Air Tuerkis / 18.10.2018 / 06:25 / 43 / Seite ausdrucken

Mit Chamberlain nach Teheran

Vor rund 80 Jahren marschierte die Wehrmacht im Sudetenland ein. Doch anders als bei der vorhergehenden Besatzung und Annexion Österreichs oder der Remilitarisierung des Rheinlands war die Stimmung in England nicht von Hass oder Furcht geprägt, sondern von regelrechter Euphorie. In den größten Lettern, die es bis dato je in einer britischen Tageszeitung gab, titelte der Daily Express am Vortag „PEACE!“. Premierminister Chamberlain richtete sich ebenfalls am Vortag an sein Volk und verkündete: „I believe it is peace for our time“. Das Volk bejubelte seinen Regierungschef, der zu seinem Außenminister Lord Halifax sagte: „Ich habe es, ich habe es!“.  

Was er hatte, war eine schriftliche Zusicherung Hitlers, dass Großbritannien und Deutschland nie mehr Krieg miteinander führen würden. Chamberlain hatte diese schriftliche Zusage mit aller Kraft erkämpft und hatte einen hohen Preis bezahlt: das Münchner Abkommen. Es war der Höhepunkt seiner außenpolitischen Agenda, der Beschwichtigung, bekannt als „Appeasement“. 

Die Vorgeschichte: Am 10. April 1938 fand eine Volksabstimmung in Österreich statt, die mit 99,7 Prozent (als proklamiertes Ergebnis) den Anschluss an das Deutsche Reich besiegelte. Österreich war zuvor von Wehrmachtstruppen besetzt worden, die Abstimmung fand unter Aufsicht der Nazis statt. Hitler hatte damit seine Ankündigung aus „Mein Kampf“ – erschienen über 10 Jahre zuvor – verwirklicht und Österreich „heim ins Reich“ geholt. 

In London und Paris herrschten Verzweiflung und Erstaunen, es folgten aber keine Konsequenzen. Nicht mal leere Drohungen. Hitlers nächster Coup sollte die Besetzung der Tschechoslowakei sein, das hatte er bereits Ende 1937 vor hohen Funktionären angekündigt. Seitdem machte sich die Wehrmacht für einen Angriff auf die Tschechoslowakei bereit.

Eine Rechtfertigung hatte Hitler über die Sudetenfrage: Die Lage im mehrheitlich deutsch besiedelten Sudetenland war in der Tat sehr angespannt. Im Vertrag von Saint-Germain – der parallel zum Versailler Vertrag entstanden war – wurde das Sudetenland dem neuen Vielvölkerstaat Tschechoslowakei einigermaßen willkürlich zugeordnet. Der Widerstand der Bevölkerung wurde durch den Einmarsch tschechoslowakischer Truppen beendet. Den ethnischen Minderheiten und somit auch den Sudetendeutschen wurden Autonomierechte verwehrt, und sie waren massiven staatlichen Diskriminierungen ausgesetzt. Die tschechischen Parteien fällten wichtige politische Entscheidungen in einem Fünferrat unter Ausschluss der Parteien der ethnischen Minderheiten. In folgedessen bekam die „Sudetendeutsche Partei“, die sehr enge Kontakte zur NSDAP pflegte und ihre Befehle direkt von Hitler bekam, 1935 die meisten Stimmen aller Parteien in der Tschechoslowakei.

Hitler befeuerte nun den Konflikt im Sudetenland: Konrad Henlein, Vorsitzender der Sudetendeutschen Partei (SdP) stellte eine Reihe an Forderungen (unter anderem Autonomie) an die tschechoslowakische Regierung. Die SdP und ihre Anhänger begannen, tschechische Mitbürger unter Zuhilfenahme von ins Land gereisten SA-Männern zu bekämpfen und inszenierten Straftaten von angeblichen Tschechen in den deutschen Grenzgebieten.

