Thomas Rietzschel / 13.01.2022 / 16:00 / Foto: achgut.com / 23 / Seite ausdrucken

Sie kommen auch ohne Freibier und Bratwurst

Anders als die Franzosen gehen die Deutschen nicht gern auf die Straße, um der Obrigkeit Angst zu machen. Aus freien Stücken, aus eigenem Antrieb wird hierzulande selten marschiert. Nun gut, die Jugendlichen machen gelegentlich Randale, verwüsten schon mal ganze Straßenzüge. Aber die Kinder wollen doch nur spielen, ein bisschen Spaß haben. Den Oberen das Fürchten lehren, wollen sie nicht.

Die Straße ist kein Ort, auf dem der deutsche Michel kraftvoll in Erscheinung treten möchte. Damit die Gewerkschaftsfunktionäre und die linken Genossen am 1. Mai nicht vor leeren Plätzen sprechen, muss das Publikum mit der Aussicht auf Freibier und Bratwurst angelockt werden, gelegentlich mit einem Handgeld von 20 bis 50 Euro. 

Werden ihnen dagegen Lasten aufgebürdet oder Freiheiten eingeschränkt, fressen sie den Ärger lieber in sich hinein, als dass sie aufmüpfig würden. Manchmal pöbeln sie sich auch gegenseitig an. Als ich dieser Tage ein Geschäft betrat und erst drinnen die Maske aufsetzte, etwas heruntergezogen, weil die Brille beschlug, schnauzte mich eine junge Frau an: "Setzen sie den Mund-Nasen-Schutz gefälligst draußen auf. Außerdem dürfen nur drei Personen gleichzeitig in den Laden."

Ich war der Vierte und trollte mich brav. Schließlich muss alles seine Ordnung haben. Was von Staats wegen verfügt wird, ist penibel einzuhalten zwischen Kap Arkona im Norden und der Zugspitze im Süden. Wer das auf die leichte Schulter nimmt, verhält sich „unsolidarisch“. „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“, proklamierte der preußische Staat schon 1806, nach der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt.  

Der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht

Lichterketten wurden zuerst auf deutschem Boden gebildet, Aufmärsche mit Kinderwagen in der ersten Reihe finden erst Zulauf, wenn es um die Rettung des Klimas geht. Sonst gilt und wird befolgt, was die Regierenden per „Verordnung“, immer öfter ohne gesetzliche Absicherung, ohne Legitimierung durch das Parlament durchsetzen wollen, gerade eben 2Gplus, demnächst eine Impfpflicht und hernach womöglich die Kasernierung der Bürger daheim. 

Das Sprichwort weiß aber auch, der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht. Beinahe täglich hören oder lesen wir unterdessen Meldungen, dass Hunderte, öfter schon Tausende gegen die „Corona-Maßnahmen“ protestiert haben, in Frankfurt, in München, in Dresden sowie in kleineren Städten. In Hamburg allein wurden an einem Tag 13.000 gezählt. Meist handelt es sich bei den Mitteilungen darüber um kurze, objektiv abgefasste Nachrichten. Das Faktische obsiegt über die Corona-Dichtung.

Anders als noch vor wenigen Monaten, da jeder derartige Beitrag damit anfing, dass Querdenker, AfD-Anhänger, Neonazis und Rechtsradikale die Bürger aufgewiegelt hätten, ist jetzt vom „friedlichen Verlauf der Demos“ die Rede. Relativierend wirkt allenfalls der Hinweis auf gleichzeitig abgehaltene „Gegendemonstrationen“. Am vergangenen Wochenende sind dabei in Würzburg etwa 500 Menschen aufgelaufen, nicht einmal halb so viele, wie auf die Straße gegangen waren, um ihrem Unmut über die Corona-Politik Nachdruck zu verleihen.

