Ökonomie: Mit einem neuen Denker an die Weltspitze

von Klaus Leciejewski.

Etwas Sensationelles ist in Deutschland geschehen. Ein neuer Nationalökonom von Weltrang ist über uns gekommen. Seit den seligen Zeiten eines Helmut Schmidt hat Deutschland nie wieder einen Weltökonomen hervorgebracht. Jetzt ist es vollbracht! In einem fulminant brillanten Kommentar hat ein Allzeitstar aus dem unerschöpflichen Reservoir kreativer Köpfe des "Spiegel"  unwiderlegbar nachgewiesen, dass Eurobonds nicht allein den Wohlstand Deutschlands fördern würden, sondern dafür sogar unumgänglich sind, und wer darunter die Vergemeinschaftung von Schulden versteht, der hat nicht begriffen, in welcher Zeit wir leben.

Weder ist dieser Zusammenhang bisher in einer derart unvergleichlichen Klarheit ausgesprochen worden, noch mit einer jedermann unmittelbar verständlichen sprachlichen Eleganz. Jetzt wissen wir es nun endlich, und dies auch noch ganz genau. Zum ersten Mal können wir nun zweifelsfrei nachlesen, dass diesem unseligen Ausspruch des Herrn Trump „America first!“ der Ausspruch „Europa zuerst“ entgegengesetzt werden muß, und dass es wir Deutsche sind, die dieses Ziel befördern müssen.

Unmittelbar heißt dies, Griechenland zu retten, weil Griechenland nicht durch sich, sondern durch verrückt spielende Märkte in die Krise geraten ist, in die ohne Eurobonds selbst relativ gut aufgestellt Ländern geraten können, denn die Probleme Griechenlands sind nicht durch seine Verschuldung entstanden – die hätte mit Eurobonds bewältigt werden können -, sondern weil die deutsche Politik dieses Land kaputtgespart hat.

Was für ein ökonomisches Jahrhundertgenie sich hier in Deutschland aus der Versenkung emporgeschwungen hat, beweist kristalldurchsichtig sein Ausspruch „Eurobonds reduzieren Krisen“. Diese sind nach Auffassung dieses Genius auch zwingend erforderlich, um Macron seine französische Präsidentschaft zu sichern, weil sonst eine rechtsextreme Präsidentin Frankreich abschotten würde, womit Deutschland einen seiner wichtigsten Auslandsmärkte verlieren würde. Wer in Deutschland würde dies schon wollen!

Auch seine kurzen Repliken auf die Wirtschaftsgeschichte machen ihn zu einem ganz Großen der Branche. In den Sechzigern konnte noch jeder irgendwie für sich selbst sorgen. Der Außenhandel war für die deutsche Wirtschaft unwichtig, weshalb ihre Wachstumsraten weitaus höher waren als heute. Demgegenüber ist heute – ich mache es kurz - Globalisierung eben echt Scheiße! Diese logisch in sich geschlossene Beweisführung in einem einzigen Kommentar macht ihm weltweit kein Ökonom nach.

Der Name dieses einzigartigen Ökonomen lautet Thomas Fricke; er schreibt seine ökonomischen Grundgedanken in Form von Kommentaren auf "Spiegel Online" (SPON). Alle fortschrittlich denkenden Menschen unseres Landes, und dies sind selbstverständlich nur solche, die den "Spiegel" und "Die Zeit" lesen, können sich ab sofort als echte „Frickianer“ bezeichnen.

Der alte Lichtenberg muß sehr vorausschauend gewesen sein: „Es ist kein sicherer Weg, sich einen Namen zu machen, als wenn man über Dinge schreibt, die einen Anschein von Wichtigkeit haben, die sich aber nicht leicht ein vernünftiger Mann die Zeit nimmt zu untersuchen.“

Klaus D. Leciejewski hat an verschiedenen deutschen Hochschulen Wirtschaft gelehrt, ist Autor mehrerer Sachbücher und Publizist. Er ist mit einer Kubanerin verheiratet und lebt einen großen Teil des Jahres auf Kuba.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Nils Storp / 02.06.2017

Herzliche Grüße nach Kuba. Hervorragend geschrieben.

Helmut Bühler / 01.06.2017

Nun, dieser Denker hat schon mehr Kommentare von seltener Schlichtheit geschrieben. Dabei dachte ich, als der letzte Wirtschaftskommentator von Spiegel online (wie hieß er doch nur gleich?) auf’s Altenteil geschickt wurde, es könne unmöglich schlimmer werden. Es konnte !

Johann Fertl / 01.06.2017

Bitte verschonen Sie mich mit dem Spiegel. Dieses Blatt habe ich 35 Jahre bis 2013 “konsumiert”, jetzt frage ich mich, ob ich nicht doch einen Schaden davon getragen habe. ;) War er früher anders???

Karla Kuhn / 01.06.2017

Mama mia, was für ein Genie.

Bernhard Freiling / 01.06.2017

Das muß einer von den Übriggebliebenen sein. Mit denen saß ich vor 40 Jahren am selben Tisch. Unsere Devise hieß damals: “Alles, was auf dem Tisch liegt, ist unser”. Wir waren zu sechst und alle rauchten. HB, Peter Stuyvesant, die 10mm Winston - nur ich rauchte die filterlosen Roth-Händle. Wenn denn unsere Zigarettenschachteln auf dem Tisch lagen, ging’s los: “Ach komm, laß mich mal wieder ne richtige Zigarette rauchen.” Das führte ganz schnell dazu, daß meine Ausgaben für Zigaretten, obwohl ich nur wenig rauchte, für mein Einkommen als Azubi unverhältnismäßig hoch waren. Da begann ich, mir meine Zigaretten mit “schwarzer Krauser” selbst zu drehen. Der Erfolg war umwerfend und meine Finanzen gerieten wieder ins Gleichgewicht. ;-) Mein Fazit? Deutschland braucht mehr “schwarzer Krauser”. ;-) ;-)

Andreas Hub / 01.06.2017

Da ich zuvor schon einige Elaborate von Herrn Fricke lesen durfte, war ich entsprechend vorgewarnt als ich mit dem oben beschriebenen Werk von Herrn Fricke Bekanntschaft schließen durfte. Das darin, auf geradezu exhibitionistische Weise, zur Schau gestellte Ausmaß an schierer Ignoranz und Dummheit hat mich dann doch überwältigt.

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