nina Simone einst eine gemischtrassige Frau. Die Haut meiner Tochter ist zwar nicht wirklich gelb, eher olivenfarben, aber ihr Haar ist lang und braun (in ihrer frühen Kindheit war es blond), ihre Augen sind grau-grün, und Fremde kommen selten auf den Gedanken, sie könnte eine “schwarze” Mutter haben. Als wir zum erstenmal mit ihr von den USA nach Deutschland flogen, sie war ein halbes Jahr alt, sagte eine meiner Tanten etwas enttäuscht: “Aber sie sieht ja so deutsch aus!” Meine Tante hatte wohl ein niedliches Negerpüppchen erwartet statt des hellhäutigen Blondschopfs. Und in Amerika wurde meine Frau, erschien sie ohne mich mit ihrer Tochter in der Öffentlichkeit, von Fremden des öfteren für ihre Nanny gehalten.
Aber wie sah und sieht sich unser Sprößling selber—als Kind, als Jugendliche, als junge Frau? Gestern hat sie diese Frage in einem Artikel auf den Punkt gebracht. Als Vater darf man auf seine Tochter stolz sein, und als schreibender Vater besonders stolz auf eine Tochter, die ebenfalls schreibt. Dabei schien sie sich lange Zeit dem Elternberuf zu widersetzen, indem sie sich im College der Biochemie und der Theaterregie widmete, ihren Magister in Kunstgeschichte machte und sich auf die Bewältigung eines wissenschaftlich-hermetischen Fachjargons konzentrierte. Seit sie jedoch kürzlich mit einer strikt akademisch gehaltenen kunst- und kulturkritischen Dissertation promovierte, hat sie uns mit plötzlichen Vorstößen in flotte, allgemeinverständliche Publizistik überrascht—und dabei gleich nach den Sternen gegriffen. So veröffentlichte sie in der liberal-feministischen Illustrierten “Ms. Magazine” Artikel über ihre derzeitigen TV-Favoriten, die populären Serien “The Good Wife” und “Mad Men” (letzteres auf den ersten Blick besonders erstaunlich für eine feministische Zeitschrift), beide leider nur im altmodischen Papierdruck zu haben, und nun folgte auf “The Root”, einer Website der Washington Post, die sich speziell an Afroamerikaner wendet, jener Beitrag, in dem sie über Schein und Sein ihrer eigenen Identität reflektiert:
http://www.theroot.com/views/21st-century-passing?page=0,0