Hitler legte lange vorher den Termin für den Eimarsch fest

Aus militärstrategischer Sicht war eine Einnahme des Sudetenlandes für Hitler entscheidend. Das Sudetengebirge bot militärischen Schutz vor Deutschland, außerdem hatte die Tschechoslowakei bereits beträchtliche militärische Maßnahmen ergriffen, um das Sudetenland zu einer Art Schutzschild der Tschechoslowakei gegen Deutschland zu machen. Ein Krieg gegen die Tschechoslowakei in den Sudeten hätte Deutschland wahrscheinlich große Verluste bereitet. Außerdem standen sowohl über zwei Drittel der tschechoslowakischen Kraftwerke im Sudetenland als auch eine Vielzahl an Eisenwerken, die ganz besonders wichtig für Deutschland waren, da dessen massive Aufrüstungspolitik immer wieder durch Rohstoffmangel ins Stottern kam.

Die westeuropäischen Politiker, allen voran Neville Chamberlain, wollten den Frieden wahren – um jeden Preis. Anfang August entsandte das Vereinigte Königreich eine Delegation nach Prag, um den tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Beneš zum Einlenken zu bringen. Man erklärte ihm: Wenn er nicht einlenkt und es zum Krieg kommen sollte, würde man nicht an der Seite der Tschechoslowakei kämpfen. Am 30. August beugte sich Beneš schließlich und willigte ein, den Sudetendeutschen Autonomierechte zu gewähren. 

Doch Konrad Henlein bekam die Order von Hitler, das Angebot auszuschlagen. Am Ende des Telefonats schrie er: „Lang lebe der Krieg. Und wenn er zwei bis acht Jahre dauert“. Am 10. September sprach Hitler auf dem Nürnberger Reichsparteitag und sagte, dass er den Sudetendeutschen um jeden Preis beistehen werde. Alle Zeichen standen nun auf Krieg, und so war in London und Paris die Frage allgegenwärtig, wie man sich im Kriegsfalle verhalten würde. Chamberlain ging bei Anrufen aus Paris nicht ans Telefon, ließ Anfragen an Diplomaten abblocken und machte so den Westen führungslos. Er hatte seinen eigenen Plan: Jetzt, da die Krise am stärksten war, wollte er Hitler in einem persönlichen Treffen zum Einlenken bringen. Er hielt sich für den Mann, der Frieden bringen kann.

Er bot Hitler bei einem Treffen auf dem Obersalzberg an, eine Volksabstimmung im Sudetenland durchzuführen. Doch auch das lehnte Hitler ab und verkündete: „Ich werde in kürzester Frist diese Frage – so oder so – aus eigener Initiative regeln.“

Die Gespräche drohten zu kippen, doch im entscheidenden Moment gab Hitler ein wenig nach: Er willigte ein mit dem Kalkül, dass die Tschechoslowakei ohnehin keiner Volksabstimmung zustimmen würde. Außerdem wollte Hitler einen Scheinkompromiss mit Großbritannien finden, um einen Kriegseintritt zugunsten der Tschechoslowakei zu verhindern. Denn Deutschlands militärische Stärke war noch sehr eingeschränkt. Der Blitzkrieg war aus rüstungstechnischer Sicht das einzig Mögliche. Einen Krieg gleichzeitig gegen die Tschechoslowakei und gegen England und das – noch immer – überlegene Frankreich zu führen, wäre in einem Debakel geendet. Er musste langsam und Schritt für Schritt vorgehen und darauf achten, keinen 2-Fronten-Krieg zu erzeugen. Hitler und Chamberlain verabredeten ein zweites Treffen in Kürze.

