Von Michael Ludwig.
Zwischen den fetten und aufdringlichen Schlagzeilen überraschte uns dieser Tage die Bild-Zeitung mit einer Story aus der Welt der Kultur, die normalerweise nicht die ihre ist. Die Überschrift lautete: "Bonjour, Patrick Süskind. BILD zeigt das geheime Leben des Bestseller-Autors in Südfrankreich".
Patrick Süskind? Es dauert nicht lange, bis der Groschen fällt – das ist doch der Schriftsteller, der den Roman "Das Parfum“ geschrieben hat, der sich seit seinem Erscheinen im Jahr 1985 über 20 Millionen Mal verkauft hat und in 50 Sprachen übersetzt wurde.
Das Interessante an diesem Bestseller-Autor (zumindest für jene, die weniger aufs Bücher lesen stehen, sondern mehr aufs Außergewöhnliche) ist, dass er praktisch nicht existiert. Nun ja, existieren tut er schon, schließlich lebt er noch, aber kaum jemand bekommt ihn zu Gesicht. Bild schreibt: „Patrick Süskind ist eines der größten Phantome der internationalen Literaturszene. In 40 Jahren soll der Autor nur ein einziges Interview gegeben haben. Keine Fernsehauftritte, keine Teppiche.“ Preise nehme Süskind ungern an. Zur Verleihung käme er ohnehin nicht.
Natürlich flicht sich Bild für die Entdeckung des Schriftstellers einen Lorbeerkranz: „Nun die kleine Sensation: Der scheue Autor tauchte im französischen Städtchen Montolieu (95 Kilometer südöstlich von Toulouse) auf. Die erste Sichtung des schreibenden Phantoms seit über zehn Jahren.“ Das ist eine dieser typischen Bild-Legenden, denn ein Blick auf die Internetseite von Wikipedia hätte genügt, um zu erfahren, dass er dort zeitweise wohnt.
Interessanter als das angeblich geheime Leben Süskinds („Er wandere viel in den benachbarten Schwarzen Bergen, spiele im Gemeindehaus Tischtennis und zu Hause Klavier – das wird jedenfalls in Montolieu über ihn gemunkelt.“) ist die Frage, warum sich jemand derart unsichtbar machen möchte? Nun könnte man antworten, es gibt eben Menschen, die sind einfach so. Nicht jeder Promi will stets im Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen, und vielleicht ist Süskind ein Verehrer des Philosophen Arthur Schopenhauer, der einmal gesagt hat: „Nur allein ist unsereiner in angemessener Gesellschaft.“
Mehrheitlich Verrisse für letzte Süskind-Verfilmung
Eine naheliegende Erklärung ist, dass Patrick Süskind uns nichts mehr sagen will. Neben dem Parfum-Roman hat er ein einaktiges Theaterstück Der Kontrabass (1981) und eine Reihe von Drehbüchern geschrieben, die allesamt von Helmut Dietl verfilmt wurden. Sein letztes Werk, mit dem er an die Öffentlichkeit getreten ist, ist Vom Suchen und Finden der Liebe, eine Komödie, die ebenfalls unter der Regie Dietls entstanden ist. Die Kritik fiel durchwachsen aus. Neben ein paar anerkennenden Texten (darunter der von der Süddeutschen Zeitung, die ihm wohl aus landsmannschaftlicher Verbundenheit die Stange gehalten hat) gab es mehrheitlich Verrisse. Die Welt am Sonntag urteilte: „Die Ausstattung wirkt in ihrer pseudotiefsinnigen Schlichtheit, als wollte sich Dietl über eine Provinztheaterkulisse lustig machen; die Witze (Erektionen und ein Hermaphrodit) sind so plump, dass man sich fragt, ob Süskind in seiner Weltabgeschiedenheit Sexklamotten studiert.“ Und in der Fachzeitschrift critic heißt es: „Helmut Dietl war ein wirklich Großer des deutschen Films, der mit Schtonk! (1992) eine Komödie von Billy-Wilder-Format geschaffen hat, die noch in Jahrzehnten sehenswert sein wird. Sie bindet nicht nur politische und menschlich-charakterliche Elemente zusammen, sondern ist darüber hinaus unglaublich leicht und unterhaltsam inszeniert.
