In fünf Wochen, am 18. September wählen die Berliner ein neues Abgeordnetenhaus, das Parlament der Hauptstadt. Zugleich werden die Volksvertreter für die Bezirksverordnetenversammlungen der 12. Berliner Bezirke gewählt. 21 Parteien treten an; neben der SPD, der CDU, den Grünen, den Linken und den Piraten, die im Abgeordnetenhaus vertreten sind, auch kleine Parteien, die es wissen wollen.
Unter anderen die FDP, die bei der letzten Wahl vor vier Jahren abgewählt wurde, die Deutsche Kommunistische Partei, von der keiner wusste, dass es sie noch gibt, die „Partei für Gesundheitsforschung“, die Partei „Menschliche Welt für das Wohl und Glücklich-Sein aller“ und eine Gruppe, die sich „Die Violetten für spirituelle Politik“ nennt.
Nun erwartet in Berlin niemand, dass sich nach der Wahl irgendetwas ändern wird. Schlimmstenfalls könnte aus der SPD-geführten Großen Koalition eine CDU-geführte Große Koalition werden. Die Parteien wissen es und lassen es auch die Wähler wissen. Die SPD tritt hinter ihren Spitzenkandidaten, den Regierenden Bürgermeister Michael Müller, zurück.
„Müller, Berlin“ heißt es auf Plakaten, die den Regierenden in Alltagssituationen zeigen, ohne jeden Hinweis auf die SPD. Der Spitzenkandidat der CDU heißt Frank Henkel, amtiert als Innensenator und dient dem Regierenden als Sündenbock für alles, was in Berlin nicht funktioniert.
Henkel ist nicht besonders beliebt. Deswegen werben auch zwei Nilpferde für die CDU, die miteinander im Wasser spielen. Dazu der Spruch: „Mehr Zeit für die Familie“. Die FDP fordert: „Die Sicherheit muss besser organisiert sein als das Verbrechen“, die Grünen möchten den „Miethaien die Zähne ziehen“ und die „Freilandhaltung auch für Großstadtmenschen“ durchsetzen – was immer damit gemeint ist. Die Linken wollen die „Armut stoppen“, die Piraten Marihuana legalisieren, denn: „Keine Pflanze ist illegal“. Dafür ist jeder Unsinn erlaubt.
Natürlich wissen die Berliner, dass sie verarscht werden. Sie nehmen es gelassen hin. Weil es völlig egal ist, wer in Berlin regiert. Die CDU, die SPD, die Radfahrer oder die Kleingärtner.
Und das ist das Beste, was man derzeit über die Stadt sagen kann.
Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche