Archi W. Bechlenberg / 14.03.2020 / 16:00 / 18 / Seite ausdrucken

Moderne und zeitgenössische Nachrichten

Um 10 Uhr machte ich das Radio an; es ging mir ums Wetter, da es heute früh so aussah, als könne ich das Cabriodach aufklappen, ein wenig meiner Lust am Individualverkehr frönen und fernab der Mitmenschheit ein paar Liter Benzin auf verlassenen Bergstraßen verballern. Da Cafés geschlossen sind bzw. als Virenquellen gemieden werden sollten, würde ich mir für unterwegs eine Thermoskanne mit heißem Koffeintrank füllen, dazu eine Ecke Low-Carb Käsekuchen in eine Tupperdose packen sowie einen Flachmann mit Whisky einstecken, diesen natürlich nur für den Fall, dass ich unterwegs von einer Schlange gebissen werden sollte.

Vor dem Wetterbericht galt es, den aktuellen Nachrichten zu lauschen, also Corona, Griechenland, Erdogan, Klimawandel, Diesel, Tempo 130, irgendwas mit Trump und Johnson und natürlich Greta. Corona kam wie zu erwarten an erster Stelle. Aber dann – nichts von allem anderen. Die Krisen in der Welt, ja sogar in ganz Deutschland, sie sind auf wundersame Weise verschwunden, und man hätte gleich zum Wetter kommen können. 

Nun sind allerdings im Laufplan des Senders fünf Nachrichtenminuten verplant; die gilt es zu füllen. Was mit Corona alleine wohl nicht zu schaffen war, denn es gab doch noch einen zweiten Themenkomplex. Vor dem Wetter („unbeständig mit Regenschauern“) konnte ich folglich erfahren, dass Deutschland den modernen und zeitgenössischen Tanz für die immaterielle Weltkultur-Erbe-Liste der Unesco nominiert hat. Außerdem hat man die Flößerei und die manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas vorgeschlagen. Ich blieb dann zu Hause.

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Andreas Rochow / 14.03.2020

Belustigt nehme ich wahr, wie unterwürfig bei der UNO materielles wie immaterielles Kulturgut zur “Nominierung” vorgeschlagen wird. Die UNO mit ihrer UNESCO maßt sich an, Kulturgut nach eigenem Gusto für schützens- und förderwürdig zu listen oder eben nicht! Merkt denn niemand, dass der größte Kultur- und Nationenfeind die UNO selbst ist? Das Dresdener Elbtal - böse-böse! - hat es nicht auf die “Kulturerbe”-Liste der UNESCO geschafft, weil die Dresdner sich nicht den Bau der Feldschlösschenbrücke haben verbieten lassen! Umwelt-NGOs hatten die Gefährdung der Kleinen Hufeisennase, einer Fledermausart, gemeldet und mit dem Entzug der Anerkennung gedroht. Da Dresden in Dunkeldeutschland liegt, hat die Drohung nichts gebracht. Lachnummer allererster Güte! Merkt denn niemand etwas? Die UNO hat doch mit meinem Kulturerbe nichts zu tun! - Verehrter Archi W. Bechlenberg, vergeblich habe ich nach dem offenen Cabrio mit dem gut versorgten Fahrer Ausschau gehalten! Vielleicht klappt es das nächste Mal. Obwohl ich bisher Flachmänner verschmäht habe, habe ich wegen der Coronakrise umgedacht. Ab sofort führe ich immer eine Probe vom besten Whisky mit mir. Danke für die Anregung!

R.E.Rath / 14.03.2020

Herr Bechlenberg, es dürfte einerlei sein, welche Art von Sender Sie gehört haben, denn die privaten unterscheiden sich von den öffentlich rechtlichen nur unwesentlich. Da das Betreiben eines privaten Senders nach meiner Vorstellung in erster Linie der Gewinnerzielung dient, frage ich mich, warum die Privaten nachrichtenmäßig die Sender ARD kopieren ?  Damit meine ich, dass in den Nachrichtensendungen nur Nachrichten vermittelt werden, keinen Proporz kennen, keine Kommentare mit Nachrichten vermischen, während der gesamten Nachrichten nur die Stimme des Vorlesers zu hören ist, keine tägliche Einfügung alter Informationen, die politische Wirkungen erwirken sollen (z.B. gegen Trump, AfD und Boris Johnson) wie zum Beispiel die Vorkommnisse von Hanau - nach dem Motto: Kurz, knapp und zutreffend. Viele meiner Bekannten würden wie auch ich einen derartigen Sender bevorzugen. Im Moment ist es so, dass ich während der Nachrichten den Ton reduziere.

