Neulich (12.10.2018) in Berlin: Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) besucht mit einem Kleinbus Berlins Township Neukölln-Nord. Natürlich (!?) in Begleitung der Polizei. Und offenkundig auch im Beisein der Presse, die darüber berichtet, siehe hier.
Ein Bild von der Lage wolle er sich machen, so heißt es. Doch einfach mal anhalten und in eine der Bars in der Neuköllner Sonnenallee reingehen, davon rät Geisels Reiseführer, der Leiter des Polizeiabschnitts 53, lieber ab: „Man würde uns nichts antun, aber wüst beschimpfen.“ Als Geisels Reisegruppe dann doch aussteigt, bilden Personenschützer einen Kreis um die Gruppe. Vor wem genau man sich schützen muss, bleibt offen. Aber Sicherheit geht nun einmal über alles. Jedenfalls für die Politprominenz. Alle anderen dürfen so klarkommen. Der weibliche Teil der Bevölkerung schützt sich unterdessen mit dem Kopftuch.
Polizei und Ordnungsamt seien in der Gegend nicht sehr wohlgelitten, so heißt es weiter. Wenn sie einschritten, bekommen sie oft zu hören „Verpisst euch, das ist unsere Straße.“ Nur mit Schutzweste und schwerer Bewaffnung traue sich die Polizei hinein. Araber-Clans beherrschen die Gegend und organisieren die Kriminalität. Seit einiger Zeit würben sie gezielt junge „Flüchtlinge“ an, oft minderjährig und drogensüchtig.
So recht gefallen hat Geisel sein Besuch in Neukölln jedoch wohl nicht. „Vieles, was ich heute gesehen habe, macht mich total nachdenklich und ich habe keine schnellen Antworten“, sagt Geisel nach der abschließenden U-Bahnfahrt durch Nord-Neukölln, währenddessen der Gruppe auf U-Bahnhöfen Drogenverkäufer und Konsumenten begegnen. Irgendwie muß Geisel allerdings die letzten Jahrzehnte verschlafen haben, denn ganz so neu sind die Clans nicht. Aber jetzt nun sie sind nun einmal da, dürfte er sich vielleicht denken. Immerhin „kümmert“ sich Geisel. Er war sogar schon einmal nachts mit Mitarbeitern des Landeskriminalamts Berlin durch die Sonnenallee gefahren. „Da ist mir manche Illusion abhanden gekommen über das, was ich früher für Folklore hielt“, sagte er.
Berliner Polizei nicht gut in Schuss
Doch Geisel wäre nicht Politiker, wenn er nicht trotzdem auch eine „Lösung“ anbieten würde. Natürlich – so räumt er ehrlich ein –, vermag er keine schnelle Abhilfe zu schaffen. Aber, so sagt er: „Die Ursachen der Probleme sind sozialpolitisch und gesundheitspolitisch zu lösen, nicht von der Polizei.“ Handlungsbedarf für sein eigenes Innen-Ressort sieht Geisel also nicht. Das ist gut. Denn nicht auszudenken, das Clan-Problem wäre auch ein polizeiliches.
Die Berliner Polizei hat nämlich aktuell nicht nur Probleme mit ihren neuen Dienstwaffen (siehe hier), sondern auch massive Probleme bei Großeinsätzen wegen Ausfalls des Computersystems (siehe hier). Die um die Jahrtausendwende in Eigenregie von einem Polizisten entwickelte Software sei veraltet, dieser Polizist bereits im Ruhestand und die Mitarbeiterin, die eine Lösung entwickeln sollte, seit fünf Monaten krankheitsbedingt nicht im Dienst.
Nicht die Polizei also, stattdessen etwas mehr Sozialhilfe und ein paar neue Krankenhausbetten – und Neuköllns Probleme sind gelöst. Dass darauf noch keiner gekommen ist. Trotz aller Problemlösungskompetenz von Politikern (und wer will daran schon zweifeln) wird es allerdings noch ein wenig dauern. Unterdessen, so hört man, ruft man sich in Neukölln zu (in deutscher Übersetzung): Heute gehört uns Neukölln, morgen das ganze Land.
Von Bereicherung und der „Mutter“ aller politischen Lösungen (= Zuwanderung) hat Geisel übrigens nichts gesagt. Verstehe die Sozis, wer will.
P. S. Demnächst: Geisel auf Achse im Ghetto Berlin-Wedding.