Artikeltyp:Meinung

Mini-Serie “Neues aus Bottrop” (2): Faultürme

Von Henryk M. Broder und Joachim Steinhöfel

Vergessen wir die Metropolen der Welt und widmen uns Bottrop. In der "zweitkleinsten kreisfreien Stadt in Nordrhein-Westfalen" (Wiki) spielt das wirkliche Leben – und jetzt regelmäßig auch bei uns. 

Was bisher geschah.

Man muss aufpassen. Es verbreiten sich schon jetzt üble Gerüchte über Bottrop, und seinen Insassen und einem gebürtigen Ortsansässigen droht die Hutschnur zu platzen, wie er die Öffentlichkeit in der Sprache bildungsferner Schichten wissen lässt.

So ist das in den sozialen Netzwerken kursierende Gerücht frei erfunden, Sonja Schraven sei beim Grenzübertritt in die kreisfreie Großstadt Bottrop ohne Pass („Den hab ich verloren“) aufgegriffen worden, habe schnell „Groß-Gerau“ gerufen und einen Asylantrag gestellt. Auch das Zitat ist eine Lüge, die rechte und rechtsextreme Kreise aktuell verbreiten.

Richtig ist allerdings, dass die Kläranlage Bottrop mit einer Kapazität von 1,3 Millionen Einwohnerwerten eine der größten und modernsten Kläranlagen Europas ist. Das glauben Sie nicht, dann lesen Sie es doch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung nach. Das ist aber noch nicht alles. Die Faulbehälteranlage (im Volksmund und bei Wikipedia auch: Faulturm) mit ihren vier weithin sichtbaren, 54 Meter hohen Türmen ist mit einem Gesamtvolumen von 60.000 m³ die größte der Welt. Es muss also jede Menge S... in Bottrop produziert werden, und wer da am meisten bei der Faulbehälteranlage abliefert, darüber soll sich jeder selbst ein Urteil bilden.

Ob einem das ganze Ding um die Ohren fliegen kann, wenn einer da am offenen Klärbecken raucht oder mit erhöhter Temperatur zu nahe ran geht, das weiß ich nicht. Mit erhöhter Temperatur wären wir dann auch schon bei dem preisgekrönten Ausnahmejournalisten David Schraven aus Bottrop. Seine Frau – Sie erinnern sich vielleicht – wurde „diskreditiert“ und in „nicht hinnehmbarer Intensität“ in ihrem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt, weil sie in einer früheren Auflage von „Die digitale Bevormundung“ als „gebürtige Bottroperin“ bezeichnet worden war (siehe auch Folge 1 dieser Serie).

Schravens Grammatik Bottroper Art

Nun wird sich niemand wundern, dass ich eine gegen mein auf dem Markt befindliches und recht erfolgreiches Buch gerichtete Abmahnung mit dem etwas kuriosen Ansinnen öffentlich gemacht habe. Ausgerechnet dem Schraven, der selbst von morgens bis abends mit Correctiv zum Wohle der Demokratie Umsturzversuche aufdeckt und seine Funde öffentlich macht, gefällt das nicht. Ihn stört, wenn dies publik wird. Und wie: Er verfasste ein Posting (ich glaube auf LinkedIn war es), in dem er sich wie folgt vernehmen ließ:

„Herr Joachim Nikolaus Steinhöfel – Sie verbreiten Falschmeldungen über meine Frau und beleidigen sie, wenn meine Frau sie auffordert korrekt zu arbeiten. Meine Frau hat mit Ihnen nichts zu schaffen. Dass Sie sich nicht an mir abarbeiten mit ihrem Hass, sondern an meiner Frau, zeigt, wessen Geist Kind Sie sind. Sie sind degoutant.“

