@Dirk Jungnickel: Wieso liegen die “wahren Wurzeln” unserer Kultur im Christentum, und das wohl ausschliesslich, wenn ich Sie recht verstehe? Was ist mit der Aufklärung, was mit dem alten Griechenland? Und inwieweit soll es uns weiterhelfen, das anzuerkennen? Ich bin Atheist, ich habe mich viel mit dem Thema Religion veschäftigt. Ich bin der Meinung, dass wir die Errungenschaften der Aufklärung gegen die Anhänger einer archaischen, unaufgeklärten Weltsicht (ich meine den Islam) verteidigen müssen. Die Vorstellung, wir seien Schuld am Leid der Menschen in Afrika, scheint mir übrigens protestantische Züge zu tragen ( Luther sprach ja viel vom armen Sünder und davon, dass man Buße tun müsse).
Gestatten Sie mir die Bemerkung, daß man den Vornamen von Groucho Marx mit “o” schreibt.
Die Erklärung der Attraktivität Europas ist ganz einfach: es geht um Geld. Geld sichert Lebensstil, Gesundheit, freie Entfaltung. Mit genug Geld kann ich mir den Lebensstil kaufen, von dem ich glaube, das er mir zusteht. Fahren Sie mal in denSommermonaten an die Küsten Südfrankreichs, dann wissen Sie, was ich meine. Von außen betrachtet ist das der einzige Grund für Migration nach Europa und dort wiederum in die sog. Nordländer. Alles andere ist nachgeordnet, wie militärische Absicherung, Glaubenszugehörigkeit, sexuelle Selbstbestimmung und sog. freie Medien, das sind allenfalls Argumentationsvehikel. Das ist sehr menschlich, denn wäre das nicht so, dann würden umgekehrt nicht zig-tausende Deutsche als Expatriates in Diktaturen wie den Vereinigten Emiraten, China und Saudi Arabien ihr Geld verdienen. Oder andersrum: wer als Ziegenhirt ein maximales Jahreseinkommen von 2000 Dollar erwirtschaftet, für den sind die Sozialleistungen z.B. in Deutschland wie ein Traum vom Schlaraffenland. Meine persönliche Faszination an anderen Kulturen hat jedenfalls sehr gelitten, nachdem ich mehrere Jahre in arabischen Kulturkreisen beruflich tätig war. Was natürlich romantisierenden deutschen Studienräten verborgen bleiben wird. Und den Politdarstellern sowieso, mangels praktischem Erleben und wegen ideologischer Brille.
Nachdem alle bisherigen Versuche, den Sozialismus zu etablieren, gescheitert sind, nimmt die Linke einen neuen Anlauf und propagiert Identitätspolitik als Vehikel zum Erfolg und zur Zersetzung der bürgerlichen Gesellschaft. Die inneren Widersprüche und Absurditäten der Idenditätspolitik und anderer Erscheinungen des kulturellen Marxismus (Genderismus etc) werden immer offensichtlicher, daher wird auch der neue Versuch scheitern.
Der sogenannte Multikulturalismus resultiert aus einer durchaus nicht a priori zu verurteilenden Gutmenschen - Haltung. Angesichts der Unterschiede zwischen der 1. , 2. und 3. Welt hat man sich aus moralischen bzw. christlichen Überzeugungen Gedanken darüber gemacht, warum die westliche Zivilisation erfolgreicher war ( und ist ) . Ein Teil der Denkenden kam zu dem Schluß, die Überlegenheit westlicher Kultur sei nur eingebildet, alle Kulturen seien gleichwertig. Argumentierte man z.B mit den Oratorien von Bach oder mit “Joseph und seine Brüder” von Thomas Mann wurde man mit der Tatsache konfrontiert, dass man eben nicht das geringste Verständnis für die eben andersartige afrikanisch Trommelmusik sowie die Texte dazu hat. Ein anderer Teil sieht den westlichen Fortschritt als Folge der Ausbeutung der anderen Welt. Der “fortgeschrittenere” Teil aber bewundert euphorisch alles was aus der nicht - dekadenten und nicht - westlichen Welt nach Europa schwappt. Hier lägen die wahren Wurzeln unserer Kultur. (Schließlich krochen wir noch in Höhlen herum, während anderswo Hochkulturen bestanden. ) So weit so ungut. Ein anderer Aspekt, der mit Gutmenschentum nur euphemistisch umschrieben wäre, ist die Verleugnung unserer wahren Wurzeln. Selbst jeder denkende Atheist wird einräumen, dass dies das Christentum ist. Buddhismus, Hinduismus, allerlei esoterische Spinnereien sowie die schwachsinnigsten Ideologien machen Furore. Entscheidend ist, dass alles von möglichst weit her geholt wird. Der Islam sieht uns völlig zu Recht als Lemminge vor dem Abgrund. Er vermag Religion mit Politik und Ideologie zu verbinden. Allerdings: Hüten wir uns davor, es ihm nach zu tun. Bedford - Strohm und Marx waren auf dem “besten” Wege dazu. Was uns bleibt : Die Rückbesinnung, solange noch Zeit ist.
Es geht doch erstmal nicht um die “Gleichwertigkeit”. Es geht vielmehr um “vertraut” und “fremd”, um eigene Interessen und andere, oft feindliche Interessen.
@Sabine Schönfelder “In 40 Jahren werden uns die Realitäten eingeholt haben.” In 40 Jahren?! In 10, spätestens 15! Es ist jetzt schon mit demokratischen Mitteln nicht mehr umkehrbar!
In so wenigen Worten hat es vorher kaum jemand so treffend zusammengefasst. Es sind die Looser und Zurückgebliebenen unseres eigenen leistungsorientierten Kulturkreises, die voller Inbrunst dem Multikulturalismus fröhnen. Sie wollen die gesamte Welt durch Durchmischung auf ein niedrigeres Niveau drücken, damit sie ihre eigene gesellschaftliche Position verbessern können, ohne selbst in einen weniger leistungsorientierten Kulturkreis migrieren zu müssen. Früher gab es das Phänomen des “Aussteigers”, der den Westen verließ, weil er aus dem Hamsterrad ausbrechen musste, um nicht unterzugehen. Heute läuft es umgekehrt. Man ist mittlerweile sogar zu faul, um selbst auszuwandern, darum importiert man die halbe Welt nach Europa.
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