Roger Letsch / 23.11.2022 / 06:00 / Foto: Daniel Oberhaus / 65 / Seite ausdrucken

Musk und Twitter: Ausbleiben eines angekündigten Todes

Ich muss gleich vorweg eingestehen, dass ich wieder einmal von Musk überrascht wurde und ich zum „Orakel von Elon“ einfach nicht tauge. Erst in der Retrospektive werden dessen Absichten verständlich und daran wird sich wohl meinerseits auch nichts ändern. 

Der Countdown lief am 17. November 2022 um 17.00 Uhr Eastern Standard Time ab. Matt Miller, einer von tausenden Twitter-Mitarbeitern, hielt den Moment, den er im Twitter-Hauptquartier verbrachte, sogar im Video fest. Um 17.01 Uhr war die Twitterbelegschaft von einstmals 7.500 auf etwa 750 zusammengeschnurrt und weltweit erwarteten die Auguren das baldige Ende des Kurznachrichtendienstes. Erwartungsvoll saßen die Kommentatoren vor ihren funkelnagelneuen Mastodon-Accounts, um per Textnachricht (Video ruckelt doch noch zu arg auf der Plattform) live dabei zu sein, wenn Twitter durch die erwiesene Dummheit des neuen Besitzers zu Tode kommt. Ironielevel 1: Man beobachtete dazu auf Twitter, wie sich die Gefeuerten per Tweet verabschiedeten. Ironielevel unendlich: Nichts passierte. Absolut gar nichts!

Doch der Reihe nach. Ich muss gleich vorweg eingestehen, dass ich wieder einmal von Musk überrascht wurde und ich zum „Orakel von Elon“ einfach nicht tauge. Erst in der Retrospektive werden dessen Absichten verständlich, und daran wird sich wohl meinerseits auch nichts ändern. Vielleicht hilft eine „goldene Regel“, die ich mir gerade ausgedacht habe: Immer wenn man glaubt, der Mann handle doch klar gegen seine eigenen Interessen, hat man sehr wahrscheinlich nicht verstanden, was seine Interessen sind. Anfangs dachte ich, Musk wolle durch die Übernahme in erster Linie die Bots von der Plattform vertreiben. Doch hatte ich da in erster Linie jene Bots im Sinn, die Follower simulieren, Propaganda retweeten oder als Trollarmee unliebsame Leute zur Strecke bringen. Er dachte aber wohl von Anfang an daran, Twitter zunächst von jenen Mitarbeitern zu befreien, die dort eher das süße Leben und eine Art Twitterkommunismus (jeder nach seinen Bedürfnissen) lebten. Mit viel Geld für wenig Arbeit.

Nur wo und wie sollte Musk beginnen? Die Sonnenliegen auf dem Dach des Twitter-HQ wegräumen? Den Rotweinspender trockenlegen? Alex Martinez, leitender Kundenberater bei Twitter, war vor einigen Monaten in Plauderlaune, als er einer Honigfalle der Investigativplattform „Project Veritas“ gegenübersaß. Auf die Frage des Undercover-Reporters, ob Musk die ganze schöne Zensur kaputt machen würde, sagte Martinez: „Er wird es vielleicht versuchen, aber es gibt Leute [bei Twitter], die das mit aller Kraft verhindern werden, weil wir, also der Rest von uns hier, glauben, dass wir etwas Gutes für den Planeten tun und nicht einfach nur für Redefreiheit sorgen.“ Gutes für den Planeten also. Eigentümer, Benutzer oder Kunden kamen in dieser Gleichung nicht vor. 

Einer gegen 7.500 ist kein leichtes Spiel

Das war im Mai 2022, und es war davon auszugehen, dass die Begeisterung der Belegschaft sich bei der endgültigen Übernahme durch Musk nicht verbessert hatte. Wie geht man um mit einem Laden, in dem 7.500 Leute arbeiten – nicht wenige davon im Nirgendwo, vielleicht im neuen Homeoffice im angesagten Mexico City – und von denen man weder weiß, ob ihnen zu trauen ist, noch was genau sie eigentlich im Unternehmen machen? Einer gegen 7.500 ist kein leichtes Spiel, doch es musste gespielt werden.

