Moskauer Terrorjustiz

In Russland sind Militärgerichte ein wichtiges Instrument der Repression. Zwei neue Internetseiten zeigen, wie sie einst auch in Deutschland tausende Menschen aburteilten.

Russische Militärgerichte haben derzeit viel zu tun: Seit Putins sogenannter Teilmobilisierung im September 2022 haben sie mehr als 7.000 Soldaten wegen Fahnenflucht verurteilt. Auch Dutzende ukrainische Kriegsgefangene, darunter Köchinnen aus dem Asow-Regiment, mussten sich wegen „Organisation und Mitwirkung in einer terroristischen Vereinigung“ verantworten. Im Mai verhängte ein Militärgericht in Chabarowsk gegen den Kriegsgegner Angel Nikolajew 15 Jahre Haft wegen „Terrorismus“. Aus Protest gegen die Einberufungen soll er zwei Flaschen mit einer brennenden Flüssigkeit ins Fenster des örtlichen Rekrutierungsbüros gestellt haben.

Militärgerichte haben in Russland eine lange Tradition. Schon im Zarenreich sorgten uniformierte Richter für die Einhaltung von Disziplin in der Armee. In der Sowjetunion mutierten sie zu einem Instrument willkürlicher Verfolgungen, denen tausende hohe Offiziere zum Opfer fielen.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges saßen sowjetische Militärtribunale auch über zahlreiche Deutsche zu Gericht. Sie verfolgten nicht nur deutsche Kriegsverbrechen, sondern urteilten auch etwa 35.000 Zivilisten ab. Die in Berlin, Dresden, Halle, Potsdam, Schwerin und Weimar ansässigen Militärgerichte sollten den Massenverhaftungen der sowjetischen Geheimpolizei einen legalen Anstrich geben.

3.631 hingerichtete Deutsche

Bis vor wenigen Jahren war die Abkürzung „SMT“ für diese Militärtribunale den meisten historisch Interessierten ein Begriff. Nach dem Ende der DDR waren zahlreiche Augenzeugenberichte erschienen, die den Ablauf der oft nur wenige Minuten dauernden Verhandlungen beschrieben. Forscher, insbesondere des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, suchten in Zusammenarbeit mit russischen Behörden nach Dokumenten und legten genaue Untersuchungen vor.

Danach wurden die meisten Angeklagten zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, ganze 3.631 Personen, darunter fünf Beteiligte am Aufstand vom 17. Juni, wurden hingerichtet. Fragt man heute Google oder ChatGPT, was „SMT“ bedeutet, erfährt man davon nichts. Stattdessen werden Auflösungen diverser englischer Begriffe präsentiert. Ein Grund dafür dürfte sein, dass ein Großteil des Wissens über die sowjetischen Militärgerichte in Büchern verpackt ist, die von den Web-Crawlern der Suchmaschinen nur selten erfasst werden.

Die Lücke wird durch Defizite der deutschen Erinnerungskultur verstärkt. Der sowjetische Nachkriegsterror, den der ehemalige Moskauer Spiegel-Korrespondent Christian Neef in seinem Buch „Das Schattenregime“ unlängst noch einmal beschrieben hat, spielt darin kaum mehr eine Rolle . Beides begünstigt ein naives Russland-Bild, das paradoxerweise vor allem in den östlichen Bundesländern grassiert.

Zwei Internet-Adressen

Vor diesem Hintergrund kommt zwei neuen Internet-Seiten Bedeutung zu, die an eben diese Verfolgungen erinnern. Die eine präsentiert die Namen und Biographien von 928 Menschen, die zwischen 1950 und 1953 in Ostdeutschland von sowjetischen Militärtribunalen zum Tode verurteilt und in Moskau erschossen wurden. Da die Leichen anschließend verbrannt wurden und die Asche in ein namenloses Massengrab auf dem Friedhof Donskoje kam, trägt die Seite die Webadresse: https://donskoje1950-1953.de/. Die Website ist die digitale „Übersetzung“ eines Totenbuches, das erstmals 2005 erschien.