Schravens Grammatik Bottroper Art blieb unangetastet. Dass ich nichts mit seiner Liebsten „zu schaffen“ habe, ist ja nur bedingt richtig, wenn man bedenkt, dass sie mich abgemahnt hat. Aber die Logik ist dem David seine Sache nicht. Und mit der Beleidigung, die es nicht gibt, hat er ebenso unrecht wie mit dem „Hass“. Weil die Postings von Schraven wirklich niemand liest, habe ich ihm etwas unter die Arme gegriffen und das holprige Gewese gepostet; und es kommentiert:

„Ich hasse Herrn Schraven nicht. Er ist mir eigentlich recht gleichgültig. Ich halte ihn für einen allenfalls zweitklassigen Journalisten, der allerdings geschickt darin ist, Millionenspenden zu akquirieren und als Vorfeldprogagandist für den Staat journalistische Integrität preiszugeben. Gelder, die er (Stand letzter veröffentlichter Geschäftsabschluss 31.12.2021) in Höhe von knapp 1 Million Euro in einer gemeinnützigen Gesellschaft ansammelt. Eigentlich ist er nur ein Fall für das Finanzamt, das die Gemeinnützigkeit prüfen sollte. Und wenn seine Holde mich abmahnt und das Echo nicht vertragen kann, ist das das Problem der Bottroper. Ich vermute, ihr Mann hat sie da reingetrieben, und nun hängt der Haussegen schief (reine Spekulation).“

Zu solchen Vorfällen hielt der große Bottroper Jürgen von Manger schon vor vielen Jahren fest:

„Hier im Revier tut man manchmal gern' ein' heben
Und an so ein' Tach kriecht man zuhause meist noch Krach
Dat ich nich' lach'!“

Diese Gelassenheit wünsche ich Herrn Schraven. Er braucht seine Energie für wichtigere Sachen. Für die Rettung seiner laut Bundesanzeiger „bilanziell überschuldeten“ Correctiv UG zum Beispiel.

Verlust für die Bottroper Kaffee- und Gemütlichkeitskultur

Und auch den Schraven ihr Kaffeewagen tut ein Schicksalsschlag drohen. Wie man der Bottroper Lokalausgabe der WAZ, die ich aufgrund meiner Verbundenheit zu dieser kreisfreien Großstadt mit den weltweit größten Faultürmen natürlich kostenpflichtig abonniert habe, entnehmen kann, macht die Partnerin der bekannten „Marktviertel Café UG“ mit ihrem Café Schluss. Mit dieser 1000-Piepen-Firma betreiben die Schravens ihren Kaffeewagen. „Nun ist für Christina Fischer, die viele noch als Christina Berger kennen, Schluss“ („Café Kram in Bottrop sucht Nachfolge: Inhaberin hört auf“, WAZ vom 04.09.2024). Der Verlust für die Bottroper Kaffee- und Gemütlichkeitskultur ist, so hört man, groß („Guter Kaffee, hausgemachte Kuchen, Mittagstisch, auch in vegetarischer oder veganer Variante, das alles in gemütlicher Atmosphäre, ein wenig wie ein zweites Wohnzimmer für viele Gäste“, schreibt die WAZ in vielleicht etwas zu anpreisender Diktion).

Zum Abschluss noch ein paar Leckerbissen aus der digitalen Welt zum unerschöpflichten Themenkreis:

E. Jacobs unter einem Welt-Artikel: „Frau Schraven hat aber auch wirklich alles Pech der Welt. Erst die unglückliche Partnerwahl und, als wäre das nicht genug Elend für mehrere Leben, jetzt noch der falsche Geburtsort. Manche trifft es eben knüppeldick.“.

Patrick Bosch, Facebook: „Mit dem Thema ‚an Frauen abarbeiten‘ kennt sich Herr Schraven mutmaßlich aus, wenn man so auf den Fall Dworeck-Danielowski zurückblickt.“

Margit auf X: „Hahaha! ‚Degoutant‘ muss er im Wörterbuch nachgeschaut haben. Er scheitert ja sonst schon an ganz alltäglichen Wörtern, an ihrer Rechtschreibung und der Syntax. Macht jetzt plötzlich auf Bildungsbürger“

Foto: Montage achgut.com

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Leserpost

netiquette:

Gerd Heinzelmann / 08.09.2024

Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass Frau Sawatzki kein schlechtes Gewissen mehr hat. Jürgen Vogel war es nicht.