Der Franzose brach vor Scham in Tränen aus

Beneš lehnte die Übereinkunft zwischen Chamberlain und Hitler erwartungsgemäß ab. Doch Chamberlain wollte diesen Frieden – mit aller Gewalt. So kündigte er zunächst Paris die Rückversicherung im Falle eines Kriegseintritts Frankreichs zugunsten der Tschechoslowakei. Er brachte so das sozial und politisch gespaltene Frankreich auf seine Linie und ließ Gesandte beider Länder in der Nacht des 21. September dem tschechoslowakischen Staatspräsidenten ein Schreiben vorlesen, in dem beide Länder erklärten, Prag im Kriegsfall in keiner Weise zu unterstützen. Der Franzose brach dabei vor Scham in Tränen aus. Beneš willigte ein – er hatte keine Wahl. Ein Kampf allein gegen Deutschland wäre ein Selbstmordkommando gewesen. 

Am Tag darauf fand das 2. Treffen zwischen Chamberlain und Hitler statt. Chamberlain hatte alle Wünsche Hitlers durchgesetzt und bot Hitler nun an, das Sudetenland – sogar ohne Volksabstimmung – an Deutschland zu übergeben. Doch Hitler kritisierte die Zeitabstände und forderte die sofortige Übergabe der Gebiete. Chamberlain konnte lediglich noch aushandeln, dass die Übergabe nicht sofort stattfinden sollte, sondern erst am 1. Oktober 1938.

Regelrecht stolz auf sein Ergebnis kehrte Chamberlain nach London zurück. Doch der „große Frieden“ Chamberlains geriet sofort wieder ins Wanken: Erneut lehnte Beneš das Ultimatum ab und ließ mobil machen. Auch Frankreichs Premier Daladier wollte an der Seite Prags in den Krieg eintreten und veranlasste die Generalmobilmachung. Außenminister Halifax gab im Kabinett bekannt, die Appeasement-Politik fortan nicht mehr zu unterstützen. Chamberlain musste unter massivem Druck nachgeben; er schlug vor, den Konflikt von einer internationalen Kommission ausverhandeln zu lassen.

Hitler lehnte natürlich ab und stellte den Tschechoslowaken darüber hinaus ein Ultimatum: Wenn sie nicht bis zum 28. September seine Forderungen akzeptieren würden, erkläre er am 1. Oktober den Krieg. Erneut ging Chamberlain in die Knie und bot Hitler ein Treffen mit den europäischen Regierungschefs an. Hitler willigte ein und gab 24 Stunden Aufschub. So fand am 29. September 1939 in München ein Treffen der Vertreter von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien statt. Die Tschechoslowaken hatte Hitler ausgeladen.

Mussolinis Aktionsplan kam aus Berlin

Mussolini unterbreitete einen Aktionsplan, der beinhaltete, dass die Tschechoslowakei am 1. Oktober mit der Räumung des Sudetenlandes beginnt und diese am 10. Oktober abschließt. Chamberlain und Daradier willigten ein. Der Vorschlag kam in Wahrheit aus Berlin und wurde am Vortag nach Rom gesendet; er entsprach nahezu exakt der Forderung, die Hitler von Anfang an stellte.

Diese Schande von dem faulsten aller faulen Kompromisse – unterzeichnet am 30. September 1938 – ging als Münchener Abkommen in die Geschichte ein. Chamberlain bekam zudem die vage aber schriftliche Zusicherung Hitlers, dass es keinen Krieg zwischen Deutschland und England geben werde. Zurück in England verkündete er dies als das Hauptergebnis dieser Verhandlungen in München; er ließ sich als den Mann feiern, der seinen eigenen Stolz überwunden hat, um den Krieg zu verhindern.

Doch Hitler brach den Vertrag praktisch sofort. Er forcierte die Sezession der Slowakei als einen deutschen Satellitenstaat und ließ am 15. März 1939 die „Rest-Tschechei“, die geschwächt und zerklüftet keine Widerwehr mehr leistete, besetzen. Durch die erbeuteten Militärgüter der modernen Industrienation konnte er zwischen 15 und 20 Heeresdivisionen bewaffnen. Die Sudetendeutschen rekrutierte er in hohem Umfang als Soldaten für die Wehrmacht. 