Die andere Website dokumentiert Lebensläufe von bislang 289 Deutschen, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 24. Oktober 1955 durch sowjetische Militärtribunale abgeurteilt wurden. Sie deckt nicht nur einen größeren Zeitraum ab, sondern befasst sich auch mit denen, die zu Lagerhaft verurteilt wurden, wobei ausschließlich Personen aufgeführt werden, die aus politischen Gründen inhaftiert wurden. Die Einträge sind ausführlicher und sollen weiter ergänzt werden, zu finden sind sie unter der Webadresse: https://verurteiltundvergessen.de/.

Beiden Internetseiten ist gemeinsam, dass sie mit einer interaktiven Deutschlandkarte starten, auf denen die Wohnorte der Verurteilten markiert sind. Durch Klicken auf einzelne Regionen erfährt man, wer dort abgeurteilt wurde. Über die Namen gelangt man dann zu einer Kurzbiografie, die unter anderem den Tag der Verhaftung, der Verurteilung und gegebenenfalls der Rehabilitierung nennt. In Anlehnung an eine Initiative der in Russland inzwischen verbotenen Menschenrechtsorganisation Memorial, das letzte Wohnhaus Hingerichteter mit einer Tafel zu kennzeichnen, nennt „Verurteilt und vergessen“ auch die letzte Anschrift der Opfer.

Verurteilt zu 20 Jahre Lager

Klickt man zum Beispiel auf die brandenburgische Hauptstadt Potsdam, stößt man auf den Schriftsteller Horst Bienek, der seinen Wohnsitz ausgerechnet in der von König Friedrich Wilhelm III angelegten Russischen Kolonie 11 hatte. Im November 1951 wurde der damals 21-Jährige verhaftet und vier Monate später wegen „antisowjetischer Hetze“ und „Spionage“ zu 20 Jahren Lager verurteilt.

Da er ein Meisterschüler Bertolt Brechts war, sollte der sich nach einer Versammlung des Berliner Ensembles für ihn einsetzen. Doch Brecht lehnte ab und Bienek kam in ein Arbeitslager im sowjetischen Workuta.

Erst 1955, nach dem Moskau-Besuch Konrad Adenauers, kam der Schriftsteller wieder frei. Einige Gedichte, die er im Lager auf Toilettenpapier geschrieben hatte, konnte er in Zahnpastatuben nach Deutschland schmuggeln. Mehrere Werke – insbesondere „Traumbuch eines Gefangenen“„Die Zelle“ und das posthum erschienene „Workuta“ – reflektierten später seine Hafterfahrungen, die auch in seinem im Oktober erscheinenden Tagebuch eine Rolle spielen. Erst 1994, vier Jahre nach seinem Tod, rehabilitierte ihn die russische Hauptmilitärstaatsanwaltschaft, da weder die Übergabe eines frei verkäuflichen Adressbuches noch das Lesen West-Berliner Zeitungen eine Straftat gewesen sei.

In Potsdam lebte auch der CDU-Politiker Erwin Köhler, der dort im Dezember 1946 zum zweiten Bürgermeister gewählt worden war. Unter dem Eindruck einer Verhaftungswelle in der brandenburgischen CDU trat er Anfang März 1950 zurück, doch kurz darauf wurden er und seine Frau Charlotte ebenfalls festgenommen. Unter Folter wurden sie zu Geständnissen gezwungen, die sie später zurücknahmen. Ungeachtet dessen verurteilte sie das Militärgericht wegen „Spionage“ und „konterrevolutionärer Agitation und Propaganda“ zum Tode. Wie brutal die sowjetische Geheimpolizei vorgegangen sein muss, zeigt das Schicksal des CDU-Fraktionschefs im Brandenburgischen Landtag, Frank Schleusener, der mit Köhler zusammen verhaftet worden war und nach sechstägiger Haft seinen Verletzungen erlag.

Nach der Verurteilung wurde Erwin Köhler zusammen mit seiner Frau nach Moskau deportiert und dort am 20. Februar 1951 erschossen; Charlotte Köhler erlitt am 10. April dasselbe Schicksal. Ihre Kinder erhielten erst nach Jahren eine Todeserklärung. 1992 rehabilitierte die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft das Ehepaar, denn die „Schuld“ des CDU-Politikers habe allein darin bestanden, dass er bei Dienstreisen nach Ost-Berlin mit der S-Bahn durch die Westsektoren gefahren sei.

