Peter Grimm / 28.05.2020 / 13:44 / Foto: wellcomeimages.org / 13 / Seite ausdrucken

Mit Haltung sparen bei der AOK

Auf Achgut.com wurde ja bereits darauf hingewiesen, dass der AOK-Bundesverband die Bild-Zeitung dafür zu strafen gedenkt, dass sie sich erdreistete, die Arbeit des Lieblings-Virologen der Bundeskanzlerin zu kritisieren. Als Anzeigenkunde werde sich der AOK-Bundesverband mit seiner aktuellen Imagekampagne von Bild zurückziehen, hieß es. Steve Plesker, Leiter Markt und Produkte bei der Gesundheitskasse habe nach einem Bericht des Mediendienstes Horizont angekündigt: “Die Bild Berichterstattung zu der Studie von Prof. Christian Drosten ist eine Schande und hat mit Journalismus nichts zu tun. Nach mehreren sehr erfolgreichen Kooperationen mit der Bild, werde ich vorerst keine Anzeigen mehr dort schalten.”

Böswillig wurde der AOK daraufhin unterstellt, sie würde mit diesem Akt des Haltung-zeigens wirtschaftlichen Druck auf Medien ausüben wollen, auf missliebige Inhalte zu verzichten. Dabei ist die AOK vielleicht einfach nur missverstanden worden, denn dahinter steckt vielleicht noch mehr als nur das zunächst vermutete „Haltung zeigen“. Vielleicht wollen die Verbandvorstände ganz elegant auch mit dem Haltung-zeigen sparen. Also Geld sparen.

Man darf ja nicht vergessen, dass die Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherungen für Werbung und Imagekampagnen seit jeher in der Kritik stehen – nicht erst, seit sich einige Kassen zierten, die Kosten für Covid-19-Tests zu übernehmen. Wenn nun die AOK die Aufträge bei Bild storniert bzw. sich spart, ist das Problem schon ein wenig kleiner. Und vielleicht könnten dem Werbeboykott von Bild bald noch andere folgen. Beispielsweise der Tagesspiegel.

Sie reiben sich die Augen und fragen sich vielleicht, warum es diese, eines aggressiven Journalismus eher unverdächtige Zeitung treffen sollte? Nun ja, immerhin hat das Blatt dem medienpräsenten Professor Alexander S. Kekulé Platz eingeräumt, auf dem er die gleiche Studie von Christian Drosten angriff. Zitat:

„Doch spätestens eine Woche nach der Veröffentlichung war in der Fachwelt klar, dass Drosten sich geirrt hatte. In einer akribischen Aufarbeitung wies der Züricher Biostatistiker Leonhard Held gleich mehrere methodische Fehler nach, die das proklamierte Ergebnis der Charité-Studie unhaltbar machen. Die Kritik wurde mittlerweile durch mindestens drei weitere Statistiker bestätigt.“

Und an anderer Stelle:

„Drosten will nun weitere Daten auswerten und die Statistik neu berechnen. Doch das kann die aktuelle Arbeit nicht retten. Warum Drosten die Studie nicht einfach zurückzieht, ist schwer nachvollziehbar. Der im Umgang mit den Medien versierte, erfahrene Forscher und Politikberater gibt stattdessen der „Bild“ eine unnötige Angriffsfläche.“

Vielleicht reicht das ja als Anlass, um sich die AOK-Imagekampagne auch beim Tagesspiegel zu sparen. Und da der Professor Kekulé äußert medienpräsent ist, wiederholt er solche Kritik vielleicht auch in anderen Zeitungen, Zeitschriften und Sendern, weshalb sich der AOK-Bundesverband dort ebenfalls zurückziehen könnte. Im Idealfall wäre die Verbreitung der Imagekampagne so sehr eingedämmt, dass sie praktisch gar nicht mehr auftreten würde. Niemand müsste mehr über diesbezügliche Mittelverschwendung räsonieren. Das Problem wäre gelöst, ohne es diskutieren zu müssen, denn man hat ja bloß Haltung gezeigt.

Das ist natürlich alles reine Spekulation. Aber wenn es stimmt, wäre es doch beinahe genial. Irgend so etwas muss dahinter stecken, denn dass ein Verband Gesetzlicher Krankenkassen wirklich mittels Werbeboykott inhaltlich Druck auf eine Zeitung ausüben will, hört sich arg nach plumper Verschwörungstheorie an. Und von Verschwörungstheorien, so mahnt uns die Obrigkeit derzeit täglich, kann man nicht genug Mindestabstand halten. Da ist es besser, zu spekulieren, die AOK wolle mittels Haltung-zeigen sparen, oder?

Foto: wellcomeimages.org CC-BY 4.0 via Wikimedia

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Dr. R. Möller / 28.05.2020

Wer braucht denn schon eine „Gesundheitskasse“ und zahlt Beiträge für eine solche? Wenn ich gesund bin brauche ich keine „Kasse“.  Werde ich krank bedarf ich vielleicht der finanziellen Hilfe einer Krankenkasse. Aber paßt schon zur AOK.  Beiträge kassieren und Leistungen im Krankheitsfall verweigern.

F. Hoffmann / 28.05.2020

„ ...werde ICH vorerst keine Anzeigen mehr dort schalten“. Ich wäre gespannt was seine AOK-Chefs dazu sagen. Vielleicht könnte Achgut diese mal dazu befragen.

K. Schmidt / 28.05.2020

Bald gibt’s sowieso nur noch die europäische Einheitskasse!