Zwar übte nun die innerparteiliche Opposition in England Druck aus und erzwang so eine drastische Ausweitung der Rüstungsausgaben Großbritanniens, doch Chamberlain blieb auch jetzt noch Appeaser. 

Auf Hitlers Bruch des Münchener Abkommens im März 1939 reagierte er nicht. Auch als Deutschland Polen am 1. September 1939 überfiel, schaffte er es, keinen Krieg mit Deutschland zu führen, obwohl er für Polen eine Beistandsgarantie verkündet hatte. Er erklärte zwar den Krieg, veranlasste aber keine nennenswerten Maßnahmen, griff nicht an und führte so den sogenannten „Sitzkrieg“ zwischen September 1939 und dem 10. Mai 1940 (Beginn des Westfeldzuges). Die Franzosen verschanzten sich hinter der Maginot-Linie, und die Engländer setzten lediglich ein Expeditionskorps über den Ärmelkanal.

Im Mai 1940 trat Chamberlain zurück

Man wartete geduldig (während Deutschland einem Angriff von Westen nur wenig hätte entgegensetzen können), bis Deutschland den Krieg im Osten beendete, seine Truppen nach Westen verlegte und schließlich durch die Ardennen in Frankreich einmarschieren konnte. Mit Beginn des Westfeldzuges im Mai 1940 trat Chamberlain zurück und wurde durch den langjährigen Hitler-Kritiker, die Leitfigur der Resister (Gegenbewegung zu Appeasement), Winston Churchill, ersetzt. 

Nun wehte ein anderer Wind: “We shall defend our Island, whatever the cost may be, we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“

Bereits am 20. Mai wurden die britischen Truppen jedoch an der Atlantikküste eingekesselt. Die Lage schien verloren, und so kamen die Appeaser aus ihren Löchern gekrochen: Sie wollten erneut mit Deutschland verhandeln. Eine Einigung treffen, Frankreich aufgeben und Frieden machen. Und sie waren kurz davor, den in der innerparteilichen Führungsriege isolierten Churchill wieder zu stürzen – das grenzte schon an Kollaboration.

Am Ende setzte Churchill sich allerdings durch, und seinem Mut und seiner Entschlossenheit ist es zu verdanken, dass das „Wunder von Dünkirchen“ (die spektakuläre Rettung der eingekesselten britischen Truppen in Frankreich zwischen dem 26. Mai und dem 4. Juni) gelang. Ihm ist es zu verdanken, dass Deutschland immer noch einen Feind im Westen hatte. Ohne Churchill hätte es vielleicht keinen D-Day gegeben.

Chamberlains Politik war vielleicht von gutem Glauben geprägt, von dem Glauben, dass kein Staatschef so skrupellos sein kann und mutwillig in einen Krieg steuert. Vielleicht wollte er auch die Sudetendeutschen aus ihrer problematischen Situation befreien. Aber dieses Argument kann niemand in dieser Situation vorbringen. Denn man befreite nicht die Sudetendeutschen, man fütterte ein Raubtier mit fremdem Blut. Hitler in dieser Situation klein beizugeben, war Wahnsinn – und kann durch nichts gerechtfertigt werden.

Verheerenden Effekt zugunsten Hitlers

Man kann auch nicht sagen, dass das Münchner Abkommen den Krieg zwar nicht verhindert hat, dass es den Versuch aber wert gewesen wäre. Denn die rüstungsmäßige Unterlegenheit Deutschlands war selbst während des Westfeldzugs noch fast 2:3 gegenüber Frankreich und England. 

Hitler konnte nur gewinnen, da er immer nur einen Feind gleichzeitig hatte, und diesen in einem schnellen Kampf niederwerfen konnte. Weder für einen längeren noch für einen Mehrfrontenkrieg war die Wehrmacht bereit. Die Verluste der deutschen Luftwaffe waren selbst während des Westfeldzugs so enorm, dass man den Vormarsch (für den der Angriff der legendären „StuKas“ entscheidend war) nicht viel länger als jene fünf Wochen hätte durchhalten können.