Nikolaus Neininger / 14.03.2020

Huh - ein Deja-vu! Aus einem verstaubten Bücherregal habe ich per Zufall “Der Medienkrieg” von Paul Lendvai gezogen. Eine sehr ausführliche Analyse der Ostblock-Propaganda, veröffentlicht 1980. Und top-aktuell! Die Nachrichtenauswahl und -formulierung ist genau dieselbe (wie auch bereits von einigen Vorkommentatoren angedeutet)....

Karla Kuhn / 14.03.2020

“....von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas vorgeschlagen.” Habe ich doch glatt gelesen von HOHL-  UND FLACHZANGEN !!  Herr Stricker, ich habe auf Preßwurst getippt. Aber die “Hohlraumversiegelung” hat was, da kommt keiner mehr raus.

Stephan Bender / 14.03.2020

“Die Krisen in der Welt, ja sogar in ganz Deutschland, sie sind auf wundersame Weise verschwunden, und man hätte gleich zum Wetter kommen können. ”—- Aber lieber Bechlenberg, das Wetter ist doch die Krise: “Im Laufe des Tages ergiebige Niederschläge von der Nordsee bis zum Alpenvorland. ... Die weiteren Aussichten bis Mittwoch ... Es wird eine üble Dürre kommen, die Erde wird sich blitzschnell erwärmen und und, liebe Zuhörer, sie werden alle sterben! ... Das waren die Morgen-Nachrichten auf BBQ1, und wir machen hier weiter mit den heißen Rolling Stones und ihrem unvergesslichen Song: I can’t get no Disinfection! ...”

Werner Schiemann / 14.03.2020

Schade, daß Sie daheim geblieben sind. Heute eine kurze Runde auf de Goldwing. Natürlich mit geschlossenem Visier und Tuch vor der Nase. Wieder ein wenig Gefühl für das Gerät entwickeln. Wetteraussichten für morgen recht gut. Meine Frau und ich werden also einen Kurztrip in die Eifel oder die Ardennen veranstalten. Dabei, wie vor 30 Jahren als wir noch arm waren:-), eine Thermoskanne Kaffee, ein paar Butterbrote und gut transportable Kekse aus dem EPA-Angebot (Panzerplatten) einpacken. Dann ein ruhiges Plätzchen , vielleicht ne einsame Bank. Das Leben kann so schön sein. Whiskey wäre auch nicht schlecht. Ist aber auf 2 Rädern noch weniger anzuraten. Denn gibt es dann nach der Rückkehr. Ihnen allzeit gute Fahrt. Sie werden sich doch nicht von Hohl- und Flachmeldungen aufhalten lassen.

Ulla Schneider / 14.03.2020

Und jetzt Herr Bechlenberg,stellen Sie sich folgendes vor, nachdem Sie im Radio gehört haben, dass zeitgenössischer Tanz ein Vorschlag für des Weltkulturerbe ist: McCoi Tyner am Klavier, Pharoah Sounders mit Saxophon, dann noch die “dicke Berta” Bass und ........ eine kleine Tänzerin mit schwarzen Haaren und nackten Füßen tanzt Improvisation Jazz auf ihrem Armaturenbrett. Dazu ein Gläschen ihres “Schlangengifts”. Und das 38 Jahre zurück. Das wäre doch was….....

Detlef Rogge / 14.03.2020

Wer weiß, ob die Nachrichten Sie nicht vor Schlimmerem bewahrt haben. Lange nichts mehr zur Tauglichkeit Ihres Gefährts gehört, verehrter Herr Bechlenberg, war doch ein Oldie aus britischer Produktion, MG, Triumph oder so. Deshalb nie ohne aufgeladenes Handy unterwegs sein. An meinem mittlerweile zwanzig Jahre alten Daimler ging in den vergangenen zwei Jahres so gut wie alles kaputt, völlig verschlammter Motor in Folge untertourigen Fahrens, Klimakompressor, Kraftstoffpumpe, Anlasser, Steuergerät, Hauptrelais….. und dann der zunehmende Rostfraß. Nur das Radio hat Steherqualität, liegt wohl an den Sendern, entweder „Jazzradio Berlin“ oder „Star FM Maximum Rock“. Bloß keine Nachrichten. Gute Fahrt.

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