Karl Schmidt / 28.05.2020

So gehen ö.-r. Körperschaften, die an das Grundgesetz gebunden sind, mit der Presse-, Informations- und Meinungsfreiheit der Bürger und ihrer Unternehmen (auch die sind geschützt) um. Ich habe es satt, dass politische Radikale, die sich selbst an kein Recht halten, die ö.-r. Körperschaften für ihre Privatinteressen missbrauchen, sich wichtig tun und vor allem eine “Haltung” zeigen, die an die schlimmsten Tage der deutschen Geschichte nahtlos anknüpft (was sie allerdings nicht einmal zu begreifen scheinen), die Maßstäbe in diesem Land auf das Niveau einer Banenrepublik schrumpfen. Diese Leute gehören entlassen: Sie besitzen nicht die Reife und nicht die Qualifikation, um eine Behörde (auch das sind gesetzliche Krankenkassen) und ihre Verbände zu führen. Diese Inkompetenz und selbstgerechte Anmaßung muss endlich auch Folgen für die Betroffenen haben: Sie zerstören das Vertrauen in den Staat und seine Einrichtungen, die auf Neutralität und bewusste Zurückhaltung gründen. Da sie das nicht begriffen haben, dürfen sie die Institution nicht leiten. Davon abgesehen hätten gerade die AOK-Kassen Veranlassung, weniger in Werbung zu investieren (wirbt das Finanzamt auch?) und dafür mehr in die Qualität der eigenen Mitarbeiter, denn die ist bei vielen ihrer Kassen absolut unterirdisch. Dass die Beiträge eigentlich nur für die Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben (hier vor allem SGB IV - Einzugsstelle -, SGB V und XI) eingenommen und verbraucht werden dürfen, passt ins Bild einer entgrenzten Republik, wo offenbar jeder die Treppe hoch gefallen ist, einen Fürsten gibt. AOK-Versicherten sei gesagt, es gibt bessere Kassen; es gibt ein Wechselrecht. Machen Sie Gebrauch davon! Es lohnt sich.

Karla Kuhn / 28.05.2020

“Auf Achgut.com wurde ja bereits darauf hingewiesen, dass der AOK-Bundesverband die Bild-Zeitung dafür zu strafen gedenkt, dass sie sich erdreistete, die Arbeit des Lieblings-Virologen der Bundeskanzlerin zu kritisieren.”  Ja um GOTTES WILLEN, Die “BILD” erdreistete sich, nicht mehr an Merkels ” Leine” mitzumarschieren ??  Ja WO kommen wir denn da hin. Die “GOTT gleich Kanzlerin” sagt HÜ und Bild springt nicht , nein noch verachtenswerter, sie greift den “EINZIGEN” Experten, den Merkel anscheinend nur in ihre Nähe läßt auch noch an ?? Übrigens die Professoren STRECK und KEKULE ebenfalls, allerdings nicht die ART, der Berichterstattung ! Und die FÜNF Statistiker, die Prof.  DROSTEN angreifen müssen ja unbedingt “Verschwörer” sein.  Braut sich da etwas GEGEN Merkel und Drosten zusammen ?? Es wurde allerhöchste Zeit, daß die Daten analysiert wurden. Und es wurde Zeit daß der Herr Drosten, der bereits bei der ” Schweinegrippe” offensichtlich daneben gegriffen hatte, von “Merkels Sockel” gestoßen wurde. Er ist VIROLOGE und als solcher sollte er völlig frei von Einflüssen seine Erkenntnisse bekanntgeben.  Ob er es macht oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Er sollte sich zurückziehen, ebenfalls das RKI und das Feld einem KREIS von Experten überlassen, die UNABHÄNGIG von Merkel berichten !!  Übrigens der AOK BUNDESVERBAND sollte endlich ma seine WERBUNGEN einstellen, die müssen nämlich alle Mitglieder zahlen, ich bekomme regelmäßig so eine Broschüre, die SOFORT IN DEN MÜLL WANDERT. Diesen WERBEMÜLL schaue ich mir nicht an. Ist die AOK LOBBYIST mehrerer FIRMEN ?? Es wird Zeit, daß die Krankenkassen, DRASTISCH reduziert werden, MILLIONEN Beitragszahler könnten dadurch entlastet werden !

Eugen Richter / 28.05.2020

Die AOK ist seit zig Jahrzehnte praktisch eine “Gesundheitspartei”, wenn man die Anzahl der dort untergebrachten oder zwischengeparkten politischen Akteure berücksichtigt. Mich wundert schon seit 20 Jahren gar nichts mehr. Geliefert wie bestellt.

Dr. Joachim Lucas / 28.05.2020

Wieso macht eine Krankenkasse Werbung? Wozu? Im Gesundheitssektor gibt es nur minimalen Wettbewerb und, mit Verlaub, zur AOK geht man eh nicht. Das ganze täuscht nur Wettbewerb vor. Sozusagen ein Placebo. Man könnte alle Krankenkassen zu einer Einheitskasse zusammenlegen, ein großes Rechenzentrum reicht, mit deutlich reduzierter Personalausstattung. Wäre kostengünstiger (allein schon die total überzogenen Vorstandsgehälter ? für welche Leistung?) und mit der eingesparte Werbung könnte man die Leute besser versorgen. Von denen kommen nämlich die Beiträge für so einen Firlefanz.

Anke Zimmermann / 28.05.2020

Das hat wieder so eine faschistisch-verschwiemelte Anmutung, das ich mich ernsthaft frage, wie viel SPD steckt in der AOK?

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