Thomas Rietzschel / 28.06.2024 / 16:00 / Foto: Frank Pilgram / 19 / Seite ausdrucken

Münchhausen 2.0 oder Corona-Aufarbeitung à la Scholz

Aufarbeitung der Corona-Krise? Bundeskanzler Olaf Scholz hat Gründe genug, das um jeden Preis zu vermeiden und will jetzt versuchen, die Bürger mit einem Placebo ruhig zu stellen.

Noch einmal Corona: Corona ohne Ende? Nicht, weil wir davon nicht lassen könnten. Du lieber Himmel. Es gibt wahrlich anderes genug, über das zu berichten, mehr Spaß machen würde. Doch der Kanzler höchstselbst hat das Thema wieder aufs Tableau gebracht, als er im Sommerinterview mit der ARD sagte, die Pandemie sei „ein großer Einbruch für das Land gewesen“, der weiter nachwirke.

Corona  wäre „nicht einfach abzuhaken“, vielmehr müsse man diskutieren, „was wir daraus lernen“. Und an dieser Aufarbeitung sollten nicht bloß Experten und Abgeordnete, sondern auch Bürgerräte beteiligt werden. So weit, so gut, wobei abzuwarten bleibt, ob in diese „Bürgerräte“ auch jene Bürger berufen werden, die schon seinerzeit, in der Hochphase der Pandemie, an der staatlich geschürten Corona-Hysterie Zweifel hegten.

Immerhin haben sie bereits vorausschauend vor alle dem gewarnt, was nachher zu beklagen war: vor dem volkswirtschaftlichen Schaden infolge gedrosselter Produktion und der Stilllegung ganze Firmen während des Lockdowns, vor dem Bildungsverlust nach der Schließung von Schulen und Hochschulen, nicht zuletzt vor den gesundheitlichen Schäden, den psychischen sowie den körperlichen. Gerade eben erleben wir eine exorbitante Steigerung von Fällen der Gürtelrose, des Herpes Zoster, einer Nervenschädigung, die kaum zu behandeln ist und Monate bis Jahre braucht, um wieder auszuheilen. Manche leiden unter den quälenden Schmerzen den Rest ihres Lebens.

Verdrängt, nicht vergessen

Wer es aber schon während der heftig geschürten Impf-Euphorie wagte, auf deren nachhaltig negative Auswirkungen hinzuweisen, hatte keinen leichten Stand. Von oben herab und medial befeuert wurden er und sie verdächtigt, unsolidarisch zu sein, das Leben der Anderen zu gefährden. Den Kritikern drohte Ausgrenzung, die Abschiebung an den äußersten rechten Rand, die Brandmarkung als „Verschwörungstheoretiker“ und Parteigänger der AfD. Gar als Feinde der Demokratie wurden sie vorgeführt und terroristisch verdächtigt. Manche hatten berufliche Konsequenzen zu fürchten. Die sachlich fachliche Auseinandersetzung kippte in eine politische. Inzwischen ist das alles schon wieder verdrängt, vergessen ist es nicht.

Ob damit, dass die Wortführer der Inquisition nun im Zuge der von Olaf Scholz in Aussicht gestellten Diskussion des „Einbruchs“, der ein moralischer war, ihr eigenes Verhalten anzweifeln werden, bleibt abzuwarten, – noch nach der Veröffentlichung der RKI-Protokolle, die belegen, dass die Politik vorgab, was die Wissenschaftler zu bestätigen hatten. Nach allem menschlichen Ermessen wird mit einer derartigen Gründlichkeit der Aufarbeitung kaum zu rechnen sein. Schließlich ist kein Täter gezwungen, sich selbst zu belasten, einerseits.

Andererseits taugt die in solchen Fällen gern vorgeschützte Unwissenheit  – frei nach dem vertrauten Motto, das konnte doch keiner ahnen – nicht zur Entschuldigung des angerichteten Schadens. Denn auch hier gilt das rechtsstaatlich verankerte Prinzip, demzufolge Unwissen nicht vor Strafe schützt. Es ist sogar in besonderem Maße zu beachten, da die fortwirkende Einschränkung bürgerlicher Freiheit, von Politikern veranlasst wurde, die gar nicht qualifiziert waren, die Gefahren der Pandemie fachlich zu beurteilen. Ihre Expertise verdankte sich purer Machtanmaßung.

