Marvin Wank / 22.02.2020 / 12:00 / Foto: Tim Maxeiner / 15 / Seite ausdrucken

Mietendeckel: Das Ende der Studententstadt Berlin

Ziel des Berliner Mietendeckels ist die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Warum das lediglich kurzfristig funktionieren kann, habe ich hier schon einmal dargelegt. Als der Artikel erschien, war das Gesetz und dessen exakter Inhalt noch nicht final. Am 30. Januar diesen Jahres wurde der Mietendeckel schließlich verabschiedet.

Ein Detail dürfte für die Studentenstadt Berlin besonders fatal sein: Der Mietendeckel gilt auch für Untervermieter. Diese Untervermietung ist besonders bei studentischen Wohngemeinschaften üblich; ein Generalmieter mietet dabei die gesamte Wohnung auf seinen Namen und vermietet die einzelnen Zimmer dann weiter.

Ein WG-Zimmer ist natürlich erheblich günstiger als eine komplette eigene Wohnung – gerade in beliebten Lagen. Doch der Mietendeckel macht die WG unattraktiv. Da der Mietendeckel auch für ein Zimmer innerhalb einer größeren Wohnung gilt, hat der Mieter der Gesamtwohnung schlicht kaum noch ein finanzielles Interesse an der Zimmervermietung. Dank des Mietendeckels ist die Gesamtmiete so günstig, dass er seine Untermieter rausschmeißen kann und so die ganze Wohnung für sich alleine hat.

Das führt zu einer massiven Reduzierung des freien Wohnraums. Kamen bislang drei Studenten in einer Wohnung unter, benötigen sie nun jeder eine eigene. Es gibt in Berlin derzeit etwa 200.000 Studenten. Wenn im Durchschnitt zwei Studenten in einer Wohnung wohnen und je einer ausziehen muss, dann werden in Berlin kurzfristig 100.000 neue Wohnungen benötigt. 

Dies wird dazu führen, dass Zuzügler in Berlin schlicht keine Wohnung finden werden. Selbst wenn sie bereit wären, hohe Mieten zu zahlen – sie dürfen es ja nicht. Der Markt kann die Situation nicht regeln, es ist ihm ja verboten. Es ist wie mit dem Trabi in der DDR: Er war unglaublich günstig, man hat nur keinen bekommen.

Marvin Wank studiert Wirtschaftsinformatik in Chemnitz. Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Jugendblog Apollo-News.

Foto: Tim Maxeiner

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Andreas Rühl / 22.02.2020

Dazu hat van mieses schon alles gesagt. Der naechste schritt muß sein, dass der Staat die Angebotseite übernimmt. Assisi enteignungen, zwangseinweisungen. Da der Staat die Gebäude weder erhalten kann noch will, gehen sie zugrunde. Dazu kommt die Tragik der allmende. Wissen wir alles, um so erstaunlicher, dass sich diese binsenweisheit in bestimmten kreisen nicht rumgesprochen hat. Insbesondere bei denen, die 40 Jahre lang versagt haben.

Jörg Themlitz / 22.02.2020

Und es wird das entstehen, was immer entsteht, wenn Mangel herrscht bzw. der erste Markt überreguliert wird. Es entsteht ein Zweiter Markt, unberechtigter Weise Schwarzmarkt genannt. So wie jeder für ein ausverkauftes Rammstein Konzert oder ein ausverkauftes Champions League Spiel noch Karten zum vier- fünffachen Preis kaufen kann, so wird er Erster sein, bei der Vergabe von Wohnraum. Zu “besichtigen” z.B. in Stockholm. Oder die Jüngeren hören mal auf die Erzählungen der Älteren, in diesem Fall DDR Bürger. Da lief das genauso. Attraktive Mietwohnungen gingen mit verdeckten Abstandszahlungen an den nächsten zahlungsfähigen Mieter. Bei attraktiven Grundstücken 2000,00 Ost Mark in der Urkunde, dazu 10.000,00 Ost Mark in der Handtaschen. Die Dreckskommunisten sind lernresistent und finden in jedem neuen Zug der einfährt, einen Doofen der auf ihren Stuss reinfällt. Der Trabbi war zum DDR Lohn gesehen, nicht billig. Und ein gebrauchter Trabbi war teurer als ein neuer Trabbi. So funktioniert LINKS.

