Peter Altmaier ist ein Pechvogel. Kaum, dass er einmal versucht, sich Gedanken zu machen, verliert er den Faden. Erst dieser Tage wieder verirrte er sich mit aufgeschnappten Schlagwörtern im Dickicht der Phrasen. „Wir wollen“, sagte er gegenüber dpa, „verhindern, dass es zu einem Sterben der Geschäfte in den Innenstädten kommt“.
Irgendwie muss der Wirtschaftsminister Wind davon bekommen haben, was der Handelsverband Deutschland (HDE) für den Herbst befürchtet: die Pleite von etwa 50.000 Geschäften im Einzelhandel. Eine Gefahr, die Merkels treuen Bernhardiner zur Hochform auflaufen ließ. Er werde „Konzepte zur Wiederbelebung der Innenstädte“ in Auftrag geben. Mehr Digitalisierung sei das Ziel.
Wie Merkel vor einigen Jahren wagte auch Altmaier den Sprung aufs Neuland: Wir müssen den Geschäftsinhabern in den Innenstädten helfen, ihre Kundenbeziehungen so zu digitalisieren, dass es auch den Modeläden und Schuhgeschäften zugutekommt … Wenn zum Beispiel ein Kunde ein Markenhemd online bestellen möchte, sollte er das nicht unbedingt beim Hersteller tun müssen, sondern die Möglichkeit haben, zum gleichen Preis auch über den Einzelhändler seiner Wahl online zu kaufen.
Ganz abgesehen davon, dass diese Möglichkeit längst besteht, wie soll sich die City wiederbeleben, wenn auch noch das, was es dort zu kaufen gibt, im Internet angeboten und per Versandhandel ins Haus geliefert wird? Soll die Kundschaft mit dem Laptop unter Arm auf die Frankfurter Zeil, die Düsseldorfer Kö oder den Ku'damm pilgern, um draußen vorm Laden die Bestellung online aufzugeben?
Und wie verhält es sich mit der Gastronomie, der empfohlen wird, sich auf die gleiche Weise aus der Patsche zu ziehen, am eigenen Schopf? Schauen wir uns auf dem Bildschirm an, was wir in der Stadt essen könnten, wofür wir uns aber gar nicht mehr auf die Socken machen müssen, weil schon die Bilder satt machen?
Man könnte über die Posse lachen, wäre es nicht zum Erbarmen, dass Peterchens neueste Mondfahrt abermals mit einer Bruchlandung endet, noch ehe sie begonnen hat. Da wollte der arme Teufel etwas zum Besseren bewegen und dann gerät er nur wieder in den Nebel der Phrasen. Statt Wege aufzuzeigen, die zurück in die Innenstädte führen, lockt er die bedrohten Einzelhändler auf den Holzweg.
Warum sollten sie weiterhin Läden finanzieren, wenn sie ihre Geschäfte ebensogut aus dem Home Offce betreiben können? Dass er das nicht überschaut, wollen wir dem Wirtschaftsminister nicht vorwerfen. Erstens hat er mit bester Absicht große Töne gespuckt. Und zweitens, was kann er schon dafür, dass die Organisation der Volkswirtschaft mehr verlangt, als sich mit den gängigen Schlagworten zusammenreimen lässt?
Schließlich ist er auch nur ein Mensch, pardon! ein Politiker.