Dazu kommt, dass Hitler durch die Besatzung Österreichs und der Tschechoslowakei immense Kapazitäten für Rüstungsgüter und Soldaten gewann. Hätten England und Frankreich Deutschland bei einem Angriff auf die Tschechoslowakei mit Krieg gedroht, hätte Hitler diesen Krieg nicht gewinnen können und womöglich zu diesem Zeitpunkt gar nicht begonnen. Das Münchner Abkommen hatte also einen verheerenden Effekt zugunsten der Hitlerschen Kriegsstrategie.

Chamberlain kann sich nicht von der Schuld reinwaschen: Die Verfolgung der Juden in Deutschland war präsent, die Konzentrationslager von Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald standen schon. Die Nürnberger Rassengesetze waren bereits verabschiedet. Die Legion Condor war bereits damit beschäftigt, Spanien zurück in die Steinzeit zu bomben. Hitler hatte bereits mehrfach und ausdrücklich z.B. in „Mein Kampf“ die Erweiterung des deutschen „Lebensraums“ angekündigt. Er hatte bereits Österreich annektiert und den Versailler Vertrag gebrochen. Deutschland gab fast die Hälfte seines Staatshaushaltes für Waffen aus. Spätestens mit dem Überfall auf Polen hätte Chamberlain handeln müssen. Er hätte einsehen müssen, dass sein Appeasement gescheitert war.

Kapitulation vor Massenmördern ist alles andere als human

Alles, was Chamberlain nicht wissen wollte, wissen wir heute in aller Deutlichkeit. Wir wissen, dass es Staaten gibt, die zu allem bereit sind, die vor nichts halt machen. Wir wissen, dass es Staaten gibt, mit denen man nicht verhandeln kann. Wir wissen, dass man Frieden nicht immer mit Verträgen erreichen kann.

Appeasement gegenüber jemandem, der weder an Frieden noch an Koexistenz interessiert ist, heißt in letzter Konsequenz vollständige und bedingungslose Kapitulation. Denn nur durch Kapitulation kann man den fest entschlossenen Angreifer davon abhalten, Blut zu vergießen. Kapitulation vor Massenmördern ist allerdings alles andere als human – genauso wenig wie bedingungsloser Pazifismus. Es ist kein Zufall, dass heutige Linksextreme und sogar viele Nazis die Idee des Friedens um jeden Preis als etwas Gutes propagieren. Paul Spiegel sagt: „Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder“.

Heute wissen wir alles: Der oberste Führer des Irans stellte bereits einen 9-Punkte-Plan zur Beseitigung Israels vor, der iranische Präsident schrie es bereits Studenten zu: „Israel muss von der Landkarte getilgt werden“. In den letzten Jahren hat der Iran sein Militärbudget fast um ein Drittel erhöht, die iranisch kontrollierte Hisbollah geißelt den Libanon, die irakische Regierung und die schiitischen Milizen im Irak werden vom Iran beeinflusst, im Jemen wird ein blutiger Bürgerkrieg forciert, in Syrien stehen die iranischen Revolutionsgarden. In fast einem Dutzend der arabischen Länder sind iranische Militärs und Berater stationiert. Das Ziel ist klar: Der Iran will den Nahen Osten dominieren, Israel vernichten und die Atombombe bauen.

Aber in den europäischen Hauptstädten will man davon nichts wissen. Es ist grotesk, dass gerade wir Deutschen nicht glauben wollen, was ausgebreitet und offen – nicht mal mit dem Versuch einer Verschleierung belegt – vor uns liegt. Und wir appeasen – diesmal kann wirklich niemand sagen, er hätte es nicht gewusst. Wir müssen den Mut haben, nicht wegzusehen, nur so kann man den Frieden wahren.