D.Graue / 07.09.2024

Ach herrlich. Bitte um Fortsetzung, entgegen manch anderen Kommentatoren. Erfrischend, solchen Leuten mal mit den eigenen lächerlichen Methoden beizukommen und dafür eben mal Niveaulimbo mitzuspielen. Darüberhinaus auch aufschlussreich, deren dünnhäutige Hilflosigkeit und armseliges Gestammel zu lesen. Für mich so ein wenig Ersatz für die früher erheiternden Beiträge von Herrn Schneider.

F.Bothmann / 07.09.2024

Die Bottroper Kläranlage wird von der Emschergenossenschaft betrieben. Die Kläranlage ist so groß weil dort das Abwasser aus mehreren Ruhrgebietsgroßstädten geklärt wird. Auch aus Essen, das südlich an Bottrop grenzt und wo Correctiv seine Büroräume rat. Übrigens im selben Gebäude wie die Brost-Stiftung. Auch ein Indiz für den grundlegenden Medien- und Altsozen-Filz im Ruhrgebiet.

Johannes Schuster / 07.09.2024

“Einen guten Überblick über die ausgedehnten Beckengruppe bietet der Aussichtshügel” Hurra, Deutschland 2024: Ferienziel, ein Aussichtspunkt um dampfende Scheiße zu betrachten. Die Anstalt macht einen Ausflug: Heute das das Vorklärbecken anschauen und hernach in der WFB Kondome aus dem Rechengut aufrollen und bei den Grünen als Öko - Upcycling verkaufen.  Ich glaube es hat uns alle, es ist verständlich, nachvollziehbar und menschlich aber gezuckert gaga.

Rainer Schmidt / 07.09.2024

Was mit den Ruhrbaronen und einem Angriff auf die SPD Kandidatin Hannelore Kraft begann wurde mit einer 3 Mio Anschubfinanzierung für Correctiv durch die Brost-Stiftung doch noch auf einen guten Weg geführt. Was mit dem Mann fürs Grobe und vermeintlichen Doppelagenten Reiner Pfeiffer in der Engholm-Barschel Affäre unkontrolliert und personalisiert startete hat mit den institutionalisierten groben „Recherchen“ seine gemeinnützige Professionalisierung erfahren. Ob Bottrop wirklich die Schaltzentrale dieser Denkfabrik ist? Vielleicht. Klärwerke werben ja mit dem Spruch: Wir klären das!

Andreas Rochow / 07.09.2024

Das ist journalistischer Slapstick mit Rechtsberatung. Eine Form, die patentiert werden sollte. Mir fällt in Anlehnung an die ARD-Marke “Hart aber fair” der Arbeitstitel “Korrekt aber tief” oder “Bottroper Imbiss” ein. Die Spannung steigt! Wird mit der plötzlichen Aufgabe des Kaffeewagens eine brisante Buchführung entsorgt?

Jens Frisch / 07.09.2024

Ich musste bei der “Bottroper Kaffeebude” direkt an Loriots “Wuppertaler Herrenboutique” denken. In diesem Sinne: Krawehl! Krawehl! Taubtrüber Ginst am Musenhain! Trübtauber Hain am Musenginst! Krawehl!

Klara Altmann / 07.09.2024

@ Nachtrag: Natürlich müsste sich mein früherer Beitrag an Herrn Steinhöfel gerichtet haben, nicht an Herrn Broder, pardon. Aber er ist eben mit auf dem Bild und niedliche Schleifchen mit Davidstern ziehen den Blick an, während ich wohl automatisch an der Bratwurst vorbeischaue. Insbesondere, wenn sie direkt über dem Kopf so deplatziert wirkt.

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