Richter sind in diesem Land genau wo wenig davon ausgenommen, kritisiert zu werden, wie jede demokratisch gewählte Regierung. Warum also sollte ein Regierungsmitglied sich nicht ebenso an Gerichtsurteilen ärgern dürfen wie Jruisten sich über Regierungsäußerungen bzw. -maßnahmen ärgern können? Herr Braun tut es immerhin offen; der Verfasser hier mit dem sprechenden Namen “Justus Lex” bei lautstarker Berufung auf “Unabhängigkeit” unter Pseudonym. Derart unreflektiert und unkritisch, wie er die Formel von der “richterlichen Unabhängigkeit” anwendet, klingt’s wie aus einem schlechten Märchenbuch. Die “richterliche Unabhängigkeit” meint doch wohl Freiheit von direkter fremder Weisung; im übrigen sind Richter “unabhängig” im Rahmen geltender Gesetze. Es gab eine Reihe von Fällen, in denen ich mir gewünscht hätte, die Gesetze, die Richter klarer binden in dem, was sie und wie sie es zu beurteilen haben, hätten ihnen diejenigen Weisungen gegeben, die ihnen bei ihrer (Be-)Urteilung weniger ‘künstlerisch’ anmutende Freiheit gelassen hätten. Die Geschichte der Raser-Totschlags-Diskussion ist nur eine von vielen .... “Die Anwendung von Gesetz und Recht erfolgt bei den Gerichten nicht nach Gutdünken oder wie es einem gerade in den Kram passt, sondern nach objektiven Maßstäben und für jedermann gleich.” Der Satz ist, so wie er dasteht, einfach ein Witz. Die Geschichte der Revisionen “höchstrichterlicher” Urteile bietet reichen Lehrstoff. Die Geschichte richterlicher Selbstbefangenheit und Selbstrechtfertigung (Nazizeit-Urteile in der Nach-Nazizeit!) ebenfalls.
Zwar ungern aber fairerweise möchte ich anmerken, dass der Kanzleramtsminister im Welt-Interview ein Argument verwendet hatte, auf das der Autor nicht eingeht. Er wies darauf hin, dass die Regierungen Lockerungen aus sachlichen Gründen nur schrittweise vornehmen wollte, so dass es für ein Gericht gerade deswegen nicht schwierig sei festzustellen, dass man irgendwo den Gleichheitsgrundsatz verletzt sehe. Er meinte wohl, dass man dafür immer einen Grund fände, wenn man ihn finden wolle. Auf dieses Argument nicht eingegangen zu sein, schadet der Botschaft.
Die haben sich einfach so daran gewöhnt, dass sie machen können, was sie wollen, dass sie es gar nicht fassen können, wenn es mal ein Stoppsignal gibt, das sie nicht so einfach übergehen können. Die neuen Zwischenergebnisse der Heinsbergstudie dürften es der Politik auch schwerer machen, einfach so weiter zu machen. Aber die wissen noch nicht, wie sie ihre notwendige Wende verkaufen sollen. Zum Trost: die haben eine solchen Berg an Problemen produziert (EU, Wirtschaft, Euro, Energiewende etc.), das wird ihnen um die Ohren fliegen. Das wissen sie, deshalb dieser Dauerbedrohungsmodus, den mann sonst nur aus Diktaturen kennt
Ich verstehe sehr gut, warum der Autor ein Pseudonym verwendet. Berufliche Gefahren durch den Dienstherrn kann ich nicht beurteilen. Doch leicht gerät der Volkszorn in Wallung. Vor etwa vier Wochen erschien hier unter demselben Namen ein Text, der die Rechtmäßigkeit des Lockdowns behandelte und vom juristischen Standpunkt bejahte (“Corona-Maßnahmen verfassungswidrig? Eine nüchterne Erörterung”). Seither sind die Emotionen wohl noch weiter hochgekocht. Es ist eben eine extreme Zeit, in vielerlei Hinsicht.
@ Angela Seegers. Danke für den Link “gewaltenteilung.de”. Substantiell und hochinteressant. Zitat: ” die Politik ließ aber den 1949 vorgefundenen, aus dem Kaiserreich überkommenen Staatsaufbau unverändert. Bis zum heutigen Tage.” Das habe ich schon immer vermutet, jetzt weiß ich es. Für die interessierten Foristen: Der Autor ist kein Schwätzer, sondern pensionierter Richter mit einer Promotion, die durch einen Preis ausgezeichnet wurde.
beat@schaller, zur Hochform „auf“- laufen, nicht „ein“........Sie lustiger Schweitzer, ganz liebe Grüße Sabine
HB: “an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie bis zum zweite Bundestagsmandat 2009 angestellt.” Wie vorausschauend von Frau Merkel, den Mann anzustellen.
Klarname@Goldmann, relativieren Sie nicht so viel. Für die allermeisten Leser eines Schreiberlings mit Pseudonym ist es egal, ob der Blogbetreiber den Namen des Autors kennt, oder es sich um einen Phantasienamen von Karl Napf handelt. Schön, daß Sie uns mal den Unterschied erörtert haben, aber das ist hier NICHT das Problem. Ich spreche von der Meinung mit GESICHT, die ich mit meinem Namen in die Welt setze, als menschlichen, personifizierten Kontrapunkt, als Beispiel und Leitfigur, aufrecht und aufRICHTIG, das ist der Anspruch. Um Menschen zu bewegen sich gegen offensichtliches Unrecht zu erheben, bedarf es gerade im Widerstand offensichtlichen Muts und der Bereitschaft zum Risiko, (NOCH leben wir in einer Demokratie und nicht in China) um dieses - NOCH - zu verteidigen. Jeder der sein bequemes Hinterteil in Sicherheit zu wiegen glaubt, wird eines besseren belehrt werden. Die Netze sind ausgeworfen und werden ständig zusammengesurrt. Am Schluß ist es immer wie in jeder Diktatur, kein Geld, keine Freiheit, keine Rechte, keine eigene Meinung, nur noch ein stoisches Ableben der eigenen Lebensspanne, das aber in der SICHERHEIT, das sich nichts ändert. Ohne Aktion - keine Veränderung.
Sehr geehrter Herr Lex, bitte nicht den Begriff “Mutti” Merkel verwenden, da bekomme ich Pickel! Und ich kann auch nicht glauben, dass so ein ei..loser Wasserträger mutig genug wäre so ein Statement abzugeben. Das ist doch wieder Strategie, die Marionetten vorschicken und wenn zuviel Widerstand kommt behaupten, dass sie davon nichts wusste und nicht abgestimmt war. Das ist doch kein Einzelfall. Hoffentlich gibt es immer mehr solcher Urteile, habe mittlerweile arge Zweifel an unserer Judikative.
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