Der alte Lügenbaron

Ausgestattet mit der Befehlsgewalt, wähnten sich die medizinisch Unbedarften im Besitz der absoluten Wahrheit. Das, was sie dafür hielten, wurde par ordre du mufti durchgedrückt, gestützt von eitlen Fachleuten, die sich gern im Fernsehen sahen und nichts dabei fanden, ihre wissenschaftlichen Erkenntnis so zu überarbeiten, wie es der Regierung gefiel. 

Rückschauend ist festzustellen, es ging allein darum, die Chance zu ergreifen, mit der Pandemie im Rücken den totalen Staat zu etablieren und das Volk politisch unter Kuratel zu stellen. Unisono, angefangen vom Kanzler bis in die Reihen der Opposition, haben die gewählten Volksvertreter nicht wider besseres Wissen, sondern – fast noch schlimmer – ohne jegliches Wissen in der Sache gehandelt. Gegen alle fachlichen Einwendungen spekulierten sie auf die Angst der Menschen, um sich den Anschein besonderen Verantwortungsbewusstseins zu geben.

Daher geht man wohl auch nicht ganz fehl in der Annahme, dass es dem Kanzler, wenn er eine politisch gelenkte Aufarbeitung der Corona-Krise in Aussicht stellt, abermals darum geht, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. „Wir müssen“, sagte er im Sommerinterview der ARD, „diese Krisen, die ja doch sehr viele auf einmal sind, bewältigen.“ Auf gut Deutsch: Noch einmal soll ihm Corona aus der Patsche des Umfragetiefs helfen. Ein Schelm, dem jetzt die Geschichte einfällt, in der sich Münchhausen, der alte Lügenbaron, am eignen Schopf aus dem Morast zieht, in den er samt Pferd Hals über Kopf gestürzt war, weil er nicht so weit springen konnte, wie er die Leute glauben machen wollte.

 

Dr. Thomas Rietzschel , geboren 1951 bei Dresden, Dr. phil, verließ die DDR mit einer Einladung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Er war Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ und lebt heute wieder als freier Autor in der Nähe von Frankfurt.

Foto: Frabk Pilgram

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Harald Hotz / 28.06.2024

Das wird alles nichts mehr nützen. Die Mehrheit für die Etablierten wird sich bei ca. 35-40 % einpendeln, das dürfte die Summe sein aus Bestverdienern, Best-Pensionsbeziehern, Best-Baby-Boomer-Rentnern, NGO-Bestmenschen und staatsnah Beschäftigten aller Art. Die anderen, also die, die arbeiten müssen, werden diesen Politladen zukünftig eher meiden, denn er kann ihnen keine Angebote mehr machen, außer denen, die sie nicht ablehnen können, er muß also zwangsläufig autoritärer vorgehen, was der Beliebtheit weiter schadet. -Die mentale Pandemie begann ja schon 2005 mit einem zunächst als harmlos eingstuften Merkelvirus, der erst die Union und dann das ganze Land befallen hat. Aber wie bei jeder Pandemie: irgendwann ist sie durch und der normal gesunde Mensch wird immun. Da hilft auch nicht mehr das Schüren von Dauerpanik mit Hinweis auf einen vermeintlich tödlichen AFD-Virus, gegen den wiederum das Merkelvirus als Vakzin wirke, weshalb die Wahlpflicht (zunächst nur die moralische) für Grüne/SPDCDUCSUFDP eingeführt werden müsse;-)

