Man muss kein Genie im Einsteinschen Sinne sein, um es in der SPD bis an die Spitze zu bringen. Die jetzige Führungsmannschaft beweist es. Man muss auch keine Ideen, kein Programm und keine praktische Politik-Erfahrung haben, es reicht, dass man vor Jahren als Bürgermeister einer Kleinstadt gescheitert ist, um sich für ein hohes Amt zu qualifizieren.
Ein besonderer Fall ist die Politikerin Aydan Özoguz, eine der sechs stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD, Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Sie ist durch einige extrem originelle Wortmeldungen aufgefallen. Frau Özoguz sprach sich gegen ein generelles Verbot von Kinderehen aus, da eine solche Maßnahme die jungen Ehefrauen "ins soziale Abseits" drängen könnte, während ihnen die Ehe ein gewisses Maß an Schutz biete. Im Zusammhang mit dem Verbot eines Salafisten-Vereins forderte sie die Sicherheitsbehörden dazu auf, bei Razzien "mit Augenmaß" vorzugehen, damit es nicht zu einer weiteren Radikalisierung der jungen Muslime komme. Der Kampf gegen die Islamisten sei nur gemeinsam mit den Muslimen zu gewinnen. Sie hat ein "Strategiepapier" zur Integration verfasst, in dem sie betont, Integration sei keine Einbahnstraße. „Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel. Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein.“ Das Zusammenleben müsse täglich neu ausgehandelt werden. Eine Einwanderungsgesellschaft zu sein, heiße, „dass sich nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssen“.
Zuletzt hat Frau Özoguz den Ausgang des Erdogan-Referendums ins rechte Licht gerückt und vor übertriebenen Reaktionen gewarnt."Unter dem Strich haben nur etwa 14 Prozent aller hier lebenden Deutschtürken mit Ja gestimmt. Das ist klar nicht die Mehrheit. Das muss man mal zur Kenntnis nehmen", sagte sie der "Saarbrücker Zeitung".
Eine kleine radikale Minderheit also, nicht repräsentativ für die türkische "Community", kein Grund zur Aufregung. Obwohl sich Frau Özoguz ganz furchtbar aufregt, wenn die AfD bei irgendwelchen Wahlen auch nur in die Nähe dieses Wertes kommt.
Wie sind die 14 Prozent zustandegekommen? Wir wissen es nicht. Vielleicht hat sie Kopfrechnen auf einer Hamburger Gesamtschule gelernt, vielleicht hat sie einfach keine Ahnung, wie Prozentzahlen errechnet werden, auf welche Bezugsgrößen es dabei ankommt.
Die nackten Zahlen sehen so aus:
In Deutschland leben etwa 2,9 Millionen Deutschtürken, Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, die entweder den türkischen, den deutschen oder beide Pässe haben.
Etwa 1,43 Millionen waren bei dem Referendum wahlberechtigt.
Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten hat an der Wahl teilgenommen. In absoluten Zahlen: 661.000.
Etwa 63% derjenigen, die zur Wahl gegangen sind, haben mit Ja gestimmt (416.000), 37% mit nein (245.000).
Wenn man nun die Zahl derjenigen, die mit Ja gestimmt haben (416.000) auf die Gesamtzahl der Deutschtürken (2,9 Millionen) bezieht, dann landet man in der Tat etwa bei den 14 Prozent, die Frau Özoguz ermittelt hat. Genau genommen sind es noch weniger, 12 Prozent. Und so könnte man auch sagen: 88 Prozent der in Deutschland lebenden Deutschtürken haben nicht für Erdogan gestimmt.
Wenden wir diese Methode probeweise auf die letzte Bundestagswahl an.
Im Jahre 2013 gab es in Deutschland rund 80 Millionen Einwohner. Wahlberechtigt waren 62 Millionen, die Wahlbeteiligung lag bei 72 Prozent. Das heisst: 44,6 Millionen nahmen an der Wahl teil. Würde man nun die 41 Prozent der Stimmen, die auf die CDU entfielen, auf die Gesamtzahl der Einwohner beziehen, könnte man sagen, dass nur etwa 22 Prozent die CDU gewählt haben. Hört sich doch schon ganz anders an, oder? Fast 80% haben Merkel nicht gewählt, Kinder, Greise und ein paar Deutschtürken mitgezählt!
Das ist der Trick, mit dessen Hilfe Frau Özoguz die Zahl der Erdogan-Fans in Deutschland runterrechnet. Von 63 Prozent auf 12 bis 14 Prozent. Als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration macht sie eine prima Arbeit. Sie wird ja nicht fürs Rechnen bezahlt. Das muss man mal zur Kenntnis nehmen.