In „Phase 1“ entließ Musk die Führungsetage, dann etwa die Hälfte aller Mitarbeiter, vermutlich mehr oder weniger per Zufall ausgewählt. Wahrscheinlich wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wer bei Twitter wichtige Arbeit leistet und wer nur die Massagesessel in der Cafeteria plattsaß, aber sowas wird schnell klar, wenn die wirklich wichtigen Leute fehlen. Vorsorglich hatte Musk das „Birdsnest“ über das Wochenende zugesperrt und konnte beobachten, wo sich Löcher im Betrieb auftaten. Wo es klemmte, fehlte wohl tatsächlich jemand und diese vereinzelten Leute holte Musk dann rasch mit einer Entschuldigung zurück.

Jetzt war genug Staub für „Phase 2“ in der Luft und der vernebelte vielen den Blick – mir natürlich auch. Ist er nicht eingeknickt, dieser Musk? Musste er nicht klein beigeben und die woken Mitarbeiter zurückholen? Jetzt haben sie ihn genau da, wo sie ihn haben wollen! Alle Tweets stehen still, wenn mein woker Arm es will! Und Musk sorgte für die nächste Gelegenheit zum Trotz, indem er ein Memo an die verbliebenen und zurückgeholten Mitarbeiter schickte. 

„Um in Zukunft ein bahnbrechendes Twitter 2.0 aufzubauen und in einer zunehmend wettbewerbsorientierten Welt erfolgreich zu sein, müssen wir extrem hartnäckig sein… Das bedeutet lange Stunden bei hoher Intensität. Nur wer außergewöhnliche Leistungen bringen will, wird bestehen.“ Und sibyllinisch fügte er hinzu: „Welche Entscheidung auch immer Sie treffen, ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen, Twitter erfolgreich zu machen.“ Twitter erfolgreicher machen durch Bleiben oder Wegbleiben, du hast die Wahl. Klicke OK oder lass es. 17.00 Uhr am 17. war Deadline für eine positive Rückmeldung. Die meisten ließen sie verstreichen, beendeten so ihre Twitterkarriere und gaben damit natürlich auch die Planetenrettung auf. Harte Arbeit, Orientierung auf Technologie statt auf Politik und womöglich sogar Überstunden? Nicht mit uns! Nicht mit Elon als Chef.

Die Katastrophe blieb aus, Twitter brach nicht zusammen

Geblieben sind wohl so um die 750 Mitarbeiter, der vermeintlich harte Kern, den es wohl braucht, um eine Plattform dieser Größe nicht nur zu betreiben, sondern auch voranzubringen. Das kommt meiner Schätzung bezüglich des tatsächlichen Personalbedarfs bei Twitter vom 6. November 2022 schon recht nahe, wenn erst all die Pronomenschieber, Nachrichtenunterdrücker, Shadowbanner und Work-Life-Balance-Beauftragten gegangen wurden.

Die Katastrophe blieb aus, Twitter brach nicht zusammen und all die entlassenen oder in ihren woken Ecken schmollenden Ex-Twitterianer bewiesen dadurch vor allem eines: ihre offensichtliche Überflüssigkeit. Deshalb muss man das Bild, welches gerade überall die Runde macht und in dem ein „Vor-und-nach-Musk-Vergleich“ der Belegschaft (wenn auch nicht dasselbe Team) zu sehen ist, als Alarmsignal an die gesamte woke Blase im Silicon Valley verstehen. Nur Sawsan Chebli brauchte eine Weile, das zu begreifen. Es geht keinesfalls die Angst um, Twitter lasse sich mit so wenigen Mitarbeitern nicht betreiben. Es herrscht vielmehr Panik, weil man Twitter auch mit so wenigen engagierten Leuten betreiben kann!

Die Gefangenenbefreiung

Nach und nach wurden in den letzten Tagen gesperrte Twitterkonten wieder reaktiviert. BabylonBee, Jordan Peterson, James O’Keefe und dessen Rechercheplattform „Project Veritas“ und viele mehr. Den Paukenschlag schlechthin ließ sich Musk vorher demokratisch legitimieren. Mit 51,8 Prozent Zustimmung holte er Trump wieder auf die Plattform, und jeder kann nun noch mal eigenhändig auf die Suche gehen nach dem Grund für die Abschaltung eines im Amt befindlichen US-Präsidenten. Wenn Sie dort nichts Justiziables finden, wie übrigens auch der Spiegel nicht, dessen Vorwürfe: „bekundete Sympathie“ und „nährte falsche Erwartungen“ nach gratismutigen Jahren nun seltsam vage erscheinen, weil in den Tweets eben keine Aufrufe zur Gewalt enthalten sind, dann denken Sie einfach an das höhere Ziel der Planetenrettung wie die Twitterianer, dann geht es schon so hin mit der Doppelmoral. Trump hingegen hat erklärt, er wolle gar nicht zurück zu Twitter, seine eigene Plattform gefalle ihm besser. So ein Pech aber auch!