Leider verspielt Dietl zunehmend seinen immer noch sehr guten Ruf, denn der Gehalt seiner Mimi-Venus-Geschichte hat von alledem nichts; ihr Gehalt ist – das schlechte Wortspiel muss gestattet sein – wirklich für den Arsch; wer den Film dann doch gesehen hat, weiß, was gemeint ist.“ Kann es sein, dass die Sensibilität des Drehbuch-Schreibers derart verletzt wurde, dass er sich wütend dachte: Macht doch euren Dreck alleene wie weiland Friedrich August III, König von Sachsen, anlässlich seiner erzwungenen Abdankung 1918? Entschloss sich Süskind, künftig keine Perlen mehr vor die Säue zu werfen?
Verdiente Süskind zu gut?
Thomas Mann beklagte am Ende seines langen Lebens, dass Schriftsteller in den modernen Zeiten zu wenig schreiben würden. Als Grund vermutete er, dass die Honorare zu üppig fließen, dass es zu hohe Preisgelder gibt, was die Autoren dazu verführt, sich auf die faule Haut zu legen. Bei einem Bestseller vom Format des Parfums kann diese Vermutung durchaus ins Schwarze treffen. Lieber Tischtennis spielen oder am Klavier sitzen und vor sich hin klimpern, statt am Schreibtisch. Ernest Hemingway definierte die Arbeit eines Schriftstellers folgendermaßen: „Schreiben ist nichts Besonderes: Alles, was man tut, ist: Man sitzt an der Schreibmaschine und blutet.“ Hat Süskind keinen Bock mehr, zu bluten? Auch das wäre ein einleuchtendes Motiv.
Eine weitere Möglichkeit für sein überlanges Schweigen könnte sein, dass er an einer Phobie leidet. In diesem Zusammenhang gibt es ein treffliches Beispiel. Der US-amerikanische Milliardär Howard Hughes zog sich mitten im Leben in eine Penthouse-Wohnung in Las Vegas zurück. Niemand durfte ihn mehr besuchen, eine Kompanie von Mormonen bewachte seine Abgeschiedenheit und sorgte rigoros dafür, dass sie nicht durchbrochen wurde. Niemand bekam ihn mehr zu Gesicht. Seine Geschäfte – aufgrund seines immensen Vermögens waren sie ausgesprochen umfangreich – besorgte er dadurch, dass er Zettel unter der verschlossenen Tür durchschob, auf dem seine Anweisungen notiert waren. Hughes besaß die Aktienmehrheit der Fluggesellschaft TWA; ein Mitbesitzer fand, dass Hughes das Unternehmen schlecht führte und er, der Mitbesitzer, deshalb zu wenig Tantiemen ausgeschüttet bekam. Der Mann ging vor Gericht. Im Laufe des Prozesses stellte sich heraus, dass er schlechte Karten hatte und alles darauf hindeutete, dass Hughes das juristische Tauziehen gewinnen würde – allerdings ordnete der Richter das persönliche Erscheinen des Mehrheitsaktionärs an.
Hughes dachte nicht daran, dem Folge zu leisten. Lieber verlor er dreißig Millionen Dollar, als sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Er hatte panische Angst, von Bazillen befallen zu werden. Geht es Süskind ähnlich? Ich meine jetzt nicht, dass er sich mit Krankheiten ansteckt, aber es könnte doch sein, dass er sich von fremden Menschen verfolgt und bedroht fühlt (nicht von den 818 Einwohnern Montolieus, die er inzwischen wohl alle persönlich kennt, sondern von Durchreisenden, Neugierigen, Autogrammjägern und Literaturagenten, die ihn dazu nötigen wollen, etwas Neues zu schreiben).
Hat er uns nichts mehr zu sagen?
Zu Süskinds seltsamem Verhalten gibt es eine Parallele in der Literaturgeschichte. Der Mann, um den es hier geht, hieß B. Traven. Er führte ein ausgesprochen abenteuerliches Leben – während der bürgerkriegsähnlichen Wirren nach dem Ersten Weltkrieg gab er eine linke Zeitschrift mit dem Titel Der Ziegelbrenner heraus. Rechte Untergrundorganisationen und die deutsche Staatsgewalt machten Jagd auf ihn. Traven flüchtete über Großbritannien nach Mexiko. Dort begann er Romane zu schreiben – sie wurden außerordentlich erfolgreich: Das Totenschiff, Die Baumwollpflücker und viele andere mehr. Der Schatz der Sierra Madre wurde von John Huston mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle verfilmt. Der Autor selbst blieb unsichtbar. Niemand wusste, wer er war, wo er lebte. Seine Brief- und Paketadresse lautete: Tampa, postlagernd, Mexiko. Während der Dreharbeiten tauchte ein gewisser Hal Groves auf, der von sich behauptete, von Traven geschickt worden zu sein, um sich über die Fortschritte des Filmprojekts zu informieren und dann Bericht zu erstatten. Es ist nicht auszuschließen, dass Traven die Neugierde dazu trieb, sich selbst als Hal Groves auszugeben. Erst 2012 gelang es, die wahre Identität des rätselhaften Autors zu lüften – es handelte sich bei ihm um einen gewissen Otto Feige, Maschinenschlosser und Gewerkschaftssekretär aus Schwiebus in der preußischen Provinz Brandenburg, heute Swiebodzin (Polen).
Eifert Süskind Otto Feige nach? Lässt er sich dabei genügend Zeit – nicht auf einmal von der Bildfläche verschwinden, sondern nach und nach?
Die wahrscheinlichste Lösung des Rätsels scheint mir zu sein, dass er uns (seinen Lesern), nichts mehr zu sagen hat. Süskind hat sein literarisches Pulver verschossen. Schade. Andererseits könnte aber auch sein, dass er insgeheim an einem gigantischen Werk schreibt, mit dem er alle lebenden Schriftsteller auf die billigen Plätze verweist; ein Werk, das es mit Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit aufnehmen kann. Auch der französische Autor schottete sich in seinem mit Kork ausgelegten Arbeitszimmer von der lärmenden Außenwelt ab. Wird uns der Mann, der mit so viel Erfolg Parfum verschüttet hat, noch einmal literarisch überraschen? Schön wär’s.
Michael Ludwig blickt auf eine lange journalistische Laufbahn zurück, mit Stationen bei der Nordsee-Zeiung, der Münchner Boulevardzeitung tz und beim Bayerischen Fernsehen sowie als Redaktionsleiter beim Pfaffenhofener Kurier.
@Gerd Maar: In meinen Fernau-Büchern: ‘Cäsar lässt grüßen. Die Geschichte der Römer.’ (Erst-Auflage 1971); ‘Sprechen wir über Preußen. Die Geschichte der armen Leute’ (Erst-Auflage 1981); ‘Guten Abend, Herr Fernau.’ (Erst-Auflage 1984) und ‘Und Er sah, daß es gut war. Das Alte Testament erzählt.’ (Erst-Auflage 1989; postum) finde ich keine Nazi-Propaganda! Rückfrage: Den Genossen Feuchtwanger lesen Sie schon, oder? Der saubere Herr Feuchtwanger veröffentlichte 1937: ‘Moskau 1937: Ein Reisebericht für meine Freunde’. Feuchtwanger begrüßte und befürwortete die Stalinistischen Säuberungen und bestritt wider besseres Wissen den Holodomor und dessen Millionen Opfer. ‘Progressiven’ wird sowas verziehen; schon klar. Und Fernau war eben nicht ‘progressiv’, sondern stand als kleiner intelligenter Reaktionär im Widerspruch zum Zeitgeist (darum mag ich ihn ja so)! Weiter gab es einen gewissen Nobelpreisträger, der auf das Grab der Bitburg begrabenen einfachen Waffen-SS-Soldaten spuckte, als Kanzler Kohl und Präsident Mitterand in einer bemüht großen Geste versuchten, Versöhnung zu zelebieren. Viele Jahre später mußte ein von seinen Feinden als ‘SS-Günther’ verhöhnter alter Mann zugeben, daß er einst selber als Soldat bei der Waffen-SS diente und ihm das kühle Grab seiner Kameraden nur mit Glück erspart blieb! Ja, Fernau war ein Sünder; einer von vielen. Aber die Selbstgerechtigkeit und das Pharisäertum seiner ‘Kritiker’ und die ganzen fleischgewordenen woke-gruenen Schalksknechte gehen mir auf den Zeiger! Fernau war ein Sünder - und 20, 30 und 40 Jahre später hat er sehr gute Bücher geschrieben. Beides schließt sich nicht aus! Das gilt übrigens auch für weit ‘schlimmere’ Leute als Fernau: Hans Baumann und Werner Beumelburg. Beide reichten 1959 bzw. 1962 anonym Werke ein, die dann aufgrund deren Qualität bepreist und ausgezeichnet wurden. Als die Klarnamen der Autoren enttarnt wurden, waren die Bücher plötzlich schlecht. Zum Kotzen diese Heuchelei von 200%-igen Gutmenschen!
