Mit Reagan gegen Trump?

Es ist eine Bewegung innerhalb der Republikaner entstanden, die versucht, ihre Partei wieder weg von der Trump-Linie zu bewegen, und sie beruft sich dabei auf keinen Geringeren als den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan.

“The Reagan Caucus” nennt sich eine Initiative innerhalb der Grand Old Party (GOP), also der Republikaner, die sich der Tradition Lincolns, Eisenhowers und Reagans verpflichtet fühlt, sich folglich klar von Donald Trump abgrenzt.

„Unsere Mission besteht darin, eine Koalition aus nichtpopulistischen Konservativen und rechtsgerichteten Gemäßigten zu rekrutieren, die sich verpflichten, an den Vorwahlen der Republikaner teilzunehmen und für prinzipientreue Republikaner zu stimmen.“

Die Prinzipien, denen die Treue gilt, definieren sie wie folgt:

„Wir sind konservative Anhänger der Reagan-Ära. Gemeinsam glauben wir an:

– Verfassungsmäßige Demokratie
– Begrenzte Staatsführung
– Subsidiarität und Föderalismus
– Rechtsstaatlichkeit
– Friedliche Machtübergabe
– Finanzielle Verantwortung
– Menschenwürde, Gleichheit und Achtung der Grundrechte
– Treue zu unseren Verbündeten und Frieden durch Stärke
– Höflichkeit, Gegenseitigkeit, Kooperation und umsichtige Kompromisse
– Die Unverzichtbarkeit von Überzeugungsarbeit und Bildung
– Respekt vor Verfassung und Recht
– Die Überlegenheit der Marktwirtschaft und die Vorteile des freien Handels im Rahmen allgemeiner Regeln“

Es dürfte deutlich sein, dass sie sich nicht nur in sicherheitspoliticher Hinsicht klar von Trump absetzen. Das Verfolgen der “Nixon-Doktrin” (Versuch des Herauslösens Russlands aus dem Verbund mit China), zusätzlich der klare Wille, auch Verbündete “vor den Bus zu stoßen”, teilen sie nicht. Ferner lehnen sie seine Wirtschaftspolitik mit Protektionismus und Kampf auch gegen Freunde (z.B. Kanada) ab. 

Zur Einordnung: 

Staaten besitzen zwei Arten von hard power, nämlich Staatsgewalt im eigentlichen Sinne (z.B. Polizei, Militär) sowie Wirtschaft. Zusätzlich verfügen sie über die sogenannte soft power, d.h. die kulturelle Attraktivität. Bezüglich der soft power hat Trump sehr klar dem Wokismus, dem damit oft einhergehenden Antisemitismus sowie der überbordenden Bürokratie den Kampf angesagt. Staatsabbau ist aufgrund des extrem hohen Schuldenstandes unerlässlich.  Zudem folgt er den Forderungen nach Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen. Diese politische Ausrichtung sicherte ihm zahlreiche Wählerstimmen.

Auf beiden Gebieten der hard power unterscheidet sich der Trumpismus grundlegend vom bisherigen Kurs der Konservativen (GOP), wobei Trump seinen Fokus vor allem auf die Nutzung der Wirtschaft als Waffe legt. Versprochen hatte er ursprünglich, das Leben des durchschnittlichen Amerikaners günstiger zu machen, die Lebenshaltungskosten zu senken. Durch Zölle und Sanktionen versucht er nun, mit der Wirtschaftsmacht der USA anderen, auch befreundeten, Staaten seinen Willen aufzuzwingen, was allerdings Waren verteuert und speziell kleinere und mittlere Unternehmen in ernsthafte Bedrängnis bringt. Protektionismus, schon gar mit derart brachialer Gewalt ohne Unterschied, ob Freund oder Feind, ist das Gegenteil einer Welt des möglichst freien Handels. Freiheitlich und ordnungspolitisch Denkende möchten den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft so weit wie möglich minimieren. Diese als Waffe zu missbrauchen, liegt ihnen daher eher fern. 