Die beiden Fälle stehen exemplarisch für das Schicksal tausender Verurteilter. Die Verfahren vor den Militärgerichten hatten mit rechtsstaatlichen Prozessen nichts zu tun. Die Öffentlichkeit war ausgeschlossen, Verteidiger und Entlastungszeugen waren nicht zugelassen, Rechtsmittel konnten nicht eingelegt werden. Nur bei Todesurteilen wurde manchmal darauf aufmerksam gemacht, dass die Verurteilten ein Gnadengesuch einreichen könnten, dem jedoch selten entsprochen wurde.

Ein schwacher Trost

Die Fälle Bienek und Köhler zeigen aber auch das unterschiedliche Vorgehen der beiden Websites. Während die über die Erschossenen nur vergleichsweise knapp deren Biografien referiert, liefert das Portal „Verurteilt und Vergessen“ mehr Hintergrundinformationen. Es fordert zudem dazu auf, weiteres Material bereitzustellen. Dabei präsentiert es ausschließlich Verfolgte, die von Russland rehabilitiert worden sind, was angesichts der unter Putin immer restriktiver gewordenen Rehabilitierungspraxis nicht unproblematisch ist.

Dass es bislang keine Website gibt, auf der man alle Verurteilten findet, ist durchaus symptomatisch für die Aufarbeitung des Kommunismus in Deutschland. Das Thema wird nicht als gesamtstaatliche Aufgabe angesehen. Dazu passt, dass es noch eine dritte Website mit interaktiver Deutschlandkarte gibt, die ausschließlich Stasi-Häftlinge vorstellt. Das dahinterliegende Projekt, das ursprünglich sämtliche politischen Gefangenen erfassen sollte, musste im vergangen Jahr abgebrochen werden, weil das FDP-geführte Forschungsministerium es nicht verlängern wollte.

Willkürliche Verhaftungen, Folter und extrem lange Strafen bestimmen heute wieder die Praxis der russischen Militärjustiz. Es ist nur ein schwacher Trost, dass vielleicht auch dieser Opfer eines Tages öffentlich gedacht wird.

 

Hubertus Knabe, geb. 1959, ist ein deutscher Historiker. Er war Direktor der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ab ihrer Gründung im Jahr 2000 bis zum September 2018. Knabes Veröffentlichungen widmen sich der Westarbeit der DDR-Staatssicherheit, den Oppositionsbewegungen im Ostblock, der ostdeutschen Nachkriegsgeschichte sowie der Aufarbeitung der SED-Diktatur. Er unterhält den Blog hubertus-knabe.de auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.

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Leserpost

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Sabine Drewes / 01.08.2024

@Matthias Ditsche: “... Ein Aufarbeiten der sowjetischen Verbrechen in Mitteldeutschland (nicht “Ostdeutschland”, Herr Knabe) hat die große Öffentlichkeit nie erreicht. Deutsche sind halt immer nur Täter, sagt der Deutsche.” Da treffen Sie ins Schwarze. Die sowjetischen Verbrechen in Ost- und Mitteldeutschland interessierte ohnehin immer schon nur einen kleinen Kreis. Heute interessieren sich dafür weniger denn je. Erschreckend finde ich die absolute Empathielosigkeit, die deutschen Opfern von Kriegen, Gewalt und Terror von nicht wenigen ihrer eigenen Landsleuten entgegenschlägt. Zu behaupten, sie seien allesamt selber schuld gewesen, ist nicht nur historisch erwiesenermaßen falsch, sondern schlicht unmenschlich. Noch einmal Staatspräsident Lennart Meri am 3. Oktober 1995 in Berlin: ‚‚Als Este sage ich dies und frage mich, warum zeigen die Deutschen so wenig Respekt vor sich selbst? Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Aber wenn man die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht sehr ernst genommen zu werden. Als Nicht-Deutscher erlaube ich mir die Bemerkung: Man kann einem Volk nicht trauen, das rund um die Uhr eine intellektuelle Selbstverachtung ausführt. Diese Haltung wirkt auf mich wie ein Ritual, eine Pflichtübung, die überflüssig und sogar respektlos gegenüber unserem gemeinsamen Europa dasteht. Um glaubwürdig zu sein, muß man auch bereit sein, alle Verbrechen zu verurteilen, überall in der Welt, auch dann, wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre eigene Geschichte so tabuisieren, daß es enorm schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren oder zu diskutieren, ohne dabei schief angesehen zu werden – aber nicht etwa von den Esten oder Finnen, sondern von Deutschen selbst? Bevor wir überhaupt an eine ‚neue Weltordnung‛ zu denken beginnen, brauchen wir vor allem historische Aufrichtigkeit und Objektivität.“