@Ilona Grimm: Schließlich der als Sohn eines russischen Offiziers im DDR-Frauen-KZ Hoheneck 1951 geborene Ulricht Schacht und die ‘Grand Dame’ der DDR-Literatur Christa Wolf, von welchen ich einige Werke bereits benannt hatte. Für sehr gelungen und lehrreich halte ich auch die gerade noch lieferbare Autobiografie ‘Geh nicht so fügsam in die dunkle Nacht’ der nicht so bekannten Autorin Dorothea Kleine. Kleine, eine ‘ddr-loyale’, aber bis zu Schmerzgrenze unbedingt ehrliche Schriftstellerin, beschreibt ihr Leben, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen über den langen Zeitraum 1944-etwa 2010. Schwer beeindruckt war/bin ich von den Schilderungen der Flucht (Oberschlesien über Irrwege Richtung Thüringen) und den atmosphärisch dichten Schilderungen der ersten Jahre der DDR/SBZ, in welchen sich in ihrer Familie bitterste Armut und zum Teil Hunger mit heute unvorstellbaren Fleiß und einem unbedingten Leistungs- und Aufbruchswillen verband! Solche Selbstzeugnisse haben dokumentarischen Wert. - Was mich oft traurig macht: Angesichts einer Jugend, die von Ausnahmen abgesehen, dies alles nicht mehr lernt und weiß und die oft genug die Smattphone-Welt der asozialen Medien und deren Video für die Wirklichkeit hält, ist perspektivisch vielleicht doch alles egal und vergeblich. ‘Wir sind die Letzten’! Schon Albrecht Haushofer hat es in seinem Moabiter Sonett ‘Das Erbe’ so formuliert: ‘Der Efeu des Vergessens wird sich ranken Um ein Jahrtausend hoher Blütezeit, Um dreissig Jahre mörderischen Streit. Wir sind die Letzten. Unsere Gedanken Sind morgen tote Spreu, vom Wind verjagt. Und ohne Wert, wo jung der Morgen tagt.’ Angesichts eines sichtbaren (kulturellen) Verfalls auf vielen Ebenen gelten diese mahnenden Worte GERADE uns, der vielleicht letzten Generation, die Belletristik noch viel und gerne gelesen hat.
@ W. Düring: Fernau war ein fanatischer Nazipropagandist, dessen Durchhalteparolen zum Tod ungezählter Menschen beigetragen haben. In meiner Jugend habe ich noch seine Bücher gelesen weil das damals unter den Teppich gekehrt wurde. Seitdem ist der Nazischund im Müll gelandet.