Etwas liegt in der Luft, ein Stimmungsumschwung zeichnet sich ab. Auch wenn es stimmt, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, so sind die Demonstrationen doch ein Signal, das gehört wird, ein Menetekel dafür, dass sogar die Vasallen-Treue der Deutschen eine endliche sein könnte. Denn hat sich der Ungehorsam erst einmal in den Köpfen festgesetzt, ist ihm mit keiner Drohung oder Gewalt mehr beizukommen. 

Jede Demonstration kann zu einer kritischen Masse anwachsen, vor der die Staatsgewalt versagt. Die Medien, so scheint es, sind bereits auf dem vorsichtigen Rückzug. Am Ende könnte Corona die Deutschen noch demokratisch erwecken. Unglaublich und ein Wunschtraum mag das sein, doch der Glaube und die Träume sollen ja schon Berge versetzt haben, wieso also nicht auch den vermeintlichen „Corona-Wall“?

Foto: achgut.com

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Leserpost

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Emmanuel Precht / 13.01.2022

Ich werde morgen eine Demonstration anmelden um nicht in der Verdacht zu geraten Spazieren zu Gehen. Ich muss mit meiner alten Mutter zum Hausarzt. Wohlan…

Dr Stefan Lehnhoff / 13.01.2022

Ja, vielleicht suchen sie doch noch den Omikron Ausgang und denken auch bevor es brenzlig wird, machen wir das, wir kriegen die Währungsreform (u.a.) jetzt schon nach 2 Jahren begründet. Aber das ist ein Irrtum: Wir werden nicht ruhen, bis alle inhaftiert sind. Ich habe der Redaktion dazu etwas gestern geschickt, die das vielleicht nicht ernst nehmen, aber andere tuen es. Wenn es dafür noch mehr Aufruhr braucht: Nur her mit der Impfflicht!

Dirk Jungnickel / 13.01.2022

Man beachte bitte auch die Ablenkungsmanöver des Staates und seiner Medien. Im irren Berlin wird derzeit - tatsächlich ernsthaft !! - über die Umbenennung von Straßen und Plätzen diskutiert, die “antisemitische Bezüge” aufweisen, z.B. Richard Wagner, auch Luther ist im Gespräch. Angestiftet hat diesen schlechten Witz ein S. Salzborn, seines Zeichens Antisemitismusbeauftragter von Berlin. Ein Leipziger Politologe ( F. Sassmanshausen)  hat eine Liste von 290 Hauptstädtischen Platz - und Straßennamen ausgeschwitzt, die unter die Lupe genommen werden müßten. P. Spiess vom Stadtmuseum sieht lt. Morgenpost - Gazette im Interview Handlungsbedarf.  Dieser Schwachsinn nimmt in der BM 2 / 3 der Kulturseite ein.  Es ist zu befürchten, dass in dieser Sache die “kritische Masse”- wie in Sachen C - beim deutschen Michel noch längst nicht erreicht ist.

Michael Lorenz / 13.01.2022

“Was von Staats wegen verfügt wird, ist penibel einzuhalten ...” - Jawoll! Besonders gerne in dem Land, das angeblich “aus der Geschichte gelernt” haben will. Und es haben doch alle so “toll” aufgepasst, als Anne Frank im Unterricht drankam. Ja, wirklich? Wissen die denn, was der erste Schritt für ihr schreckliches Schicksal war? Es war , siehe Wikipedia-Artikel zu ihr, ein “Anfuf bei der Gestapo” eines (nie enttarnten) Bürgers, der eben auch “penibel einhielt, was der Staat verfügte”. Ich habe so langsam das Gefühl, dass Claudia Roth doch recht hatte, wenn auch anders motiviert: “Deutschland, du mieses Stück Sch…”!!!

