Eran Yardeni, Gastautor / 15.03.2014 / 10:05 / 4 / Seite ausdrucken

Mustafa und die Apartheid

Was wisst Ihr eigentlich über Mustafa? Wo lebt er? Was ist er vom Beruf? Verzehrt er Vollkornbrot zum Frühstück? Wie viele Katzen hat er? Leidet er an Sodbrennen beim Joggen?

Ganz belanglos dürfen diese Fragen nicht sein, denn Mustafa ist eher ein soziopolitisches Phänomen als eine konkrete Person, und wer Mustafa nicht kennt, der kann auch die Dynamik des Nahost-Konfliktes nicht nachvollziehen.

Mustafa ist unser arabischer Busfahrer. Er besitzt die israelische Staatsbürgerschaft und lebt in einem Dorf im Norden Israel, im Galil, wie auch die andern Mitglieder seiner Familie - bis auf die beiden Töchter. Sie studieren an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
 
In seinem Dorf, erzählt er stolz, legt man großen Wert auf Bildung, so dass man die nächste Generation des Dorfs überall dort trifft, wo man sich durch akademische Bildung gesellschaftlichen Aufstieg sichern kann. Ob die Statistik sein Bauchgefühl bestätigt oder nicht, kann ich nicht sagen. Die richtige Einstellung – die bürgerliche -  zu der jüdisch-arabischen Koexistenz ist aber schon da.

Man könnte Mustafa als sozioökonomischen Zionisten betrachten. Falls Sie von dem Wort Zionist irritiert sind, können Sie Mustafa einfach einen Pragmatiker nennen. Einen fundamentalen Pragmatiker. Im Grunde genommen ist der Unterschied nicht so groß. Zionismus ist Pragmatismus. Ein Zugehörigkeitsgefühl, das auf Wohlstand basiert, taugt auch als stabile Basis für Koexistenz. Mustafa will einfach gut leben.

Unter “gut” versteht er ein stabiles Sozialsystem, einen barrierefreien Zugang zum Erziehungs- und Gesundheitswesen sowie zum öffentlichen Dienst und selbstredend auch die dazu erforderlichen demokratischen Mechanismen. Er will seine Religion praktizieren dürfen, und vor allem will er keine Angst haben, wenn er an die Zukunft seiner Familie denkt. Sehr einfach. Fast banal. Denn nicht nur das Böse kann manchmal banale Formen annehmen – auch das Gute.

Aus den Alternativen, die er hat, passt nur der Judenstaat zu seinem pragmatischen Weltbild.

Diesen Mustafa kennt Ihr nicht. Ihr kennt nur seine entstellte farblose Silhouette, die Euch in der europäischen Presse präsentiert wird . Ihr kennt ihn als ein ideologisches Lebewesen, das sich in einem permanenten Unterdrückungszustand befindet. Ihr kennt ihn als den ewig Leidenden und Unzufriedenen. 

Natürlich hat auch Mustafa Schwierigkeiten, das muss gesagt werden. Es fällt ihm schwer, sich mit der israelischen Fahne zu identifizieren. Die israelische Nationalhymne ist ihm genau so fremd. Umgekehrt erschreckt ihn der Gedanke, unter der palästinensischen Fahne leben zu müssen.

Wie jeder Pragmatiker weißt er, dass Antworten auf nationale und kulturelle Fragen nur im Rahmen des Möglichen gefunden werden können. Und das Mögliche im Nahen-Osten ist Israel. Nur Israel.

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Leserpost

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Stefan Neudorfer / 17.03.2014

Das Makabere dabei ist, dass nirgendwo im Nahen Osten Araber so friedlich und gut leben können wie in Israel. Makaber ist es, weil es deutlich macht, wo die Probleme im Nahen Osten herkommen und dass es nicht an Israel liegt. Denn ohne Israel würde es dort noch weniger Araber geben, die in Frieden leben können

Ronald M. Hahn / 15.03.2014

Es verwundert mich täglich aufs neue, dass der Araber an sich wenig von Multikulti hält. Wie könnte man das unseren sozialromantischen Traumtänzern mal nahe bringen?

Manni Maier / 15.03.2014

Wieder ein Versuch die Diskriminierung der Palästinenser in Israel schön zu reden. Ändert leider nichts an den Fakten und von daher ziemlich sinnfrei.

Konrad Walther / 15.03.2014

Treffender kann man die Situation nicht beschreiben. Ich habe Israel im Jahr 2011 als Tourist besucht. Wir hatten auch einen arabischen Busfahrer- Ali. Der Busfahrer war Palästinenser, der Bus gehörte einer palästinensischen Transportgesellschaft. Unser Reiseleiter war Jude. Im Gegensatz zum jüdischen Reiseleiter durfte sich der Palästinenser mit seinem palästinensischen Bus überall frei bewegen, auch im autonomen Westjordanland. Der jüdische Reiseleiter wurde beim Besuch der Geburtskirche gegen einen Palästinenser ausgetauscht. Mit einem israelischen Bus wäre der Besuch im Westjordanland nicht möglich gewesen. Selbst ins arabische Viertel von Jerusalem wagte sich kein israelischer Reisebus.

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