Michael Scheffler / 01.08.2024

Wie auch in den Osthold-Artikeln diese eigenartige Gleichsetzung von Russland und der Sowjetunion. Dabei war doch ein Großteil der sowjetischen Führer nicht wirklich russisch, sondern georgisch oder ukrainisch. Und der, dem wir die Einheit des kleinen Restdeutschlands und den Abzug der Sowjetunion zu verdanken haben, ein waschechter Russe. PS: @giesemann, nicht nur in der Ukraine gab es Tote durch den Hunger, auch in Russland. Einer der Haupttäter dabei war der Ukrainer Trotzki.

T. Gilde / 01.08.2024

Als ob es hier im Wertewesten anders wäre. Träumen Sie weiter.

Fred Burig / 01.08.2024

@Gerd Maar:”..... und wie nennt man die Ossis die hier ständig Verleumdungen über Amerikaner verbreiten, vermutlich ohne je einen getroffen zu haben?”.... “Vermutlich” bestätigt ihre Aussage über “Verleumdungen der Amerikaner” durch “Ossis” nur meine Meinung, da sie in einer von ihnen bekannten, arroganten Pauschalität erfolgt! Die angeblichen “Verleumdungen” betreffen niemals die Amerikaner schlechthin - genau so wenig, wie die “Russen- Phobie” einiger “Wessis” kaum alle russischen Menschen betreffen wird! Und sie können aus den Inhalten der betreffenden Kommentare auch genau erkennen, welcher Personenkreis explizit gemeint ist! Zudem liegt es mir fern, alle schon länger im Westen Lebenden als “Klugscheißer” zu betiteln - gemeint sind nur die wirklich echten ....  @Lutz Herrmann:”.....  “Klugscheißer aus den gebrauchten Bundesländern” muss sich Herr Knabe bestimmt nicht gefallen lassen. Also nicht von Leuten, die mit keinem Satz auf den Artikel eingehen, sondern nur verinnerlichte Feindbilder von früher reproduzieren.” Sie sollten schon in der Lage sein, es selbst zu erkennen, dass meine Aussage eher allgemein formuliert wurde - und daher nicht zwingend durch MICH mit Herrn Knabe in Verbindung zu bringen ist. Zudem habe ich den mir anrüchigen Satz zu Anfang meines Kommentars in Anführungszeichen gesetzt - gerade weil ich auf den Artikel eingegangen bin! Sie sollten da nichts verdrehen. Aber IHR letzter Halbsatz qualifiziert vielleicht gerade SIE für diese Kategorie ..... MfG