Es ist jedoch kaum zu erwarten, dass ihm wegen seiner nun selbstgewählten Twitterabstinenz künftig von der versammelten Journaille die kalte Schulter der Ignoranz gezeigt wird, jetzt, da er erklärt hat, 2024 wieder anzutreten. Zu dumm nur, dass die Drohungen, die Angstzustände, die Wutanfälle und verbalen Entgleisungen der nächsten zwei Jahre in den bleiernen Echokammern von Mastodon stattfinden müssen, wohin die linke Medienelite sich geräuschvoll auf den Weg gemacht hat. Vorerst zumindest. Und nur ein bisschen. Bei CBS News dauerte das selbstgewählte Exil nicht lange. Man ging wegen der „Unsicherheit“ der Führung von Elon Musk in eine „Pause“, nur um wenige Stunden später wieder Tweet auf Tweet abzusetzen. Man kann einfach nicht von der Reichweite lassen!

Und Saskia Esken? Am 27. Oktober hatte sie noch erklärt, „wir“ müssten uns das Netz „zurückholen“, ganz so, als hätte dieses unbestimmte Kollektiv es je besessen. Sie werde Twitter verlassen und zu Mastodon gehen, stampfte sie in der ZEIT auf. Doch Genossin Esken erschrickt vor ihrer eigenen Courage. Den eigenen Account löschen und all die 100.000 Follower verlieren, die sie seit 2013 gesammelt hat? Ähm… nein. Esken stellt ihren Account auf „privat“, das war’s. Löschen ist freilich etwas anderes. 

Auf Mastodon spielt nun die Musi! Und zwar ein jeder auf seinem Instrument, in seiner eigenen kleinen Echokammer und das auch noch sehr, sehr leise. Da sind der Böhmermann, der Quaschning und der Volksverpetzer, und all die anderen bekannten Blockwarte des „wir“ stehen auch schon in den Startblöcken, um sich mangels Feindbildern gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen. 

Und die Grillen kommen auch bald zurück...

„Könnt Ihr bitte uns „Neuen" etwas sanfter „Zurechtweisen"?“ fragt Mimikama und gibt erste Hinweise auf das, was einen woken Twitterexilanten im „Fediverse“, welches die vielen Mastodon-Server zusammenbringt, erwartet. Melden, löschen, sperren, ignorieren. Ganze Server stehen im virtuellen Bürgerkrieg und blockieren einander. Und die User bringen auch noch das von Twitter gewohnte Verhalten mit. Auch @Stux, Verwalter eines mittelgroßen Mastodon-Servers mit 80.000 aktiven Profilen, auf dem Bilder von Trump wie Gewaltfotos mit Inhaltswarnung und Weichzeichner versehen werden, ist genervt:

„Was ist los mit den Leuten, die jede einzelne Person melden, die sie nicht mögen... Bitte, hört auf damit. Dies ist nicht #Twitter. Bitte nutzt Funktionen wie Stummschalten oder Blockieren, wenn ihr Leute nicht mögt, aber hört auf zu melden, sonst fange ich an, Leute zu sperren, die ständig umsonst melden. Ich versuche, die Dinge mit so vielen neuen Leuten am Laufen zu halten, und es ist reine Zeitverschwendung, sich alles anzuhören, was man nicht mag. Ansonsten verschwendet Elons Zeit, nicht meine.“

Tja, all den Spaß hätte man auf Twitter natürlich auch haben können, wenn man dort geblieben wäre und sich nicht so aufgeplustert hätte mit halbherzig, aber dramatisch vorgetragenen Exit-Drohungen. 134 Millionen User haben sich die Umfrage Musks zur Wiederherstellung von Trumps Twitterprofil angesehen. Abgestimmt haben nur 15 Millionen. Ob die Mastodon-Exilanten das Ergebnis hätten drehen können? Oder ob die lautesten Musk-Gegner heimlich mit abgestimmt haben und es trotzdem nicht gereicht hat, den Bann aufrechtzuhalten? Elon, Dir gehört doch der Laden, schau doch mal nach: Hat Saskia Esken vielleicht auch…? 

