In Deutschland wird nach dem "Kalifat" gerufen, seit geraumer Zeit schon. Deutsche nehmen es quasi hin, wagen nicht zu fragen, was genau das eigentlich bedeutet. Dabei ist es simpel! "Kalifat" bedeutet "MIGA": Make Islam great again.
In Deutschland wird immer öfter nach dem sogenannten Kalifat gerufen, und das schon seit geraumer Zeit. Zuletzt marschierten die Männer, die sich ein solches wünschen, in Hamburg auf. Es war eine Demo, initiiert von "Muslim Interaktiv". Im Mai hatte man ihnen noch verboten, wieder das Kalifat in Deutschland zu fordern (tagesschau.de, 11.5.2024). Also hielten sie damals Plakate hoch, auf denen "Censored" stand. Damit machten sie unmissverständlich klar, dass sie auch weiterhin zur Botschaft stehen, das Kalifat sei "die Lösung".
Diesmal forderten sie wieder offen das Kalifat, allerdings nur "im Nahen Osten" (tagesschau.de, 13.10.2024). Das mit dem Kalifat als "Lösung" für Deutschland ist damit vermutlich nicht aufgehoben. Es versteht sich vermutlich von selbst. Der bärtige junge Herr hinter "Muslim Interaktiv" ist übrigens Student in Deutschland (t-online.de, 29.4.2024). Und er darf auch weiter studieren. Anders als die Uni jener jungen Dame, die auf Sylt angeschickert "Deutschland den Deutschen" sang, prüft man in Hamburg nicht den Rauswurf dieses jungen Herrn. Es ist ja nicht so, dass in Hamburg studierende ausländische Islamisten jemals der Welt irgendwelche Probleme bereitet hätten.
Exkurs: Zur Kenntnis (genommen)
Was also tun die Deutschen betreffs solcher Ereignisse und Meldungen? Was die Deutschen als Nation hinsichtlich dieses Themas tun, wissen wir. Ich darf etwa auf meinen Essay vom 5.11.2023 verweisen, samt Video. Jener Text fragt im Titel: "Kalifat, wann?" Was aber tun die Deutschen als Einzelne? Die Deutschen, die es in den Städten betrifft, nehmen es zur Kenntnis. Viele grummeln. Andere überlegen, auszuwandern. Einige tun es dann auch.
Wir könnten damit beginnen, zu verstehen, was Kalifat überhaupt bedeutet. Ein Kalifat ist eine islamische Regierungsform, die von einem Kalifen (das bedeutet: Nachfolger) geführt wird, der als politischer und religiöser Führer der Muslime gilt. Der Kalif gilt als Nachfolger des Propheten Mohammed in weltlichen und religiösen Belangen.
Das erste Kalifat nach dem Tod Mohammeds war das Rashidun-Kalifat (632–661 n. Chr.), geführt von den Kalifen Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali. Nach einem Bürgerkrieg errichtete die Umayyaden-Dynastie ein Umayyaden-Kalifat. Dieses regierte von Damaskus aus und dehnte sich weit nach Westen aus. Es dauerte von 661 bis 750 n. Chr. Die Abbasiden-Dynastie verlegte das Kalifat nach Bagdad und führte eine gewisse Blütezeit der Wissenschaft und Kultur herbei (auf welche sich die islamische Welt bekanntlich bis heute beruft). Es endete 1258 n. Chr. mit der Eroberung durch die Mongolen unter Hulagu Khan. Mit dem Fall Bagdads endete erst mal die Existenz einer zentralen islamischen Autorität. In Kairo wurde dann ein nominelles Kalifat erklärt, doch das war tatsächlich mehr religiös als politisch.
Erst mit dem Aufstieg des Osmanischen Reiches gab es wieder ein Kalifat. Jenes nominelle Kalifat in Kario wurde beendet, und der osmanische Sultan Selim I. nahm den Titel des Kalifen an. Das osmanische Kalifat dauerte bis 1924 n. Chr. und wurde durch den berühmten Mustafa Kemal Atatürk wieder abgeschafft. Die Zahl der jungen Männer, die dieses Kalifat wiedererrichten wollen, diesmal in Deutschland, steigt – dank des Wahnes der Linken und dank des Steuergelds, das auch den Rechten abgenommen wurde.
Neu (aber eigentlich alt): MIGA
In der islamischen politischen Theorie repräsentiert ein Kalifat die Vereinigung der islamischen Gemeinschaft (genannt: Umma) unter einem einzigen Führer, der sowohl religiöse als auch weltliche Autorität besitzt. Es wird als ideale Regierungsform gesehen, die auf den Lehren des Propheten Mohammed und den Prinzipien der Scharia (islamisches Recht) basiert. In der Theorie würde ein Kalifat dazu dienen, die islamische Welt zu einen, Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen und die religiösen und weltlichen Angelegenheiten im Einklang mit islamischen Werten zu regeln.
Kalifat, das kann auch für nicht-radikale Muslime eine Sehnsuchtsidee sein. Es schmeckt nach glorreicher Vergangenheit. Nie wieder zerrissen sein zwischen den Verlockungen der Ungläubigen und den engen Grenzen der eigenen Tradition. Wir könnten "Kalifat" deuten als "MIGA": "Make Islam Great Again". (Statt "Islamist" können wir also sagen: "Mensch mit MIGA-Hintergrund".)
Doch die Umsetzung eines Kalifats wird einem ebenso simplen wie folgenreichen Dilemma begegnen: Eine Denkrichtung, die dazu erzieht, dass keine Alternative zu den von höheren Autoritäten vorgegeben Denkweisen gedacht werden darf, wird nur schwer neue Technologien erfinden und Wohlstand aus blanken Ideen erschaffen.
Alternativlosigkeit und Kreativität schließen einander aus
Die islamische Welt bringt weniger Erfinder, weniger global relevante Künstler und weniger wirklich kreative Unternehmensgründer hervor. Man versucht, dies durch durchgeknallte Bauprojekte zu kompensieren, finanziert von Ölgeld. Doch Kreativität beginnt damit, dass Kinder lernen, alles zu prüfen, wenig zu glauben und immer selbst zu denken.
Deutschland steigt auch deshalb wirtschaftlich ab, weil in Deutschland buchstäblich alles "Alternative" verteufelt wird. Alternativlosigkeit und Kreativität schließen einander aus. Kreativität ist ja das Finden und Erfinden von Alternativen. Ein Wohlstand, der auf Ideen (statt auf dem Verkauf und Verbrennen von Rohstoffen) basieren soll, setzt Kreativität und damit das Denken in Alternativen und Möglichkeiten voraus.
Der Chef des mit "umstritten" noch sehr euphemistisch beschriebenen Verfassungsschutzes nannte ein Kalifat "eine denkbare Staatsform" (siehe "Kleine Anfrage" 19.6.2024). (Sollten wir statt "Öko-Sozialismus" präziser "Öko-Kalifat" sagen?)
Meine Befürchtung ist nicht zuerst, dass Deutschland vom Islam gewaltsam eingenommen werden wird. Meine Befürchtung ist, dass zu viele der zu blindem Gehorsam erzogenen Deutschen (sprich: "der Guten") nicht nur heimlich die absolute Autorität eines Kalifats durchaus attraktiv finden – zumindest aber als denkbar bewerten.
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. Seine Website und das Blog-Magazin, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien finden Sie hier.