„Es ist alles schon einmal gesagt worden“, hat Karl Valentin einmal gesagt, „nur noch nicht von allen“. Warum trotzdem mein Thema geschlechtsneutrales Deutsch?
Weil es hier leider keinen Unfug gibt, der nicht so grob wäre, dass er nicht von einem anderen noch übertroffen werden könnte (Professorx Hornscheid). Seit Jahren erstaunt es den Freund der deutschen Sprache, was gewissen durchgeknallten Berufsemanzen noch alles einfällt, um diese Sprache nochmals weiter zu verhunzen. Und wie feige und fast schon automatisch der übliche Kotau der Gutmenschen-Mehrheit unseres Landes vor dieser Vergewaltigung erfolgt.
Woher dieser phänomenale Erfolg einer kleinen, aber umso entschlosseneren und rücksichtslosen Minderheit?
Ich habe lange darüber nachgegrübelt, und ich glaube, ich weiß es jetzt: Es ist das schlechte Gewissen der Männer. Denn dass Frauen über Jahrhunderte benachteiligt worden sind, steht außer jeder Frage. Und außer jeder Frage steht auch, dass jeder halbwegs gebildete Mensch das heute weiß. Und das schlechte Gewissen der anderen ist in allen Lebensbereichen der beste Hebel zum Durchsetzen eigener Interessen auch gegen alle Regeln der Vernunft und des gesunden Menschenverstands.
Gegen diesen Giftvorwurf des Unterdrückers kauft sich dann der ämtersuchende Politiker einen Ablassbrief mittels der Formel „Liebe Bürger und Bürger“. Das -innen wird meistens schon gar nicht mehr genannt, diese Formel reicht aus als Unterwürfigkeitserklärung vor dem Hohen Gericht der Emanzipation. Und fortan hat man seine Ruhe vor dieser Pest.
In Wahrheit ist natürlich die Benachteiligung der Frauen lange vorbei. Ich selbst hätte es in allen Stadien meiner Berufslaufbahn erheblich leichter gehabt, wäre ich eine Frau gewesen. Und die von Ministerin von der Leyen immer wieder hervorgekehrte Minderbezahlung von Frauen für gleiche Arbeit ist eine glatte Lüge. Ganze 23 % weniger sollen Frauen verdienen als Männer. „und das bei gleicher Arbeit!“ (so Ursula von der Leyen kürzlich vor dem Deutschen Bundestag).
Frauen verdienen im Durchschnitt weniger, weil sie lieber Sozialpädagogik studieren als Maschinenbau. Diese von-der-Leyen-23% sind „zum größten Teil darauf zurückzuführen, dass Frauen und Männer unterschiedliche Arbeit leisten“, schreibt die FAZ. „Während die Hochlohnbranchen der Industrie Männerdomänen sind, prägen Frauen die niedriger entlohnten Sozialberufe; zudem arbeiten sie öfter Teilzeit und sind seltener in Spitzenpositionen.“
Und deshalb erhalten Frauen „für die gleiche Arbeit“ gerade nicht nur 77 Prozent des Einkommens von Männern. Sie verdienen zwar weniger, aber nicht, weil sie für die gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt werden, sondern weil sie unterschiedliche Arbeit leisten (im Großen und Ganzen, Ausnahmen in die eine oder andere Richtung findet man natürlich immer). So verdient ein Monteur auf einer Ölplattform in der Nordsee ein Mehrfaches der Küchenhilfe, aber der Monteur ist typischerweise männlich und die Küchenhilfe weiblich.Aber auch Diskriminierung von Männern soll es geben; männliche Pornodarsteller etwa sollen erheblich schlechter entlohnt werden als ihre weiblichen Mitagenten.
Informativer als dieser 23%-Unterschied der Durchschnittslöhne und -Gehälter ist das vom Statistischen Bundesamt ausgewiesene „bereinigte Lohndifferential“: Das zerlegt die durchschnittliche Differenz der Frauen- und Männergehälter in zwei Teile: einen, den man mit den oben genannten Unterschieden erklären kann, und einen, den man mit diesen Unterschieden eben nicht erklären kann. Der wird dann als derjenige Lohnunterschied interpretiert, der auf einer Ungleichbehandlung beruht; laut Statistischem Bundesamt beläuft er sich auf rund 8 Prozent.
Aber auch diese 8 Prozent sind immer noch zu viel. Denn die Konstruktion identischer Vergleichsgruppen, die sich nur hinsichtlich des Geschlechtes unterscheiden, bleibt notwendigerweise immer unvollkommen. Kämen noch weitere, in diesen 8 Prozent nicht berücksichtigte lohndeterminierende Faktoren wie Länge der Berufserfahrung oder Körperkraft hinzu, würde die bereinigte Lohndifferenz vermutlich weiter sinken.
Aber auch vier oder 5 % sind natürlich immer noch zu viel und nicht gerecht. Aber wo findet man in der Wirtschaft schon Gerechtigkeit? Z. B. verdienen Katholiken weniger als Protestanten. Und auch in anderen Lebensbereichen werden sie klar diskriminiert. So sind rund 34 % aller Bundesbürger sind katholisch. Aber unter den Abgeordneten im Deutschen Bundestag sind es nur 20 %, in den Vorständen deutscher DAX Konzerne nur 15 %. Und unter den evangelischen Landesbischöfen ist kein einziger katholisch. Wie wär’s mal einer Katholikenquote? Frau von der Leyen, übernehmen Sie!