Ronald Reagan soll einmal gesagt haben „Die Geschichte lehrt, dass Kriege beginnen, wenn die Regierungen glauben, dass der Preis der Aggression niedrig ist“. Doch die Geschichte – der beste Lehrmeister – hat bekanntlich die schlechtesten Schüler. Die deutsche wie die europäische Außenpolitik ist vollständig in den Appeasement-Modus umgeschwenkt. Wir versäumen es, die Flamme zu ersticken und werden einen Waldbrand ernten.

Der Autor ist 16 Jahre alt, Gründer der klassisch-liberalen Schülergruppe LJB und gibt in diesem Zusammenhang den Schülerblog apollo-news.net heraus, auf dem dieser Beitrag und das Video oben bereits erschienen.

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David Simon / 18.10.2018

Eins ist mal sicher: Winston Churchill hätte seine helle Freude an diesem jungen Mann! Der ja so recht hat: Appeasement bedeutet eigentlich Unterwerfung. Die ja auch hierzulande gegenüber aggressivem Verhalten einwandernder Jungmänner (die im übrigen größtenteils bekennende Hitler-Vererhrer sind) zu beobachten ist. Was eben nicht zur Beruhigung der Lage führt, sondern im Gegenteil dazu, dass diese unsere Werte und Gesetze nicht ernst nehmen und immer aggressiver Raum einnehmen. Aber so lange es noch solch patente (was für ein kluger, gut recherchierter Text, was für ein tolles Video!) junge Leute gibt, gibt es noch Hoffnung!

Gerhard Giesemann / 18.10.2018

Ein interessanter Abriß durch einen jungen Autor, mein Respekt. Allerdings: Die Iraner sind keine Araber, und sie sind Schiiten, im Gegensatz zu den allermeisten Arabern, die Sunniten sind. Die Türken sind ebenfalls keine Araber, aber Sunniten, waren mal deren Beherrscher - bis sie den WW I verloren hatten, u.a., weil sie den falschen Verbündeten hatten, nämlich das Deutsche Reich. Die Zerstörer des osmanischen Reiches waren in erster Linie die Engländer (Lawrence of Arabia als Stichwort). Im Jemen bekämpfen die Saud schiitische Gegner, die von Iran unterstützt werden. Untereinander hassen die sich alle wie die Pest. Damit kann man (Macht)-Politik machen. Vielleicht ist oder wäre es gar nicht so falsch, die Türken ca 1000 Panzer in deutscher Lizenz vor Ort bauen zu lassen, Stichwort “Panzerfabrik” für die Türkei. Das bremst die Iraner. Es gäbe auch andere Möglichkeiten der politisch-diplomatischen Einmischung. Keine Möglichkeit sollte sein: Eigener miltärischer Einsatz - Ausnahme: Schutz von Israel, wenn es hart auf hart kommt. Das würden zuförderst die Amerikaner machen, notfalls mit Einsatz von Atomwaffen (taktische). Die Russen spielen auch mit, unterstützen den westlich geprägten Baschar Hafiz mit seinen Alawiten (aus durchsichtig-bekannten Gründen) - einer der wenigen halbwegs vernünftigen Akteure da unten - auch wenn die Propaganda hier was anderes verbreitet. Ägypten? Wenn sich der Nahe Osten selbst zerstört, also balkanisiert, so bleiben sie uns in Europa wenigstens vom Hals - wenn wir endlich die Invasion von arabischen Sunniten stoppen.  Insgesamt könnten die USA und die Russen gemeinsam das Gemenge dort in Schach halten. Auf Vernunft zu hoffen ist möglich, aber sinnlos (nach Loriot).