Was die eigentliche Staatsgewalt angeht, ist Trump mehr als nur zurückhaltend, vielmehr gelten für ihn Sicherheitszusagen nicht mehr. Er versucht sehr deutlich, die Welt neu zu ordnen. Schon in den letzten Dekaden haben die USA wenig bis kein Interesse mehr an dem europäischen Kontinent gezeigt, denn hier ist kein Wachstum, keine Dynamik und damit keine Zukunft erkennbar. Insofern gingen die immer noch in alten Denkschablonen verhafteten Diskussionen über amerikanische Einflussnahmen am Thema vorbei. Es trifft zwar zu, dass Russland eine neue Ordnung der Machtverhältnisse auf dem europäischen Kontinent anstrebt, daher aus seiner Sicht auch und ganz wesentlich gegen die USA kämpft. Nur haben diese den Kampf zu keinem Zeitpunkt ernsthaft aufgenommen. Das Desinteresse an Europa (inklusive der Ukraine) wurde ja in fast schon demütigender Weise deutlich. Es gibt kein Machtvakuum – geht die eine, kommt die andere.

Strukturelle Ähnlichkeiten mit der Merkel-Poltitik?

Trump versprach, den für ihn lästigen Krieg in der Ukraine zu beenden und stellte sich als Friedensbringer dar. Dass dieses leichter gesagt als getan ist, ging in der Begeisterung der Massen unter. Viele Wähler stimmten jedoch nicht für ihn, um Freunde zu Feinden zu machen, Wirtschaftskriege zu führen und Verbündete im Stich zu lassen. Die meisten Amerikaner verstehen sich nach wie vor als Bürger des “land of the free and home of the brave”.

Problematisch ist auch, dass unter dem Trumpismus besonders liberal-konservative Kräfte leiden. Da Trump eine derart abschreckende Wirkung hat, erstarken die eigentlich im Niedergang begriffenen woke-linken Kräfte wieder. Erstes Opfer ist der kanadische Konservative Pierre Poilievre, dessen eigentlich sehr guten Umfragewerte in den nahenden Wahlen seit Trumps Amtsantritt in den Keller rauschen.

So ist es nur folgerichtig, dass eine Bewegung innerhalb der Republikaner entstanden ist, die versucht, ihre Partei zu retten. Es gibt insoweit strukturelle Ähnlichkeiten mit den Konservativen in der Union unter Merkel. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass (wenngleich aus anderen Motiven) Trump eine Politik macht, die der von Merkel ähnelt: Militär wird abgelehnt, die Wirtschaft wird als Machtmittel eingesetzt und Rücksichten werden nicht genommen.

Offen ist, ob diese neue konservative Bewegung Erfolg haben oder womöglich zu einer Spaltung der GOP führen wird.

 

Annette Heinisch, Studium der Rechtswissenschaften in Hamburg, Schwerpunkt: Internationales Bank - und Währungsrecht und Finanzverfassungsrecht. Seit 1991 als Rechtsanwältin sowie als Beraterin von Entscheidungsträgern vornehmlich im Bereich der KMU tätig. Von Annette Heinisch, Arnold Vaatz und Gunter Weißgerber erschien kürzlich das Buch Der moderne Staat“.

Foto: Series: Reagan White House Photographs, 1/20/1981 - 1/20/1989Collection: White House Photographic Collection, 1/20/1981 - 1/20/1989 - https://catalog.archives.gov/id/75855787, Public Domain, via Wikimedia Commons

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sybille eden / 15.03.2025

Karsten DÖRRE, - .... und sind die Invasionspläne und der Zeitpunkt schon bekannt ? Wissen sie näheres Herr Dörre ?

H. Hoffmeister / 15.03.2025

Wenn Trump in den USA mit dem zwingend notwendigen zurückstutzen des Deep State scheitert, ist die westliche Welt wie wir sie kennen, nicht mehr existent. Dann zermalmt der grünwoke Komplex den letzten Rest der Freiheit und des Wohlstands.

sybille eden / 15.03.2025

Eine ” Anti - Trump ” Abteilung innerhalb der Republikanischen Partei ist nichts anderes als eine ” 5. Kolonne ” der ( Sozial )- Demokraten ! Die Zersetzungs - und Spaltungstaktiken der Linken sind doch nun wirklich sattsam bekannt Frau Heinisch. Sie werden entäuscht sein, daß das Trump nicht stürzen wird.

