Artikeltyp:Meinung

Mini-Serie “Neues aus Bottrop” (4): Wie es Sonja in die Fußnote 42 schaffte

Von Henryk M. Broder und Joachim Steinhöfel.

Vergessen wir die Metropolen der Welt und widmen uns Bottrop. In der „zweitkleinsten kreisfreien Stadt in Nordrhein-Westfalen“ (Wiki) spielt das wirkliche Leben – und jetzt regelmäßig auch bei uns.

Was bisher geschah.

Ich möchte bei allen Bottropern, nicht zuletzt im Namen der dort in den größten Faulgastürmen der Welt Beschäftigen, dafür um Verständnis bitten, dass ich hier noch einmal auf das von Sonja Schraven (Gemahlin des Schraven, David, dessen Aktivitäten auch in Wanne-Eickel nicht unbemerkt geblieben sind) gegen mich eingeleitete Gerichtsverfahren zurückkommen muss. Anlass dafür gibt ein beeindruckender Schriftsatz ihrer Anwälte, der deren Format durch seine intellektuelle und fachliche Brillanz effektvoll dokumentiert. Ich habe übrigens nicht behauptet, und werde das auch in Zukunft nicht tun, dass Sonja die sicher happigen Kosten dieser Könner nicht privat trägt, sondern der ganze Spaß irgendwie von Correctiv quersubventioniert wird, weil die Frage ihres Geburtsortes für den teilweise gemeinnützigen, teilweise bilanziell überschuldeten (Correctiv UG) Konzern überlebenswichtig ist. Was ich mir bei diesen Leuten so alles vorstellen kann, steht auf einem anderen Blatt.

In dem Verfahren wird von Sonjas Anwaltsfähnlein bekanntlich behauptet, die von mir in einer früheren Auflage von „Die digitale Bevormundung“ gemachte Behauptung, sie sei nicht nur Bottroperin, sondern „gebürtige Bottroperin“ sei „diskreditierend“ und eine Persönlichkeitsrechtsverletzung von "nicht hinnehmbarer Intensität". Auch der Mittelschüler weiß, dass, wenn man das Verfahren nun schon einmal angezettelt hat, man in dieselbe Richtung weiter argumentieren muss. Bottrop schlimm, da geboren, ganz schlimm. Dies schreibt nun Sonja Schravens Anwältin an das Gericht:

„In seiner Antragserwiderung Iegt der Antragsgegner [das bin ich] lang und breit dar, dass sich die Antragstellerin [die Schraven] für ihren Wohnort (Bottrop) engagiert und mit diesem identifiziert. Er Iässt allerdings außer Betracht, dass sich auch und insbesondere daraus die besondere Bedeutung des Geburtsortes für das Ansehen der Antragstellerin ergibt. Denn das Engagement der Antragstellerin für Bottrop ist Ausdruck einer besonderen Wertschätzung für ihren Wohnort. Sie engagiert und identifiziert sich mit Bottrop, obwohl sie hier nicht geboren ist. Sie ist nicht die kleingeistige Person, als die sie der Antragsgegner in seinem Buch darstellt, die in eine lokale Seilschaft hineingeboren wurde. Abträglich für das Persönlichkeitsrechts ist gewiss nicht der Umstand, in Bottrop geboren zu sein selbst. Wie bereits in der Antragsschrift umfassend dargelegt ergibt sich der herabsetzende Charakter der Falschbehauptung des Antragsgegners nicht aus dem Ort, sondern aus dem Kontext, in den der Antragsgegner den Ort setzt. Er zeichnet in seinem Buch von der Antragstellerin das Bild einer provinziellen Person, die qua Geburt Teil einer Gruppe ist, die sich gegenseitig begünstigt und Vorteile verschafft.“

Was mir nicht recht einleuchten will, ist, warum diese suizidalen Zeilen auch noch gebührenpflichtig sein sollen. Aber ich will mich mäßigen, tönte es doch kürzlich irgendwo aus einem intellektuellen Faulgasbehälter, hinter meinem „Meinungsfreiheits-Aktivismus“ stünde in Wirklichkeit „ein ziemlich libertäres und eindimensionales Verständnis, das mit dem ‚Recht des rhetorisch Stärkeren‘ vielleicht besser beschrieben wäre.“ Wer will sich schon nachsagen lassen, der rhetorisch Stärkere zu sein. Das ist irgendwie so schrecklich 80er.

Sonja Schraven hat es mit ihrem Geburtsort-Aktivismus nun zu einer Fußnote in einem Nummer-1-Bestseller gebracht. Manche sagen, das sei für die Bottrop-Insassin der schönste Tag eines Lebens am Faulgasbehälter gewesen. Es würde mich glücklich, ja, auch ein wenig stolz machen, hätte ich ihr damit tatsächlich eine kleine Freude bereitet. Auf Seite 180 (Sonjas Lieblingsseite) findet sich ab der 6. Auflage von „Die digitale Bevormundung“ die ihrem Namen zugeordnete Fußnote 42 (in Fachkreisen auch Schraven-Fußnote), deren Auflösung auf Seite 223 wie folgt lautet:

„Die Bottroperin Sonja Schraven ist gegen die in einer früheren Auflage enthaltene Behauptung, sie sei ‚gebürtige Bottroperin‘, gerichtlich vorgegangen. Es handele sich dabei um eine ‚diskreditierende‘ ‚Falschbehauptung‘, so die für die Kaffeewagenbetreiberin auftretenden ‚Correctiv‘-Anwälte, von ‚nicht hinnehmbarer Intensität. Denn Sonja Schraven ist tatsächlich in Groß-Gerau geboren. Weltbekannt als Austragungsort des Hessentags 1994 und durch zwei Eisenbahnstrecken, die sich am östlichen Stadtrand in etwa in rechtem Winkel kreuzen.“

Man kann irgendwie schon jetzt sagen, dass das ganze Vorgehen des Bottroper Freundeskreises auf einer von Anfang an kühl durchdachten und auch sehr erfolgreichen Strategie beruhte. Da kann man auch mal Glückwünsche ins Revier schicken.