Klaus U. Mayerhanns / 13.01.2022

Lieber Herr Rietzschel: > Wenn die weitgehend sinnentleerte, aussichts- und verantwortungslose grüne Klima-Politik erst wirklich im Geldbeutel des kleinen deutschen Michels angekommen ist, dann wird gegen diesen gesellschaftszerstörenden Nonsens (hoffentlich) demonstriert, was das Zeug hält!  Dann werden sicherlich auch die jetzt schon ebenso hilflos wie denunzierend anmutenden Versuche der Politik verstummen, denen zufolge sich alle seriösen demokratischen Demonstranten angeblich mit irgend welchen rechten Grüppchen gemein machen, die sich da bei der einen oder anderen Gelegenheit aus Geltungssucht mal anhängen - lächerlich

Petra Wilhelmi / 13.01.2022

Herr Rietzschel, da fängt es doch schon an: sich schelten lassen, weil die Maske nicht draußen aufgesetzt wird, als 4. sich aus dem Laden trollen. Mir ist beides schon passiert und ich habe dem Verkaufspersonal unmissverständlich gesagt, dass sie ihren Mist selbst kaufen können und ich nicht auf sie angewiesen bin. Dann bin ich gegangen. In einem Laden habe ich deshalb sogar Hausverbot bekommen. Ist mir auch egal, ich habe den Laden nie leiden gekonnt, weil das Verkaufspersonal so DDR-mäßig immer noch drauf ist, er ist nur sehr nah zu unserer Wohnung. Da laufe ich doch lieber 5 Minuten länger zu dem anderen Geschäft, was es nicht so genau hinsieht oder ich gehe zu Ausländern in die Geschäfte, die freundlich sind, Service bieten und einen auch nie anraunzen, wenn man überhaupt keine Maske aufhat. Das Zurückweichen spielt den Coronajüngern in die Hände. Sicherlich ärgern die sich nicht übermäßig, wenn man sich aufregt, aber für einen selbst ist es ein kleiner Sieg. Nicht nachgeben, stärkt das Rückgrat. Nur müssten das mehr Menschen machen und nicht andauernd Kuschen vor dem Verkaufspersonal. Wenn die keinen Umsatz mehr haben oder der Umsatz gravierend zurückgeht, dann denken sie vielleicht irgendwann anders. Wenn das alle machen würden, würde der Boss der Läden vielleicht auch einmal seinen Verband anspitzen, dass er mal Krach bei der Regierung machen sollte. Aber so wird es nichts, wenn man sich noch herunterlappen lässt und nichts dagegen unternimmt.

Christina Much / 13.01.2022

Nun ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wobei sie bei mir bereits in den letzten Zuckungen darnieder liegt. Ich mag weder Menschenmengen, trillernde Pfeifen, hochgehobene Plakaten, noch herausgeschriene Parolen und den Montagabend verbringe ich am liebsten zu Hause.  Aber da muss ich jetzt durch. Ich will später wenigstens sagen können, dass ich irgendetwas gegen diese ausufernde staatliche Willkür getan habe.

Ludwig Luhmann / 13.01.2022

Bruessel muss fallen!—-  “Ich war der Vierte und trollte mich brav.” = Der Klügere gibt nach.  - - -  “„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ = ‘Halt’s Maul, schufte und gehorche!’—- “Sonst gilt und wird befolgt, was die Regierenden per „Verordnung“, immer öfter ohne gesetzliche Absicherung, ohne Legitimierung durch das Parlament durchsetzen wollen, gerade eben 2Gplus, demnächst eine Impfpflicht und hernach womöglich die Kasernierung der Bürger daheim.”  Deswegen sind es auch keine Regierenden mehr, sondern Verordnende.—-  “Das Faktische obsiegt über die Corona-Dichtung.” - Aber der Great Reset schickt sich an, ueber das Faktische zu siegen!—- “Jede Demonstration kann zu einer kritischen Masse anwachsen, vor der die Staatsgewalt versagt.” - Im Vertrag von Lissabon der EU ist die Todesstrafe fuer Aufstaendische schon eingeplant. Der Great Reset wurde von langer Hand verdammt gut vorbereitet!

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