Nicht missverstehen, bitte! Das soll sie ruhig machen und noch drei Petitionen, acht Eilanträge und fünfzehn Streitschriften dazustellen! Sie kann Enteignungen fordern, die Verstaatlichung von Twitter und die Vergesellschaftung des Wetters, das ist mir einerlei. Ich ertrage all das Rauschen und Zirpen der Grillen, das habe ich jahrelang getan. Solange ich auch auf der großen Wiese liegen und meine Sprüchlein vor mich hin murmeln darf. Ob es der Grille nun passt oder nicht. Ich glaube, das werde ich in Zukunft des Öfteren tun, jetzt, da die politischen Gefangenen entlassen werden und die Twitterwiese wieder bunter wird. Und die Grillen kommen auch bald zurück, da bin ich mir sicher. Es ist so schön laut und voll und chaotisch hier, das wird ihnen fehlen!

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Leserpost

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H. Krautner / 23.11.2022

Immer wieder lese ich in Kommentaren: Musk gehört zum Great Reset. Ich sehe das ganz anders: Wir alle, das Fußvolk, nicht diese Superreichen, gehören zum Great Reset, wir werden doch reseted, zurückgesetzt in die Steinzeit.

Alex Müller / 23.11.2022

Hmm, der Zusammenbruch kann durchaus noch kommen. Das geht ja nicht sofort, wenn mal ein paar Tage keiner nach den Servern schaut, aber mit der Zeit laufen Festplatten voll, werden neue Sicherheitslücken ausgenutzt, wenn keiner ein Update macht, hier und da geht auch mal Hardware kaputt, bis irgendwann die Redundanz erschöpft ist, etc… Kein System ist wartungsfrei. Im Augenblick fährt die Firma auf Verschleiß, gleich einem Auto, bei dem man sich den Ölwechsel spart. Man darf gespannt sein, wie lange das gut geht.

H. Krautner / 23.11.2022

Zu Elon Musk hier ein zutreffendes Statement von Harsh Goenka, einem Fachmann aus der Wirtschaft. (Harsh Vardhan Goenka ist der derzeitige Vorsitzende des indischen Mischkonzerns RPG Group im Wert von 3,80 Milliarden US-Dollar. Er wird von Forbes als einer der reichsten Inder geführt.) „We are underestimating the genius of Elon Musk. There must be a method to his madness. Whether it was Tesla, SpaceX or Boring co, he was ahead of his times. He surely has a game plan with Twitter which we just can’t comprehend. Let’s give him time before we predict its death.“ (Quelle: THE ECONOMIC TIMES)

Arne Ausländer / 23.11.2022

@Thomas Schmidt: Danke! Da bin ich also doch nicht der einzige, der die WeChat-Sache mitbekommen hat. Immerhin ein kleiner Trost.

Thomas Schmidt / 23.11.2022

Musk eigentliches Ziel mit Twitter könnte sein, das westliche WeChat zu schaffen, die “Eine App für Alles” des Westens. Auch wenn er die Woken vor den Kopf stößt, wenn er das schafft, steht natürlich der US Geheimdienst vor der Tür, denn diese App wäre dann der Traum staatlicher Allmachtsphantasien.

Ralf Pöhling / 23.11.2022

Die entscheidenden Köpfe im Silicon Valley haben schon begriffen, was da schiefgelaufen ist. Man muss nicht jedem dahergelaufenen Spinner ein Forum bieten, oder noch schlimmer: einen Arbeitsplatz in der eigenen Firma. Staaten zu unterwandern ist gängige Praxis, wenn auch nicht ganz einfach. Unternehmen zu unterwandern ist hingegen viel einfacher. Kritisch wird das insbesondere in Nationen, die sich nicht über ihren Staat, sondern vielmehr über ihr Unternehmertum definieren. Also die USA. In Firmen auszumisten ist relativ einfach. In Staaten wird das schon schwieriger. Die USA können das Problem also viel einfacher lösen als Deutschland, wo der Staatsapparat jedem dahergelaufenen Spinner und Auslandsagenten in geistiger Umnachtung staatlichen Schutz gewährt.

