Gerd Buurmann / 27.12.2018 / 09:16 / Foto: Pixabay / 80 / Seite ausdrucken

Moscheesteuer: Wird Austritt dann lebensgefährlich?

In der aktuellen Regierungskoalition von CDUCSU und SPD wird zur Zeit über die Einführung einer Moscheesteuer nachgedacht. Diese Steuer soll für die muslimischen Gemeinden wie bei den christlichen Gemeinden vom Staat eingetrieben werden. Unions-Bundestagsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) erklärt in der Welt, eine Moscheesteuer sei „ein wichtiger Schritt“ und würde es Muslimen erlauben, finanziell auf eigenen Füßen zu stehen. Der Justiziar der Unionsfraktion, Michael Frieser (CSU), erklärt:

„Das Ziel muss eine eigenständige Finanzierung sein, um die Unabhängigkeit der Moscheegemeinden zu gewährleisten.“

Ich verstehe die Absicht hinter der Steuer. Die Finanzierung von muslimischen Gemeinden in Deutschland soll von ausländischen Geldgebern entkoppelt werden. Diesem Vorschlag wohnt jedoch eine große Gefahr inne.

Da in Deutschland die sogenannte Kirchensteuer erhoben wird, gibt es ebenfalls die Möglichkeit, offiziell und mit staatlicher Beglaubigung aus der Kirche auszutreten. Dieser Austritt wird von den Kirchen akzeptiert. Auch ich bin aus der katholischen Kirche ausgetreten.

Sollte es in Deutschland bald eine Moscheesteuer geben, dann wird dieses Land auch einen Austritt aus der islamischen Glaubensgeneinschaft ermöglichen müssen. So wie es möglich ist, offiziell und mit staatlicher Urkunde beglaubigt aus der Kirche auszutreten, wird es dann auch möglich sein, aus dem Islam auszutreten. Genau da liegt das Problem.

Der „Abfall vom Glauben“, im Islam Ridda (arabisch ردة) oder Irtidād (ارتداد) genannt, wird islamrechtlich an manchen Orten der Welt mit der Todesstrafe geahndet. Menschen, die den Islam verlassen, werden Murtadd (مرتد) genannt. Mit der Einführung der Moscheesteuer würde Deutschland eine staatliche Behörde schaffen, die Menschen, die die Steuer nicht entrichten wollen, offiziell zu Murtadd erklärt. Im Sudan, Jemen und Iran, sowie in Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, Afghanistan, Somalia und in Mauretanien kann Abfall vom Islam noch heute mit dem Tode bestraft werden.

Viele werden die Steuer aus Angst ums Leben zahlen

Es ist somit für Menschen lebensgefährlich, eine in Deutschland ausgestellte Beglaubigung zu bekommen, die erklärt, sie seien aus dem Islam ausgetreten. Genau eine solche Beglaubigung wird aber in Zukunft jeder Muslim erhalten, der ebensowenig die Moscheesteuer zahlen möchte, wie ein Christ die Kirchensteuer.

Ich konnte angstfrei aus der katholischen Kirche austreten. Für jeden Moslem wird ein solcher angstfreier Austritt nicht möglich sein. Es werden somit bei Einführung der Moscheesteuer viele Menschen die Steuer zahlen, schlicht und ergreifend, weil sie Angst um ihr Leben haben, wenn sie austreten, denn die Fundamentalisten des Islams bedrohen „Abtrünnige“ auch in Deutschland, wie die Beispiele Hamed Abdel-Samad und Amed Sherwan zeigen.

Vielen Leuten, die eine Moscheesteuer fordern, ist diese Gefahr nicht klar. Genau diese Ignoranz gegenüber den nicht wenigen Fundamentalisten innerhalb des Islams führt zu Ideen, denen Muslime zum Opfer fallen. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt begrüßt die Debatte um eine Moscheesteuer und erklärt:

„Es wäre klug und höchste Zeit, dass wir für die muslimischen Gemeinden in Deutschland unabhängige Finanzierungsquellen finden und damit den schädlichen Einfluss durch politische gesteuerte Gelder und radikale Prediger aus der Türkei oder den Golfstaaten endlich unterbinden.“

Ich verstehe Katrin Göring-Eckardts Intention, aber der Islam ist nicht das Christentum. Diese einfache Wahrheit zu akzeptieren, ist der erste und vor allem nötige Schritt auf dem Weg hin zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Islam.