@Ilona Grimm : Jetzt habe ich die ‘Pflicht’ auf Ihren Beitrag zu antworten. ‘Schuld’ ist eine falsche Kategorie und als solche ‘nicht hilfreich’. Der interessierte (nicht nur) west-deutsche Leser sollte eben die Möglichkeit haben, den entsprechenden Autoren in den Auslagen der Buchhandlungen auch zu begegnen. Selbiges gilt für den Kulturteil, insbesondere der Qualitätsmedien. Ich möchte dafür werben, daß wir DEUTSCHE Literatur (und Musik) des 20. Jahrhunderts als wertvolles und gemeinsames kulturelles Erbe begreifen und achten. - Das hat schon mit den Autoren der ‘Inneren Emigration’ nicht besonders gut geklappt, die nach 1968 gezielt aus dem Markt gedrückt worden. Was DDR-Autoren betrifft, würde ich mir von Buchhandlungs-Ketten und insbesondere von Kultur-Journos aber auch von Lehrern und Bildungspolitikern mehr wohlwollendes Interesse und mehr geistige Beweglichkeit wünschen, die im umgekehrten Fall von den Dunkel-Deutschen ja auch regelmäßig eingefordert wird; selbstkritisch muß ich da einräumen - durchaus nicht immer zu Unrecht! Ich schließe vielleicht mit ein paar Empfehlungen. Was liest man aus dem Wust? Es war auch ein Menge ‘schwere Kost’ dabei. Günther de Bruyns autobiografische ‘Vierzig Jahre’, halte ich für ein sehr gelungenes Buch, dass sich gut lesen läßt. Wer Lyrik mag könnte sich einen Band von Eva Strittmatter ansehen, der (oft im klassischen Vermaß) berührende Liebes-, Lebens- und Naturgedichte gelungen sind. Einiges findet sich auch im Internet. Beliebt und ‘Bückware’ waren die beiden Bücher der früh verstorbenen Maxie Wander. ‘Tagebücher und Briefe’ berichten über dieses Schritstellerleben und die schwere Erkrankung. ‘Guten Morgen Du Schöne’ ist ein ungewöhnliches Buch nach auf Tonband aufgenommen Interviews und Gesprächspotokollen. 10-12 ‘normale’ DDR-Frauen erzählen aus ihrem Leben und geben ein guten und vor allem ehrlichen Einblick in das Lebensgefühl Ost Anfang der 70-er Jahre.
Erstaunlich, was so ein umfallender Sack Reis an Leserbriefen hervorrufen kann…... ja, ja, dieser eingerechnet
@Wilfried Düring: Ist es die Schuld von uns Westdeutschen, dass wir kaum DDR-Literatur kennen? Wie ich es in den frühen Jahren nach der „Wende“ erlebt habe, konnten sich die Ossis gar nicht schnell und weit genug von ihrer Geschichte entfernen. Und ja, ich gebe es zu, außer Walter Kempowski und Jurek Becker habe ich von keinem der erwähnten Autoren etwas gelesen. Dafür habe ich einst jede Menge von DDR-Verlagen herausgegebene Klassiker und Fachbücher gekauft, die ein Kasseler Verlag zu sehr günstigen Preisen angeboten hat. Lang ist’s her. Für mich ist es aber völlig normal, dass man die Dinge (auch Autoren) bevorzugt erwähnt, mit denen man aufgewachsen ist. Hemingway war in den Sechzigern unvermeidlich und Orwell auch damals gruselig. Ein großer Fan der russischen Klassiker bin ich in meinen jungen Jahren gewesen; heute habe ich dafür leider keine Ausdauer mehr. Ist eine Schande, amerikanische Krimi-Klassiker wie Dashiel Hammet, Raymond Chandler, Eric Ambler oder die schwedischen Sjöwall-Wahlöö oder auch die Krimis von Frederick Forsyth geliebt zu haben?? Das haben wir halt so gelesen „zu unserer Zeit“.
@ Volker Seitz: W. S. Maughams Kurzgeschichten kann man ein Leben lang lesen. (Wie Stanisław Lem.) Ich habe vor kurzem meine gesammelten Kurzgeschichten in 3 Bändern entsorgt, da sie völlig zerlesen waren und ich fand einige Seiten nicht mehr. Er zählte sich selber in die 1 Reihe der zweitklassigen Autoren. Einige seiner Bücher wirken etwas gewollt, aber seine Kurzgeschichten sind genial. Ich muss sie mir neu besorgen. Ich las sie schon als Kind. Als Jugendlicher mit eigener Wohnung suchte ich öfters den Kühlschrank meiner Eltern heim und aß mit einem Band Maugham in der Hand die ganzen Schwarzwälder Schinken mit Butterbrot & Schwarztee. Mein Vater gab mir einmal die alten zerlesenen Bücher mit: “Die neuen darfst du nicht mal anschauen!”