Foto: Montage achgut.com

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Gabriele klein / 14.09.2024

PS: hab noch was vergessen zu fragen:  unter “Shitstorm für SPD-Politiker wegen Foto mit Klitschko - „Prösterchen auf den Krieg“27.07.2022, Von: Patrick Freiwah (Merkur)  kann ich aufm Bild kein Sektglas erkennen. Auf dem Bild der FAZ zu.“Sektfoto aus dem Krieg   Melanie Mühl 27.07.2022, frag ich mich auch wo das Sektglas von Frau Faeser u. H. Heil abgeblieben ist. Hier wäre meine Frage an Correctiv: Haben die jetzt eigentlich Sekt getrunken oder nicht?  Bei Klitschko kein Problem, da mein ichs gut zu erkennen. Aber, war der nicht Bürgermeister in Kiev als dort laut TAZ v. 29.4. 2021 Hunderte zum Gedenken an die Gründung der Waffen-SS-Division Galizien aufmarschierten? Und, ist jetzt Frau Faeser gegen Rechts auf diesem Balkon oder ist sie es nicht nicht? Danke fürn “Fact-Check”.....

D. Blum / 14.09.2024

Schade, dass sich so renomierte Autoren mit solchem Pipikram beschäftigen,während um sie herum das Land vor die Hunde geht. In der letzten Zeit - seit der finanziellen Bedrohung von Achgut - ist kaum noch ein wirklich kritischer Bericht von Belang zu finden. Was ist los? Themen gibt es genug. Wo sind die Autoren, deretwegen ich Achgut aufgesucht habe?

Gabriele Klein / 14.09.2024

Jenseits vom Kaffeewagen wäre meine Frage an Correctiv wie folgt: Anlässlich d. Pressekonferenz D. Trump /Dr. Merkel i. Weißen Haus 2017,bilde ich mir ein, in mehrfacher Auflage, ein Video gesehen zu haben, dessen Ablauf ich wie folgt in Erinnerung habe: Auf Bitte v. Journalisten um “Handshake” bietet Dr. Merkel ihre Hand an ohne dass D. Trump sie ergreiftt.  Dieses Video mit diesem Ablauf finde ich nicht mehr.  (Nur noch eine Tonspur auf deutsch konnte ich lokalisieren mit einem Reporter, der das Geschehnis anscheinend damals auch so wahr nahm wie ich. (Andre Zeugen?)  Das Video das ich heute sehe scheint mir ansonsten gleich wie das damalige, nur dass halt Dr. Merkel sich nach der Bitte um” handshake” zu Trump neigt und was frägt,  Meine Frage an Correctiv wäre:  habe ich mich damals getäuscht oder erinnert sich Correctiv auch noch so wie ich an diese Berichterstattung u. ein Bild mit ausgestreckten Hand der Kanzlerin, und Trump der nicht drauf eingeht?  Falls ja, wäre d. nächste Frage, welches Video spiegelte das Geschehen nicht korrekt wieder: das damalige oder das heutige, in welchem nur noch erkenne, dass, nach d. Bitte um “handshake” sich die damalige Kanzlerin zu Trump dreht u. etwas frägt?  Ich habe alle video varianten als you tube varianten in Erinnerung.PS:  Auf 17.12.2019 ∙ Der Biograph ∙ funk ARD1 (gefunden mit Stichworten Trump Merkel Besuch 2017 erfährt man was Dr. Merkel fragte Video ist jedoch kein life video mehr sondern Trickfilmartig mit Sprechblasen in welchen veranschaulicht wirt was Dr. Merkel fragte. Also Version 3 käme noch hinzu. Welche stimmt?

Ralf.Michael / 14.09.2024

Strange Times - Strange Grammars ! Jetzt weiss ich auch endlich, warum die Deutsche Sprache für Westfalen, Gross-Gerauer und Sunstige so unsäglich schwierig ist. Die Schule vermittelt ja mittlerweile nix mehr. Da ist dann doch so Mancher zwecks exakter Definition auf den erprobten juristischen Beistand doch massiv angewiesen. Ich selbst bin (und war auch nie) gottseidank weder noch aus einem der Käffer beheimatet, sondern GrossStädter ! Jedenfall meinen Dank Herr Steinhöfel. Sie haben mir das Wochende gerettet (habe selten so gelacht).

Frank Mora / 14.09.2024

Die 4., wie auch schon die 3. Auswalzung ist ein warnendes Beispiel dafür, daß ein Thema durch zu ausgiebige Widerholung totgeschrieben wird (nicht werden Kann)

Detlef Rogge / 14.09.2024

Wer Bottrop kennt, dem gefällt’s überall.

Manfred Wetzel / 14.09.2024

Da jetzt der Namen meiner Heimatstadt fällt (Wanne-Eickel) muss ich mich zu Wort melden. Sozusagen als Eingeborener. Das der Herrn Schraven irgendwie bemerkt würde, dürfte sich in engen Grenzen halten. Auch das dreifache rufen seines Namens ruft keine Reaktion unter der Urbevölkerung aus. Es werden weder die Kinder von der Straße noch die Wäsche von der Leine geholt. Auch der Griff zum heiligen Weihwasser oder zum silbernen Kreutz unterbleibt. Er dürfte in Wanne-Eickel weder bekannt noch weltberühmt sein.

Holger Chavez / 14.09.2024

An der Bratwurscht fehlt die Kurry-Sose.

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