Karl Krumhardt / 22.02.2020

In der DDR waren Wohnungen auch sehr billig - wenn man denn nach vielen Jahren oder überhaupt eine eigene bekam… Danke für den klugen Artikel, wir brauchen solche Leute wie Sie dringender denn je, Herr Wank! Hochachtungsvoll Karl Krumhardt

Ilona Grimm / 22.02.2020

@Johannes Schuster: Sicher ist richtig, was Sie schreiben. Aber der Mietendeckel hilft doch nicht gegen die Gier. Wenn es mit Immobilien nicht mehr funktioniert, dann läuft der Gierige eben zu den Weltklimarettungsaposteln wie Al Gore, Fräulein Neubauer et al. über. Auf deren Weiden gibt es bekanntlich viel üppig grünes Gras abzuweiden. Und kurz- bis mittelfristig dürfte ein entsprechender Mangel an WG-Zimmern tatsächlich unvermeidlich sein. Denn auch die Zimmer-Untervermieter sind auf ihre Weise “gierig” - nach mehr Platz für sich selbst zu einem erschwinglichen Preis.  Für mich nachvollziehbar. Ich würde in einer WG eingehen; habe es mal drei Wochen lang versucht und bin dann geflohen.

Steffen Huebner / 22.02.2020

Die Mietenexplosion in Deutschland ab Ende der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts hat mehrere Ursachen. In den neunziger und frühen zweitausender Jahren waren Mietsteigerungen in Deutschlands Ballungsräumen, wenn man mal von wenigen Ausnahmen absieht, durchaus moderat, zum Teil sogar Null. Wohnraum war reichlich vorhanden, in manchen Ballungsräumen gab es sogar ein Überangebot. Die Mieten zogen erst an, als die Nachfrage nach preisgünstigen Wohnraum das Angebot überstieg: nach der Schengen- Osterweiterung & Niedrlassungsfreiheit. Es gibt Beispiele, ganze Dörfer zogen aus Osteuropa nach Deutschland, die Presse berichtete. Millionen neuer EU- Bürger auf Wohnraumsuche in Deutschland. Zweitens: die Geldschöpfung auf Knopfdruck und Nullzinsen durch die EZB:  Milliarden Euros internationaler Kapitalbesitzer suchen werthaltige Assets für ihr Fiatgeld und das reichlich vorhandene Geld inflationiert diese. Der Goldpreis, seit 2005   auf fast 400 Prozent; Aktienwerte, den Firmenwert übersteigend u. mit hohen Refinanzierungszeiten und…  Immobilenpreisexplosien. Dazu kommen die immer teureren Umweltauflagen, steigende Baupreise und knappes Bauland. Fatal auch der Stillstand der Reallöhne, die nicht mehr mitziehen. Und Merkels permanenter Gesetzesbruch 2015 hat alles nochmal verschärft und dazu laufend 200.000+ Migranten pro Jahr - eine mittlere Stadt. Die Lage ist hoffnungslos, der Mietendeckel beseitigt nicht die Ursachen.

Jan Kandziora / 22.02.2020

Richtig gedacht, nur eben nicht weit genug, Herr Wank. Es geht hier nicht um die Lösung des Wohnraumproblems, sondern um die Schaffung einer ergebenen Klientel. Die steigt aufgrund des Mietendeckels, _besonders_ wenn dabei die Einwohnerzahl Berlins insgesamt sinkt. Win-Win.

B. Ollo / 22.02.2020

@Johannes Schuster: Genau so ist es. Ich habe ja zuvor von den studentischen Mietern mit weniger als der halben ortsüblichen Miete geschrieben. Was vielleicht nicht ganz klar wurde, ist, dass die Mieter, die ihre Wohnung jetzt kaufen wollten, nachdem sie sehr viele Jahre dort wohnen, selbstverständlich dann ausziehen wollten und die Wohnung selbst vermieten. Natürlich zu ortsüblichen Miete. Die haben nicht nur jahrelang viel Geld gespart, es wird ihnen nun als Arbeitnehmer auch von den Banken hinterher geschmissen. Da das Angebot ausgeschlagen wurde, muss aber niemand glauben, die würden nun trotzdem ausziehen und die Wohnung für jemanden frei machen, der weniger Geld hat. Nein. Die haben dann nach anderen Immobilien gesucht, einer bereits ein Haus gekauft, um diese zu vermieten. Selbst wohnen die aber weiter zur halben Miete. Haben ja einen Mietvertrag, der nicht ohne weiteres kündbar ist. Aber genau das wird in Berlin auch passieren. Mieter mit Festmiete kaufen andere Immobilien und vermieten die teurer, anstatt selbst dort zu wohnen.

Heiko Stadler / 22.02.2020

Der Mietendeckel scheint eine Maßnahme des Klimaschutzes zu sein, denn kein Investor wird mehr Immobilien bauen lassen, wenn ihm die Mieten diktiert werden. Ich selbst verkaufe meine Immobilien an Eigennutzer und investiere in Gold. Sollte auch noch der Kauf von Gold verboten werden, so verlege ich meine Firma ins Ausland.

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