B.Jacobs / 01.08.2024

Man muss zum klaren Verständnis die gesamte Geschichte aufrollen, nicht umsonst warnte der US Präsident Abraham Lincoln bereits damals schon vor der satanischen Sekte der Globalisierer mit aktuellen Sitz in New York. Ach die Amis sind dank ihrer Politnieten und die von den globalen Finanzoligarchen gekauften Politmarionetten kein freies Land mehr. Begonnen hat die Geschichte in GB, wo der Rothschild Clan danach strebte ein ganzes Weltimperium für eine kleine Elite auf zu bauen. Dank der größenwahnsinnigen Dummheit von vdL als Bilderberg Marionette, hat sie den Finanzkrieg Ost und West entfacht, wo selbst Merz kommentierte “Der Rauswurf Russlands aus SWIFT (Welthandelswährung), geht auf dem Kapitalmarkt hoch wie eine Atombombe. ” wenn zwei sich zanken, freut sich der Dritte, China und die globalisten dürften mit einem Sitz in der chinesischen Diktatur, wohl ziemliches Interesse haben.  Auch die vom 2. Weltkrieg betroffenen Walther Rathenow und Kurt Tucholski warnten vor den Krallen dieser Sekte, die ganze Völker in ihre Knechtschaft zwingen wollen. Die Analyse von Rathenow dazu ist lesenswert. Es funktioniert wie folgt “REALWIRTSCHAFT UND SELBSTVERSORGUNG DER LÄNDER ZERSTÖREN; SIE IN FINANZIELLE ABHÄNGIGKEIT TREIBEN; UM SIE IN EINE DIKTATUR DER KONZERNE UND FINANZOLIGARCHEN ZU NÖTIGEN: ” Warum wohl kauft Bill Gates überall Land auf, damit er gemäß seiner Ideologie bestimmen kann, wie und wofür es genutzt wird und welche traditionellen Werte dafür zu sterben müssen. Sowohl in D. wurde mit Kriegsanleihen von den Gläubigern auf Sieg und Niederlage gewettet, wir aktuell in der Ukraine mit Kriegswetten. Sie wollen sich alles unter den Nagel reißen für ihr Finanzimperium, das sie diktieren wollen.

A. Quesseleit / 01.08.2024

„ Während sich der Sowjetkommunismus autogenozidal, also mehr innenexpansiv zeigte, offenbarte der NS seine führende Rolle im Vernichten im außenexpansiven Ausgreifen.“ Dann ist ja gut, daß in Deutschland jetzt das so wie in der SU gehandhabt wird. Das Volk, so nicht genetisch sowieso schon von vorauseilendem Kadavergehorsam befallen, wird durch die linken Staatsorgane effizient und nachhaltig ins Bockshorn gejagt, oder geht gleich selber dem Denunziantentum nach, um sein Nach-Oben-Buckeln zu beweisen. Dem Rest, nicht insignifikant, wird mit gesellschaftlichem und finanziellem Ruin bestraft bzw. der Ruin wird ihm nur angedroht, nach dem Motto „Bestrafe einen, erziehe hundert“, oder geht entnervt ins Exil, so ihm dieser Weg sprachlich/beruflich/finanziell noch offen steht. Die Maße für einen Aufstand sind somit ausreichend klein gehalten…und außerdem macht weder das mitteldeutsche Altersheim noch der westdeutsche Kindergarten einen Aufstand. Und so können die Merkels, Faesers, Habecks und Reschs schalten und walten, wie sie wollen. Ohne Risiko für Leib, Leben, Haus oder Bankkonto.

Chris Kuhn / 01.08.2024

@Detlef Rogge: Ihr früher Kommentar wurde mir schon vor 40 Jahren von meiner ersten Russischlehrerin, einer estnischen Sowjetbürgerin, bestätigt. (An die üblichen hier: ich bin kein “Ossie”, kenne aber Rußland so gut wie die Ukraine mit Freunden in beiden Ländern.) Es waren die Mongolen und Tataren, welche das russische Bauernvolk im Endeffekt brutalisierten. Neben der Geographie hat der schließlich aufkeimende Widerstand der Bojaren und Zaren dann Europa vor den asiatischen Horden geschützt. Eine weitere welthistorische Leistung Moskaus war der Erhalt des Ostchristentums nach dem Fall von Konstantinopel. Und nur von Katharina d. Gr. wurde das Osmanische Reich daran gehindert, sich im Schwarzmeergebiet festzusetzen. Ohne ihre Sicherung von Neurußland gäbe es die spätere Ukraine überhaupt nicht, das sollten die dauerhaft Russophoben hier vielleicht einmal realisieren. Daß nach dem Fall der Sowjetunion der Islamismus mit unverhohlener türkisch-arabischer Unterstützung daran gegangen ist, dem Unterleib des Riesenlandes ein Grimmen zu bereiten, war demographisch kaum vermeidbar. So kurzsichtig wie unappetitlich ist es jedoch, daß US-amerikanische Geopolitikkreise davon noch hämisch profitieren wollen, als ob ihnen die Fälle Afghanistan, Irak, Syrien und Libyen nicht eine Lehre sein müßten.

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