Arne Ausländer / 23.11.2022

Artikel wie auch die bisherigen Kommentare verkennen den zentralen Punkt, um den es Musk bei Twitter geht. Was von manchen schon länger vermutet wurde, hat Musk letzte Woche bestätigt (ich habe es im Originalton gehört): Er will gern aus Twitter etwas ganz Neues nach dem Vorbild des chinesischen WeChat machen. Etwas, in dem sich das ganze Leben des Menschen abspielen könnte: Kommunikation, Arbeit, Zahlungsvorgänge usw. Natürlich damit verbunden auch die Überwachung in chinesischem Stil, was Musk freilich nicht erwähnte. Aber schon seine Antibot-Aktivitäten verband er oft mit der Forderung, daß sich doch in Zukunft jeder mit seinen realen, dokumentierten persönlichen Daten anmelden solle. Noch ist Musk das nicht gelungen durchzusetzen. Aber das Ziel ist unverkennbar. Nur anscheinend von Deutschland aus nicht. - Mastodon ist ein schon länger existierendes, dezentrales Netzwerk, das (z.B.) im NoAgenda-Umfeld schon länger genutzt wird (NoAgenda Social). Als Twitterersatz wird es nicht taugen, wie viele inzwischen festgestellt haben. Aber für die innere Kommunikation bestimmter Milieus taugt es wohl sehr gut. Das mag man als Blase abwerten, aber mein Eindruck ist, daß es an ernsthafter Kommunikation vielerorts mangelt. Twitter taugt zu Propaganda und Selbstbestätigung, Mastodon könnte bei gegenseitiger Verständigung behilflich sein. - Diese technischen Sachen sind wahrlich nicht mein Spezialgebiet, “soziale Medien” habe ich selbst nie genutzt. Trotzdem scheint es zumindest, daß ich selbst hier trotzdem noch den besseren Durchblick habe. Das macht mich nicht stolz, sondern traurig. Was ist nur los hierzulande?

Emil.Meins / 23.11.2022

Das hier beschriebene Phänomen, daß ein Teil der Belegschaft sich einen schlauen Lenz macht, und nur eine verringerte Arbeitsleistung abliefert, ist auch in deutschen Betrieben verbreitet. Besonders im öffentlichen Dienst, bzw. wo es große Betriebs/Personalräte gibt, und starken gewerkschaftlichen Einfluß, kann man das gut beobachten. Das Unterschreiben eines Arbeitsvertrages wird von vielen Mitarbeitern als etwas betrachtet, das zwar regelmäßige Zahlungen des Arbeitgebers als selbstverständlich voraussetzt, nicht jedoch das Erbringen einer Gegenleistung in Form erbrachter Arbeitsleistung. Stattdessen Drückebergerei und Leistungsverweigerung im vermeintlich berechtigten Glauben, der Arbeitgeber sei ohnehin ein verfluchter Kapitalist, den zu schädigen erste Priorität hat. Seinen beredten Ausdruck findet das auch in den regelmäßigen “Arbeitnehmerseiten” der Tageszeitungen, wo man alljährlichTips findet wie: “Mit Brückentagen aus 21 Urlaubstagen 67 freie Tage machen”, oder mit dubiosen Tips wie diesem: “Falls der Chef reinplatzt-Deutschland-Spiel im Büro schauen dank Panik-Button für den Browser” (heute im FOCUS online). Seit Jahren kann man beobachten, wie hier propagiert wird, sich Rechte herauszunehmen, sein Privatleben während der Arbeitszeit auszuleben, auf Kosten des Arbeitgebers natürlich. Gerade kürzlich prozessierte eine Arbeitsagentur-Mitarbeiterin frech gegen ihre Entlassung, nachdem sie zahlreiche Rauchpausen widerrechtlich als Arbeitszeit gestempelt hatte, “schließlich sei sie ja süchtig, und außerdem sei sie immer in der Gruppe zum Rauchen gegangen”. Da bilden sich teilweise ganze Seilschaften von Minderleistern, die nicht selten sogar offensiv gegen Kollegen vorgehen, die sie als Bedrohung ihres “gemütlichen” Daseins ansehen. Ich habe in meinem Berufsleben einiges erlebt und könnte manche Geschichte erzählen….

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