Thorsten Schmidt / 18.10.2018

“Den ethnischen Minderheiten und somit auch den Sudetendeutschen wurden Autonomierechte verwehrt ...” Hier bereits der erste Irrtum, bzw. ein Punkt der beachtet werden sollte, wenn von “Minderheiten” die Rede ist: Die Tschecho-Slowakei war zwar der Staat der Tschechen und Slowaken, allerdings waren die Slowaken zahlenmäßig nur die drittgrößte Volksgruppe (ca. 15% Anteil) in diesem Staat. Die zweitgrößte Volksgruppe waren die Deutschen (22%). Letztlich war die Tschechoslowakei ein Zwangsgebilde, das nach dem WK I zusammengeschustert wurde und für die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe nur Minderheitenrechte auf dem Papier vorsah (wie ebenso bei den anderen Minderheiten) aber tatsächlich eine sehr schändliche Unterdrückungspolitik gerade auch gegenüber der deutschen Minderheit betrieb. In Großbritannien war dies bekannt und es sollte die diesbezügliche Motivationslage Chamberlains nicht unterschätz werden, Hitler hier um fast jeden Preis entgegenzukommen, denn schließlich war GB maßgeblich an der Entstehung der Tschechoslowakei beteiligt und insofern moralisch Schuldig für die schlechte Lage der deutschen Minderheit. “Am Ende setzte Churchill sich allerdings durch, und seinem Mut und seiner Entschlossenheit ist es zu verdanken, dass das „Wunder von Dünkirchen“ (die spektakuläre Rettung der eingekesselten britischen Truppen in Frankreich zwischen dem 26. Mai und dem 4. Juni) gelang.” Das Wunder von Dünkirchen ist nicht Churchills Mut und Entschlossenheit zu verdanken, sondern dem Umstand die deutschen Truppen die Operationen Richtung Dünkirchen nicht voll bis zum Ende durchgezogen haben. Es kann dahinstehen ob dies nun auf Hitlers Mist gewachsen ist, der damit GB friedenswillig machen wollte oder ob Rundstedt diese Entscheidung unabhängig getroffen hat aus der Besorgnis heraus, bei weiterem ungebremsten Vormarsch seine Frontlinie zu überdehnen und für Flankenangriffe anfällig zu machen.

Albert Pflüger / 18.10.2018

Si vis pacem, para bellum übersetzt: Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor.  Diese Maxime ist uralt, sie wird Platon zugeschrieben, aber auch Chinesen kennen sie. Von unserer Regierung kann man- wenig überraschend- auch auf diesem Felde nichts erwarten. Der Zustand der Bundeswehr spricht Bände! Der Wille, einen potentiellen Gegner, wer es auch sei, abzuschrecken, ist nicht vorhanden, nicht einmal die Notwendigkeit, das Staatsgebiet vor Eindringlingen zu schützen, wird noch gesehen. Da ist es auch kein Wunder, daß Regimes wie das des Iran oder ein Erdogan leichtes Spiel haben. Oberstes Ziel der Merkel-Regierung ist die Selbstaufgabe Deutschlands. Wie sollte man aus dieser Haltung heraus erfolgreich Politik machen? Nur durch Verschenken deutschen Geldes sind noch vermeintliche “Erfolge” zu erzielen. Bitter ist das.

Jürgen Behrens / 18.10.2018

Ich bin von den Socken! Hervorragende Analyse eines jungen Liberalen. Der Artikel gehört in alle großen Deutschen Tageszeitungen…...... man(n) wird ja nochmal phantasieren dürfen….. Alles völlig richtig aber nichts davon findet sich in aktueller deutscher Politik wieder. Tragisch, wenn man durch Lernverweigerung die Geschichte nochmal wiederholen muss bzw. sehenden Auges in die grün-linke Apeasement Katastrophe läuft. Sehr gut, wenn junge, politisch interessierte Menschen sich für Ihre Zukunft einsetzen (wenn es denn schon die aktuelle Regierung/Generation nicht tut).