Karl Dreher / 28.06.2024

Ich finde es höchst erschreckend, wenn bei einer der führenden drei Weltmächte ein (im Grunde von mir eher geschätzter) hochbetagter demokratischer Politiker gegen einen (zwischenzeitlich wohl steuerstrafrechtlich verurteilten (auch: wohl unbestritten ehebrechenden und sonstigen (Steuer-) Straftaten zuneigenden) Gegenspieler - es gibt noch mehr Strafverfahren gegen ihn, aber es gilt die Unschuldsvermutung,) antritt. Was soll denn da herauskommen? In den weltpolitischen größeren Gegenspielern sehe ich einen russischen Volksverbrecher und einen (vermeintlich) freundlich wirkenden chinesischen Staatsführer. Der Russe (nichts gegen die von ihm gemaßregelte Bevölkerung!) spielt ein schmutziges Spiel, koste es, was es die russische Bevölkerung (nicht ihn!) koste. Außerst klug trickst der Dritte die Vorgenannten wirtschaftlich und politisch die anderen gegeneinander zum eigenen Vorteil aus. Und West-Europa (Deutschland)? Ich möchte es so formulieren: Bundeskanzler Scholz erinnert sich nicht (Stichwort beispielhaft “cum-ex”). Außenministerin Baerbock (“die aus dem Völkerrecht kommt” mit immer mehr “umweltschonenden” Bundeswehr-Fernreisen außenpolitische-feministisch im arabischen (!) Raum agierend (wer lacht dort nicht heimlich über sie?) nimmt die letzten Gratis-Reisemeilen mit. Wirtschaftsminister Habeck - Kinderbuchautor - formuliert Thesen wie (sinngemäß) “Der ist nicht insolvent, der hat nur kein Geld” (vgl. jedoch bitte §§ 16 ff. Insolvenzordnung). Unglaublich - der Herr verharrt realitätsfern auf seinem kindlichen weltfremden Niveau. Und Bundesfinanzminister Lindner meint wohl, mit der Oppositionsrolle in der “politischen Ampel” mit seiner “Innerregierungsopposition” Deutschland und vor allem die F.D.P vor der Bedeutungslosigkeit (und Postenverslust) retten zu können?. Der verlängerte politische Arm vielen Jahren fürchterlichen Merkel-Versagens - Herr Merz (selbst höchst auskömmlich wirtschaftlich saturiert) - überzeugt mich auch nicht ansatzweise. Armes Deutschland!

Lutz Herrmann / 28.06.2024

In diesem Fall macht die Regierung sogar, was die Mehrheit will. Aufarbeiten und Bloßstellen der Übeltäter überträgt der Plebs am Ende noch auf örtliche Autoritätspersonen. Das kann doch niemand wollen ...

Peter Bauch / 28.06.2024

Eine echte Aufarbeitung kann nur von einer absolut unabhängigen richterlichen Instanz, die sich allein an Recht und Gesetz orientiert, vorgenommen werden. Diese hätte jede Äußerung und Handlung der bekannten Entscheidungsträger und Influencer zu würdigen. Die Zeit dafür ist noch lange nicht reif. Möglicherweise dann,  wenn sich zumindest die Folgen der Impfung als globale Katastrophe erweisen sollten.

S. Malm / 28.06.2024

“Scholz hat Gründe genug, das um jeden Preis zu vermeiden und will jetzt versuchen, die Bürger mit einem Placebo zu ruhig zu stellen”—das nennt sich nicht Placebo, das nennt sich Sowjet. Und es ist genau so gemeint.

finn waidjuk / 28.06.2024

Leider hatte man 1945 versäumt die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen einer Kommission unter der Leitung von Herrmann Göring, Alfred Rosenberg und Julius Streicher (Heinrich Himmler und Josef Goebbels waren dummerweise schon tot) zu übertragen. So wird die Wahrheit über die 12jährige Nazi-Zeit nun nie ans Licht des Tages kommen.

Thomas Kurt / 28.06.2024

Die “Aufarbeitung” des PLANdemie-Verbrechens wird schon allein daran scheitern, weil das nächste bereits in Vorbereitung ist. Man kann schließlich nicht alles auf einmal erledigen.

W. Renner / 28.06.2024

Der kanzlernde arbeitet Corona genau so auf, wie sein Gedächtnis. Cum Cum Olaf, Cum Ex.

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