Dieser Beitrag erscheint auch auf Gerd Buurmanns Tapfer im Nirgendwo

Foto: Pixabay

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Lutz Herzer / 27.12.2018

Sollte der Begriff Moscheesteuer als Pendant zum Begriff Kirchensteuer zu verstehen sein, würde das von einem infantilen Sprachverständnis seiner Urheber zeugen. Im Gegensatz zum Begriff 'Kirche' erfasst der Begriff 'Moschee' nämlich nicht die Organisationsform einer Religionsgesellschaft, sondern nur den Ort der Religionsausübung. Eine Moscheesteuer dürfte demnach nur auf den Betrieb einer Moschee erhoben werden und nicht auf die Zugehörigkeit zu einer Religionsgesellschaft, welche auf ein individuelles religiöses Bekenntnis schließen lässt. Dieses wiederum hat den Staat genauso wenig etwas anzugehen wie alle anderen Bekenntnisse. Indem der Staat den Bürger jedoch nötigt, sein Bekenntnis zu offenbaren, ist es bereits nicht mehr frei im Sinne des Artikel 4 Absatz 1 des Grundgesetzes (Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich).

Robert Korn / 27.12.2018

Die Lösung kann doch nur sein, die Kirchensteuer komplett abzuschaffen.

Gottfried Meier / 27.12.2018

Wie soll das Geld dann verteilt werden? Je ein Drittel an Sunniten, Schiiten und Aleviten?

Jochen Lindt / 27.12.2018

Wenn ich sehe wofür die Kirchensteuer rausgehauen wird, dann kann ich den Moslems nur empfehlen sich mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. Von Erdogan finanzierte Hodschas arbeiten sicher 10x mehr als jeder steuerfinanzierte christliche Pfaffe. Abgesehen davon kümmert sich der Hodscha um seine eigene Gemeinde und nicht um das Wohlergehen von zukünftigen Flüchtilanten aus Sub-Sahara.

Wolfgang Richter / 27.12.2018

Sehr geehrter Herr Buurmann, da es kaum möglich sein wird, die diversen und sehr unterschiedlich ausgerichteten Islamvereine im Lande unter einen gemeinsamen Deckel zu bekommen und unter diesem vereint analg zur den christlichen Kirchen zu einer einigen Körperschaft des Öffentlichen Rechts zu machen, außerdem das zu ermöglichende Outing als Abtrünniger mit der nach deren Gottes Wort unveränderlichen Sanktion "Todesstrafe" zu ahnden ist, werden "wir" doch tolerant und solidarisch genug sein, mit einer Art "Islam-Soli" diese Probleme auszuräumen. Aus Sicht der Folger der einzig wahren Religion sind "wir" als Ungläubige ohnehin zur Steuer als Überlebensgarantie, Yizya genannt, verpflichtet. Daß diese tolle Idee von Vertretern der ehemaligen Volks-C-Partei kommt, halte ich persönlich eher für einen vorgezogenen April-Scherz. Vielleicht sollte man die Idee tatsächlich aufgreifen, aber von hinten her aufziehen, so wie die Kanzlerette angeblich vom Ende her denkt - Glaube ist Privatsache, also weg mit dem staatlichen Einzug der Kirchensteuer. Sollen doch alle einem Glauben nachhängende Organisationen zusehen, wie sie von ihren jeweiligen Anhängern an den Unterhalt ihrer Repräsentanten kommen, wie beim Monopoly - ohne über "Los" zu gehen. Auf jeden Fall verspricht der Ideenreichtum der in Berlin und Brüssel hockenden Politkommödianten für das Neue Jahr mindestens den selben Unsinnsfaktor, mit dem sie in der Vergangenheit wundersam glänzten.

Matell Karl / 27.12.2018

So dumm und unausgegoren die Idee auch sein mag, sie macht den Islam weder von einer faschistischen Ideologie zu einer Religion, noch unterbindet sie die Zahlungen aus dem Ausland. Allenfalls eine Ergänzung wird stattfinden. Wer das nicht sieht, ist blindblöd!

Frank Dieckmann / 27.12.2018

Logikbruch! Man tritt aus der institutionalisierten Kirche und nicht etea aus dem Glauben aus. Wenn man nicht vollendens zur Klarsicht gelangt ist, bleibt man Christ. Es gibt aber im Islam keine Institution, die irgendwie vergleichbar wäre. Gäbe es solche Organisationen, wäre es auch dort nur ein Austritt aus einem Verein.Eigentlich sollte man die Kirchensteuer abschaffen! Es ist ein 200 Jahre altes Relikt ohne Existenzberechtigung. KEINE MACHT DEN KIRCHEN!

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