Frank Holdergrün / 18.10.2018

Sehr gute, zutreffende Gedanken, in so jungen Jahren, meine Hochachtung! “Wir versäumen es, die Flamme zu ersticken und werden einen Waldbrand ernten.” Wenn es nur ein Waldbrand wäre, ich vermute, der Autor wollte Weltenbrand schreiben. Dass die SPD mit Steinmeier und allen anderen Araber-Freunden mit in der ersten Reihe der Iran-Appeaser steht: ihr Abgang aus der Geschichte hat 1000 Gründe. Wie wahr: “Es ist grotesk, dass gerade wir Deutschen nicht glauben wollen, was ausgebreitet und offen – nicht mal mit dem Versuch einer Verschleierung belegt – vor uns liegt.”

Nico Schmidt / 18.10.2018

Sehr geehrter Herr Air Tuerkis, ein guter Vortrag zur Geschichte des Sudetenlandes. Ob er 1:1 auf den Iran zutrifft, wird die Geschichte zeigen. Bitte versuchen Sie nicht, die Bundeswehr für einen Einsatz im Iran zu motivieren. Das Handgemenge wäre schnell zu unseren Ungunsten zu Ende, da spätestens am Freitag die Fahrgemeinschaft der Soldaten nach Hause will, die Transporter nicht fliegen und die letzten 100 Panzer der Bundeswehr im Dienstzeitausgleich oder noch keine schwangerengerechten Sitze eingebaut sind. Ansonsten werden unsere großen Lenker schon einen Weg finden, mit dem Iran zu handeln. Man muß das eben alles differenziert sehen und mit dieser abschließenden Aussage wird es immer nur zu einer aufgeweichten Lösung reichen. MfG Nico Schmidt

K.H. Münter / 18.10.2018

Man kann es in gewissen Punkten auch anders sehen. Chamberlain war ein mit allen Wassern gewaschener Politiker, extrem erfahren und er konnte genau einschätzen wie schlecht es z.B. im Jahr 1938 um die die englischen Streitkräfte stand. Er brauchte Zeit und das war sicher mit ein Grund für seine Einwilligung zum Münchener Abkommen. Ein anderer Grund in England war die Einsicht, daß die Staatsführung der Tschechoslowakei mit ihren Minderheiten sehr schlecht umging. Davon betroffen war nicht nur die sehr große deutsche Minderheit sondern auch die Slowaken und ebenso die relativ kleine polnische Minderheit im Hultschiner Ländchen. Dieses Gebiet holte sich Polen im Nachgang zum Münchener Abkommen unter Androhung massiver militärischer Gewalt. Ob ein Waffengang Deutschlands gegen die Tschechoslowakei wirklich so verlustreich gewesen wäre ist ebenso Spekulation wie die Frage, ob der slowakische Teil der Soldaten tatsächlich gegen die Wehrmacht gekämpft hätte angesicht der jahrelangen Unterdrückung in diesem von Versailles künstlich geschaffenen Staatsgebilde. Österreich wollte sich schon 1919 und auch 1930 aus überwiegend wirtschaftlichen Gründen Deutschland anschließen. Das haben die Siegermächte von 1918 verboten. Im Jahr 1938 jedoch waren die Machtverhältnisse anders, auch weil Italien an der Seite Deutschlands stand. Abgesehen davon wäre die Volksabstimmung in Österreich auch unter internationaler Aufsicht ähnlich verlaufen. Die ganz überwiegende Mehrheit in Österreich wollte damals den Anschluß nach Deutschland. Wie das z.B. drei Jahre später ausgesehen hätte ist eine andere Frage. Was nun Chamberlain betrifft sorgte er dafür daß der englische Wehretat geradezu drastisch erhöht wurde, drastisch auch im Vergleich zu Deutschland. Nicht berücksichtigt wird auch der Umstand, daß Chamberlain zu dem Zeitpunkt schon Krebs hatte und seine Entscheidungen ab Kriegsbeginn zumindest untergründig davon beeinflußt geworden sein könnten. Es gäbe noch deutlich mehr .... zu erwidern.

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