Peter Grimm / 25.11.2022 / 09:00 / Foto: cartese / 0 / Seite ausdrucken

Morgenlage: Kraftwerke und Kriegsziele

Guten Morgen, es ist der 25. November und Zeit für eine Morgenlage. Auch heute gibt es zu Beginn noch drei kurze Blicke auf runde und halbrunde Jahrestage: Vor siebzig Jahren fand im Ambassadors Theatre in London die Uraufführung des Bühnenstücks The Mousetrap (Die Mausefalle) von Agatha Christie statt, das sich in der Folge zum längstlaufenden Bühnenstück der Welt entwickelte. In der Nacht vom 24. zum 25. November wollte die Stasi vor 35 Jahren bei einer Razzia in der in Kirchenräumen ansässigen Umweltbibliothek die Produzenten der Oppositionszeitung „Grenzfall" auf frischer Tat ertappen und verhaften. „Grenzfall" wurde aber in diesem Moment nicht gedruckt, der Stasi-Überfall trat aber eine Protestwelle los. Und vor dreißig Jahren billigte das tschechoslowakische Parlament in Prag die Auflösung der Tschechoslowakei zum 1. Januar 1993. Seither sind Tschechien und die Slowakei souveräne Staaten. Dass die Auflösung eines Staates so geräuschlos und friedlich ablaufen kann, ist immer noch bemerkenswert. Damit kommen wir dann zu den weniger friedlichen Nachrichten des heutigen Morgens.

Islamistischer Anschlag auf Christen in Nigeria

20 Tote gab es bei einem islamistischen Angriff auf ein christliches Dorf in Nigeria, hat die Menschenrechtsorganisation „Christen in Not“ mitgeteilt. Demnach hätten die radikalislamischen Milizen die Hütten der Bewohner des Dorfs im Bundesstaat Plateau zunächst in Brand gesetzt und anschließend auf die fliehenden Menschen geschossen. (Quelle: Deutschlandfunk)

Iranische Drohnen-Ausbilder auf der Krim getötet

Auch der Ukrainekrieg bestimmt die Nachrichten wieder entscheidend. Vom Einsatz iranischer Drohnen durch Russland in diesem Krieg wurde ja schon wiederholt berichtet, doch jetzt sind mehrere iranische Drohnen-Ausbilder auf der Krim gezielt getötet worden, wie es in einem Bericht des weißrussischen oppositionellen Nachrichtenkanals Nexta heißt. Die genaue Zahl der getöteten Iraner sei bislang nicht bekannt. (Quelle: n-tv)

Ukrainische Atomkraftwerke sind wieder am Netz

In der Ukraine sind derweil gestern Nachmittag wieder vier Atomkraftwerke ans Netz angeschlossen worden, die wegen russischer Angriffe abgeschaltet worden waren. (Quelle: Deutschlandfunk)

Krim-Eroberung bleibt Kiewer Kriegsziel

Trotz der andauernden massiven Zerstörung ukrainischer Infrastruktur und auch der skeptischen Stimmen aus dem Westen will Präsident Wolodymyr Selenskyj an einer Eroberung der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim als Kriegsziel festhalten, wie er der „Financial Times“ erklärt habe.

Wenn ein Verhandlungsvorschlag bedeute, dass die Krim ein Teil Russlands bleibe, „sollte niemand darauf seine Zeit verschwenden. Das ist Zeitverschwendung“, wird der Präsident zitiert. (Quelle: ORF)

Türkei bombardiert Ölfelder in Syrien mit Drohnen

Derweil hat der türkische Präsident Erdogan seine Luftwaffe in der Nacht zum Donnerstag Anlagen zur Ölförderung der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) im Nordosten des Nachbarlandes angreifen lassen, heißt es in Meldungen aus der Region. Demnach seien Ziele nahe der Stadt Kamschli und im ölreichen Gebiet Rumeilan mit Drohnen bombardiert worden. Nach SDF-Angaben seien Dutzende Menschen getötet worden, darunter elf ihrer Milizionäre. Es soll das erste Mal gewesen sein, dass die Türkei systematisch von der SDF kontrollierte Ölfelder angegriffen habe. (Quelle: n-tv)

Ex-Nationalspieler im Iran verhaftet

Im Iran ist der ehemalige iranische Fußballnationalspieler Voria Ghafouri nach Angaben der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim verhaftet worden. Dem 35 Jahre alten Verteidiger werde Propaganda sowie Beleidigung der Nationalmannschaft vorgeworfen, heißt es. Ghafouri ist seit Jahren als Kritiker des islamischen Regimes bekannt. Wegen seiner öffentlichen politischen Äußerungen sei er letztes Jahr auch von seinem Verein Esteghlal Teheran entlassen worden, obwohl er bei den Fans äußerst beliebt war. (Quelle: Tagesschau)

Neues aus der EU

Auch die EU sorgt wieder für einige erwähnenswerte Meldungen. Es geht beispielsweise weiter nichts bei der Suche nach einem sogenannten Gaspreisdeckel voran, denn nach wie vor können sich nicht alle EU-Staaten auf einen solchen einigen. Zudem wären auch die anderen möglichen EU-Notfallpläne blockiert, weil das Treffen der EU-Energieministerinnen ist am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen sei. Die nächste Chance auf eine Vereinbarung gebe es erst Mitte Dezember. (Quelle: ORF)

Entschlossen zeigt sich hingegen die EU-Kommission, zumindest wenn es darum geht, ausstehende Milliardenzahlungen an Ungarn weiterhin einzufrieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und sechs ihrer Kommissare hätten bereits am Mittwoch eine Vorentscheidung getroffen, die kommende Woche von der gesamten Kommission noch gebilligt werden müsse. Die Brüsseler Behörde hatte bekanntlich im Sommer 7,5 Milliarden Euro für Ungarn eingefroren, weil Ministerpräsident Viktor Orban aus ihrer Sicht die Korruption fördert und die Justiz gängelt. In anderen EU-Ländern geschieht das ja nach Meinung der EU-Kommission nicht, sonst hätte da doch auch schon deren Geld eingefroren werden müssen, oder? (Quelle: Handelsblatt)

Zu guter Letzt beraten die Innenminister der EU-Staaten heute bei einem Sondertreffen in Brüssel über die wieder zunehmenden Probleme mit illegaler Migration. Ziel der Beratungen sei es vor allem, den Streit über die Aufnahme von Boots-Migranten zu entschärfen, die von Hilfsschiffen im Mittelmeer aufgenommen und in die EU gefahren werden. Nach Angaben des Innenministeriums in Rom seien allein in Italien seit Anfang des Jahres bereits mehr als 94.000 Migranten angekommen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei die Zahl damit um etwa 53 Prozent gestiegen. Wie oft haben die Innenminister der EU eigentlich schon zu diesem Thema getagt? Und wie viele Lösungen hat es gegeben? (Quelle: ORF)

Das war es erst einmal für den Freitagmorgen. Es gibt zwar kaum Anlass zu großen Hoffnungen auf bessere Nachrichten im Laufe des Tages, aber ich wünsche sie Ihnen ebenso wie ein schönes Wochenende.

Weitere Meldungen finden Sie jeden Morgen auch in unserer täglichen Presseschau.

 

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