Arthur Dent / 15.03.2025

Trump war ein Betriebsunfall, aber es wird sich noch zeigen, ob das langfristig zum Vor- oder Nachteil der USA war. Schauen wir uns die durchschnittlichen Dems oder Rep-Abgeordneten an. Sie sind prinzipiell austauschbar, denn es sind größtenteils Berufspolitiker, die immer für das stehen, was ihnen privat den größten Vorteil bringt. Sie treten nicht für die Interessen des Landes und des Volkes ein, sondern für die Interessen der Lobbyisten, die hinter ihnen stehen. Und sie stehen für immer mehr Staat, da sie ihre Unterstützer in den Parteien ja belohnen müssen. Und da kam Trump, der so gar nicht bei diesem System mitspielt. Natürlich sind viele Abgeordnete der Republikaner sauer, denn jetzt können sie nicht die Interessen ihrer Lobbyisten durchsetzen. Welcher Lobbyist zeigt sich erkenntlich, wenn seine Interessen nicht durchgesetzt werden? So einfach ist das. Weiterhin bringt der globale Welthandel erst einmal kurzfristig günstigere Preise für die Konsumenten. Langfristig aber, führt es zu zwei sehr negativen Auswirkungen, nämlich Arbeitslosigkeit in Ländern mit hohen Lohnkosten, da preislich nicht konkurrenzfähig, und zu Abhängigkeiten, die auch gezielt ausgenutzt werden können. So sind z.B. Pharmazie und auch große Teile der Chemie- und Stahlproduktion nach Asien abgewandert. Wenn eine Nation seine Souveränität behalten will, dann muss es jederzeit in der Lage sein sich selbst zu versorgen. Und aus diesem Grund sind Zölle manchmal dann doch die bessere Lösung, als billige Preise, denn wenn die Arbeitslosenzahlen steigen, steigen auch Steuern und Sozialabgaben und damit sinkt die Kaufkraft ebenfalls und oft mehr, als durch Zölle.

Walter Weimar / 15.03.2025

Der Schauspieler und spätere Präsident der USA, Ronald Reagan, war einer der größten Kriegstreiber und Hetzer, die die USA jemals hatten. Damals von westdeutschen Medien natürlich nicht berichtet. Nicht nur der Kalte Krieg herrschte, der Vasalle Westdeutschland hat seine Pflicht erfüllt, der Besatzungsmacht den Hof gemacht. Die Gemeinsamkeit zu Biden, die fortgeschrittene Demenz, bei Reagan noch darüber berichtet, bei Biden wollte man nichts davon gewußt haben. Da ist Trump ein wahrer Jungbrunnen. Schon in seiner ersten Amtszeit, kein Krieg angezettelt, er muß der EU, den Westdeutschen ja ein Rotes Tuch sein. Leider fehlt den Westdeutschen und Brüssel der richtige Führer für den Ostfeldzug. Selbst der Nachbar Ö. will nicht aushelfen, wo doch dort angeblich Nazis regieren.

Bodo Trittfest / 15.03.2025

Trump hat erkannt, dass er die Entwicklung einholen muss. Und das macht er. Das beste an ihm ist sein Mitarbeiterstab. Darunter sind Jungs und Mädels für die ich meine Hand ins Feuer lege. Das muss auch nicht jeder verstehen.

G. Engler / 15.03.2025

Anscheinend konnte Frau Heinisch nicht den Artikel vorher leseen der ebenda auf Achsogut erschienen ist: “Zoll-Streit: Einfach in den Spiegel schauen”- Die guten Ideale - die nicht durch Trump mit den Füßen getreten wurden: Globalisierung nützt nur eine Superelite, da sie an der überwiegenden Auslagerung der Produktion kurzfristig viel Dollars machen kann und dann die “einfachen Arbeiter und Angestellten” verarmen. Zölle? - die EU erhebt viel höhere und schottet durch Vorschriften und Bürokratie ab. Oder das große Theater: die USA ziehen sich aus Europa zurück??!!!  Sie geben ihre Einkreisungs-Basen auf, schließen ihre Basen in Rumänien, Bulgarien, Kosovo, Polen?  und erfüllen dadurch den 2+4 Vertrag bei dem sie dies versprochen haben! Trump beschneidet USAID mit deren Mittel die Präsidenten bisher subversive Kriege geführt haben und auch so nebenbei versucht haben Trump als Präsident zu stürzen: angebliche geheime Moskauverbindungen (Agent Moskaus), er verhinderte dass eine Zensur in den Medien eingeführt wird, ähnlichi dem “Netzwerkdurchsetzungsgesetz”!! usw.  

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