Guten Morgen zur Morgenlage an diesem ersten Dezembertag. Die beginnt zwar wieder, wie in letzter Zeit oft, mit russischen Truppenbewegungen, aber diesmal auch außerhalb der Ukraine.
Putin will Truppen nach Syrien schicken
Trotz des Krieges in der Ukraine schickt Russlands Präsident Putin jetzt zusätzliches Militär in den Norden Syriens, berichtet u.a. n-tv.de. Das gilt als Reaktion auf die Drohungen des türkischen Präsidenten Erdogan, selbst mit Bodentruppen in Nordsyriens einzumarschieren. Beobachter halten dies für eine unmissverständliche Warnung. In Syrien haben Russland und die Türkei durchaus gegensätzliche Interessen. Putin unterstützt bekanntlich den syrischen Machthaber Assad. Erdogan will als Profiteur des Ukraine-Kriegs wiederum den Umstand ausnutzen, dass Russlands Militär in diesem Krieg weitgehend gebunden ist.
Führungswechsel beim Islamischen Staat
Unterdessen hat der „Islamische Staat“ (IS) einen Führungswechsel verkündet, wie u.a. faz.net meldet. Nachdem Abu Hassan al-Haschimi al-Kuraschi „im Kampf gegen die Feinde Gottes“ getötet worden sei, wie es ein Sprecher der Miliz gestern erklärte, wäre nun Abu al-Hussein al-Husseini al-Kuraschi zum neuen „Kalifen der Muslime“ ernannt worden. Dazu, warum der neue IS-Führer denselben Nachnamen trägt wie sein Vorgänger, wurden keine Angaben gemacht.
Eine Ermächtigung für die EU-Kommission
Damit zu einem europäischen Konflikt, nämlich dem Brexit und seinen Nachwirkungen. Der EU-Apparat kann es den Briten offenbar nicht verzeihen, dass diese sich als zahlende Mitglieder aus seinem Herrschaftsbereich verabschiedet haben. Wenn Britannien nun auch aus Nach-Brexit-Abkommen mit der EU aussteigen will, dann soll Brüssel leichter mit Sanktionen drohen können. Darauf haben sich Unterhändler des EU-Parlaments und der EU-Staaten gestern verständigt, meldet handelsblatt.com, Demnach soll die EU-Kommission besondere Ermächtigungen bekommen, um „Maßnahmen" wie Einschränkungen für Flüge oder Handels- und Investitionsbeschränkungen verhängen zu können. Sowohl das Parlament als auch die Mitgliedsstaaten müssen das Verhandlungsergebnis nun noch formell bestätigen.
19 Tote bei Anschlag in Afghanisten
Zurück in eines der notorischen Krisenländer, nach Afghanistan. Dort wurden bei einem Anschlag auf eine Koranschule im Norden des Landes 19 Menschen getötet, meldet kleinezeitung.at. Seit der Rückkehr der Taliban an die Macht hat es in Afghanistan bekanntlich zahlreiche Anschläge gegeben, zu denen sich meist der Islamische Staat (IS) bekannte.
Hunger unter den Taliban
Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich auch die Ernährungssicherheit drastisch verschlechtert. Seit dem Einfrieren ausländischer Gelder seien die Menschen nur noch einen Schritt von einer Hungersnot entfernt, meldet orf.at unter Bezugnahme auf einen BBC-Bericht. Die Not führe zu einer Zunahme des Organhandels und des Verkaufs von Töchtern durch arme Familien. Von den rund 40 Millionen Einwohnern sei derzeit knapp die Hälfte von akutem Hunger bedroht.
OSZE-Außenministertreffen beginnt ohne Lawrow
Im polnischen Lodz beraten die Minister der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, OSZE, heute und morgen über den Krieg in der Ukraine und über die Sicherheitslage in Europa allgemein, meldet deutschlandfunk.de. Der russische Außenminister Sergej Lawrow darf allerdings nicht dabei sein, weil Polen ihm die Einreise verweigert hat.
Merz gibt bei der Einwanderung den Oppositionsführer
Deutsche Politiker streiten wieder einmal über Einwanderung und Staatsbürgerschaft und CDU-Chef Friedrich Merz befindet sich wieder einmal in der Phase, in der er den Oppositionspolitiker gibt. Er bestehe darauf, zunächst mehr abgelehnte Asylbewerber außer Landes zu bringen, heißt es u.a. bei n-tv.de. Aktuell gebe es hierzulande rund 300.000 Menschen, die zur Ausreise verpflichtet seien, habe er der Rheinischen Post gesagt. „Die Bundesregierung hat den Bürgerinnen und Bürgern eine Rückführungsoffensive versprochen. Die gibt es bisher nicht." Ja, das stimmt. Aber gab es da nicht 16 Jahre lang CDU-geführte Bundesregierungen, in deren Amtszeit sich dieses Problem auch eher verschärft hatte, statt einer Lösung näherzukommen?
Völkermord nach 90 Jahren anerkannt
Immerhin hat Deutsche Bundestag gestern die vor 90 Jahren von der sowjetischen Führung gezielt herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine offiziell als Völkermord anerkannt, wie u.a. orf.at meldet. Mit großer Mehrheit hätten die Abgeordneten am Abend einen gemeinsamen Antrag von Ampelkoalition (SPD, FDP und Grüne) und Unionsfraktion gebilligt, in dem von einem „menschenverachtenden Verbrechen“ die Rede sei. Schade nur, dass es zu dieser historischen Einsicht erst den aktuellen russischen Einmarsch in die Ukraine brauchte.
Christen verlieren Mehrheit in Großbritannien
Wenden wir uns zum Schluss dieser Morgenlage in der Adventszeit den christlichen Kirchen zu. Denen laufen die Mitglieder offenbar nicht nur in Deutschland weg. Zumindest meldet bernerzeitung.ch aus Großbritannien, dass das Königreich erstmals seit dem frühen Mittelalter kein mehrheitlich christliches Land mehr sei. Nach den gerade veröffentlichten Ergebnissen der letzten Volkszählung habe sich weniger als die Hälfte der Bevölkerung noch dem Christentum zugerechnet. In England und Wales sei der Anteil derer, die sich als Christen betrachten, in den zehn Jahren zwischen der Volkszählung von 2011 und der von 2021 von 59 Prozent auf 46 Prozent gesunken. Die Ergebnisse für Schottland und Nordirland würden noch fehlen, doch werde der aktuelle Anteil der Christen an der gesamten britischen Bevölkerung auf 47 bis 48 Prozent geschätzt. Wenn man die genaue Fragestellung nicht kennt, weiß man natürlich nicht, ob sich darin vor allem eine Abkehr von der Institution Kirche oder wirklich eine Abkehr vom christlichen Glauben ausdrückt.
Mit solchen Glaubensfragen endet diese Morgenlage wie immer mit den besten Wünschen für diesen Donnerstag.